18. April 2025

Wie kommen wir in Stuttgart schneller zu Radgaragen?

Wer ein Auto hat, darf es wohnortnah im öffentlichen  Raum abstellen. Aber wohin mit dem Fahrrad? Der Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen beginnt immer vor der eignen Haustür. Und deshalb beginnt die Mobilitätswende dort, wo wir wohnen. 

Essenziell sind für Radfahrende Radabstellanlagen und Fahrradgaragen, wo sie ihre Fahrzeuge sicher unterbringen können. Denn nicht alle, die gerne mit dem Fahrrad, vor allem dem schweren Pedelec fahren möchten, können Räder in den Keller tragen oder auf dem eigenen Grundstück abstellen. Und den Bau einer Radgarage auf dem eigenen Grundstück kann sich auch nicht jeder leisten (Foto). Tatsächlich aber nimmt der Radverkehr zu, sobald geklärt ist, wo man das Rad abstellen kann, ohne dass es nass geregnet oder Vandalismus oder Diebstahl ausgesetzt ist. Das Anschließen von Rädern an Schildermasten, Zäunen oder Hausgittern ist keine Lösung, zumal die Räder damit den Gehweg verengen und Fußgänger:innen behindern. 

Da das mit den Fahrradgaragen in Stuttgart nicht gar nicht gut vorankommt, darf jetzt die Leipziger Start-up-Firma VeloDepo in Stuttgart den langwierigen Weg durch die politischen Instanzen und Verwaltungsebenen antreten und dann - vielleicht - welche aufstellen. 

Dei Boxen bedecken einen Autosabstellplatz. In ihnen haben acht Räder Platz und die Dächer werden begrünt. Wie die Stuttgarter Zeitung berichtet, sollen vorerst 160 Fahrräder (nicht eben viele) die Parkplätze von 20 Autos ersetzen (auch nicht viele). Wo, ist noch unklar. 

Es wird sicher mühselig werden, denn die "Zweckentfremdung" von derzeit als Abstellflächen ausschließlich für Autos zweckentfremdeten Straßenrändern bedarf einer behördlichen Genehmigung. Und in solchen Fällen diskutieren nicht nur die Bezirksbeiräte mit, sondern sicherlich auch Anwohner:innen, die nicht Rad fahren und ihre Autos weiterhin so bequem wie möglich im öffentlichen Raum abstellen wollen. Die Stadt Stuttgart scheint willens, das Projekt zu unterstützen. Mal sehen, ob wir wirklich in diesem Jahr schon die ersten Radgaragen sehen. 

In meiner Nachbarschaft werden ein halbes Dutzend Fahrräder übrigens derzeit in einer Garage abgestellt. Garagen dürfen allerdings auch nicht zweckentfremdet werden, in ihnen dürfen nur Autos stehen, weil sie ursprünglich ja mal mit dem Bauantrag als Nebengebäude fürs Auto genehmigt wurden. Ein anderer Nachbar hat sich gerade in seinem Vorgarten aus Holz eine Fahrradgarage bauen lassen. Das dauerte tagelang und war mit Gründungsbauten sicher ziemlich teuer (Foto oben). Billiger sind Fertigboxen, die aber, wie die von Cervotec schon auch rund 1500 Euro kosten. Diese Anlage steht in Sonnenberg (Foto rechts)  Der Bedarf ist also da. VeloDepo muss die Fahrradboxen selber finanzieren und will das mithilfe von Sponsoren tun. Sie werden dann vermietet. Die Stadt finanziert über den Klima-Innovationsfond nur die Dachbegrünung, die Bedarfsermittlung und die Ämterarbeit. 

4 Kommentare:

  1. Das Problem besteht ja überall. Diese Boxen wünsche ich mir schon ewig. In den Niederlanden habe ich sowas schon vor langer Zeit gesehen, dort hießen sie "fietstrommel".

    In meiner Stadt ist immerhin schon der Wille da Autoabstellplätze in Abstellflächen für eScooter umzuwandeln, damit die nicht auf den Gehweg rumstehen (das funktioniert ganz gut). Zeit words dass auch Fahrräder angemessen Platz bekommen.

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  2. Die Herausforderung bei den Fahrradgaragen ist der tatsächliche Schutz der Räder. Viele preiswerte Hüttchen sind da eher Spielzeug und wenig nachhaltig und für einen stabilen Unterstand müssen (leider) >3000 € ausgegeben werden. Es gibt dazu auch aus Schwaben ein sehr pfiffiges und stabiles Produkt namens "Pedalo Radbox", wo die Räder sichtgeschützt eingestellt werden können und so keine Bedürfnisse wecken. Die Box braucht wegen der nach oben aufschwingenden "Türe" deutlich weniger Platz als die Betonhäuschen, die es ja ähnlich wie die Mülltonnenhäuschen gibt, und erschlägt so auch nicht den Vorgarten komplett. (bekomme von denen keine Provision und bin selber Badenser ...),

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  3. Interessanterweise ist Mobilität mit dem Fahrrad weit aus älter als der Gebäudebestand deutscher Städte und ich frage mich, wie das früher gelöst wurde. Vermutlich waren Innenhöfe noch nicht zugebaut/mit KFZ-Stellplätzen belegt.

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  4. in darmstadt haben studierende letztes jahr die vetokratie besiegt und für wenig geld einen schönen fahrradunterstandgebaut, der gleichzeitig auch noch pedelecs mit solarstrom lädt.
    da gab's dann sogar eine auszeichnung beim deutschen solarpreis.
    karl g. fahr

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