4. Dezember 2015

Polizei kontrolliert Radfahrer in der Tübinger Straße

Gestern Abend hat sich die Polizei mit sechs Mann und drei Motorrädern an der Schleuse Tübinger-/Feinstraße aufgestellt, alle Radfahrer angehalten und die Beleuchtung kontrolliert. 

Mich stoppte man auch, obwohl ich die Polizisten mit einer potenten LED-Leuchte blendete "Ich möchte nur schnell mal nach dem Rücklicht schauen", sagte der Beamte zu mir. Da das auch tat, durfte ich weiterfahren.

Keine fünfzig Meter weiter auf der Tübinger Straße gen Marienplatz kam mir eine Radlerin entgegen, die völlig ohne Beleuchtung fuhr.
Und hinter mir wurde ein Radler gestoppt, der ebenfalls ohne Licht unterwegs war, und das, obgleich ein junger Mann den Radlern Richtung Gerber entgegen gelaufen war, um sie vor der Polizeikontrolle zu warnen.

Anfang der dunklen Jahreszeit fahren noch mehr Radler als jetzt ohne Licht. Aber wenn ich durch den Schlossgarten radle, begegnen mir mindestens zwei Radfahrer ohne Beleuchtung. Ich schätze, dass etwa drei von Zwanzig ohne Licht unterwegs sind. Das Risiko kann eigentlich nur jemand eingehen, dem nicht klar ist, dass Autofahrer, aber auch andere Radler ihn erst im allerletzten Moment sehen oder gar nicht.

Es muss also wohl sein, dass die Polizei auch mal Radfahrer/innen überprüft. Die Schleuse ist dafür ein klug gewählter Ort. Erstens fahren kaum irgendwo mehr Radler als hier, und zweitens kann keiner ausweichen und die Fahrbahn verengt sich auf die je eine Radspur in jede Richtung.

Auf den Polizeibericht bin ich gespannt. Vermutlich wird er in der Presse wieder das übliche "böse Radler halten sich an keine Regeln und fahren ohne Licht" auslösen. Ich habe nicht beobachtet, dass die Polizisten die Räder zählten, um so einen Prozentsatz derer zu ermitteln, die ohne korrekte Beleuchtung unterwegs waren. Wir werden also nicht erfahren, wie viel Prozent ohne Licht durch die Nacht geistern, nur die absolute Zahl der Erwischten.

Übrigens, sorry, auf den Fotos kann man ja eigentlich gar nichts erkennen. Wenn man genau hinschaut, sieht man immerhin die Leuchtstreifen der Polizeiuniformen.

15 Kommentare:

  1. Finde ich gut, das kontrolliert wird! Auch Radfahrer sind keine Unschuldslämmer und müssen sich an die Regeln halten, zumal die Lichtregel mehr als sinnvoll ist.

    Nach meiner Beobachtung ist es aber besser geworden; es fahren mehr Fahrräder mit Licht als früher.

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    1. Das Vertrauen auf vermeintlich logische Schlüsse kommt hier an seine Grenzen. Licht macht praktisch keinen Unterschied und spielt auch im Unfallgeschehen so gut wie keine Rolle. Die entsprechenden Statistiken werden leider weder von ihren Urhebern bei der Rennleitung noch von Schlaumeiern in Foren oder gar professionellen JournalistInnen gelesen. Dabei reicht hier das Beherrschen der Rationalen Zahlen und den zugehörigen Verknüpfungen vollkommen aus.

      Wenn man den Anteil der Unfälle bei denen Beleuchtungsmängel eine Rolle spielten als Grundlage für solche Maßnahmen nimmt, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass solche Kontrollen reine Zeitverschwendung sind. Gleiches gilt für Rotlichtverstöße von Rad fahrenden. Zeitverschwendung kann man hier entweder gleichsetzen mit Geldverschwendung oder mit Arbeitszeit, die für wichtige Aufgaben eingesetzt werden könnte.

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    2. Na ja ich hab für diese Maßnahme sogar wirklich Verständis. Hätte die Tage beinahe einen maximalpigmentierten schwarz gekleideten Jogger "mitgenommen". Wenn das ein Fahrradfahrer gewesen wäre ...uiuiui...
      Und das mit deutlich überdimensionierter Beleuchtung meinerseits. Will gar nicht wissen wie viele Beinahe-Unfälle es wegen fehlender Fahrrad Beleuchtung so gibt.

