16. Februar 2018

Jedes Auto braucht im Grunde drei Parkplätze

In Stuttgart gibt es anders als in anderen Ständen kein Gentleman-Agreement mit Autofahrern. Gehwegparken ist nicht erlaubt

Allerdings wird es auch nicht flächendeckend verfolgt, sondern nur schwerpunktmäßig geahndet. Deshalb entsteht mittlerweile vielerorts und bei vielen Menschen der Eindruck, die Stadt toleriere das Gehwegparken. Es häufen sich die Beschwerden, die auch vehement in Bezirksbeiräten vorgetragen werden. Immer mehr fragen sich, ob das noch so geht und was es uns alle kostet. 

Es gibt in Deutschland mindestens 2,5 mal so viele Parkplätze wie Autos, nämlich 160 Millionen Parkplätze bei 67 Millionen Fahrzeugen (einschließlich der 8 Mill. Anhänger). Und tatsächlich: Wer ein Auto hat, braucht einen Parkplatz daheim, einen bei der Arbeit und einen, wo er einkauft. Weil wir damit rechnen dürfen, überall einen Parkplatz angeboten zu bekommen, fahren wir mit dem Auto überall hin und suchen dann nach dem einen Parkplatz, den wir brauchen. Das erzeugt damit einen enormen Suchverkehr. Beides kostet die ganze Gesellschaft viel Geld, für das die Autofahrer nicht aufkommen. Und im Prinzip sind sie ja auch da, diese drei Parkplätze.  

Motorräder und Mopeds dürfen übrigens auch nicht auf Gehwegen abgestellt werden. Weder an Hausänden entlang, noch in Radabstellanlagen. Mopeds und Motorräder dürfen natürlich auch nicht auf Radwegen fahren, gerade auch dort nicht, wo die Durchfahrt für Autos gesperrt ist. Das scheint von der Polizei allerdings toleriert zu werden, vor allem in der Innenstadt und in Parknot-Vierteln wie dem Süden, Osten oder Westen. Dort nehmen Motorräder und Mopeds  den Radfahrern den spärlichen Platz in Radabstellanlagen weg. Der Verdrängungsdruck geht eindeutig von motorisiertem Blech übers Fahrrad zum Fußgänger. Fahrräder dürfen zwar auf Gehwegen stehen, wenn sie Fußgängern genügend Platz lassen, aber das macht eben auch den Fußgänger zum Untersten in der Platz-Hackordnung.

Fußgänger und Kinder werden auf Gehwegen von Blech bedrängt. 
Auf dem Foto oben sieht man den Fußgänger auf der Fahrbahn gehen und acht Autos auf dem Gehweg parken (Mühlrain). Das kann's nicht sein. Es führt nämlich dazu, dass Eltern sich nicht trauen, ihre Kinder alleine auf den Weg zum Kindergarten oder zu Schule zu schicken, weder zu Fuß noch mit Fahrrädern. Sie packen sie dann lieber ins Auto und fahren sie dorthin. Und das ist eine Entwicklung, die Eltern selbst zunehmend unzufrieden macht. Kinder brauchen die Erfahrung, ganz allein einen Weg machen zu können. Dafür brauchen sie Gehwege. Dafür sind Gehwege auch da.

Eckenparken, kein Durchkommen für Kind auf Fahrrad
mit Begleitung oder für einen Rollstuhlfahrer.
Aus gutem Grund ist auch das Halten und Parken auf Gehwegecken verboten. Autos sind riesig hoch für Kinder, sie können nicht über sie hinwegschauen, sie müssen sich hinter ihnen guckend vortasten. Menschen Kinderwagen, Rollatoren oder in Rollstühlen kommen dann auch nicht mehr durch. Zugeparkte Gehwege und Gehwegecken haben wir in Wohngebieten zwischen 18 und 9 Uhr regelmäßig. Eine Einpack-Aktion von Eckenparkern hat kurz vor Weihnachten ein riesiges Medienecho erzeugt, aber nicht viel geändert.

