Laut Polizeistatistik kamen dabei fünf Menschen zu Tode, drei Fußgänger, ein LkW-Fahrer und ein Motorrollerfahrer. Wobei Fußgänger in Stuttgart überdurchschnittlich oft in Unfälle verwickelt sind. Radfahrer waren 2014 nicht unter den Todesopfern. Zum Vergleich, Anfang der Siebziger Jahre gab es in Stuttgart noch gut 120 Verkehrstote.
Der Polizeistatistik zufolge stiegen Radunfälle um 8 Prozent von 415 auf 449, wobei 71 Radler schwer verletzt wurden, also ins Krankenhaus mussten.
Das liegt sicher auch daran, dass man zwei Winter bei relativ gutem Wetter praktisch durchradeln konnte. Mehr Fahrten, mehr Unfälle. Wir haben die kritische Masse noch nicht erreicht, wo Radunfälle abnehmen.
Die Hauptursache waren wie immer Fehler des Autofahrers beim Abbiegen. Auch sieht die Polizei eine deutliche Gefahr für Radler durch auf Radwegen parkende Fahrzeuge.
Nach Angaben de Polizei waren in 57 Prozent der Fälle Radler die Unfallverursacher. Das heißt jedoch nicht, dass Radler in all diesen Fällen andere geschädigt haben. Denn in 21 Prozent dieser Fälle, haben Radler ganz alleine den Unfall gebaut, sind an Bordsteinen abgerutscht, gegen Hindernisse gefahren oder wegen eines Fahrfehlers gestürzt. So genannte Alleinunfälle sind eines der größten Unfallrisiken für Radfahrer.
Noch öfter ereigneten sich Unfälle unter Radfahrern. In 35 Prozent der Fälle war somit ein Radfahrer schuld am Unfall, der andere Radler das Unfallopfer. Von den 57 Prozent sind also über die Hälfte (58 %) Unfälle, die allein Radfahrer betreffen.
In 42 Prozent der Fälle gab es Radunfälle mit anderen Beteiligten. Wobei der Polizeibericht nicht sagt, mit wem, anderen Autos oder Fußgängern. (Polizeibericht S.32) Drastisch zugenommen haben dabei die so genannten "Fehler bei der Straßenbenutzung" (was auch immer das heißt), mehr geworden sind auch Vorfahrtfehler, weniger dagegen Unfälle wegen zu schnellen Radelns oder wegen Abbiegefehlern.
Übrigens gab es 32 Pedelec-Unfälle, eine Steigerung um 50 Prozent. Das liegt sicher auch daran, dass viel mehr Pedelecs unterwegs sind. Grundsätzlich haben Pedelecfahrer/innen nicht mehr Unfälle als andere Radler.
Derzeit haben wir in Stuttgart 1.640 Kilometer Radwegnetz, wobei ich nicht sagen kann, was die Polizei damit genau meint, und ob da die freigegebenen Gehwege mit drin sind, beispielsweise der Neckardamm, der ja als Radweg betrachtet wird, obwohl er keiner ist. Ein Viertel dieser Strecken sind Radhauptrouten.
Die Zählstelle König-Karls-Brücke zählte am 21. Mai 2014 den Rekordwert von 5.599 Radfahrern. Und der Höchstwert in der Böblinger Straße lang bei 1.379 Radlern. Hier sind viele Radler unterwegs, aber es werden dort nicht sonderlich viele Unfälle gezählt. Unfälle haben also nicht unbedingt etwas mit der Radlerdichte zu tun. sondern wohl eher mit der Infrastrutkur, die Radler vorfinden und bewältigen müssen.
Die Polizei vertritt in ihrem Bericht die Ansicht, dass Radunfälle durch eine bessere Infrastruktur vermieden werden könnten. Sie sagt nicht, was sie damit meint. Aber logisch geführte Radrouten oder viele Konzeptwechsel mit Ampeln, an denen man nicht lange warten muss, tragen sicher viel dazu bei, dass Radler regelkonformer fahren.