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    3. Wer viel oder regelmäßig fährt, weiß wie wichtig Licht am Fahrrad bei Dunkelheit oder Schlechtwetter ist. Auch ich finde die Aktion der Polizei richtig und wichtig. Zudem bin ich mir sicher, dass die Polizisten den richtigen Ton getroffen haben.

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    4. Naja, jeder der die Statistiken liest und bis zur 6. Klasse beim Rechnen aufgepasst hat, kann sich ausmalen, dass Licht eher kein Problem ist.

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    5. Anonym, nur interessehalber, kannst Du bitte die Quelle verlinken? Die Verkehrsunfallstatistik, zB. 2011 (Stat. Bundesamt, Fachserie 8/7) ist dazu nicht ausreichend aufgeschlüsselt.

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    6. Die Verkehrsunfallstatistiken der regional Polizeibehörden haben ganz unterschiedliche Qualität. Interessiert man sich für Details kann man z.B. https://www.berlin.de/polizei/_assets/aufgaben/anlagen-verkehrssicherheit/verkehrssicherheitslage2014.pdf aus Berlin anschauen.
      In Münster gibt es leider nur Schmu ohne die Rohdaten: https://www.polizei.nrw.de/media/Dokumente/Behoerden/Muenster/Verkehrsunfallstatustik_2014.pdf. Dort erfährt man lediglich, dass Licht nicht unter den Top 5 Fehlverhalten bei Rad fahrenden ist.
      Die D-weite Statistik ist mir auch mal über den Weg gelaufen, finde ich gerade nicht auf Anhieb.

      Gilt auch im UK: http://www.theguardian.com/lifeandstyle/2009/dec/15/cycling-bike-accidents-study
      Es gibt also keine "In X ist aber alles anders, weil wir sind Schwaben, Rheinländer, Friesen, ..."-Argumente.

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    7. Es mag ja richtig sein, dass es wenige Unfälle gibt, die auf die mangelnde Beleuchtung zurückzuführen sind. Aber jede Begegnung mit einem unbeleuchteten Radler verursacht mindestens unnötige Adrenalinstöße - denn eine Statistik über Beinahe-Unfälle gibt es sicher nicht. Wobei kleinere Kollisionen auch in keiner Statistik auftauchen.

      Lieber Anonym - was spricht denn eigentlich dagegen, sein Fahrrad einfach ordentlich zu beleuchten? Und sei es auch nur, um die Nerven der Mitmenschen zu schonen?

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    8. Liebe Andrea, natürlich spricht nichts dagegen, sein Fahrrad ordentlich zu beleuchten.
      Aber so gut wie alles spricht dagegen, angeblich rare Einsatzzeit der Ordnungsbehörden auf statistische Randphänomene zu verschwenden. Es sei denn, die Verbesserung der Sicherheit im öffentlichen Raum ist nicht das angestrebte Ziel.
      Gleichzeitig gibt es Verkehrsführungen und Verhaltensweisen von Kraftfahrern und Rad fahrenden die sehr gefahrenträchtig sind. Diese sind in der Statistik auch zu erkennen. Bei Rad fahrenden muss man die Einschränkung machen, dass das Fremdgefährdungspotential deutlich geringer ist als bei KFZ-Führenden.
      Während man z.B. die Zeit mit Beleuchtungsmängeln und Rotlichtmissachtung von Rad fahrenden verbringt, sind fehlende Sorgfalt beim Abbiegen und zu geringer Abstand weitaus häufiger als Unfallursachen insbesondere mit Verletzungen zu verzeichnen. Um also das Ziel "Sicherheit" zu verfolgen, ist es wahrscheinlich angebracht zunächst häufige und gefährliche Phänomene anzugehen. Den Zahlen nach zu Urteilen, sind dies nicht "Beleuchtung" und "Rotlicht" bei Rad fahrenden. Diese Früchte hängen jedoch für die Rennleitung sehr tief. Falsches Abbiegen zu ahnden, bedarf z.B. etwas mehr Personal und der Benutzung des Intellekts, was sich wiederum nicht mit Struktur und Personal der Rennleitung verträgt.
      Ein Fehler der auch recht häufig zu Unfällen führt, ist das Benutzen der falschen Richtung durch Rad fahrende. Die Ursache liegt häufig in der Infrastruktur, Repression ist hier möglicherweise in Ordnung, jedoch Zwecklos ohne Analyse der Gründe für Häufungspunkte.