Wir alle sehen die Parkplatznot der Autofahrer. 
Aber darf die Not der einen, die anderen in Not bringen? Dieses lockere "Was ist denn, du kommst doch vorbei?" klingt ungemein rücksichtslos in den Ohren einer Person, die am Rollator geht, weil sie wirklich unsicher auf den Beinen ist. Da wird ein hoher Bordstein zu einem echten Hindernis, über das sie den Rollator keineswegs locker mal runter und wieder hinauf hebt. Auch gehen Menschen mit Rollatoren langsam auf der Fahrbahn an auf dem Gehweg geparkten Autos vorbei, sie sein also sehr lange ein Hindernis für den Autoverkehr. Ein Rollstuhlfahrer schafft solche Bordsteine alleine nur selten. Er kann ohne Begleitung das Haus nicht verlassen, sich im eigenen Viertel nicht draußen mit Leuten treffen. Wollen wir das wirklich so haben?
Mühlrain
Zum Beispiel im Mühlrain, der sich außerhalb der Parkraummanagement-Zone befindet, werden regelmäßig gerne auch übers Wochenende Fahrzeuge von außerhalb abgestellt, weil man hier nichts bezahlen muss. Sie reihen sich oft zu viert oder zu fünft auf dem Gehweg und zwar ganz dicht an Hecken und Zäunen. Hier ist absolut kein Durchkommen. An dieser Straße, auf dieser Gehwegseite befindet sich ein Zugang zu einem Kindergarten. Der ist so für Fußgänger nicht brauchbar.

Ruiter Straße (oben und unten)


Nachtrag (16.2.18, 16 Uhr) Und so sieht es in Hedelfingen in der Ruiter Straße aus, die zu einer Kita führt. Mit Kinderwagen kommt man hier nicht mehr durch. Eltern mit ihren Kindern müssen auf einer Strecke zwischen 30 und 50 Metern auf der Fahrbahn laufen. Wenn Autos (zuweilen auch LkW) kommen, hat man keine Chance, auf den Gehweg auszuweichen. Die Straße hat überdies ein Gefälle, was die Situation verschärft. Von Fußgängerschutz und Kinderschutz keine Spur. Welche Eltern lassen das noch ihre Kinder alleine zur Kita laufen?
Und wie viele gehen mit den Kindern noch zu Fuß? Etliche dürften das Auto nehmen und damit das Problem noch verschärfen. Vielen Dank für die Info an Blogleser Jahn.

Und ja: Es ist verboten auf Gehwegen Fahrrad zu fahren! Aber das ist heute nicht das Thema. Das kommt wann anders wieder mal dran.



Ein Autobesitzer braucht nicht nur einen, sondern drei Parkplätze.
Und zwar einen vorm Haus, einen am Arbeitsplatz und einen dort, wo er/sie einkauft (siehe: "Die größte Ineffizienz des privaten Pkw-Besitzes"). Auf einem oder mehreren dieser drei Parkplätze steht das Auto dann 23 Stunden am Tag herum. Sind die Betriebsparkplätze nachts leer, dann hat der Arbeitnehmer dort einen 24-Stunden-Paekplatz für sich. 9 Stunden steht das Autos dann nicht vor der Haustür. Dieser Parkplatz kann zwar anders genutzt werden, steht aber in Wohnviertel auch einfach leer. Zum Einkaufen braucht der Autobesitzer ein bis drei Stunden zwei bis vier mal die Woche auch einen Parkplatz. Während er in der Tiefgarage oder am Straßenrand parkt, steht sein Firmenparkplatz leer oder wird, wenn es gut läuft, von Schichtarbeiter/innen genutzt. Der Parkplatz vorm Haus steht vielleicht auch leer. Auch wenn ein Autofahrer nie alle drei Parkplätze gleichzeitig braucht, so erwartet er von der Stadt dennoch, dass mehr Parklätze für ihn vorgehalten werden, als nur der vor seiner Haustür oder in seiner Straße. Sein Straßenraum braucht so viele Parkplätze, dass nachts alle dort parken können, die da wohnen, also mehr als tagsüber benötigt werden. Ich würde mal sagen, so 1,5 bis 2 Parkplätze blockiert ein einzelner Autobesitzer immer, vor allem, wenn sie leer stehen, wenn es nicht dort steht.

