Eine britische Studie legt den Schluss nahe, dass wer täglich zwei Stunden im Auto sitzt, schneller dümmer wird als andere. Das zeigte sich bei Briten, die viel Auto fuhren. Der Grund ist vermutlich das Stillsitzen, was den Kreislauf und damit die Durchblutung des Hirns senkt. Außerdem ist das Gehirn in den Stunden der Fahrt kaum beschäftigt. Dauerfernsehen hat einen ähnlichen Effekt, oder drei Wochen Herumliegen im Urlaub.
Radfahren hält dagegen nicht nur das Gehirn gut durchblutet. Anders als Autofahren stellt es auch noch höhere Anforderungen an das Gehirn. Man muss auf mehr achten als Autofahrer. Radfahren schult Koordination, Gleichgewichtssinn und räumliches Sehen.
Radfahren macht aber nicht nur intelligent, es ist auch die intelligenteste Fortbewegungsart in Städten. Stadtverwaltungen und Gemeinderäte müssten wegen der hohen Schadstoffwerte eigentlich schnell den Radverkehr fördern. Eine ganz einfache Wahrheit. Man kann sie nur bestreiten, wenn man der Logik (Vernunft, Rationalität, Sachlichkeit) ideologisch aufgeheizte Gefühle entgegensetzt.
Für den Radverkehr muss die Stadt (übrigens so gut wie jede in Deutschland) dem Autoverkehr ein bisschen was wegnehmen. Beispielsweise Fahrspuren schmaler machen. Das würde auch gegen den Stau wirken, denn der immense Raum, den wir noch immer dem Autoverkehr geben, verführt zum Schellfahren und Überholen. Was immer ein Abbremsen zur Folge hat. Wo beschleunigt und abgebremst wird, entsteht Stau. Auch das sollte eigentlich längst allgemein klar sein.
Gerade in Städten wie Stuttgart steigen viele aufs Fahrrad um, weil sie nicht mehr im Stau stehen wollen. Die anderen aber, die im Auto sitzen bleiben, können sich gar nicht vorstellen, dass es vielleicht auch für sie eine andere Art gibt, in die Stadt oder durch die Stadt zu kommen: das Fahrrad. Sie sehen keine Radinfrastruktur und haben Angst. Es mal probieren, würde vielleicht helfen. Auch weil das Gehirn dann neue Impulse bekommt.
Der Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim erklärt in einem Interview mit Neues Deutschland, Unistädte haben weltweit die höchsten Fahrradanteile, weil es ein sehr intelligentes Verkehrsmittel ist (hochindividuell, schnell, pünktlich und entstressend, anregend, belebend fürs Gehirn). Auch in Städten nehme das Fahrrad zu, weil die Stadtbevölkerung schneller lerne und vor allem eine private Lösung gegen den Stau suche. Man fährt Fahrrad, weil es in der Stadt schneller geht und bequemer ist. Nach Monheims Ansicht liegt es nicht an so sehr der Autolobby, dass das Auto in Deutschland dermaßen dominiert, sondern auch an den Medien, die von Anzeigen der Autoindustrie leben. Außerdem, so Monheim, schreien Einzelhändler stets am lautesten nach Straßen und Parkplätzen. (Doch dann profitieren sie am meisten von Fußgängerzonen.)
Auf die Frage, wie er sich die optimale Stadt der Zukunft vorstelle, antwortet Monheim: "Das Individual-Auto als Verkehrsmittel ist verschwunden. Natürlich wird es noch Taxen geben, auch Car-Sharing und einige autonom fahrende Pkw. In Deutschland reichen vier Millionen Pkw, um den Teil der Bevölkerung, der nicht auf dem Fahrrad sitzen will oder kann, mobil zu halten. Wenn die Autos weg sind, haben wir wunderschöne Städte, können Millionen Bäume pflanzen, Kinder wieder auf die Straße lassen, nachts bei offenem Fenster schlafen, und wir tun das Notwendige für den Klimaschutz. Und ohne Autos macht Fahrradfahren auch Ungeübten Spaß. Dann braucht es auch keine Radwege oder Radfahrspuren mehr, weil der Radverkehr einfach dominant ist. Und die wenigen Autos erscheinen dann nicht mehr als Bedrohung."
