Ich stand mal eine Weile an der Gablenberger Hauptstraße vor dem Bioladen gegenüber dem Aldi. Und ständig überquerten Leute genau hier die Gablenberger Hauptstraße. Weil hier eine Einfahrt ist und keine Autos parken.
Sie müssen schauen und warten, weil viele Autos fahren. Da fehlt ein Zebrastreifen, sagte ich zu der Radlerin, mit der ich dort unterwegs war. Den habe die Stadt abgelehnt, antwortete sie, weil man zwischen zwei so dicht beieinander stehenden Ampeln mit Fußgängerfurten keine Zebrastreifen lege, dann müssten die Autos ja ständig anhalten.
Ich habe mir das auf dem Stadtplan Stuttgart angeschaut und ausgemessen. Die beiden beampelten Fußgängerfurten liegen ziemlich genau 200 Meter auseinander, je hundert Meter in die eine oder andere Richtung von dem Punkt aus gesehen, wo die Leute gerne rübergehen wollen.
Für hundert Meter braucht ein Mensch zu Fuß etwa eine gute Minute (viele auch zwei, wie ein Kommentator unten vorrechnet). Hundert Meter zur nächsten Ampel und hundert Meter zurück zum Laden gegenüber sind schon zwei bis vier Minuten. An der Ampel stehen und auf Grün warten dauert vermutlich auch noch mal eine Minute. Ganz abgesehen davon, dass der Mensch nicht gerne das 33-fache des direkten Weges geht (das muss er im Gegensatz zu Autofahrenden aus eigener Körperkraft tun), kommt noch eine Komplikation dazu: Man muss nämlich, egal, ob an der Libanonstraße oder auf der anderen Seite an der Pflasteräcker Straße, jeweils noch ebendiese beiden Straßen (ohne Ampel mit links und rechts gucken) überqueren, bevor man an die Drückerampel und Fußgängerfurt kommt und die Hauptstraße überqueren kann. Auf dem Rückweg zum Ziel ebenso.Fußgänger-feindlicher kann man die Hauptstraße eines Stadtteils nicht organisieren, wo Menschen hinkommen und einkaufen sollen. Alles gehört dem Auto, Autos fahren überall, Busse noch dazu. Die Autofahrenden haben alle die direkten Wege und sollen so wenig wie möglich anhalten müssen. Die Menschen zu Fuß aber bekommen zwei weit auseinander liegende Ampeln, und mehrere Querungen von Seitenstraßen (ohne Ampel und ohne Zebrastreifeh), wo sie ständig stehen bleiben und warten müssen, anstelle ihres direkten Wegs. Kinder möchte man da alleine nicht losschicken, mal schnell was aus einem Laden zu holen.
Ist jetzt kein Radfahrthema, ich weiß. Aber ich staune wirklich über diese Gnadenlosigkeit unserer Verkehrswelt den Menschen gegenüber, die nicht in Autos oder Bussen sitzen. Das kann doch eigentlich nicht wahr sein, dass es einer Stelle, wo alle rüber gehen, keinen Zebrastreifen gibt. Ganz abgesehen davon, dass man hier mit dem Auto noch 40 km/h schnell fahren darf. Da müsste der Bezirksbeirat doch einen Aufstand machen, es geht doch um die Menschen in ihrem Stadtteil (nicht um die, die im Auto durchfahren). Eigentlich wollte die Stadt ja sogar diese Straße mal zum verkehrsberuhigten Bereich machen. Das scheint längst verworfen und vergessen. Die Stuttgarter Zeitung hat gestern einen Artikel (Bezahlschranke) veröffentlicht, in dem sie auch auf den Lärm des Durchfahrtverkehrs verweist.
Und das Radfahren auf der Gablenberger Hauptstraße ist natürlich auch alles andere als angenehm bei den vielen geparkten Autos und dem drängeligen Autoverkehr, der bei Gegenverkehr nicht überholen kann.