Nicht nur Straßenraum, auch Parkraum ist sehr teuer, und zwar nicht so sehr für Autobesitzer, sondern vielmehr für die Stadt, also für uns Steuerzahler/innen. Nur 23 Prozent der Kosten wird durch Parkgebühren ausgeglichen, 77 Prozent der Kosten trägt die öffentliche Hand, also wir alle. Das bezahlen auch Menschen, die kein Auto haben (Quelle*) und ihr Geld für den Öffentlichen Nahverkehr ausgeben. Fürs Parken müssten man Autofahrern deshalb eigentlich 27 Euro pro Tag berechnen, so der Mobilitätsforscher Andreas Knie in einem Zeitartikel. (Zu den Kosten mehr, siehe unten.) Das wären rund 9.500 Euro pro Jahr.

Praktisch haben Autofahrer den Straßenrand für sich privatisiert. Vor allem in Wohngebieten, wo Autos oft auch noch völlig kostenlos oder wie in Stuttgart für kaum 40 Euro im Jahr stehen. Manche haben Garagen, das ist lobenswert. Bei manchen stehen in der Garage aber inzwischen die Fahrräder und das Auto steht draußen (ist als Zweckentfremdung einer Garage verboten).
Fotomontage: Platz für 12 Fahrräder. 
Auf einen Autoparkplatz passen 12 bis 14 Fahrräder oder eine abschließbare Fahrradbox für acht Fahrräder oder ein Tisch mit Stühlen für mindestens sechs Personen, eine Gruppe von fünfzehn Menschen oder ein Baum mit Tulpenbeet. Um so brisanter wird die Frage, ob man es hinnehmen darf, dass inzwischen auch noch der Gehweg als Parkplatz vom Autobesitzer privatisiert und den Fußgängern entzogen wird.
Etwa 70 bis 80 Prozent des Straßenraums wird ohnehin schon vom Autoverkehr belegt, circa 30 Prozent gehört den Fußgängern und eta 3 Prozent den Radfahrenden (Quelle **) Stehen die Autos auch noch auf Geh- und Radwegen, verlieren die Nicht-Motorisierten weiteren Raum.

Und er größte Nachteil öffentlicher Parkplatze am Straßenrand: Wenn es Parkplätze gibt, werden auch Parkplätze gesucht. Der Parkplatzsuchverkehr macht in Innenstädten etwa sein Drittel des Verkehrs aus, auch in Wohngebieten nimmt er zu. Die Stuttgarter APCOA-Groop hat errechnet, dass in einem einzigen Stadtviertel die Autofahrer auf Parkplatzsuche in einem Jahr streckenmäßig 14 Mal die Welt umrunden (siehe: Parkplatzsuche - der unterschätzte Verkehr).

Parkplätze kosten die Allgemeinheit sehr viel Geld.
Denn Parkplätze erzeugen zusätzlichen Autoverkehr, und jeder mit dem Auto gefahrene Kilometer richtet Schaden an, nicht nur auf Straßen, sondern auch an der Gesundheit der Einwohner, die wir alle bezahlen müssen. Der US-Verkehrwissenschaftler Donald Shoup(***) hat das für die Parkplätze errechnet, die an der Uni von Los Angeles zur Verfügung gestellt werden. Seiner Rechnung zufolge erzeugt jeder Parkplatz neue Wege von 82 x 15 km, was pro Monat 1.179 mehr gefahrener Kilometer bedeutet. Denn Parkplätze verleiten zum Autofahren. Die Kosten pro Kilometer Autofahrt werden immer wieder berechnet, zum Beispiel hier. Staus kosten Geld und Emissionen kosten auch Geld. Shoups Berechnungen zufolge kostet jeder Parkplatz die Gesellschaft 224 Euro pro Monat (Gesundheitskosten und wirtschaftliche Verluste durch Stau).) In Kopenhagen errechnet man sogar noch mehr Kosten, weil dort Folgekosten mit eingerechnet werden, die durch Unfälle, Luftverschmutzung, Klimawandel, Lärm und Schutzbauten entstehen. Demnach kostet jeder gefahrene Autokilometer die dänische Gesellschaft 15 Cent, in der Rushhour sogar 27 Cent. Ein Radfahrender verringert dagegen die Kosten pro geradeltem Kilometer um 16 Cent. (****) Diese Rechnungen macht das Blog Bremenize auf und folgert zusammengefasst: Wenn in Bremen 7 Millionen Kilometer pro Tag mit dem Auto gefahren werden und ein Drittel dieser Kilometer mit dem Fahrrad gefahren würden, dann hätte die Gesellschaft einen finanziellen Vorteil von netto mehr als 1,4 Millionen Euro pro Tag, also rund 500 Millionen im Jahr. Erster Schritt dorthin: Parkplätze in der Innenstadt drastisch reduzieren. (Bremen hat 552.000 Einwohner, Stuttgart 612.000.), den Öffentlichen Nahverkehr ausbauen und schöne Radwege schaffen.

