In Hennef in NRW wird eine Fahrradstation am Bahnhof mit knapp 400 Radparkplätzen gebaut. Neunzig Prozent der Kosten werden vom Bund als Förderung übernommen.
Die Stadt möchte, dass mehr Leute zum Bahnhof radeln und mit dem Zug weiterfahren. Deshalb sollen sie ihre Räder dort sicher abstellen können. Das ist gut. Wir alle wissen, dass es darum geht, die Zahl der Autofahrten, allemal mit Verbrennungsmotoren, zu reduzieren, damit wir unsere Klimaziele annähernd erreichen können und unser Planet für die Menschheit bewohnbar bleibt. Das scheinen Vertreter:innen bestimmter Parteien immer wieder völlig zu vergessen. In Hennef wiegelt die CDU gegen eine Radstation auf. Das hat mir Blogleser Andreas berichtet, der unlängst wieder in seiner Heimatstadt unterwegs war und mir Fotos geschickt hat.
Auch in Hennef (Sieg) fehlt das Geld. Allerdings wird die Radstation zu neunzig Prozent vom Bund gefördert. Ich schätze, gut 300.000 Euro muss die Stadt selber aufbringen. Wenn es um den Autoverkehr ginge, wäre das vermutlich keinen Aufstand wert, aber es geht eben um den Radverkehr und unsere Zukunft. Dieser fast automatisiert wirkende Protest gegenüber allen Technologien und Veränderungen, die umweltschonend und zukunftsweisend sind, erstaunt mich immer wieder. Jeder in umweltschonende Technologie und Infrastruktur investierte Euro zahlt sich aus. Einer neuen Studie des DIW zufolge bringt jeder Euro, der in Maßnahmen gegen die Klimakrise investiert wird, der Volkswirtschaft zwischen 1,8 und 4,8 Euro ein.
Man muss ja gar nicht damit einverstanden sein, dass der Autoverkehr reduziert werden soll, aber wenn er sich noch weiter steigert, würde der Stau zunehmen und die Kosten für die Städte wären viel höher als sie es für den Radverkehr sind. Jeder Mensch, der mit dem Fahrrad fährt, bedeutet ein Auto weniger in unseren übervollen Straßen. Da kann man doch den Leuten, die gerne Fahrrad fahren möchten, einfach ein Angebot machen. Fahrradförderung müsste eigentlich das essenzielle Interesse einer Autogesellschaft sein. Denn sie hilft, denjenigen, die Auto fahren müssen oder es unbedingt wollen, besser vorankommen. Warum also dieser ständige Kampf gegen die eigenen Interessen?
Die Radstation wurde vom ADFC schon 2016 vorgeschlagen. Sie soll in der Tiefgarage der Fahrradstation knapp 400 Rädern Platz bieten. Dazu kommt eine Fahrradwerkstatt, ein Fahrradhandel und eine öffentliche barrierefreie Toilette. Diese Station belegt einen Teil des Platzes. Der Marktplatz liegt jedoch auf der anderen Seite des Bahnhofs, wo auch das Stadtfest stattfindet. Auf dem hier gezeigten Platz findet eigentlich nichts weiter statt, berichtet mir Andreas. Die Fahrradstation könnte den Platz sogar deutlich aufwerten.
Spatenstich war am 1. September, also können wir davon ausgehen, dass die Station auch fertig gestellt wird und gratulieren Hennef zu der guten Entscheidung.
Es scheint eine Art Kulturkampf ausgebrochen zu sein. Fahrrad = grün = böse = kostet nur = bringt nichts, ÖPNV = für "Arme" = kostet nur = bringt nichts, Auto = bewährt = gut = bringt wirtschaftlich was. Alles was als "kostet" deklariert wird, muss eingespart werden, da darf man nichts ausgeben. Dass Forscher schon lange etwas anderes errechnet haben und dass sie schon lange warnen und Vorschläge machen, kommt bei der Tiktok-Whatsapp-Facebook-Blasen-Empörungsgesellschaft nicht an. Seriöse Artikel werden als Fake abgetan, wenn das Ergebnis nicht passt, Hauptsche die eigene Dummheit wird bedient.
AntwortenLöschenFrüher gab es mal einen Aufkleber mit einem Zitat einer indigenen Gruppe (früher Indianer), Ältere werden ihn noch kennen. Er ist aktueller denn je.
Karin
Hallo Zusammen,
AntwortenLöschenIch beobachte das auch hier in Bayern, die CSU Politiker haben Radfahrer als Vertreter der "grünen Ideologie" ausgemacht und alles was für Radfahrer gut sein könnte ist zu verdammen.
Ich vermute, dass die aktuelle Unsicherheit auf allen möglichen Feldern und ein Mangel an einfachen Lösungen dazu führt, dass man sich einfach 35 Jahre zurück wünscht. Und um dieses "früher war alles besser" Gefühl zu bedienen, bieten Populisten, zu denen leider auch immer mehr Politiker der etablierten Parteien gehören "Lösungen" mit denen versucht wird zurück in die 90er zu kommen.
