Eine solche Kontrolle hat Mitte April stattgefunden. Die Stuttgarter Zeitung hat darüber berichtet. Die Polizei zählte damals zwischen 15 Uhr und 18.30 Uhr 42 Autofahrende, die verwarnt wurden, 10 weiter seien aus Kapazitätsgründen davongekommen. Alle die mit dem Fahrrad rauf und runter radeln haben das Gefühl, es sind deutlich mehr. Deshalb haben engagierte Radler/innen am vergangenen Freitag zwischen 15:30 Uhr und 17 Uhr Traubenzucker verteilt und gezählt: Radler rauf, Radler runter, Autos rauf, Autos runter. Insgesamt fuhren in den anderthalb Stunden knapp über 100 Autofahrer/innen auf der Alten Weinsteige an den Verbotsschildern vorbei. Das Ergebnis im einzelnen:
42 Autos fuhren hinauf, was um diese Zeit (zwischen 15 und 19 Uhr) verboten ist,
61 Autos fuhren am Einfahrtverboten-Schild vorbei hinunter. (Über ein Dutzend Autofahrende wendeten, als sie die fünf Personen am Schild stehen sahen).
17 Menschen radelten hinauf, ein Drittel davon übrigens ohne Pedelecmotor, und
21 fuhren die Alte Weinsteige hinunter.
Rund 60 Räder und ihre Besitzer ließen sich mit der Zahnradbahn hochschaffen.
Ein Teil dieser Autofahrenden waren auch Anwohner/innen.
Taxis dürfen die Alte Weinsteige befahren, es waren aber nur wenige. Einige Autofahrer/innen erklärten, sie hätten nicht gewusst, dass man hier nicht fahren darf. Sie haben offensichtlich keinerlei Schilder gesehen. Etliche erklärten, sie wohnten hier, wobei auffällig viele von ihnen auswärtige Kennzeichen hatten. Überhaupt fahren da viele mit Tübinger, Esslinger, Ulmer und Leonberger Kennzeichen rauf und runter. Einige erklärten, der Navi habe sie von Degerloch aus die Alte Weinsteige hinunter geschickt, was allerdings nichts an der Gültigkeit von Schildern ändert, aber was die Navi-Betreiber natürlich trotzdem mal ändern sollten.
Grundsätzlich darf man mit dem Auto die Alte Weinsteige nie auf ganzer Länge hinunter fahren. Auf Höhe der Wielandshöhe steht das runde rote Schild mit dem weißen Querstrich, das eine Weiterfahrt verbietet. Es gibt eine Regelung für Anwohner/innen, die aber nicht schriftlich gefasst ist (es gibt keine Ausweise). Und ein Hinweis unter den Schildern "Anlieger frei" fehlt. Das heißt, dass auch Anwohner/innen hier nach der StVO rechtswidrig unterwegs sind. Sie dürfen hier eigentlich nicht fahren. Übrigens ist es keineswegs so, dass Anwohner/innen ihre Häuser nicht anfahren könnten. Sie müssen halt, je nachdem, wo sie wohnen, von untern rauf fahren oder eben von oben reinfahren. Eins Sperrung der Fahrbahn an der Wielandshöhe würde keine Garage oder keinen Stellplatz am Straßenrand vor dem Haus unzugänglich machen. Und dass Autofahrende einen Umweg fahren müssen, sollte eigentlich kein Argument sein, vor allem angesichts der Umwege, die man Radfahrenden zumutet, und die fahren mit Muskelkraft.
Bergauf darf die Alte Weinsteige zwischen 15 und 19 Uhr ab Pfaffenweg auch nicht mit dem Auto befahren werden. Darauf wird schon unten auf Schildern hingewiesen. Begegnungen von Autos, die rauf (mal legal, mal rechtswidrig) fahren und solchen, die immer rechtswidrig an der Wielandshöhe vorbei hinunter fahren, sind häufig und gehen oft auch mit Gehupe und Geschrei einher, falls jemand nicht zu rückstoßen will.
Die Alte Weinsteige ist nur ein Auto breit. Auf der Hangseite parken Autos. Das macht das Radfahren auf ihr stressig. So manche Autofahrer drängeln und wollen unbedingt vorbei. Die, die herunter kommen und die geparkten Fahrzeuge auf ihrer Seite haben, müssten eigentlich in Parklücken warten, bis der Radfahrer an ihnen vorbei ist.