Marktstraße an einem Samstag vor Weihnachten
Je dicker das Autos, desto eher falsch geparkt. 
Das hat sogar Auto-Bild 2015 festgestellt und über eine Studie berichtet. Demnach wurden über die App Wegegeld 7000 Meldungen von Falschparkern an die Behörden ausgewertet, jeweils bezogen auf ihre Zulassungen in Deutschland. An der Spitze der Falschparker stehen Land Rover und Jaguar, gefolgt Porsche. Dass der Smart schon an vierter Stelle kommt, hängt vermutlich damit zusammen, dass er auch viel von Sozialdienstlern gefahren wird, die öfter in Parkplatznot sind und nicht weit zum Kunden laufen wollen. Danach kommen, Volvo, Peugeot, Mercedes, BMW, Renault und Audi. Am seltensten wurde Suzuki, zusammen mit Hyundai und Mazda, mit Parkverstößen gemeldet.  Da es mehr VW, Mercedes oder Opel gibt, zeigen die absoluten Zahlen ein anderes Bild. Da machen VW, Mercedes und Audi zwanzig Prozent der Falschparker aus, die den Ordnungsämtern gemeldet wurden, übrigens, weil es ein besonders unverschämtes Parken auf Gehwegen war. 37 % der Meldungen bezog sich aufs Gehwegparken, 12 % auf blockierte Ausfahren, 11 % auf Behinderung von Radfahrern und 10 % aufs Stehen im Halteverbot.
Reinsburgstr. Sicherheitsstreifen für Ausparker.
Das ist kein Fahrradstreifen! 
Vom Parkverkehr geht eine hohe Gefahr aus.
Beim Rangieren gibt es oft Unfälle. Und die platzsparende Parkplätze senkrecht zur Fahrbahn sind die gefährlichsten. Beim rückwärts Ausparken erwischt es immer wieder auch Radfahrer oder Fußgänger, weil die Autofahrenden - besonders bei großen Fahrzeugen - die Umsicht nicht haben, nicht sehen, was hinter dem Heck ist. Der ausparkende Verkehr stellt immer eine Gefahr dar, die sich hier potenziert. Zum Glück geht es selten so entsetzlich aus wie bei diesem Unfall. Riskant ist immer, wenn irgendetwas sich quer zum Längsverkehr (egal, ob Fußgänger, Radfahrer andere Autos) bewegt. Das gilt auch für aufgestoßene Autotüren kurz nach dem Einparken, die in den Radweg, Radstreifen oder die Fahrspur des Radlers hineinragt. Dooring-Unfälle gehören zu denen, die für Radfahrende meist schwer verlaufen und immer wieder auch tödlich enden.


