28. April 2025

In welcher Farbe wird man am besten gesehen?

Wer leuchtend grüne Kleidung anhat, wird auf Fahrrad am besten gesehen. Das behauptet die Seite Francevelo, leider ohne die zugrunde liegende Studie anzugeben. 

Die meisten Warnwesten sind gelb, manche mit leichtem Grünstich, aber das ist offenbar gar nicht die beste Farbe, um von Autofahrenden auf weitere Entfernung erkannt zu werden. Während vom Auto aus ein gelb gekleideter Radfahrer auf 37 Meter erkannt wird, sind es bei einer grün gekleideten Radlerin schon 130 Meter (siehe Grafik unten). Woher diese Zahlen kommen (im Original sind "foot" angegeben), habe ich bislang noch nicht herausgefunden. Allerdings liegt dem keine neue Erkenntnis zugrunde, sondern gängiges Wissen, wenn auch nicht sonderlich bekanntes Wissen. Unsere gesunden Augen haben halt besonders viele Rezeptoren für Grün, weil das in der Natur die wichtigste Farbe ist. 

Grün ist wohl die einzige Farbe, die unser Auge ohne Anstrengung wahrnimmt, sogar als Erholung empfindet. Mit Rezeptoren für Blau, sind wir dagegen eher dürftig ausgestattet. (Blau ist übrigens eine Farbe, die wir Menschen erst spät benennen und damit als Himmelblau oder Meerblau sehen lernten.) Rezeptoren für Gelb haben wir gar nicht, sondern nur für Blau, Grün und Rot, aber damit können wir Millionen verschiedener Farben sehen und und unterscheiden. 

Festhalten lässt sich, dass helle gelblich-grünliche Kleidung im Straßenverkehr sinnvoller ist als schwarze, blaue oder rote. Übrigens ist das bei Dunkelheit noch wichtiger für Fußgänger:innen als für Radfahrende, denn Fahrräder haben für die Nacht eine Beleuchtung, die sie eigentlich gut erkennbar macht. Autofahrende erkennen weit vorausfahrende Radler:innen vor allem aber auch an den gelb-orangefarbenen Reflektoren an den Pedalen und ihre Auf- und ab Bewegung. Und wenn sie auch noch einen Körper erkennen, der in einer hellen Jacke steckt, mag das helfen, ist aber wohl gar nicht so entscheidend. 

Wenn man bei Dunkelheit Reflektoren trägt, dann am besten an den Fußknöcheln, denn die Fußbewegung ist das auffälligste und unverwechselbare Signal dafür, dass man mit einem Radfahrer rechnen muss. Ist das Rad anständig beleuchtet (und hat vielleicht noch ein paar zusätzliche Reflektoren), braucht man am Körper aber eigentlich keine Reflektoren. Wenn Autofahrende uns nicht sehen wollen, dann sehen sie uns auch in Leuchtwesten nicht. 




20 Kommentare:

  1. Natenom ist trotz vorbildlicher Sichtbarkeit von einem Autofahrer totgefahren worden.

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  2. Ich bin schon am hellicten Tag mit einer quietschgelben Jacke beim Linksabbiegen mit ausgestreckten (auch quietschgelbem) Arm "übersehen" worden.
    Das Problem sitzt hinter dem Steuer der KFZ, ist unfähig nach vorne zu sehen und das dort Gesehene angemessen zu berücksichtigen. Wieso sollte man sonst mit Vollgas auf der Autobahn in die Baustellenabsperrung rasen. Die ist orange, mit einem riesigen gelb blinkenden Zeichen darauf und wird durch Schilder und zusätzliche Blinkzeichen sogar noch angekündigt. Sowas kann man nicht "übersehen". Solange beim KFZ-Führer nicht die Einsicht besteht, dass man immer voll auf das Verkehrsgeschehen konzentriert sein muss, solange helfen Warnfarben, Blinklichter, Beleuchtung etc. nichts.
    Karin

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    1. Ein schönes Bild zu dem Thema (sorry für Twitter...) https://x.com/SurreyRoadCops/status/1276451659913342976

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  3. ... Es wäre wirklich wichtig die Studie zu kennen, denn neben der Farbe der reflektierenden Fläche hat das Licht der Lichtquelle einen entscheidenden Einfluss.
    Egal welche Kleidung, die kann nur reflektieren was die Lichtquelle ausgestrahlt hat.
    So ist die Lichtfarbe bei LED Scheinwerfern größer als bei Halogenscheiwerfern, das dürfte die Sichtbarkeit von gelb grünlichen Flächen im Vergleich zu gelb orangenen verschieben.

