5. Januar 2019

Stuttgart hat eine neue Fahrradbeauftragte

Offiziell ist es noch nicht, aber auf der Seite der Stadt Stuttgart hatte der Fahrradbeauftragte gestern eine neue E-Mail-Adresse mit neuem Namen bekommen. 

Heute früh hat die Stadt die Seite dann offline gestellt. Am Abend war sie wieder aufrufbar: Da steht jetzt unter dem Titel "Fahrradbeauftragte - Verkehrsplanung" (weiblich) wieder der Name des Vorgängers. Allerdings finden wir ihren Namen am Ende des Links zu "Radforum".

Demnach wird sich Éva Ádam künftig um unsere Belange kümmern.

Wenn Frau Ádam unsere neue Fahrradbeauftragte ist, ist sie nicht ganz unbekannt. (Ein verwendbares Foto gibt es allerdings noch nicht von ihr.) Sie hat seit 2015 in Leonberg als Verkehrsplanerin  und Fahrradbeauftragte gearbeitet. Ende September 2018 machte sie mit einem Radhäusle am Leonberger Bahnhof in der Presse von sich reden. Außerdem warb sie für den Fahrradklimastest des ADFC. Da lesen wir: "Beispielsweise wird in Erfahrung gebracht, ob das Radfahren im Stadtgebiet Spaß oder Stress bereitet, ob Radwege von Falschparkern freigehalten werden und ob sich das Radfahren für Familien mit Kindern sicher anfühlt", so Eva Adam vom Stadtplanungsamt.
"Der Fahrradklima-Test bietet uns die Möglichkeit, unser Engagement zur Förderung des Radverkehrs von den Einwohnern einschätzen zu lassen. Nur wenn wir wissen, wo Verbesserungsbedarf gesehen wird, können wir mehr Menschen aufs Rad bringen."

Das hört sich gut an. Ich freue mich, dass sich in Stuttgart nun auch einmal eine Frau an prominenter Stelle mit dem Thema Radfahren beschäftigt. Denn Verkehr, auch der Radverkehr, wird fast ausschließlich von Männern geplant und gemacht. Frauen sind selten bei den Radforen oder gar auf den Podien und unter den Fachleuten, die man zu Kongressen einlädt. Dabei machen sie unter den Radelnden die Hälfte aus.

Zwar können alle, die es wollen, sich in die Fahrstile und Fahrkonzepte verschiedener Radfahrtypen (Junge, Alte. Frauen, Männer, Mütter, Väter, Behinderte, Kinder) hineindenken, aber bisher erfordert die Stuttgarter Radinfrastruktur an vielen Stellen Mut und Routine, sie ist eher nichts für Ungeübte, Jugendliche oder Ängstliche. Nur wenige Schulkinder sind mit Fahrrädern unterwegs, auf so manchem Schutz- und Radfahrstreifen würden Eltern ihre Halbwüchsigen nicht in den Stellungskampf mit dem Autoverkehr schicken. Lastenräder werden immer mehr, sie transportieren Kinder und Güter, sie sind länger und breiter als normale Räder, sie erfordern eine neue Infrastrutkur ohne enge Kurven, ohne Z-Schranken, ohne jähe Konfrontation mit einem Auto dort, wo der Radstreifen vor einer Kreuzung oder einem Kreisverkehr plötzlich aufhört.

Radverkehr muss für Familien, für alle zwischen 8 und 80, genauso taugen wir für tägliche Radlpendler, die weite Strecken zurücklegen.

Wir Radfahrende von Stuttgart heißen Éva Ádam herzlich Willkommen in ihrem neuen Amt, und wir freuen uns darauf, sie im nächsten Radforum persönlich kennen zu lernen. Und natürlich wünschen wir ihr viel Erfolg in diesen sicherlich nicht ganz leichten Amt. 

19 Kommentare:

  1. Ganz so sicher ist die Sache wohl noch nicht, zumindest was die Veröffentlichung der eMail angeht: unter dem angegebenen Link erscheint eine Fehlermeldung und auf der Seite des Fshrradbeauftragten erscheinen die alten Daten. Nicht, dass die Stadt nochmal bei Adam und Eva beginnen muss...

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    1. Ja, ich habe meinen Post schon entsprechend ergänzt. Ich halte es zwar nicht für unsicher, und warum hätte die Verwaltung die E-Mai-Adresse sonst bereits eingepflegt haben sollen, aber offenbar sollte es nicht auf diese Weise bekanntgegeben werden.