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Quellen:
*Jahresbericht des Parkhausbetreibers Q-Park 2010, aus: bouwfonds Reim: Geld in Parkhäusern „parken“, S. 5
** (zitiert aus: "Die Privatisierung des öffentlichen Raums durch parkende KfZ: "Apel verweist darauf, dass in älteren, dichter bebauten Stadteilen häufig 70 bis 80 % des Straßenraumes von Autos in Anspruch genommen würden; hinzu kämen fü r Parkmöglichkeiten noch einmal 10 bis 30 % der Baugrundstücke [vgl. Apel 2012: 111]. Von öffentlicher Seite fehlen exakte Zahlen zur anteiligen Flächenwidmung im Straßenraum gänzlich. Stößenreuther veröffentlichte entsprechende Ergebnisse für Berlin, die auf tatsächlichen Vermessungen von Straßenquerschnitten beruhen und nach seiner eigenen Aussage statistisch belastbar seien [vgl. Stößenreuther 2014: 7]. Demnach seien in Berlin 58 % der Straßenflächen für den Kfz - (nur Fahrspuren: 39 %), 33 % für den Fuß - und 3 % für den Radverkehr eingerichtet; es verblieben 6 % sonstige Flächen [vgl. ebd.: 7 ff.]. Für parkende Kfz allein würden in Berlin 19 % des öffentlichen Straßenraumes bereitgestellt [vgl. ebd.: 8]."
***Donald Shoup: The High Cost of Free Parking, Chicago/Washington 2011.
****COWI: Economic Evaluation of Cycle Projects, Dezember 2009, S. 5f oder Samfundsøkonomiske analyser af cykeltiltag – metode og cases, Januar 2009, S. 13ff.

Ein Überblick über Studien zu den Kosten des Autoverkehrs gibt es hier.

14 Kommentare:

  1. Ich kenne das Problem auch. Laufen wir bei uns quer durch den Ort, müssen wir mitunter auf der Fahrbahn laufen, weil kein Platz auf dem Gehweg ist. Bei uns kommt noch hinzu, dass die Gehwege an sich zum Teil noch nicht einmal so breit wie ein Kinderwagen/Rollator sind. Selbst hier wird dann noch drauf geparkt. Manche Gehwege sind eigentlich so breit, dass 4 Leute locker nebeneinander gehen könnten, wenn nicht einer drauf stehen würde. Dann ist mitunter noch nichteinmal einfacher Begegnungsverkehr möglich.
    Das Problem ist aber, wir sind eine Autogesellschaft. Dies wurde seit Jahrzehnten massiv politisch gefördert. Auch die Entwicklungen im Umfeld wohnen und in der Stadt arbeiten wurde politisch gefördert. Unser Wohlstand basiert zu nicht unerheblichen Teilen auf dieser Autogesellschaft. Es hilft aber nicht jetzt alles zu verteufeln. Wenn man feststellt, dass eine frühere Entwicklung nicht mehr zeitgemäß ist, muss man gegensteuern. Das kann aber im Fall des Autos nicht sein, dass man "das Auto verdrängt". Man muss erst einmal Alternativen schaffen. Daran fehlt es und anscheinend auch am politischen Willen dazu. Es bedeutet erst einmal Investitionen in die Infrastruktur. Beispiel: vor langen Jahren hat Karlsruhe seine Straßenbahn auf die Bundesbahngleise gebracht und dabei eine Art Straßenbahn-S-Bahn geschaffen. Das wurde ein absolutes Erfolgsmodell, weil man schneller mit der Bahn in der Stadt war als mit dem Auto. Die Leute sind freiwillig umgestiegen. Wer in der Stadt wohnt, kein Auto braucht, kann sich glücklich schätzen. Wer dann auch noch Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe hat auch. Geht doch mal die Bedürfnisse durch:
    Bezahlbarer Wohnraum, Versorgung in der Nähe, Arbeitsplatz in ÖPNV-Reichweite, per ÖPNV/Rad/Fuß erreichbarer Kindergarten/Kita/Schule/Ausbildungsplatz.
    Wer das alles hat, um aus Auto zu verzichten, kann sich von schreiben.
    Oft scheiterts schon an der Versorgung. Beim Rest erst recht.
    Das Problem Parkplatznot/-druck/Falschparker hat viele Ursachen und nicht jeder kann aufs Auto verzichten. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Wenn wir mehr ÖPNV haben wollen, müssen wir ihn schaffen. Wollen wir mehr Fußverkehr, müssen wir auch hier eine Lösung finden. Man muss aber immer mit Ursache und Wirkung denken. Jede Maßnahme hat eine Auswirkung, die bedacht werden muss. Keine Parkplätze? Was passiert mit den Autos, wo gehen die hin, was sind die gesellschaftlichen Auswirkungen? Siehe plattes Land im Osten: keine Arbeitsplätze, Leute wandern ab (politisch gewollt, man soll der Arbeit hinterherziehen), Leerstand in den Dörfern, keine Läden, vergreisung, kein ÖPNV, keine Schulen mehr etc. -> großes Gejammer. Ja das war doch aber klar.
    Also, es muss eine Gesamtlösung her, kein Einzelrumgedoktere.
    Keine Autos auf dem Gehweg, bau ein Parkhaus, informiere vorher drüber, kostet Geld (wir müssen uns daran gewöhnen, dass die Kiste nicht mehr kostenfrei rumstehen darf), dann Parkraum reduzieren, gibt Gezeter, aushalten, man hat sich dran gewöhnt und alle machen es dann so.
    Man muss die Diskussion losbrechen, wie wollen wir in Zukunft leben, wir kriegen wir alle unter einen Hut, wie bleibt das auch finanzierbar, wie bekommen wir es hin, dass keiner hintenrunterfällt. Den Leuten Alternativen aufzeigen und auch mal einen Versuch starten.
    Viele Grüße
    Karin

