28. April 2020

Neuer Zählstellenrekord - elf weitere Zählstellen geplant

Am vergangene Sonntag sind 7.573 Radfahrende an der Zählstelle König-Karls-Brücke gezählt worden. 

Damit ist die Siebentausender-Tagesmarke gerissen. Das Wetter war schön, und viele Familien haben einen Ausflug mit den Rädern gemacht. Üblicherweise hat die Zählstelle unter der Woche höhere Zahlen als an Samstagen oder Sonntagen. Aber in den Zeiten, wo die Leute nicht in Urlaub fahren und Ausflüge zu touristischen Zielen wegfallen, erkunden sie die Stadt mit den Rädern. Wir werden in dem langen Sommer der Kontakt- und Reisebeschränkungen sicher noch höhere Zahlen sehen. Das ist eine schöne Entwicklung. Jetzt muss nur noch unsere städtische Radinfrastruktur dem rasch wachsenen Radverkehrsaufkommen hinterher kommen.

Hier der Link zu den Zählstellen. Drei haben wir derzeit, eine hier mit Visualisierung, eine in Heslach auf dem Radweg Böblinger Straße und eine auf dem Radstreifen in der Waiblinger Straße Richtung Stuttgart.

Elf neue Zählstellen sollen jetzt dazukommen. Das teilt die Stadt Stuttgart auf ihrer Internetseite mit. Zehn davon bekommen auch Info-Terminals. Sie sollen zwischen Mai und September eingerichtet werden. Eine kommt in die Waldburgstraße (Baubeginn 4. Mai), wo es zum Radschnellweg zwischen Böblingen und Stuttgart geht, weitere kommen auf Radrouten in Möhringen, Sillenbuch, Untertürckheim, Münster, Stuttgart Süd, Mitte, West, Nord, Weilimdorf und Feuerbach. Wo genau, weiß ich nicht. Aber das werden wir rauskriegen.

11 Kommentare:

  1. Ist ja schön und gut, aber was wurde bisher mit den gewonnen Daten gemacht? Diese Zählstellen mitsamt ihren Rekorden gibt es nunmehr schon seit 8 Jahren, mir persönlich ist bisher noch keine Neuerung/Änderung bekannt welche aufgrund dieser Erkenntnisse realisiert wurden - sprich welche Absicht verfolgt man mit damit in der Stuttgart Verwaltung?!

    Kleine Ergänzung zu deiner Recherchearbeit liebe Christine: die angegeben Seite für die Zählstellen ist nur die Visualisierung und Datenbereitstellung des Dienstleisters - die offizielle Anlaufstelle ist https://www.stuttgart.de/fahrradzaehlstellen wie auch hier schon auf deinem Blog unter "Unsere Zählstellen" angegeben ;-)

    Hier sieht man recht schnell (als auch auf deinem Screenshot mit der Pin-Anzahl/Nummerierung von 4), dass es seit 2020 mittlerweile vier Zählstellen gibt:
    1. König-Karls-Brücke - deine Zählstelle "...mit Visualisierung..., du meist vermutlich das Fahrradbarometer
    2. Böblinger Straße - deine Zählstelle "...in Heslach auf dem Radweg Böblinger Straße...
    3. Waiblingerstraße - deine Zählstelle "...auf dem Radstreifen in der Waiblinger Straße Richtung Stuttgart." welches im Übrigen ein Rad*fahr*streifen ist
    4. Taubenheimstraße - mit der Nummer 4 auf deinem Screenshot

    Des weitern kann man den Rekord sicherlich noch etwas nach oben korrigieren, da machen Fälle gar nicht erfasst werden, wie etwa ein Carbon-Fahrradrahmen oder eine eng fahrende Radlergruppe wie etwa eine Familie, weiteres siehte hier im Blogkommentar zu 5. März 2016 | Was zählt die Zählstelle?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Sebastian, stimmt, die Taubenheimstraße ist mir entgangen. Und was macht man mit den Informationen? Ixh weiß von anderen Städten, dass Zählungen eine Basis für das Argument sind, dass man mehr für den Radverkehr tun muss. Zählt man nicht, kann man nicht sagen, dass der Radverkehr zunimmt. Zählungen des Radverkehr im Vergleich zum Autoverkehr waren das entscheidende Argument für die Umkehr des Stoppschilds an der Feinstraße (Tübingener Str.) von für Fahrräder dann für Autos. Natürlich ersetzt Zählen keine Radverkehrspolitik, das ist ja klar. Seit man auf der Waiblinger Straße zählt, kann man die ständigen Argumente radfeindlicher Parteien entkräften, da radle ja niemand. Eine Zählstelle auf der Waldenburgstraße kann zeigen, dass viel mehr als man jetzt denkt, vom Schnellweg Böblingen her in die STadt fahren und hat dann Argumente dafür, Radstreifen einzurichten und Parkplätze wegzunehmen. Deshalb finde ich persönlich deutlich mehr Zählstellen auch sinnvoll. Aber das ist ja nur eine Maßnahme von vielen, die wir brauchen.