Die Polizei meint auch, dass Helmtragen einige schwere Verletzungen verhindert hätte, hat aber auch festgestellt, dass ein Drittel derer, die mit Helm verletzt wurden, den Helm nicht richtig getragen haben.
Probelmatischer als Radler scheinen die Autofahrer zu sein. Im letzten Jahr wurde mehr nachts zur Diskozeit geblitzt und die Blitzer sind länger im Einsatz: Das Ergebnis ist eine Steigerung von 130 Prozent bei den erwischten Rasern. 20.600 Raser wurden geblitzt, der Schnellste auf der B27 bei Möhringen mit 214 km/h, wo nur 80 erlaubt sind. Über Tausend Fahrverbote wurden ausgesprochen. Unfälle unter Alkohol nahmen auch zu. Die Stuttgarter Polizei wünscht sich eine Null-Promille-Regelung.
Der Polizeistatistik zufolge stiegen Radunfälle um 8 Prozent von 415 auf 449, wobei 71 Radler schwer verletzt wurden, also ins Krankenhaus mussten.
Das liegt sicher auch daran, dass man zwei Winter bei relativ gutem Wetter praktisch durchradeln konnte. Mehr Fahrten, mehr Unfälle. Wir haben die kritische Masse noch nicht erreicht, wo Radunfälle abnehmen.
Die Hauptursache waren wie immer Fehler des Autofahrers beim Abbiegen. Auch sieht die Polizei eine deutliche Gefahr für Radler durch auf Radwegen parkende Fahrzeuge.
gefährlich und umständlich: Z-Bahnübergang |
Noch öfter ereigneten sich Unfälle unter Radfahrern. In 35 Prozent der Fälle war somit ein Radfahrer schuld am Unfall, der andere Radler das Unfallopfer. Von den 57 Prozent sind also über die Hälfte (58 %) Unfälle, die allein Radfahrer betreffen.
In 42 Prozent der Fälle gab es Radunfälle mit anderen Beteiligten. Wobei der Polizeibericht nicht sagt, mit wem, anderen Autos oder Fußgängern. (Polizeibericht S.32) Drastisch zugenommen haben dabei die so genannten "Fehler bei der Straßenbenutzung" (was auch immer das heißt), mehr geworden sind auch Vorfahrtfehler, weniger dagegen Unfälle wegen zu schnellen Radelns oder wegen Abbiegefehlern.
Übrigens gab es 32 Pedelec-Unfälle, eine Steigerung um 50 Prozent. Das liegt sicher auch daran, dass viel mehr Pedelecs unterwegs sind. Grundsätzlich haben Pedelecfahrer/innen nicht mehr Unfälle als andere Radler.
Gefährliche Hinternisse. Wer ist hier der Unfallverursacher? |
Die Zählstelle König-Karls-Brücke zählte am 21. Mai 2014 den Rekordwert von 5.599 Radfahrern. Und der Höchstwert in der Böblinger Straße lang bei 1.379 Radlern. Hier sind viele Radler unterwegs, aber es werden dort nicht sonderlich viele Unfälle gezählt. Unfälle haben also nicht unbedingt etwas mit der Radlerdichte zu tun. sondern wohl eher mit der Infrastrutkur, die Radler vorfinden und bewältigen müssen.
verwirrend und kompliziert |
Die Polizei meint auch, dass Helmtragen einige schwere Verletzungen verhindert hätte, hat aber auch festgestellt, dass ein Drittel derer, die mit Helm verletzt wurden, den Helm nicht richtig getragen haben.
Kleiner Hinweis zum Thema kritische Masse: Der Zusammenhang zwischen hohem Radverkehrsaufkommen und geringerer Unfallzahl pro gefahrenem Kilometer ist nicht so trivial, wie es die überall rumschwirrenden Grafiken andeuten. Tatsächlich weisen alle Länder mit hohem Radvekrehrsaufkommen relativ niedrige Unfallzahlen auf und umgekehrt scheint dies auch zu gelten, daraus aber eine Kausalität abzuleiten ist unsauber. Meines Wissens nach gibt es keine Untersuchung die dies belegen würde.