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    1. Ja, wer kein Auto braucht, kann sich glücklich schätzen. Es ist aber auch nicht schlimm, ein Auto zu brauchen. Nur ist halt auch bekannt, dass ein Drittel der Autofahrten so kurz sind, (unter 3 km), dass man vielleicht auch das Fahrrad hätte nehmen können. Kopenhagen ist zu der wunderbaren Stadt geworden, die es heute ist, weil man Parkplätze in der Innenstadt verknappt hat. Bei uns dagegen ist das Autofahren noch attraktiver als andere Verkehrsarten. Mit dem Fahrrad ist man heute schon schneller auf Stecken unter 5 km als jedes andere Verkehrsmittel, es wäre also attraktiver als Auto oder Stadtbahnen, doch viele Menschen können sich gar nicht vorstellen, nicht mit dem Auto die drei Kilometer in die Stadt zu fahren, weil es ja auch völlig unproblematisch ist, das Auto irgendwo abzustellen, auf Gehwegen, im Halteverbot, im Parkverbot, ja und manchmal auch auf einem ordentlichen Straßenrandparkplatz, den sie nicht mal bezahlen, weil ja eh nur selten kontrolliert wird. Und wenn man beispielsweise das Radfahren attraktiver macht, in dem man sichere Radwege schafft, dann geht das auch auf kosten von Parkplätzen. Und dann kann man nicht mehr sagen: macht doch erst mal das Radfahren attraktiv, bevor ihr Parkplätze wegnehmt. Und mit den Arbeitsplätzen hat es nichts zu tun, wenn in der Stuttgarter Innenstadt nicht mehr aufGehwegen geparkt werden darf. Die Autoindustrie bringt sich selber um, weil sie sich weigert, ernsthaft an einer umweltfreundlicheren Mobilität zu arbeiten. In China gibt es jetzt schon eine E-Autoquote, und der chinesische Markt ist für unsere Autobauer viel wichtiger, als der Stuttgarter Käufermarkt.

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  2. Herzlichen Dank für diesen hervorragenden Artikel. Das Thema Parken ist zentral in der Diskussion über Verkehrsplanung, Lebensqualität und Mobilitätsverhalten. Es gibt nahezu nichts, was mich als Bürger und Radfahrer mehr nervt als das Parkverhalten inklusive der Blockade der Fahrbahnen, Gehwege und Radwege. Und wenn ich Auto fahre, gibt es nichts, was mich mehr nervt als für die blödsinnige Karre einen Abstellplatz zu finden. Der innerstädtische Flächenverbrauch des so genannten "ruhenden Verkehrs" ist an Absurdität nicht zu übertreffen. Viele Grüße