    Das Thema Pedalreflektoren sehe ich etwas kritischer. Ich fahre immer mit aktiver Beleuchtung und da habe ich die alte großflächige Version. Ich habe allerdings nichts dagegen, dass Autofahrer die von hinten kommen nicht zwischen Leichtkraftrad und Fahrrad unterscheiden können. Manch einer meint Radfahrer müssten im Straßengraben fahren und Leichtkrafträder mit einer ggf nur geringfügig höherer Geschwindigkeit werden auf der Fahrbahn akzeptiert.

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    1. Lichtfahrbe größer: gemeint war höhere Lichttempetatur (Also 6000K LED vs 3 -4000K beim Licht das über einen Glühfaden erzeugt wird)

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    2. Weiße Scheinwerfer LEDs haben natürlicherweise kein Spektrum wie natürliches Licht (Sonne oder Lampen mit Glühfaden/Lichtbogen) und damit im strengen Sinn keine Lichttemperatur. Oft ist es sinnvoll das Spektrum von LED-Weißlicht dem natürlichen anzunähern, aber ich kann mir gut vorstellen, dass das bei Fahrzeugscheinwerfern gar nicht das Designziel sein muss (eben um bestimmte Farben für Menschen sichtbarer zu machen durch mehr Licht in dem Bereich) -- vielleicht ist es aber genormt(?).
      Orientieren würde ich mich also an so einem Experiment wie oben, vorausgesetzt es wird mit hinreichend verschiedenen (insb. repräsentativ ausgewählten) Fahrzeugmodellen gemacht.

      Erkennung als Kleinradfahrer/Radfahrer: Stimme Dir zu, dass es sich positiv auswirkt wenn man weniger in der Kategorie Radfahrer wahrgenommen wird, allerdings tags und nachts auf verschiedene Weise. (1) Mit dem Liegerad hatte ich auf meinem Arbeitsweg bessere Überholabstände (neben der anderen Form bin ich aber auch schneller damit gefahren) als mit dem Rennrad (beide mit Seitentaschen, etc), (2) Seit ich einen wesentlich besseren (auch wesentlich teurer, daher rede ich es mir vielleicht schön ;)) Scheinwerfer mit optional Fernlicht (und Tagfahrlicht) benutze werde ich gefühlt vom Gegenverkehr wesentlich weniger ignoriert (geblendet usw.). Vielleicht gibt es auch etwas weniger Gegenverkehr der mir seitlich zu nahe kommt obwohl Platz wäre, kann ich aber nicht beschwören.

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  4. Dann sollte die SSB ihre Stadtbahnen zügig in grün umlackieren, dann werden sie auch nicht mehr so oft übersehen

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  5. Hmmm... Grün mag in der Stadt funktionieren. Ob mir das auf meinem Arbeitsweg hilft, wo ich überwiegend auf Wirtschaftswegen aber auch auf einer Bundesstraße ohne Radweg außerorts unterwegs bin und nur ein kurzes Stück am Stadtrand, das bezweifle ich. Da wäre ich vom Grün um mich herum doch schlecht zu unterscheiden.

    Und dann ist da noch dieser Blogpost und die darin verlinkte Studie: https://dasfahrradblog.blogspot.com/2025/01/kann-ein-radfahrer-als-mensch.html
    Also je auffälliger ich mich kleide, um so eher werde ich gesehen, gleichzeitig aber weniger als Mensch wahrgenommen.

    Nur blaue Kleidung scheint gleichzeitig unauffällig und "unmenschlich" zu sein.

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  6. Ich fahre mit einem vollflächig reflektierenden Rucksack. Dieser ist aus dem Material, aus dem Reflektorbesätze auf Jacken gemacht sind. Leuchtet wirklich sehr weit.
    Nichtsdestotrotz: die meisten Radfahrer werden aktiv übersehen oder, weil der KFZ-Fahrer abgelenkt ist.

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  7. Ich lehne es ab, in vorauseilendem Gehorsam irgendwas anzuziehen, was dann in der Regel genau gar nix nützt, denn das Problem ist nicht das Sehen sondern das Schauen.

