Das DLR, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, untersucht seit zwei Jahren das Lastenfahrrad als Ersatz fürs Auto.
Bei dem größten Lastenrad-Testprojekt geht es um eine Entlastung der irdischen Städte. Für drei Monate werden Lastenräder an Gewerbetreibende verliehen. So können Alternativen zum Transport mit Verbrennungsmotor ohne finanzielle Risiken getestet werden. Kolleg/innen aus den Bereichen Psychologie, Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre unterstützen die Erhebung uns Auswerung der Daten. Welche erhoben und wie sie bewertet werden, könnt ihr hier ausführlich nachlesen.
Für mich wichtigstes Ergebnis: Die eigene Erfahrung beeinflusst das Nutzungsverhalten sehr stark.
Man muss das Radfahren einfach mal im Alltag ausprobiert haben. Man muss es fühlen, erleben, die verblüffenden Vorteile genießen. Grundsätzlich ist die Bereitschaft, den Lieferwagen für ein Lastenfahrrad stehen zu lassen, hoch. Nach drei Monaten erwägt tatsächlich die Hälfte der Tester die Anschaffung eines Lastenfahrrads oder kauft es sofort. Andererseits ziehen jedoch die meisten Unternehmen Lastenräder als Transportfahrzeuge überhaupt nicht in Betracht.
Vergleiche der Fahrzeiten ergaben, dass die Vorteile fürs Auto nicht besonders groß sind. Das DLR stellte jeder aufgezeichneten Fahrt mit einem Test-Lastenfahrrad eine virtuelle Fahrt mit dem Auto gegenüber, und zwar mit Hilfe von Google Maps samt Verkehrssituation. Ergebnis: Auf drei Kilometern sind Lastenfahrrad und Auto gleich schnell, nicht mit eingerechnet allerdings die Parkplatzsuche fürs Auto und der Fußweg von dort zum Ziel. Ab fünf Kilometern scheint das Auto schneller, aber nur, wenn es keinen Stau gibt. Auch bei Entfernungen bis zu zwanzig Kilometern kommen Lastenfahrradfahrer nur zwei bis zehn Minuten später an als Autofahrer. Ohne Stau sind zehn Prozent der Fahrten mit dem Lastenfahrrad zeitlich überlegen, bei Stau sind es vierzig Prozent.
Ausführlich Auskunft über die Vor- und Nachteile des Lastenrads in Stuttgart kann der Steinmetz Heinz Blaschke geben, der seit Jahren hauptsächlich ein E-Lastenfahrrad nutzt. Für ihn überwiegen die Vorteile, nur an den krassen Anstiegen nach Degerloch hinauf tut sich die elektrische Unterstützung bei voll belademen Rad schwer.
Lastenfahrräder sind nicht nur billiger in Anschaffung und Betrieb, man kann mit ihnen direkt vor die Haustür fahren, durch Grünanlagen radeln und die Fahrzeiten besser planen, weil man nicht in Autostaus gerät. Hinzu kommt ein psychologischer Effekt, der auch der Eigenwerbung dient: Man erregt ordentlich Aufmerksamkeit bei den Kund/innen, wenn man mit dem Lastenfahrrad vorfährt statt mit dem Auto.
Das Land Baden-Württemberg unterstüzt die Anschaffung von Lastenfahrrädern bei Gewerbetreibenden, die Stadt Stuttgart untersützt Familien, wenn sie sich ein Lastenfahrrad anschaffen. Wir sehen in Stuttgart auch deshalb immer mehr Lastenfahrräder. Das ist gut. Es wird auch bereits nach Orten gesucht, wo Waren von Lastwagen für die so genannte letzte Meile auf Lastenräder umgeladen werden können, in einer so engen und vollen Stadt wie der unseren kein banales Problem.
Es sollten für sußer der finanziellen Förderung der Lastenräder zusätzlich der Ausbau des Radwegenetzes mit enstsprechender Mindestbreite von 2 Metern auf beiden Fahrbahnseiten durch Erweiterung oder Neubau umgesetzt werden. Sonst wird der Auto-/LKW-Vekehr ausgebremst und die Zweiradfahrende verbal und mit Fingerzeichen beschimpft.
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