AntwortenLöschenEine andere Interpretation der Zahlen ist die, dass gute Radinfrastruktur sowohl zu hohem Radverkersaufkommen, als auch zu niedrigen Unfallzahlen führt.
Das würde dann aber bedeuten, dass wir nicht unbedingt mit niedrigeren Unfallzahlen rechnen dürfen, falls es uns gelingen sollte durch Werbung oder andere Maßnahmen den Radverkehrsanteil zu erhöen, wir aber gleichzeitig nichts an unserer schlechten Radverkehrsinfrastruktur tun.
Davon ab ein sehr interessanter Artikel, ich wollte das nur angemerkt haben.
Übrigens interessant, dass wir 450 Radfunfälle in einem Jahr im Stuttgart als hoch empfinden. Tatsächlich sind sie niedrig. Man schätzt den Radverkehr auf 8 Prozent. Würden Radler genauso viele Unfälle erleiden wie Insassen von Autos, dann müssten es an die 2.000 sein, sehr grob geschätzt. Ist es aber nicht. Radfahren ist sicherer als Autofahren oder zu Fuß gehen.
LöschenEine Kausalität abzuleiten ist auch eher schwierig. Die Qualität der Infrastruktur scheint jedenfalls eine wichtige Rolle zu spielen. Und zwar so, das "safety in numbers" im Ausnahhmefall England/GB sogar umgekehrt wirken kann. Siehe:
LöschenP. L. Jacobsen: Safety in numbers: more walkers and bicyclists, safer walking an bicycling, Injury Prevention 2003, 9, p. 205-209 http://injuryprevention.bmj.com/cgi/content/abstract/9/3/205
Leider leiten die populäreren Medien permanent eine Kausalität aus der Zahl der Fahrradunfälle ab. In der Regel ein, die den Radfahrern nachteilig ausgelegt wird (keinen Helm getragen, zu alt, auf dem Pedelec unterwegs, keine Schutzweste und überhaupt ...). Natürlich wissen wir, je mehr Radler, desto weniger Radlerunfälle gibt es im Verhältnis zu absoluten Zahl der Radler. Aber von der kritischen Masse sind wir in Stuttgart noch weit entfernt.
Löschen"Fehler bei der Straßenbenutzung" heißt normalerweise z. B. Gehwegnutzung, obwohl nicht freigegeben oder Radweg verbotenerweise in falscher Richtung befahren.
AntwortenLöschenDanke, so habe ich mir das auch gedacht, allerdings ist "normalerweise" nicht ehr präzise, könnten auch Einbahnstraßen in Gegenrichtung sein, auf der linken Straßenseite fahren, diagonal über eine Kreuzung sausen etc.
LöschenIch vergleiche gerade mit der Unfallstatistik 2013 http://www.polizei-bw.de/Dienststellen/PPStuttgart/ueber%20uns/StatistikenundBerichte/Ordner/2013/VuStatistik2013.pdf
AntwortenLöschenWas mir auffällt:
- Unfälle und Verletzte für 2013 in der 2014er Statistik sind niedriger angegeben als in der Statistik 2013.
- In der Unfallstatistik 2013 waren noch die Leicht- und Schwerverletzen ohne Helm aufgeführt. In 2014 nicht. Hat man sie wieder weggelassen nachdem aufgefallen war, dass Helmträger in Stuttgart fast doppelt so häufig schwer verletzt, wenn sie verunfallen?
- 60% der Verunfallten trugen einen Helm oder hatten ihn mit? Scheint mir eine hohe Quote zu sein. Wie ist denn die Tragequote bei Radfahrern in Stuttgart?
