Auch an der König-Karls-Brücke geht es wieder bergauf mit den Zahlen. Die Million haben wir 2018 dort noch knapp verfehlt. Aber ein Rekord ist es trotzdem. (Die genaue Zahl habe ich leider am 31.12.2018 verpasst. Das Foto ist eine Montage.)
Vor sechs Jahren, 2012, wurde in Stuttgart an der König-Karls-Brücke die erste Zählstelle für Fahrräder eingerichtet, damals noch so verborgen, wie es heute auch noch die Zählstelle am Waldeck in der Böblinger Straße ist. Inzwischen steht an der Neckarbrücke eine Säule, die die Radfahrten verdeutlicht. Beide Zählstellen liegen an der Hauptradroute 1. Und sie spiegeln viel an Stimmung und Chancen.
Blogleser Taube (Name von der Red. geändert) hat vor einem Jahr die Zahlen mit den Wetterdaten verglichen. Dabei zeigt sich unter anderem, dass Schwankungen in der Zahl der Radler bisher bei uns noch stark vom Wetter abhängen. Taube kann zeigen, dass ein Grad Celsius im Monatsdurchschnitt mehr auf der Neckarbrücke rund 3.800 Radfahrenden mehr entspricht. Am Waldeck entspricht ein Grad mehr (Durchschnitt im Monat) etwa 1.200 Radlern zusätzlich.
Wenn die Alternativen fehlen, dann zeigt sich, dass viele das Fahrrad nehmen, so wie im vergangenen Jahr Mitte April, als die Stadtbahnen bestreikt wurden. Da stieg die Zahl der Radfahrenden an der König-Karls-Brücke auf fast 6.000 an. Womöglich ist auch so mancher Autofahrer aufs Fahrrad umgestiegen, weil in der Stadt mit mehr Staus zu rechnen war.
Die Pendler bilden in Stuttgart die größte Menge an Radfahrenden, die auch noch fast täglich unterwegs sind, was vor allem am Waldeck sichtbar wird. Deshalb sinken sowohl an der Neckarzählstelle, wie auch am Waldeck die Zahlen an Samstagen und Sonntagen gegenüber den Wochentagen, von einigen Ausnahmen abgesehen.
Während am Waldeck die Zahlen der Radfahrenden kontinuierlich jedes Jahr gestiegen sind, ist das bei der Zählstelle am Neckar nicht der Fall gewesen. Hier gab es 2015 ein Hoch, das erst 2018 getoppt wurde und 2016 und 2017 eine Verringerung. Das hat zum einen mit der Sperrung der Holzbrücke (die man nie beradeln durfte, auf der aber viele gefahren sind) und der Rosensteintunnelbaustelle zu tun, zum andern vermutlich mit einer sehr engen und nicht einfachen Radwegführung am Leuze, die inzwischen etwas verbessert wurde.
Es gibt aber praktisch keine angenehme Weiterführung für Radler nach Cannstatt hinein oder aus Cannstatt heraus, hinüber nach Stuttgart. Der Ampelübergang ist eng.
Derzeit ist auch noch der Radstreifen zur der Bahnbrücke nach Cannstatt Zentrum hinein seit Tagen vollständig blockiert (Foto von Blogleser Peter). Radler dürfen natürlich die Fahrbahn radeln, aber wer macht das schon, vor allem in der Hauptverkehrszeit, wenn sich hier die Autos stauen? Ohnehin endet der Radfahrestreifen am freigegebenen Gehweg unter der Brücke hindurch, und man schlängelt sich durch Fußgänger. Dahinter landet man auf Busstreifen im Geschiebe der Busse. Alles gaaaanz schlecht! Und zwar so richtig schlecht!
Über Bordsteine (Foto ganz oben) geht es von der König-Karls-Brücke auch nach rechts über eine steile und engkurvige Abfahrt auf den Neckardamm, der in den letzten Jahren auch immer wieder für Radfahrende gesperrt war. Es gibt eine am Wochenende manchmal mit Scherben übersäte Durchfahrt durch die Hall of Fame. Und während des Frühlings- und Volksfests stehen hier Z-Barrieren. Der Neckardamm ist auch kein Radweg, sondern nur für Radfahrende freigegeben. Richtung Daimler-Stadion ist die Radführung über Gehwege sauschlecht.
Wenn sich an einer Infrastruktur nichts verbessert, nimmt auch die Zahl der Radler nicht so schnell zu wie wir das wünschen und dringend brauchen. Das zeigt diese Zählstelle. Denn am Waldeck, so die Hauptradroute fertig gestellt und wesentlich verbessert wurde (ist allerdings bei den engen Schutzstreifen noch viel Luft nach oben), hat der Radverkehr stetig zugenommen.
Nachtrag: Inzwischen standen die Zahlen in der Stuttgarter Zeitung. Am 31.12.2018 wurden an der Böblinger Straße 315 069 Radfahrende gezählt und an der König-Karls-Brücke 988 568.
Die Stadt (CDU, FDP und FW) hassen Radfahrer und zeigen dies deutlich. So viel Ehrlichkeit erlebt man selten in der Politik. Danke. Und jetzt fahre ich wieder mit dem Rad zum Bäcker, damit Daimler Pleite geht :D
AntwortenLöschenWird Zeit, dass es eine andere Mehrheit im Gemeinderat gibt. Übrigens ist es ganz so eindeutig auch wieder nicht, denn Radfahrende gibt es auch in den von dir genannten Parteien, nur sind sie dort nicht die Mehrheit.
LöschenDie hohe Zahl der Radler an den Zählstellen dürfte in erster Linie dem trockenen Sommer zu verdanken sein. Falls der nächste Sommer verregnet ist, werden sicher wesentlich weniger Radler unterwegs sein (z.B. ich).
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