Das man damit allerdings keine Lösungen für aktuelle Herausforderungen anbietet sondern nur das Gefühl vermittelt, dass wenn wir Veränderungen behindern sollte es wie früher werden, finde ich massiv bedenklich. Radverkehr ist hier nur eines der Felder, auch der Kampf gegen das Verbrenner aus ist eines und das Wettern gegen das Gebäudeenergiegesetz und dessen Rückabwicklung die niemandem etwas bringt. Das Verbrenneraus wird sogar von Vertretern der Automobilindustrie begrüßt, denn nur damit werden Infrastrukturmaßnahmen sinnvoll, mit denen keiner Geld verdienen kann (Ladeinfrastruktur im Mehrparteienwohnblocks)
Genau wie kein klar denkender Mensch eine neue Öl oder Gasheitzung in ein neues oder saniertes Haus bauen würde, ...
Ich verstehe nicht wieso sich Populismus so weit in die Mitte der Gesellschaft verbreitet hat. Früher war man damit zufrieden, einen hoffentlich kompetenten Volkvertreter gewählt zu haben, heute erwartet man in jeder Einzelfallentscheidung das der genau das macht was man sich so wünscht. Und die Parteien die versuchen die Entscheidungen zu erklären die richtig aber manchmal nicht nebenwirkunsfrei sind, verlieren.
Unsere Welt ist immer komplexer geworde. Das überfordert viele (einfach gestrickte) Leute einfach. Sie können die Komplexität (intellektuell) nicht verstehen. Da sind Leute, die "einfache" Lösungen verkaufen, gerne gesehen.
LöschenElektromobilität hat sich auch entwickeln müssen. Anfangs hatte man eine Reichweite von (großzügig) 100km, heute ist Reichweite nicht mehr so das Problem, jetzt ist es eher Infrastruktur (Ladesäulen), auch laden geht jetzt schneller und wird, nach neueren Berichten, noch schneller gehen, sodass Laden demnächst eher so lange dauert wie heute tanken. Die Entwicklung schreitet voran. Schaut Euch die Handys an, früher wenig Möglichkeiten, bei regelrechten Klötzen und heute leistungsfähige MiniComputer und das in nur wenigen Jahren.
Man sollte auf den Erfindergeist der Welt vertrauen.
Und: Nichts ist beständiger als der Wandel.
Karin
Die genannten Technologien sind Teil des Problems, nicht der Lösung.
Löschen"Man muss ja gar nicht damit einverstanden sein, dass der Autoverkehr reduziert werden soll, aber wenn er sich noch weiter steigert, würde der Stau zunehmen und die Kosten für die Städte wären viel höher als sie es für den Radverkehr sind. Jeder Mensch, der mit dem Fahrrad fährt, bedeutet ein Auto weniger in unseren übervollen Straßen. "
AntwortenLöschenTja, mit genau diesem Wirkzusammenhang leistet der separierte flächensparsame Radverkehr der Kernstädte einen Beitrag zur Sicherstellung weiterer Wachstumsmöglichkeiten des ökologisch relevanten MIV auf den mittleren und längeren Distanzen (-> Stauvermeidung).
Ist ja auch Kern des NL-Modells, das bekanntlich mit konstant wachsendem Autoverkehr aufwarten kann.
Aus ökologischer Sicht bräuchte es eine Radverkehrspolitik, die gerade nicht(!) das Label 'Autogerecht' verdient, sondern realisiert, dass es nur(!) mit push&pull möglich ist den weiter wachsenden MIV einzudämmen.
Rebounds und Backfire-Effekte müssen bei Überlegungen zu einer ökologischen Verkehrswende zwingend mitgedacht werden. Die Mechanismen von 'Induziertem Verkehr' sind ja hinlänglich bekannt und empirisch gesichert.
Alfons Krückmann
Früher waren die Grünen die Verhinderungspartei, heute ist es die CDU 😉.
AntwortenLöschenAndererseits kann ich die Aktionen der CDU, z.B. die Unterschriftenaktion Schwabtunnel hier in Stuttgart verstehen.
Wir haben uns seit Jahrhunderten hin zu einer künstlichen Umwelt und damit vor allem zu hoher physischen Bequemlichkeit entwickelt. Inzwischen ist Nutzung unserer Gliedmaßen nur noch zur Selbstoptimierung gewünscht. Das betrifft alle Lebensbereiche, die automatisiert oder digitalisiert werden können. Das sind Geschäftsmodelle, die den Verkauf von Gütern und Dienstleistungen vorsehen.
Die ehemals als Erleichterung gedachten Vorrichtungen werden nun zum Selbstzweck, um die wirtschaftliche Aktivität zu stützen.
Die Ermächtigung der Menschen, mit wenig Geld selbst zu entscheiden, und ihre Hände und Füße unkontrolliert einzusetzen wird als Affront gegen den sehr eng aufgefassten Fortschritt gesehen und als Bedrohung des eigenen abgekoppelten Lebensstils.
Insofern dienen diese Proteste folgerichtig der Systemerhaltung - in sich logisch.
Das Elektromobil übrigens ist eine andere Lesart des gleichen Gedankens, nur in D etwas verfemt, weil die deutschen Hersteller hinterherhinken.
Es geht nicht um Logik, Vernunft, das Klima, oder sonstwas, es geht um die Macht. Allemal für die Union.
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