14. Februar 2018

Radfahren ist ...

Argumemente gegen Radfahren gibt es viele, und sie sind alle unbegründet. Wir wissen das, aber wir werden immer wieder mit diesen Behauptungen konfrontiert. Und oft sind wir um eine Antwort verlegen. 

Da gibt es Abhilfe. Die Seite Cyclingfallacies hat 32 Vorurteile zusammengetragen und Antworten gegeben. Da wird mit solchen Mythen aufgeräumt wie, Radfahren sei gefährlich, man schwitze zu sehr, das Wetter passe nicht, es sei zu bergig oder Geschäftsinhaber seien auf Autokunden angewiesen. Ich berichte immer wieder über die einzelnen Themen und versuche, die Vorurteile zu entkräften. Aber an den Kommentaren vor allem auf meiner Facebookseite sehe ich, dass man es nicht oft genug sagen kann. Hier noch mal der Link zu einer wunderschönen Verbildlichung. Da kann man in Ruhe gute Antworten finden. Zum Beispiel:

Quelle Cyclingfallacies

  • Radfahren bringt einen zu sehr in Schwitzen. Stimmt, aber nur, wenn die Radfinfrastruktur schlecht ist. Dann nämlich bekommen die Radler den steilen Umweg oder sie müssen ständig an Ampeln halten und kraftraubend wieder starten. Oder sie versuchen die Grüne Welle für Autos zu erwischen und fahren zu schnell zur nächsten Ampel. In Dänemark oder den Niederlanden kann man dagegen auf guten Radwegen im eigenen Tempo fahren, gemütlich oder schnell. Übrigens gibt es auch Pedelecs - ergänze ich hier - die die Radfahrt zur Arbeit zu einer gemütlichen Angelegenheit machen. 
  • Oder: Radwege sind gefährlich. Stimmt, Radwege sind in vielen Ländern unsicher. Aber sie müssen halt richtig gestaltet werden, damit sie sicher sind, begründet Cyclingfallacies sein Nein. 
  • Oder: Radler bringen Fußgänger in Gefahr. Gehwegradler sind ärgerlich, so lautet die Antwort, und sie sind eine Folge schlechter Radpolitik. Allerdings wird die Gefahr, die von Radfahrenden für Fußgänger ausgeht, übertrieben. Die größere Gefahr geht von Autofahrern aus, die über Gehwege fahren oder zu dicht am Rand von Gehwegen. 
  • Sehr beliebt auch bei meinen Kommentatoren: Radfahrer bezahlen nicht für Straßen. Das stimmt nicht mal ansatzweise. Zum einen weil viele Radler auch Autos besitzen und KfZ-Steuern zahlen, vor allem aber, weil in Deutschland die Verkehrsinfrastruktur über Einkommenssteuer, Mehrwertsteuer und viele andere Steuerarten finanziert wird, also von uns allen gemeinsam. Die kümmerliche KfZ-Steuer würde dafür nie und nimmer reichen. Radwege gehören zum Straßenverkehr, den wir uns gönnen. Niemand erwartet schließlich von Fußgängern, dass sie über Fußwegsteuern ihr Gehwege selber finanzieren. 
  • Und der schönste Mythos: Wenn wir alle nur ein bisschen mehr Respekt voreinander hätten, dann gäbe es keine Probleme. Ein Aufruf, den es seit mehr als hundert Jahren gibt, und der nicht wirkt, so Cyclingfallacies' Antwort. Gäbe es diese Rücksicht der Autofahrenden, so würden Autos trotzdem Lärm und Luftverschmutzung verursachen und viel zu viel Platz verbrauchen. Außerdem steckten die Radler dann an jeder Ampel im Autostau. Deshalb sollte es eine Radinfrastrktur geben, die Radler vom Autostau fern hält und ihnen ein rasches Fortkommen auf eigenen sicheren Wegen ermöglicht. 
  • Lösen Elektroautos wirklich unser Verkehrsproblem? Nein: Staus und Krankeheiten durch Bewegungsmangel gibt es trotzdem. 
  • Aber wir sind halt keine Holländer und Dänen! Denen liegt das Radfahren im Blut. Nein, so die Antwort: In Dänemark und den Niederlanden besitzen auch viele Leute Autos. Und nicht alle fahren Fahrrad. Radfahren steckt niemandem in den Genen. Das sieht man daran, dass Zugezogene, also Ausländer in Dänemark und den Niederlanden viel mehr Rad fahren als in ihren Herkunftsländern. Es liegt daran, dass sie eine gute Radinfrastruktur vorfinden und es bequemer ist, Rad zu fahren als mit dem Auto zu fahren. 