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  2. Vielleicht ist Frau Adam auch einfach nicht die Richtige für den Posten der Fahrradbeauftragten: bei XING gibt sie als Interessen Sport, Natur und Wandern an aber nichts, was sie als Vertreterin der Belange von Radfahrenden qualifiziert. Immerhin könnte sie als Vorstandsmitglied der Siebenbürgischen Weltorganisation e.V. Erfahrung in der Lobbyarbeit gesammelt haben, was von ihrer siebenjährigen Postgraduiertenerfahrung als Kundenbetreuer einer renommierten Buchhandlung eher nicht zu vermuten ist...

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    1. Na, ob das jetzt so zutrifft? Du könntest auch die falsche Person aufgestöbert haben.

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    2. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stadt Leonberg zwei Verkehrsplaner(innen) Namens Eva Adam beschäftigt, von der eine nun vielleicht Fahrradbeauftragte der Stadt Stuttgart werden könnte.
      Die Fakten sind so offensichtlich, dass deine hier gestreuten Zweifel an der Identität der von mir aufgestöberten Person nicht rationell nachvollziehbar sind.
      Bevor du meine Glaubwürdigkeit infrage stellst, hättest du die Fakten selbst recherchieren können: auch Nicht-Mitglieder können Basisdaten von Mitgliedern bei Xing aufrufen, z.B. die der Verkehrsplanerin von Leonberg, Eva Adam.
      Wenn Frauen ihresgleichen promoten, sind Fakten aber scheinbar nebensächlich, oder?

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    3. Jetzt lass die arme Frau doch erstmal ihre Arbeit beginnen, bevor Du sie auf Grund ihrer privaten Interessen verurteilst. Diese "Fakten" haben doch gar nichts mit ihrer Qualifikation zu tun.

      Man kann, nebenbei erwähnt, auch eine gute Arbeit machen ohne davor schon die Qualifikation gehabt zu haben.

      Ich bin mir sicher, dass es dann an den zukünftigen Produkten ihrer Arbeit noch genug zu diskutieren gibt.

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  3. Eine Frau wäre auf jeden Fall sensationell, das sehe ich auch so.

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    1. Warum soll das Geschlecht eines/einer Fahrradbeauftragten wichtig, gar sensationell sein???
      Was einzig und allein zählt, ist die Qualifikation - hoffentlich.

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    2. Vielleicht meinen Artikel mal gsnz lesen und auch dem Link unten im Artikel folgen.

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    3. Verstehe nicht, worauf du hinaus willst, liebe Christine - der Link unten im Artikel verweist auf einen (sehr langatmigen) Blogeintrag über eine Viertelstunde am Wilhelmsplatz ohne jeglichen Bezug zu einem/einer Fahrradbeauftragten.
      Nebelkerze zur Verwirrung der Leserschaft? Ich weiß es nicht.

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    4. Sorry, ich habe dir den falschen Link genannt. Hätte doch noch mal nachschauen sollen. Hier ist er: https://dasfahrradblog.blogspot.com/2018/04/wenn-wir-die-erste-fahrradburgermeister.html
      Und in meinem Post sage ich schon, dass jeder sich in andere hineinversetzen kann, auch Männer in radfahrende Frauen oder unsichere Radler/innen oder Kinder, dass aber de facto die männlich dominierte Verkehrspolitik das bislang beim Radverkehr nicht getan hat. Ein Beispiel ist dieser wenig ermutigende Radstreifen am Wilhelmsplatz. Kannst du nicht nachvollziehen, dass der Käse ist? Oder kannst du? Für Jugendliche, Ältere, Ungeübte und Kinder ist er absolut indiskutabel, diesen Stellungskampf mit den Autos wollen die nicht kämpfen. Die Männer, die ihn geplant und durchgesetzt haben, verstehen bis heute nicht, warum das ein negatives Beispiel für eine solche Verkehrsplanung der Starken für die Starken und Furchtlosen ist.

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    5. Was willst du damit sagen? Alles Schlechte auf dieser Welt wurde von Männern, alles Gute von Frauen konzipiert? Dieses Schwarz-Weiss Denken macht die Sicht auf die Welt zwar einfach, aber nicht unbedingt richtig.
      Die Menschen, die den Unsinn am Wilhelmsplatz geplant und umgesetzt haben, sind offensichtlich nicht für diese Aufgabe qualifiziert, aber die Auffassung, dass Frauen die Situation aufgrund ihres Geschlechts besser gelöst hätten, halte ich für antiquierten Chauvinismus.

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    6. Also bei mir kommt bei XING sofort ein Fenster, dass man sich anmelden müsse ...