      Löschen
  2. "Ist ja schön und gut, aber was wurde bisher mit den gewonnen Daten gemacht?"

    Diese Frage wird doch auf der städtischen Seite beantwortet:
    (https://www.stuttgart.de/fahrradzaehlstellen)

    Warum gibt es Fahrradzählstellen?
    Im Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung wertet man die Zählstellen
    regelmäßig aus, um die Radverkehrsplanung und Verkehrsinfrastruktur
    für die Zukunft anzupassen. So können unter anderem Einflüsse durch
    Wetter, Ferienzeiten und jährliche Schwankungen analysiert werden.
    Die Fahrradzählstellen liefern exakte Zahlen und viele neue Ergebnisse,
    die ein Beleg dafür sind, dass sich der Fahrradverkehr in Stuttgart
    weiter entwickelt.
    Anzeigetafeln, wie das Fahrradbarometer an der König-Karls-Brücke, werben
    zusätzlich für das Radeln. Sie signalisieren dem Radfahrer, dass er als
    Verkehrsteilnehmer ernst genommen wird. Die Radler erfahren über die
    Anzeigetafel die Anzahl der Radfahrer am jeweiligen Tag sowie die sich
    daraus ergebende Gesamtzahl im laufenden Jahr an dieser Stelle.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja eben Hans-Peter, das ist ja das Nichtssagende all dieser Messungen und deren Beschreibung: eben diese genannte Auswertung und Anpassung der zukünftigen Verkehrsinfrastruktur - gibt es hierzu irgendwelche vorzeigbare Projekte?

      Klar kann man mit Monitoring Schwankungen analysieren, aber ich fühle mich nicht unbedingt "...als Verkehrsteilnehmer ernst genommen..." wenn ich sehe, dass neben mir heute X Radler das Fahrradbarometer passiert haben. Vielleicht ehr im Vergleich zu einer parallel stattfindenden Messung des Autoverkehrs an der König-Karls-Brücke?!?

      Ebenso was soll diese Gesamtzahl der Radler pro Jahr, passiert was wenn man die Skala von 1,5 Mio knackt? Ich glaube dann passiert rein gar nichts :)
      Sinnig wäre es einen Anreiz zu schaffen: wie wäre es z.B. bei über 7500 Radlern an aufeinanderfohlenden Tagen ändert sich die Ampelschaltung ;-)

      Löschen
    2. Sebastian, ich finde auch, so als Radlerin, dass alles viel schneller gehen müsste und jeden Tag in Stuttgart ein neuer Radstreifen gemalt, eine Ampelschaltung vebessert, ein Radweg geschaffen und Wegweiser aufgestellt werden müssen. Es gibt aber drei Systeme in Deutschland, die aus gutem Grund langsam sind: Die Gerichte, die Verwaltungen und die Politik. Weil sie nämlich dazu verpflichtet sind, gründlich und sorgfältig Interessenausgleiche und Gerechtigkeit herzustellen. Politik - bei uns im Gemeinderat - versucht mit Debatten, Kompromissen, Bürgerbeteiligung und demokratischen Abstimmungen - zu abgeklärten Entscheidungen zu kommen. Noch ist nicht einmal der Haushalt vom Regierungspräsidium genehmigt, der viel GEld und Personal bereitstellt, dennoch hat die STadt schon Stellen ausgeschrieben, und die Stadtplanung mit Planungen begonnen. An Radinfrastruktur sind aber immer drei Ämter beteiligt, die Stadtplanung, die Verkehrsbehörde, die die Planung genehmigt und das Tiefbauamt, das die Planung dann umsetzen muss. Und dasnn wird im Bezirksbeirat eine Planung abgelehnt und dreht im Gemeeinderat noch einige Runden auf Kompromisssuche. Und leider, das muss man eben auch bedenken, dient die StVO immer noch in Deutschland vor allem der reibungslosen Abwicklung des Autoverkehrs. Darüber kann sich die Verkehrsbehörde nicht hinwegsetzen, ist ja geltendes Recht. Und was beschlossen und genehmigt wurde, wird dann leider oft noch ganz lange nicht vom Tiefbauamt umgesetzt (übrigens auch, weil Anwohner:innen einer neu geplanten Fahrradstarße in den Bezirken dann aufwachen und protestieren. Wir leben halt in einer Demokratie, die sich zusätzlich Bürgerbeteiligungen auf die Fahnen geschrieben hat. Da ist das so.