Begegnung aus Radlersicht |
Bergab müssen Radfahrende in die Parklücken ausweichen, wenn Autos von unten entgegenkommen (egal ob sie gerade legal oder regelwidrig hinauf fahren). Das von 30 km/h runterbremsen kostet viel Bremsbelag oder Bremsgummi. Autofahrende berichten, sie würden da auch schon mal von Radlern beschimpft.
Radfahrende auf der Alten Weinsteige |
Und es geht nicht mehr, dass der Autoverkehr die Radler verscheucht und auf Gehwege und Spazierwege abrdängt, während er massenhaft völlig regelwidrig eine Straße für sich reklamiert.
Das muss aufhören. Es ist nicht fair den Radfahrenden gegenüber. Eigentlich müsste die Alte Weinsteige zur Fahrradstraße umgewandelt werden. Wenn weniger breite Autos ihnen nicht mehr in dieser Menge den Platz wegnehmen, dann fahren hier auch sehr bald viele und vor allem auch die Rad-Pendler, die sich derzeit umwegige Alternativen überlegen.
Ein Teil der Autos, die an der Wielandshöhe weiterfahren |
Den könnte man mit versenkbaren Pollern oben ab Haigst und unten am Pfaffenweg herstellen, für die Anwohner/innen einen Chip bekommen.
Oder die Polizei kontrolliert konsequent und verhängt auch Bußgelder.
Fahrrad Straße? Nein, wenn ich die Wahl hätte würde ich da einen qualifizierten Radwegen an der neuen (!) Weinsteige vorziehen. Da passt dann auch die Steigung zum Radeln und zum Fahren ohne seine Bremsen zum Glühen zu bringen ...
AntwortenLöschenHallo
AntwortenLöschenEin Kommentar zu Stefan. Es geht hier um die alte Weinsteige. Es ist nicht schön, wenn jemand die Bemühngen anderer entwertet, indem er sagt, "fahr doch woanders". Ich merke das hier an, weil mir das in vielen Diskusionen begegnet.
So heißt es häufig;" Ich (der Held per se) fahre immmer da hinten rum, da ist es eh viel besser". Bitte denkt dran, wenn die diskutierte Straße für Radfahrer besser wird, fahren dort später mehr Radler. Dann muss man nicht mehr hinten rum und die Spaziergänger wegklingeln und sich über Hunde ärgern und so weiter.
Jörg
Es gibt halt eben unterschiedliche Radfahrer und Radfahrerinnen. Ich fahre immer auf Fahrbahnen, ich finde den Weg durch den Wald nach Degerloch hinauf extrem umwegig, hoppelig, voller Spaziergänger/innen mit Hunden, ich mag Fußgänger nicht ärgern. Andere finden Grünstrecken ganz toll. Wieder ander radeln auf Gehwegen, weil sie Angst vor Autos haben, andere fahren immer Fahrbahn ohne Angst und Stress. Das aber kann man alles nicht Radinfrastruktur nennen, schon gar nicht eine, die bisherige Autofahrer aufs Fahrrad lockt. Wie eine gute Radinfrastruktur aussieht, darüber streiten wir hier immer wieder, kann man auch. Aber Radler irgendwohin schicken, damit sie den Autoverkehr nicht stören, das ist bestimmt keine Radinfrastruktur. Und bedenkt, Autos haben in Stuttgart mindestens ein halbes Dutzend Straßen, auf denen sie nach Degerlich hinauf kommen, Radfahrende haben nur diese eine. Und dennoch finden sie auch für diese noch Alternativen, durch den Wald, den Schimmelhüttenweg , alles Wege, wo sie Fußgängerinnen stören und Wege die auch noch ziemlich unbequem sind.
AntwortenLöschenDie Frage ist nicht entweder oder. Die Antwort ist sowohl als auch. Beide Routen müssen realisiert werden.
AntwortenLöschenIch wurde selbst schon von der Polizei, die von oben herunter fuhr, ins Gleisbett abgedrängt, inkl. böser Worte. Da wars dann für mich vorbei und ich fahre nun lieber durch den Bopserwald. Auf der Strecke schert sich keiner um die Fahrradfahrer, im Gegenteil, man darf sich auch noch anhören dass man den Verkehr aufhält, der wohlgemerkt um die Feierabendzeit garnich hoch fahren dürfte. Wenn dann bei ner Kontrolle nur verwarnt wird, lernt sowieso keiner was dazu. Da wird sich auf kurz oder lang nichts ändern, leider.
AntwortenLöschenTolle Aktion von dir und von euch. Super.
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