    Umgekehrt wird uns Radfahrern aber gerne ein Strick draus gedreht, weil wir dies oder jenes nicht anghabt hätten.

    Ich lehne deswegen auch jeden dementsprechenden Diskurs von Radfahrern über sowas ab.

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    1. Ich habe neulich mal, als wieder in irgendeiner Randzeitschrift von Warnwesten gequatscht worden war, einen persönlichen Test gemacht, als nämlich ein dunkel gekleideter Radfahrer auf einer geraden Strecke an mir vorbei fuhr. Es war ein wolkiger Tag und der Radler war in 300 m Entfernung noch gut zu sehen.

      Wer einen Radfahrer erst bei 37 m sieht, gehört nicht hinter ein Steuer! 37 m fährt ein Auto bei 50 kmh in 3 Sekunden!

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    2. ... noch dazu wenn es darum geht was vor dem Auto zu sehen ist.
      Wenn ich aus 130 im Lichtkegel eines KFZ scheinwerfers gesehen werden will, dann meistens von hinten. Und damit ich von hinten auch schon aus 500m entfernung wahrnehmbar bin, habe ich aktive Beleuchtung.

      Grelle Farben könnten helfen um dort gesehen zu werden wo man eben nicht vom Auto beleuchtet wird, also als klassischer Radfahrer der von einem Rechtsabbieger gesehen werden will, Und da ist wichtig wie die Umbegebung beleuchtet ist, und ob irgend jemand meinte es wäre cool den Radweg mit Büschen oder durch Parkplätze von der Fahrbahn zu trennen, so dass der Scheinwerfer nicht wirklich sichtbar ist.
      Und all das hilft nichts, wenn der Fahrer oder die Fahrerin den Kopf nicht mal um 10° dreht. Leider hast Du recht, wenn Du schreibst, dass es nicht an der mangelnden Sichtbarkeit liegt, wenn man übersehen wird.
      Im Sommer fahre ich beide Wege (in die und von der Arbeit) bei Tageslicht und kann öfter mal in die Autos sehen. Die, die mich übersehen, machen nicht mal den Versuch ein Fahrzeug auf dem Radweg zu sehen.
      Da müsste man schon mit Blaulicht kommen und so die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, der Unterschied zwischen schwarzem Mantel und Warnweste ist in so einem Fall leider unerheblich.

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    3. ich hätte vielleicht deutlicher sagen sollen, dass ich Warnwesten persönlich für Unsinn halte. Ich fand es nur interessant, dass wir auf gelbe oder gar orangefarbene Westen setzen, obgleich hellgrüne offenbar besser gesehen werden. Und vielleicht sollte ich noch anmerken, dass alles nichts hilft, wenn Autofahrende Radfahrende nicht sehen wollen, also sehen, aber nicht wahrnehmen, und das ist der Hauptgrund, warum Radfahrende "übersehen" werden, nämlich "geflissentlich übersehen".

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    4. ... tut mir leid, wenn ich etwas aggressiv argumentiert habe. Wenn man die Erfahrung macht, dass man trotz grellgelber Regenjacke und Beleuchtung die den Stand der Technik (2017, als ich das Rad gekauft habe) markiert. immer wieder nicht wahrgenommen wird, dann sind bei mir leider Emotionen im Spiel.
      Besonders weil ich denke dass die Fragestellung, die so einer Untersuchung zu Grunde liegt, nicht stimmt. Wenn die Zeichnung stimmt, dann geht es darum was Autofahrer im primären Sichtfeld, ggf vom eigenen Scheinwerfer beleuchtet wahrnehmen. Ich denke, dass keine Kleidungsfarbe auch nur einen nachweisbaren Effekt hat, wenn das Rad StVZO konform ausgestattet ist.
      Die für mich relevante Fragestellung wäre, was getan werden muss damit KFZ Fahrer die abbiegen wollen, vorrangigen Rad und Fußverkehr wahrnehmen, und das mit dem Fokus auf Knotenpunkte innerhalb geschlossener Ortschaften, denn da passiert nun mal am meisten.
      Und in der Diskussion werden solche Studien gerne genommen um dem Radfahrer vorzuschlagen doch grell grün /gelb herumzufahren sonst dürfe er / sie sich nicht wundern wenn er / sie nicht gesehen wird.
      Und das ist der Punkt wo bei mir wieder die Emotionen ins Spiel kommen. Denn wann immer die Antwort sehr oberflächlich betrachtet zur tatsächlichen Frage passt, aber in Wahrheit ganz andere Sachverhalte beschreibt, ist das die Grundlage für kontraproduktive, oft populistische Meinungsmache. Das betrifft sehr viele Bereiche die nichts mit Radfahrern zu tun haben. Das Du Warnwesten nicht als sinnvolle Pflichtausstattung betrachtest war mir schon irgendwie klar. schon allein weil Du auf den Fotos niemals so was anhast.