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    7. Du schon, ich nicht. Wenn Männer wollten, könnten sie auch für Frauen und Kinder, Ältere und Schwächere (also die, die selbst nicht sind) mit denken, tun sie aber nachweislich nicht. Man nennt das Gender-Mainstreaming: Alles, was man politisch tut, wird daraufhin überprüft, wie es sich auf andere, Frauen, Kinder, Seniorinnen etc. auswirkt und von ihnen gesehen, erfahren und angenommen wird. Bei der Radinfrastruktur gibt es da reas immer zwei Wege: Männer auf die Fahrbahn, für Frauen und Kinder Gehwege freigeben. Auf den Gehwegen sind dann die Fußgänger genervt, vor allem die Gehbehindeten oder Gehunsicheren. Richtig, Männer, die kein Gender-Mainstreaming betreiben, sind nicht qualifiziert für ihren Job. Anderseits helfen Frauen in den Ebenen, in denen über unsere Verkehrsinfrastruktur entschieden wird, die Perspektive zu erweitern. In habe in den Radforum immer gesagt: Dunkle Waldwege sind keine Radwege, da habe ich Angst. Das musste von mir gesagt werden, damit sich der Begriff "sozial unsicher" einbürgerte und man aufhörte, Radrouten auf solchen Wegen zu erwägen. Frauen können solche Perspektiven mit einbringen, in reinen Männerrunden entstehen sie nicht. Das ist meine jahrzehntelange Erfahrung. Leider.

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  5. Junge, Junge bzw Mädchen, Mädchen....
    ich finde diesen blog wirklich klasse und lese ihn immr noch, obwohl ich schon zwei Jahre aus Stuttgart weggezogen bin,
    diese Beiträge von Dir, Christine, sind jedoch sowas von unverständlich.
    Jetzt zerfleischen sich die Radfahrbefürworter auch noch untereinander anstatt an einem Strang zu ziehen. Eine gute männliche Meinung zum Beispiel in Bezug zur Situation am Wilhemplatz sollte doch genau so zielführend wie eine gute weibliche Meinung zu einem anderen Thema aufgenommen werden.
    was bringt es da auf Geschlechter hinzuweisen, Kompletter Schwachsinn

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  6. Liebe Christine,
    ich mag deinen Blog wirklich sehr und er ist wichtig für uns - aber diesmal geht mir deine schwarz/weiß-Mann/Frau-Malerei deutlich zu weit. Das sage ich als einer, der schon vor etwa 25 Jahren als männlicher Exot 5 Jahre Erziehungsurlaub zwischen Krabbelgruppe und Babyschwimmen hinter sich gebracht hat. Ich wäre dabei nie auf die Idee gekommen, dass ich damit kein "Gender-Mainstreaming" betreibe und deshalb "nicht qualifiziert für meinen Job" bin.
    Und das Urheberecht der "sozialen Sicherheit" von Radverkehrsverbindungen in Stuttgart hast du auch nicht. Schon 1992 hatte der ADFC Stuttgart ein Radverkehrsnetz für Stuttgart entwickelt (unter dem Titel "Stadtnetz Rad 2000"). Im Kriterienkatalog für die Auswahl der Routen wurde die "soziale Verträglichkeit" prominent gleich an dritter Stelle von 12 Kriterien genannt - nach Sicherheit und Wichtigkeit der Verbindung, aber noch vor geringe Steigung, Alltagstauglichkeit etc. Entwickelt wurde das Konzept unter der Federführung eines Mannes - heute leitender Stadtplaner (zuerst in Crailsheim, inzwischen in Ellwangen).
    Die Diskussion geht auch völlig am Thema vorbei. Wir haben eine neue Fahrradbeauftragte und sie ist weiblich. Lassen wir sie doch erst mal in aller Ruhe ihre Arbeit aufnehmen - XING hin oder her. Übrigens, StefanFromRome hat bei seiner XING-Recherche völlig unterschlagen, dass Frau Adam mehrere Jahre in einem renommierten Verkehrsplanungsbüro in der Schweiz gearbeitet hat.
    Bitte - mehr Gelassenheit und weniger Schubladen-Denken, egal in welcher Richtung.

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    1. Mir ist aufgefallen, dass alle Radfahrstreifen in weiß markiert sind. Wahrscheinlich gibt es nur hellhäutige Planer:(

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  7. Und alle Warnblinklichter sind gelb - die Chinesen scheinen die Macht übernommen zu haben.
    Dabei sehe ich grün viel lieber - auch ohne rosa Note... ;-)

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