Ich würde mir wünschen, dass Verkehr nicht immer so singulär betrachtet wird. Wer in der Stadt wohnt, wird vielleicht leicht mit einem Fahrrad auskommen. Wer, auch nur etwas, außerhalb wohnt, hat schon ein Problem. Mit dem Fahrrad eventuell zu weit, ÖPNV (Land-Stadt) findet meist nicht statt, also Auto. Es kann auch nicht jeder, der in der Stadt arbeitet, in der Stadt wohnen (kein Platz, hohe Miete, Eigentum kaum finanzierbar). Oft bleibt keine andere Wahl als Auto. Um ein Auto überflüssig zu machen, braucht es ein paar mehr Voraussetzungen. Zum Thema viele Fahrräder in Universitätsstädten: ja Fahrrad ist eine intelligente Wahl, aber, auch ich habe studiert, und im Studium nur teilzeitig ein Auto besessen, da war Fahrrad einfach die einzige Möglichkeit um von A nach B zu kommen. Auch in Unistadten ist es nicht immer so toll mit ÖPNV. Ich glaube nicht, dass es an der Autolobby hängt. Es ist die pure Not, einen fahrbaren Untersatz zu besitzen, um von A nach B zu kommen, weil sich sonst der Aktionsradius sehr sehr verringert.
AntwortenLöschenIhr in Stuttgart habt doch Feinstaubalarme, mit der Bitte ÖPNV zu benutzen. Ich habe mal interessehalber geschaut, wie man denn sonst nach Stuttgart käme, wenn man mit dem Auto wenigstens bis an den Stadtrand fahren würde. Alos man muss ersteinmal die Fahrstrecke kennen, dann muss man das Streckennetz des ÖPNV kennen, damit man mal rausfinden kann, welche Bahn einen zum Ziel führt. Dann muss man wissen wo alle Haltestellen liegen, an den man parken kann, und dann muss man auch noch wissen wie man dort hinkommt. Und dann hat man noch keine Abfahrzeiten.
Dass man eine Karte hat, in der Auto mit ÖPNV verknüpft ist, fehlt. Alle Verkehrssysteme nutzen nur ihre eigene Karte. Die Bahn, die S-Bahn, die Straßenbahn, der Bus, der Straßenverkehr. In Zeiten von EDV sollte es doch möglich sein, diese bei Bedarf zu verknüpfen. Also Fazit: Ich wäre mit dem Auto gefahren, weil der Aufwand einfach zu groß war.
Man muss Anreize schaffen, auch andere Verkehrsmittel zu nutzen. Da müssen aber die Voraussetzungen von der Politik geschaffen werden.
Ich kenne Leute, die nach 3 Jahren ÖPNV wieder auf Auto umgestiegen sind, weil Sie durch die ständig vollen Bahnen so angefressen waren. Man muss wirklich schon sehr sehr langmütig sein, um auf Dauer ÖPNV zu fahren.
Auf meinen Vorschlag, "fahr doch mit dem Rad", kam die Antwort "bin ich bescheuert, bei den Idioten auf der Straße, außerdem gibt es keinen Radweg bis zum Ziel". Ist doch bezeichnend, oder?
Gruß
Karin
würden wir nur die hälte der betriebskosten für exakt diese infrastruktur in den öpnv stecken, dann würden züge busse in ausreichender menge, pünktlich, sauber und mit genug personal fahren. man muss nur wollen.
LöschenProbier mal google maps aus. Dort gibts Du deine Route ein und wählst anschließend das Verkehrsmittel: Du erhältst jeweils alle Angaben und Verbindungen, fürs Auto, für ÖPNV und fürs Rad. Sogar zu Fuß, wenn Du magst ;)
LöschenDas sollte Dir eigentlich alle Informationen verschaffen, die Du einforderst, oder?
Es ist ein typisch deutsches Problem, dass der ÖPNV trotz Rekordinvestitionen in die Verkehrsinfrastruktur in weiten Teilen nicht gut nutzbar ist. Ist man beispielsweise im Bregenzer Wald mit dem ÖPNV unterwegs, der nun beileibe kein dicht besiedeltes urbanes Gebiet darstellt, kann man erfahren, was "integraler Taktfahrplan" bedeutet und wie einfach und bequem so was zu nutzen ist. Mit Verlassen des österreichischen Staatsgebiets in Richtung Deutschland verliert man diesen Komfort natürlich umgehend - bonjour tristesse!