Das ist herrlich absurd - wenn man wegen der Blechmauer geparkter Autos am Gehwegrand nicht die Straße überqueren kann und sich dann über die Lücke einer Einfahrt für Autos freut ... Danke, Autos!
AntwortenLöschen... die eine Minute / 100m ist eh optimistisch. Das sind 6 km/h und damit ein Tempo dass die wenigsten gehen, wenn es nicht darum geht, den Bus gerade noch zu erwischen.
AntwortenLöschenWenn man hier (wie sonst die KFZ Verkehr darf nicht eingeschränkt werden Fraktion) einen andere Menschen heranzieht, dann sind 1m/s also 100s für die einfache Strecke wahrscheinlicher. Und das ist noch keiner der Probleme beim Gehen hat, die die wirklich schlecht zu Fuß sind brauchen für 100 m wahrscheinlich mehr als 2 Minuten und damit wird ein einmal Straße queren eine Wanderung die die maximale Gehstrecke mancher Personen schon ausreizt.
Stimmt. Und mit Kindern dauert es auch länger.
AntwortenLöschenBis jetzt noch keine Kommentare, die das mit angeblichem ständigen und massiven Fehlverhalten von Fußgängern (z.B. Gefährdungen von, ich weiß nicht, Blinden oder Großmüttern oder blinden Großmüttern) relativieren wollen?
AntwortenLöschenDie Aussage, dass Autofahrende alle die direkten Wege haben, ist falsch. Nur ein Beispiel: Wenn ich mit dem Fahrrad vom nächstgelegenen Supermarkt nach Hause fahre, sind es 550 m. Mit dem Auto müsste man 950 m fahren.
AntwortenLöschen😭😭😭
Löschen*fährt 950m mit dem Auto zum Supermarkt*
Löschen*diskutiert Verkehrsprobleme*
🥳🙃😂
Da steht "... müsste man 950 m fahren". Es steht nicht, dass ich es tatsächlich mache. Ich laufe den Weg.
LöschenEs gibt hier aber mehr Durchgangsverkehr als Einkaufs- und Heimfahrt-Zielverkehr, und es ist schon die Frage, ob Autofahrende durch den Osten den direkten Weg nehmen müssen aufkosten von Fußgänger:innen und Anwohner:innen. Und mal ehrlich, für einen Menschen im Auto ist es schnurz, ob er 500 oder 900 Meter fährt. Er sitzt ja sehr bequem und muss sich nicht anstrengen.
AntwortenLöschenDie Pauschalaussage wird durch Ihre Antwort nicht automatisch richtiger.
AntwortenLöschenAußerdem mag es Ihnen vielleicht schnurz sein, wenn Autofahrer fast die doppelte Strecke fahren müssen. Ob das alle Autofahrer auch so sehen, möchte ich mal dahingestellt lassen.
Und dir sind die Fußgängerinnen und Fußgänger schnurz, die das 33-fache eines Weges gehen müssen und dafür 5 Minuten brauchen, statt dreißig Sekunden, um an diesselbe Stelle zu kommen. Die müssen alles mit Körperkraft machen, Autofahrende lassen sich kutschieren, und 400 Meter mehr kosten sie kaum eine Minute.
LöschenIch habe nicht bewertet, ob die Situation im Artikel gut oder schlecht ist. Mir ging es darum, zu zeigen, dass eine Aussage eine Pauschalisierung ist. Offensichtlich sind Sie jedoch nicht bereit, zu erkennen, dass dies der Fall ist, und ignorieren ein (von vielen möglichen) Beispiel, das belegt, dass Ihre Pauschalisierung der Realität nicht gerecht wird. Mir scheint, dass Sie Pauschalisierungen akzeptieren, wenn sie gegen den Autoverkehr gerichtet sind (z. B. „Alles gehört dem Auto“ oder „Autos fahren überall“). Dagegen wird bei Verallgemeinerungen zum Radverkehr (zurecht) eine Differenzierung gefordert. Ihre Unterstellung, mir sei der Fußverkehr egal, halte ich – gelinde gesagt – für ungerechtfertigt.
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