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    5. "Und das ist der Punkt wo bei mir wieder die Emotionen ins Spiel kommen. Denn wann immer die Antwort sehr oberflächlich betrachtet zur tatsächlichen Frage passt, aber in Wahrheit ganz andere Sachverhalte beschreibt, ist das die Grundlage für kontraproduktive, oft populistische Meinungsmache"

      Exakt. Das ist der Punkt, der mich auch so ärgert, besonders wenn sowas dann auch noch von Radzeitschriften o. dgl verbreitet wird...

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  8. Es geht nicht nur um Farbe sondern auch und gerade um Kontrast, sowohl im physischen als auch psychologischen Sinn. Meist wird man ja vom Autofahrer "gesehen" aber nicht wahrgenommen.

    Wir kommen jetzt wieder in die "grüne" Jahreszeit. Aussenorts ist die überwältigende Farbe Chlorophyl-Grün. Wenn man sich auch so kleidet fehlt der Kontrast. Dann gibt es die hell-dunkel Wechsel an Sonnentagen z.B. bei Brücken/Tunneln oder dicht bestandenen Alleabschnitten. Da geht es um die "Streureflektion" des Umgebungslichts (nicht der Autoscheinwerfer, die sind meist aus).

    In beiden Fällen ist das "klassische" Fluo/Neon Gelb doch die bessere Wahl, mit Fluo/Neon Grün als Alternative. Aber das "Gelb" ist für Menschen mit Deuteranopie besser wahrnehmbar als das "Grün".

    Denn es gibt noch Rot/Grün Farbenblinde, für die gibt es ein spezielles Leuchtblau. Also am Besten Fluo-Gelb mit deutlichen Leuchtblau Akzenten, mit denen deckt man Protaponie und Deuteranopie ab (Tritanopie/Blauschwäche fängt das Gelb). Wegen der Verbreitung von Protanopie (Rotschwäche) ist man ja vom Signalorange(/-rot) abgekommen.

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    1. Diese Gedanken braucht man sich gar nicht machen, denn Leuchtwesten helfen nicht, wenn Autofahrende uns Radfahrende nicht sehen wollen. Nachts haben wir eine gute Beleuchtung, und tagsüber sind wir meistens sichtbar (es sei denn bei tiefer Sonne im Gegenlicht (wenn man im Auto gar nichts mehr sieht) oder bei anderen ungünstigen Lichtverhältnissen. Die meisten Zusammenstöße von Autofahrenden mit Radfahrenden ereignen sich tagsüber.

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  9. ... eine spannende Untersuchung wäre, ob bestimmte Farben helfe damit Radfahrer über einen leicht verdreckten Außenspiegel wahrgenommen werden.
    Das wäre mal eine Untersuchung wert.
    man kann den Versuchsraum auch erweitern in dem man unterschiedliche Gestaltungen der Knotenpunkte einbezieht, auch solche wo der Radverkehr schon lange sichtbar ist, wenn der Autofahrer noch hinter dem (normalen) Radfahrer ist.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Kleidung der Radfahrer bei der Wirksamkeit nicht weit vor der Kleidung der Autofahrer kommt, und die hat logischerweise keine Wirkung.

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  10. Die meisten Unfälle haben Autofahrer ja laut Statitik mit anderen Autofahrern als Unfallgegner.
    Und Autofahrer wissen sicherlich auch am besten, welche Autofarbe sie wählen müssen, um von anderen Autofahrern nicht "übesehen" zu werden :
    Grau (33%)
    Schwarz (26,6%)
    Weiß (19,9%)

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    1. Solche Zahlen finde ich interessant. Eine Lieblingstheorie von mir ist, dass dunkelgraue Autos besonders gefährlich sind, da sie öfter übersehen werden. Und dunkelgrau ist auch meines Wissens die häufigste Farbe.

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