LöschenVielleicht ist die geschilderte Komplexität bei Nutzung des ÖPNV ja aber gewollt, trägt die Auseinandersetzung mit ihr doch maßgeblich zur o.g. Förderung der Intelligenz bei.
das zeigt doch nur, das autofahren solange vereinfacht wurde, bis jede andere alternative als "umständlich" betrachtet wird. dazu wurde es immer weiter verbilligt, weil ein grosstel der kosten externalisiert wurde.
AntwortenLöschenStimm. Der Autoverkehr wird vom Steuerzahler enorm subventioniert. Bei uns geht es ja noch, aber in den USA in Los Angeles hat die Autoindustrie dafür gesorgt, dass der Öffentliche Nahverkehr vernichtet wurde, die Leute dort sitzen täglich drei Stunden im Auto, wenn sie zur Arbeit fahren.
LöschenKarin, es gibt immerhin die Moovel-App, mit der man ein Ziel und die dazugehörigen Verkehrsmittel wählen und auch bezahlen kann. Aber du hast recht. Die Stadt ist auf Mobilitätsmix-Nutzer noch nicht eingestellt. Und die S-Bahn ist nicht zuverlässig genug. Und die Stadtbahnen schaffen es morgens nicht, all die vielen Leute befriedigend zu befördern, die ihn nutzen möchten. Ich denke mir ja immer: Die beste Lösung wäre doch, wenn wir Stuttgarter/innen mehr mit dem Fahrrad fahren würden. Dann ist in den Öffentlichen und auf den Straßen zu Stauzeiten mehr Platz, und dann können die Pendler, die keine praktikable Alternative haben, mit dem Auto kommen. Ich meine gar nicht, dass alle mit Fahrrad oder Öffis fahren müssen, aber es könnten mehr. Vor allem Fahrrad fahren (schließlich ist das hier eine Fahrradseite). Ausreden, nicht mit dem Fahrrad zu fahren, gibt es immer. Und die prominenteste ist: "Man kann doch gar nicht, ich bin doch nicht lebensmüde." Es stimmt ja nicht, aber das kann man nicht verifizieren, weil man es gar nicht ausprobiert. Man kann auch in Stuttgart mit dem Fahrrad überall hin fahren. Und wenn das Auto für diese Person, die von den Öffentlichen aufs Auto zurückgewechselt ist, in Ermangelung von Parkplätzen unbequem wird, würde sie nicht mit dem Auto fahren. Sondern wieder Öffentlich oder eben mit dem Fahrrad, weil man damit schneller zum Ziel kommt. Menschen wählen so gut wie immer das Verkehrsmittel, mit dem sie bequem und gefühlt am schnellsten zum Ziel kommen. Übrigens heißt die Abschaffung von 150 Straßenrandparkplätzen nicht, dass man nicht mehr mit dem Auto in die City fahren könnte. Darum geht es auch gar nicht. Es gibt ja immer noch rund 12.000 Parkhausparkplätze.
AntwortenLöschenWer behauptet, Radfahren wäre wegen des Verkehrs (Autos) lebensgefährlich, sollte einfach mal sein eigenes Verhalten hinterm Steuer reflektieren. Jeder KFZler hat es selbst in der Hand, für Gefahr zu sorgen - oder eben nicht.
AntwortenLöschen@Karin
Du hast schön beschrieben, was man alles machen muss, wenn man mit Öffis nach Stuttgart will. Eine Anmerkung: Der Aufwand, eine (Urlaubs-)Reise zu planen, ist ein vielfaches höher. Wir sind Reise-Weltmeister. Dieser Aufwand wird nicht gescheut, Jahr für Jahr.
Es ist (wie übrigens fast jeder Hegemonialkonflikt) ziemlich einfach:
AntwortenLöschen"Autofahren muss unattraktiv werden"
(sagen die Experten http://www.spektrum.de/news/was-foerdert-den-umstieg-aufs-rad/1453983)
Ich selbst fahre relativ viel Auto, gewzungenermaßen (Weg zur Arbeit: Auto 20min, Fahrrad ca. 1 h, ÖPNV 1:30 +20 min Fußweg). Es wird sich daran vermutlich auch nichts ändern. Solange es beim ÖPNV nur sternförmige Wege gibt und keine Bypässe, wird es immer unattraktiv bleiben.