Hm, das weiß ich nicht. Statistische Grundlagen ändern sich ja immer mal wieder. Und ich kenne die für den Polizeibericht nicht. Ich kenne auch die Helmquote in Stuttgart nicht, aber nach Augenschein sind es nicht 60 Prozent. Hast du belastbare Zahlen für die Frage, ob Helmträger öfter schwer verletzt werden? Meine Grundlagen sind bisher die, wie hier geschildert. http://dasfahrradblog.blogspot.de/p/blog-page.html
AntwortenLöschenDas mit den Helmträgern war mir in der Unfallstatistik von Stuttgart 2013 aufgefallen. http://www.polizei-bw.de/Dienststellen/PPStuttgart/ueber%20uns/StatistikenundBerichte/Ordner/2013/VuStatistik2013.pdf
LöschenSeite 25 und 26:
aufgenommene Radunfälle: 436
Schwerverletzte: 60
Leichtverletzte: 298
Verunfallte ohne Helm: 35%
Schwerverletzte ohne Helm: 14
Leichtverletzte ohne Helm: 87
Woran liegt es?
- Kreuzchen "ohne Helm" auf dem Formular häufig vergessen? (erklärt aber nicht die Verletztenzahlen)
- Helm nicht richtig getragen und dadurch höheres Verletzungsrisiko als ohne?
- Stuttgarter sind Weltmeister in Risikoüberkompensation?
- Ausreisser. Ein paar Dudzend machen noch keine belastbare Statistik.
Oder meine Lieblingshypothese:
Es tragen die einen Helm, die ihn brauchen ;)
Sehr hübsch. Vielen Dank. Darf ich das so in den Post selbst übernehmen?
LöschenBesser spät als nie:
LöschenNatürlich darf das in den Post. Und alles andere was ich vielleicht hier in den Kommantaren schreibe auch.
»Eine Kausalität abzuleiten ist auch eher schwierig. Die Qualität der Infrastruktur scheint jedenfalls eine wichtige Rolle zu spielen. Und zwar so, das "safety in numbers" im Ausnahhmefall England/GB sogar umgekehrt wirken kann.« (Hannes, 30. März 2015 um 19:01)
AntwortenLöschenWas meinst Du mit »umgekehrt«? Aus dem Abstract:
Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein gegebener Fußgänger oder Radfahrer von einem Kraftfahrer angefahren wird, ändert sich umgekehrt zur Dichte des Fußgänger‐ oder Radverkehrs. Dies tritt so gemeinsam auf über Gemeinschaften unterschiedlicher Größe, von einzelnen Knotenpunkten bis zu Städten und Ländern und über Zeiträume hinweg.
Erörterung: Dieses Ergebnis wurde nicht erwartet. Weil es unwahrscheinlich ist, dass Fußgänger und Radfahrer vorsichtiger sind, wenn mehr von ihnen unterwegs sind, zeigt es, dass das Verhalten der Kraftfahrer die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes mit Fußgängern oder Radfahrern beeinflusst. Es kommt zum Vorschein (»It appears…«), dass Kraftfahrer ihr Verhalten in Anwesenheit von Fußgängern oder Radfahrern anpassen. Es gibt dringenden Bedarf, die menschlichen Gegebenheiten, die das Verhalten von Kraftfahrern in Anwesenheit von Fußgängern oder Radfahrern beeinflussen, weiter zu erkunden.
Schlussfolgerung: Ein Kraftfahrer wird weniger wahrscheinlich mit einem Fußgänger oder Radfahrer zusammenstoßen, wenn mehr Fußgänger oder Radfahrer unterwegs sind. Strategien, die die Zahl der Fußgänger und Radfahrer erhöhen, scheinen ein wirksames Mittel zu sein, die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern zu erhöhen.
So weit das Abstract. Das heißt, die Regel ist: Je mehr Fußgänger und Radfahrer, desto größer die Sicherheit. Das Abstract erwähnt nichts von einem Ausnahmefall, in dem es umgekehrt sein könnte.
Friedhelm Waitzmann, Stuttgart, <publicJJJJMM.fwnsp@spamgourmet.com>
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