10 Kommentare:

  1. Schwitzen tut man grade im Sommer doch sowieso, ob im evtl. unklimatisierten Bus, Zug oder Auto. Auch die wenigsten Büros werden per Klimaanlage runtergekühlt. Außerdem ist Schwitzen eine normale menschliche Körperfunktion. Übermäßig schwitzen tut man beim Radfahren eh nur, wenn man überhaupt keine Bewegung mehr gewöhnt ist.

    Thematisch daran anlehnend würde ich persönlich mir aber einen wesentlich lockereren "Dresscode" in unserer Gesellschaft wünschen, insb. was auch die typische Bürokleidung betrifft. Denn die ist voll auf sich auf dem Arbeitsweg nicht bewegen müssende Autofahrer ausgerichtet. Aber auch sonst sind z. B. grade die klassischen, gesellschaftlich akzeptierten "Beinkleider" fürs Radfahren meist völlig ungeeignet; also unbequem und einengend. Daher dürfen Shorts und Shirts m. E. auch im Büro kein Tabu mehr bleiben. Auf Umziehen und Extra-Klamotten mitschleifen hab ich nämlich auch keinen Bock!

    Was das Missverständnis betrifft, Radfaher würden keine KFZ-Steuer bezahlen und hätten daher kein Recht auf Fahrbahnnutzung: Das Grundproblem ist, dass die Mehrheit in diesem Lande einfach nicht rafft, dass sich aus der Zahlung von Steuern kein Anspruch auf irgendeine konkrete Gegenleistung ergibt. § 3 der Abgabenordnung! Und da Radwege sowieso nur für den Autofahrer gebaut werden - kann er zumindest von mir aus gerne das Gefühl haben, er müsse jene auch noch bezahlen! :)

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    1. Vielleicht sollte ich doch auch mal einen Post übers Schwitzen schreiben. 😊 Ich radle immer in meinen normalen Klamotten (allerdings Pedelec), im Sommer und im Winter, und ich finde es nicht so wichtig, den Dresscode zu lockern. Allerdings scheint mir das Radeln im Anzug auch nur auf kürzeren Strecken geeignet. Ich sehe aber auch Anzugträger im Sommer in der Innenstadt. Geht also. Männer können ohnehin leichter als Frauen einen guten Anzug am Arbeitsplatz lagern. Frauen müssen dagegen jeden Morgen überlegen, was sie anziehen. 😊

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    2. Bezüglich Schwitzen. Früher hatte ich kein Problem damit. Auch im Sommer reichte der Fahrtwind so aus, dass ich kaum schwitzte. Seit wenigen Jahren hat sich das geändert. Schon bei geringen Anstrengungen kann es sein, daß ich stark schwitze, besonders am Kopf.

      Schwitzen ist also nicht nur sehr individuell, manche mehr, manche weniger. Es ändert sich auch mit den Jahren.

      Martin
      PS: ich mache trotzdem #bike2work.

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    3. @Christine: Dann doch so konservativ, was die Klamottenfrage betrifft...!? ;) Sicher, man kann mal ein paar Meter in der Jeans oder zur Not auch im Anzug durch die Stadt radeln - aber ich persönlich hasse es, in "normalen" (langen) Hosen Radfahren zu müssen, weil es fürchterlich unbequem ist! Das macht für mich viele Vorteile des Radelns schlagartig zunichte!

      Frauen sollen in der Hinsicht gar nicht jammern, die haben es allgemein, aber grade im Sommer auch wesentlich leichter als Männer - bei denen es (zumindest in den höheren Positionen) ausschließlich auf die hässliche Kapitalisten-Uniform hinausläuft. Während die Damen im luftigen Rock (auch angeradelt) kommen, darf Mann dagegen unter gar keinen Umständen, niemalsnie im Büro (oder sonst wo) kurzen Hosen tragen...! :(

      Leider ist unsere (in der Hinsicht stockkonservative) Gesellschaft wohl wirklich noch nicht soweit, jeden das Tragen zu lassen, was für ihn am praktikabelsten ist und in dem er sich am wohlsten fühlt! Der Schein ist halt wichtiger als das Sein.