AntwortenLöschenEs braucht einfach auch eine Alternative, nicht einfach nur "Vergrämung". Hier in Mannheim sieht man gerade, was passiert, wenn es keine gescheite Alternative gibt. Baustelle auf 2 Rheinbrücken (Einzugsgebiet Pfalz), 2 Baustellen auf den Autobahnen Einzugsgebiet Odenwald, Umbau Haupteinkaufsstraße mit gleichzeitiger Sperrung der durchfahrenden Straßenbahn = deutlich weniger Besucher und 40% Umsatzrückgang.
Es kann halt nicht jeder mit dem ÖPNV kommen, gerade aus dem ländlichen Bereich. Auch das muss man berücksichtigen.
@Matthias: einmal im Jahr.
Übrigens zu den Apps, ich nutze kein Smartphone. Nicht alle Apps liefern auch gescheite Ergebnisse. Bei Tests von Fahrstrecken über eine Straßenbahn-App wurden mir Strecken ausgewählt da wäre ich nochmal solang unterwegs gewesen als ich zum Schluss mit rudimentärem eigenen Wissen war. Eine Hilfe ist das nicht. Siehe Radroutenplaner Baden-Württemberg, der steht eher für Abenteuertour, als für Hilfe
Bitte die Verkehrsarten vernetzen und als gleichberechtigte Verkehrsformen ansehen. Jeder Verkehrsform hat ihre Berechtigung, ihren Nutzen, ihre Vor- und Nachteile. Bevormundung hat auch noch nie genutzt, dadurch entsteht nämlich Trotz.
Naja, die Reiseroute zur Arbeit müssen die allermeisten auch nur einmal planen. Wohnort und Arbeitsplatz sind meist über lange Zeit unverändert.
LöschenAber ansonsten stimme ich dir zu. Uns wäre viel geholfen, wenn die verschiedenen Verkehrsarten gleichberechtigt wären. Dann gäbe es auch besseren ÖPNV.
Ich bin jetzt echt gespannt, wohin die Reise geht. Aus Stuttgart kommt ja heute ein sehr interessantes Urteil. Vielleicht geht ja Verkehrsplanung in Zukunft ein wenig anders.
Ich finde , wer mit dem Auto fahren muss (oder unbedingt will), soll es auch können und dürfen. Bisher wurde die Stadt allerdings für den Autoverkehr gebaut. Noch immer benachteiligen Ampeln Fußgänger und Radfahrer. Nur Busse und Bahnen haben schon mal Vorrang. Würden alle Verkehrsmittel gleichberechtigt behandelt, gäbe es mehr Bussspuren und sehr viel mehr Radwege, Radstreifen, Radampeln und vorgezogene Aufstellplätze an Ampeln, und man hätte weniger gefährliche Parkplätze entlang von Radstreifen und in Fahrradstraßen. Das würde auch dazu führen, dass mehr Leute Rad fahren, weil es bequemer ist und ihnen ungefährlicher vorkommt als derzeit. Räder dürfen heute zwar schon in Stadtbahnen und S-Bahnen mitgenommen werden, aber nicht zur Rushhour, uind in Bussen nur Sonntags. Es gibt ein Fahrradleihsystem in Stuttgart, das künftig noch besser wird und sich in die Region ausdehnen soll. Aber die Radinfrastruktur hinkt eben doch immer noch drastisch hinterher.
AntwortenLöschenWo liegt denn eigentlich dieses Briton, wo der Lebensstil von 500.000 seiner Einwohner unter die Lupe genommen wurde? Nun, ein "Briton" (engl.) ist ein Brite, nachzulesen in einem Langenscheidt etc.
AntwortenLöschenIn dem Link kann man nachlesen, dass Arbeiten an Rechner oder Spielen die Hirnaktivität simuliert, soso...
Eine Ansammlung pauschaler Aussagen; Epidemiologie kämpft naturgemäß mit komplexen Zusammenhängen. Pauschale Aussagen verbieten sich somit von alleine.
Der Blog ist sehr gut, der Aufhänger, eben diese "Studie" ist extrem schwach.
Übrigens: ich bin middle-aged, fahre beruflich 3-4 Stunden am Tag, seit fast 20 Jahren. Nach dieser Studie bin ich strunzhohl. Ich habe es bloß noch nicht gemerkt 😂
Peinlich. Ich war wohl gerade mal nicht so intelligent. Radfahren hilft halt nicht immer. :-( Danke
LöschenNicht peinlich, sondern ein Grund zum Schmunzeln. So was nehme ich sportlich, die Steilvorlage musste ich "versenken" - und zwar volley 😎
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