24. März 2019

Wie eine Stadt sich vom Autostress befreit hat

 Wikipedia
Verfußgängerung der Innenstadt. So nennt das der Bürgermeister von Pontevedra, einer Kleinstadt in Galizien.

Er hat schon vor zwanzig Jahren Autos aus der Innenstadt verbannt. Jetzt reisen Delegationen dorthin, um zu bestaunen, wie gut es funktionert.

Wie es dazu kam, erzhählt die Süddeutsche Zeitung in diesem Artikel. 1999 wurde überraschend die PP, hinter der Autolobbyisten standen, abgelöst durch die Links-Grünen mit dem Arzt Miguel Anxo Ferndández an der Spitze. Die Situation in der Innenstadt war katastrophal geworden, Autos, Gehupe, Parkplatzsuchverkehr. Auf 70.000 Einwohner/innen kamen 50.000 Autos. Siebzig Prozent der Einkäufe in der Stadt wurden mit dem Auto gemacht.
Fernández unterband die Durchfahrt von Autos durch die Innnenstadt, machte alle Straßen des Altstadtkerns komplett zur Fußgängerzone (300.000 Quadratmeter) und begrünte sie. (Kostenlose Parkplätze gibt es am Stadtrand.) Erst schrien die Ladenbesitzer auf  und protestierten, sie merkten aber schnell, dass ihre Umsätze stiegen. Heute ist die Altstadt Bummelzone. Es gibt im Zentrum keine Fahrbahnmarkierungen, keine abgetrennten Gehwege und keine Verkehrszeichen und Ampeln. Die Stadt ist also tatsächlich barrierefrei. Fußgänger haben immer Vorrang. Danach die Radler. Anwohner dürfen noch reinfahren, Lieferfahrzeuge und Busse auch. Genauso erging es den Vierteln, die die Innenstadt umgeben. Erst Protest, dann Umsatzzuwachs, Straßencafés und Lebensgefühl.

Heute gehen nach Angaben des Rathauses 90 Prozent der Leute zu Fuß einkaufen und 80 Prozent der Kinder zu Fuß zur Schule. Der CO2-Ausstoß hat sich um 67 Prozent verringert. Alle anderen Luftwerte liegen unterhalb der Grenzwerte.  In der ganzen Stadt herrscht eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Und die Autofahrenden halten an Zebrastreifen. weil es es gewöhnt sind, dass Fußgänger Rechte haben. 


Und das Interessante: Der Einzelhandel verlagerte sich nicht mit großen Einkaufszentren an den Rand der Stadt. Die Leute gehen in ihren Vierteln einkaufen. Und es kommen jetzt auch die, denen die Parkplatzsuche zu stressig war. Sie kommen mit Fahrrädern und zu Fuß und geben mehr Geld aus als vorher die genervten Autofahrenden.

Hier noch ein spanisches Video, das die Situation schön zeigt.

Lasst uns also unsere Stuttgarter Innenstadt zügig autofrei machen. Beschlossen ist es ja schon, aber es muss jetzt auch mal ernst gemacht werden mit der Sperrung der Straßen im Zentrum zwischen Paulinenstraße und Schillerstaße und B14 und Theodor-Heuss-Straße.


3 Kommentare:

  1. danke für den Bericht, das hört sich gut an. Ich wünsche mir auch ein autofreies Stadtzentrum - logisch Behinderte müssen berücksichtigt werden und Anwohner, aber in der Eberhardstr. fahren viele auswärtige Autos herum, die sicher keine Anlieger sind. Es gibt viel zu tun, trotzdem sehe ich dass es in kleinen Schritten vorwärts geht.
    Uschi

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  2. Ja.
    Ein schöner Bericht.
    Nun bräuchten wir nur noch Menschen in Entscheidungspositionen mit dem Rückgrat sowas durchzustehen.

    Gewählt haben wir sie ja schon.
    Und Radfahren tun wir auch schon immer.

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    1. A, 26. Mai könnt ihr sie wieder wählen, eure Vertreter/innen im Gemeinderat, die willens sind, Politik für eine menschliche Stadt mit vielen Fahrrädern und vielen Fußgänger/innen und weniger Autos zu machen.

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