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    4. Grins. Wobei es nicht die Frauen sind, die die männlichen Dresscode bestimmen, sondern ihr selbst. Das müsst ihr unter euch klären. Ich finden Anzüge auch ziemlich bescheuert und vor allem langweilig. Aber was geht es mich an? Und noch was: Menschen sind verschieden. Ich finde radeln in meinen Alltagsklamotten nicht unbequem. Das hängt aber sicher damit zusammen, dass ich zu meinen Terminen mit dem Pedelec radle. Das ist aber nicht der Maßstab, sondern nur ein Aspekt der Vielschichtigkeit des Radelns. Wahrscheinlich muss ich in der Tat mal wieder einen Artikel über Radfahren und Kleidung schreiben. 😊

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    5. Ja, den geben nicht direkt die Frauen vor. Aber einige von denen würden natürlich dann auch lästern, wenn denn wirklich mal einer in Shorts zur Arbeit (geradelt) käme. ;) Klar, jeder Jeck ist anders - nur darf man es halt nicht überall sein! :(

      Noch als Nachtrag zur KFZ-Steuer-Geschichte: Ich befürchte, dass die baldige Einführung einer "Maut" uns da einige Probleme bereiten wird - denn dann gibt es da wirklich eine Zweckbindung, da es sich um eine Gebühr handelt. Da jene auch so wie ich das verstanden habe auch allgemein für das gesamte Straßennetz (also nicht nur Autobahnen) gelten soll, kommen wir da argumentativ evtl. wirklich ein wenig in die Defensive!

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  2. Bzgl. Kosten: Die Kopenhagener haben mal ausgerechnet, dass jeder Fahhrad-Kilomener unterm Strich einen Gewinn für die Gesellschaft bringt, im Vergleich dazu ein Autokilometer aber Verlust. Auf die Schnelle hab ich gerade diesen Link zum Thema gefunden, aber da gibt's vielleicht noch bessere:

    https://grist.org/biking/one-mile-on-a-bike-is-a-42-economic-gain-to-society-one-mile-driving-is-a-20-loss/

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    1. Ja, da gibt es verschiedene Rechnungen. Die Dänen sagen so ungefähr 16 Cent Gewinn pro Radkilometer und 26 Cent pro geradeltem Kilometer zur Rushhour. Während jeder gefahrene Autokilometer 13 oder 14 Cent kostet. Ich habe darüber immer mal wieder berichtet, siehe in der rechten Seitenspalte "Gut zu wissen". Womöglich sieht das in Deutschland anders aus, weil wir bisher noch kaum Geld für Radinfrastruktur ausgegeben haben (Kostenfaktor) und weil wir andererseits so wahnsinnig viel Auto fahren, was sie Kosten für uns noch erhöhen könnte.

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  3. Aus vielen fb-Kommentaren spricht vermutlich blanke Dummheit=Unwille, die eigene Weltsicht zumindest rudimentär auf Realitätsnähe zu überprüfen (->daher ist facebook auch verlorene Zeit - zumal man nie weiß, ob man mit einer Maschine/Bot diskutiert). So könnte man plumpdumme Fehlbehauptungen zum/gegen der Radverkehr selbst schnell ablegen.

    ABER die Leute sind da auch nur zum Teil selber schuld, denn die POLITIK regiert seit Jahrzehnten auf die nun vorliegende/drohende Eskalation HIN! Und zwar alle Parteien, mehr oder weniger. Das ist so ein bisschen wie mit dem Brexit: Wenn man immer die EU verantwortlich macht, sei es noch so hanebüchen, dann muss man sich nicht wundern, wenn es die Leute irgendwann glauben (auch wenn sie es bei wachem Verstand besser wissen könnten). Was denen die Lügen zum Brexit sind, sind hier die Lügen und Versprechen zum Auto, woraus man als Ottonormalhonk schnell folgern möchte, dass das Auto privilegiert ist und zu sein hat und danach eine ganze Weile nichts anderes kommt.

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    1. Im Grunde geb ich dir Recht; Hauptübel unserer Zeit ist die galoppierende Blödheit - die insb. bei fb ungefiltert ans Tageslicht kommt. Allerdings: Die (nebenbei ja vollkommen undemokratische...) EU war noch NIE für das Wohl des Menschen konzipiert. Ein "wacher Verstand" sollte also auch wissen, dass die EU einzig und allein aus wirtschaftlichen Gründen (Freihandel und Wirtschaftsförderung) gegründet wurde und heute DAS ultimative Werkzeug zur Neoliberalisierung des Kontinents darstellt! Und dies dient grade auch dem Wohl der europäischen Automobilindustrie! Es ist eine Legende, die EU sei wesentliche Ursache für den "Frieden" zwischen den Völkern Europas. Was dieser "Friede" wert ist, hat man gesehen, als Griechenland sich zeitweise wagte, den neoliberalen Heilslehren der EU zu widersetzen!

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