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    9. Lieber Anoymus, ich sehe das auch so, dass das Unfallrisiko beim Ohne-Licht-Fahren klein ist im Vergleich zu Vorfahrts-Missachtungs-Unfällen zwischen PkW und Rad. Wobei es übrigens dieses jahr einen schweren Radunfall nach Rotlichtvertoß der Radlerin gab. Es ist also nicht so, dass Rotlichtverstöße gänzlich ungefährlich wären. Stimmt aber auch, dass Radfahrende so fahren, dass sie sich eher nicht selber gefährden, und da ist das bei Rot an der Ampel starten oft eben ungefährlicher. Allerdings gibt es auch eine öffentliche Wirkung von Verkehrsteilnehmern. Wir ärgern uns über dicke Autos im Halteverbo und über Radler, die "ständig be Rot" oder "immer ohne Licht" fahren. Es gehört auch zum Frieden im öffentlichen Raum, dass man sich an Regeln hält, also Sichtbarkeit und Beachtung der Verkehrsregeln. Finde ich zumindest. Es schafft ein freudlicheres Klima für Radfahrende.

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    10. Liebe Christine,
      wenn der Einsatz der Mittel verhältnismäßig geschähe, wären wir weiter. Viele Rennleitungen, z.B. Münster und Berlin konzentrieren sich aktuell sehr einseitig auf Licht und Rotlicht. Wobei dies in Berlin zum Glück nur für Rotlicht gilt. In Münster werden jetzt 98% Lichtquote gefeiert, es macht immer noch keinen Unterschied. Auch dort wird das Lied vom nie beleuchteten Radfahrer gesummt. Wenn die Statik eines Hauses bedroht ist, versucht man es üblicherweise nicht beharrlich und zuallererst mit einem neuen Anstrich. Genauso macht es die Polizei in Münster z.B. Das Haus steht seit Jahrzehnten schief und immer und immer wieder wird es nur neu gestrichen.

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  2. Bin da gestern auch kontrolliert worden. Gut beleuchtet :-) Auf Hin- und Rückfahrt mehrere kritische Situationen mit unbeleuchteten Radlern gesehen/erlebt. Mehr Kontrollen sind sinnvoll, sagt mir der gesunde Menschenverstand.

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  3. Der gesunde Menschenverstand sagt also, dass man seine Zeit auf die Ahndung von Mängel verschwenden sollte, die bei 1,5 % der Unfälle mit Rad fahrenden eine Rolle spielen.
    Statt desse könnte man sich auch um Fehlverhalten kümmern das in maßgeblichen Anteilen in der Unfallstatistik vorkommt. So wie falsches Abbiegen von KFZ-Führern, Benutzen der falschen Seite, überhöhte Geschwindigkeit, zu nahes Überholen, oder so ...

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  4. So etwas wird in Stuttgart nicht kontrolliert. Jeden Tag stehe ich am Überweg Eckartshaldenweg und sehe mindestens drei Autos bei jeder Rotphase bei Rot durchfahren. Da steht niemals ein Polizist und kontrolliert.

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  5. Leider wechselt die Problematik zunehmend von "keine Beleuchtung" nach nicht zugelassener Beleuchtung (zu hell, Laserpointer, aggressiv blinkend und damit auch blendend...) und / oder zu hoch bzw nicht eingestellt ("toll, wie weit mein Scheinwerfer reicht, ich kann das Weiße im Auge sogar auf 100m erkennen"). Mehrheitlich bei an Lenkern montierten Akku-Scheinwerfern. Die Zahl der massiv blendenden Radfahrer hat stark zugenommen, ich hatte bereits mehrere Beinahe-Unfälle (2 nebeneinander Fahrende, einer ohne, einer mit blendendem Licht)
    Das ist auch das Resultat einer überflüssigen, technisch nicht zu rechtfertigenden Akku-Licht Regel. Das ständige An/Abstecken fördert nicht gerade das korrekte Ausrichten, das Bewusstsein der Nutzer geht gegen Null. Die Vorschrift, wie ein Scheinwerfer einzustellen ist, ist quasi unbekannt oder wird mit Arroganz ignoriert. Jeder Scheiss wird als Lichtquelle am Fahrrad als erlaubt angesehen und verkauft. Ein Bärendienst an der Sicherheit.
    Und nein, ich fordere nicht die Rückkehr zur Kerze, sondern halte LED-Scheinwerfer und Nabendynamos für eine der segenreichsten Entwicklungen. Solange, wie der Verstand dabei mit eingeschaltet wird.

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