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    1. Ja, das ist es, Stefan. Deshalb sind die Gefechte um dieses Thema auch besonders verbissen. Dabei soll es ja Autofahrer geben, die wären ganz froh, wenn sie sozusagen gezwungen würden, mal was anderes auszuprobieren als Parklatzsuche, Fahrrad oder Öffentlichen Verkehr, zu Fuß gehen. Aber Bequemlichkeitsroutine siegt, auch wenn Bequemlichkeit längst verloren gegangen ist. Man muss ja immer zu seinem Parkplatz zurück. So ein Auto nimmt einen ganz schön an die Leine.

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  3. Aber nicht dabei vergessen: Wenn es benutzt wird braucht ein Auto noch mehr Platz wie wenn es nur nutzlos rumsteht: (Autolänge + Sicherheitsabstand ) x Fahrbahnbreite. Da kommt dann schnell die Fläche einer Wohnung zusammen

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  4. Ich verstehe das Bild zur Ruiter Straße nicht. Da ist doch gar kein Gehweg auf dem Foto, warum sollte man da nicht parken dürfen? Man könnte natürlich ein Parkverbot dort aufstellen...

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    1. Links, da, wo das Auto steht, ist ein Gehweg, so habe ich es zumindest verstanden.

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    2. Komisch, der Bordstein hört davor auf und nach den Autos ist er auch nicht wieder da. Ich glaub da ist einfach kein Gehweg.

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    3. Blogleser Jan bestätigt mir, dass es einen Gehweg gibt, der beständig zugeparkt ist. Er geht bis zur Ruiter Straße 35. Und genau dieses Reststück ist immer zugeparkt. Dann endet der Geheeg und auf beiden Seiten stehen nur noch Autos, Fußgänger müssen über die Fahrbahn zur Kita Ruiter Straße laufen. Welche Eltern lassen da noch ihre Kinder alleine zur Kita laufen? Wie viele laufen da überhaupt noch mit Kindern. Viele dürften dann das Auto nehmen und die Situation noch verschärfen.

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  5. Die Lösung wäre doch ganz einfach: Ein privat genutztes Auto kann nur dann zugelassen werden, wenn der Halter einen Parkplatz nachweist. So wie in Japan.

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    1. Ja.
      Und wenn ich kein Auto habe, brauche ich auch keinen Parkplatz nachweisen.

      (Dann klappt's auch mit dem Nachbarn. Der kann nämlich plötzlich in eine durch Nachverdichtung neu geschaffene Wohnung einziehen)

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  6. Guter Artikel! Allerdings habe ich selber gemerkt, dass in der Regel die eigenen "Anwohner", nicht die jenigen sind die auf Gehwegen, vor Einfahrten oder auf Behindertenparkplätzen parken. Sondern eher Auswärtige, ohne Stuttgarter Nummernschilder.

    Schauen Sie sich mal die Brunnenstr. in Stuttgart- Bad Cannstatt an. Jahrelang wurde auf den Gehwegen geparkt, bis die Stadt die Fahrbahn (Einbahnstrasse) dramatisch verengt hat um -3- neue Parkplätze (zum Teil auf den Gehwegen) zu schaffen. Bis heute vergeht kein Tag an welchem man überhaupt normal über diesen Gehweg laufen kann. Der Höhepunkt dabei ist, dass sogar ein kleiner Tunnel, welcher durch ein Haus durchführt, einfach dreist zugeparkt wird.
    Auch das, seit November, eingeführte Parkplatzmanagement zeigt kaum eine Wirkung. Die Lebensqualität verschlechtert sich von Tag zu Tag, durch den ganzen Lärm der zum Großteil durch die hochmotorisierten KFZs, welche teilweise direkt unter Fenstern parken entstehen.

    Vielleicht, wären Schranken, wie in den Gebieten rund um das SI-Zentrum sind - an weiteren Stellen der Stadt ebenfalls notwendig...

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  7. Alexander Müller14. März 2018 um 22:11

    Hervorragend recherchierter Artikel!
    Ein dickes Lob an dich, Christine!

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