      Löschen
    3. Ralph Gutschmidt28. April 2020 um 21:19

      Hallo Christine,
      wenn du hier die StVO als "autofreundlich" aufführst, dann dann geht mir doch wirklich der buchstäbliche Hut hoch.

      Nein, die StVO fordert viel Besseres, als wir hier geboten kriegen. Die Stuttgarter Verwaltung verstößt in kaum vergleichbaren Maße gegen die StVO zugunsten des Autoverkehrs.

      Beispiele für deutliche Dienstvergehen:
      Einbahnstraßen, die nicht für Radfahrer freigegeben sind?

      Schild "Verbot für Radfahrer" (z. B. Theo, und Kriegsbergstraße Richtung Bahnhof)

      Benutzungspflichtige Radwege größtenteils, insbesondere gemeinsame Fuß- und Radwege

      Das alles ist weder unklar noch umstritten, sondern gefestigte Rechtsprechung. In anderen Städten gibt's ja auch keine so krassen Rechtsverstöße.

      Und wenn man dann außer den zwingenden Regelungen zusätzlich noch die freiwilligen Spielräume zhu Gunsten umweltfreundlichen Verkehrs sieht, dann sind wir wirklich weit weit entfernt von dem, was möglich ist.

      Löschen
    4. Christine, hier entschuldigst Du Dich, dass eigentlich alles zu langsam geht. Stimmt auch, denn eigentlich sollte die Infrastruktur im Sinne "induzierter Verkehr" die Verkehrswende vorantreiben. Stattdessen hinkt die Infrastruktur hinterher: "Jetzt muss nur noch unsere städtische Radinfrastruktur dem rasch wachsenen Radverkehrsaufkommen hinterher kommen."

      Ich möchte Dir die in mühsamer Kleinarbeit errungenen punktuellen Verbesserungen nicht kleinreden. Die sind ein persönlicher Erfolg, auf den Du stolz sein kannst.

      Andererseits ist das enttäuschend. Stelle Dir vor, der Modal Mix würde tatsächlich erreicht werden. 20% Radverkehrsanteil. Im Vergleich: KFZ-Anteil heute sind 45%. 60000 oder 80000 KFZ auf der König-Karl-Brücke pro Tag. Knapp halb so viele Radfahrer müsste doch die HRR1 bewältigen können: ein Kollaps wäre die Folge. Wo ist das Konzept für so viele Radfahrer und wo ist ein Rahmenplan mit Meilensteinen für die Umsetzung?

      Für die Radfahrer, vor allem auch die potentiellen, ist das Gesamtsystem leider noch abschreckend und hinterher. Eine Erfolgsstory im Sinne Verkehrsentwicklung, Zielbeschluss und Fahrradstadt sieht anders aus. Auch objektiv, die Zwischen-Zielmarken der Modal Mix-Entwicklung sind gerissen. Von einem wirkungsvollen Gegensteuern ist nichts zu merken.
      Dagegen viele teure und überwiegend wirkungslose kosmetische, teils absurde, Feinstaub- und CO2-Gegenmaßnahmen, die dem KFZ-Verkehr nicht wehtun sollen.

      Als Bürger ist das frustrierend. Ich hoffe, Du behältst Deine Motivation für den politischen Kampf und ich hoffe, ich kann mit meiner Kritik und meinen Anregungen dazu beitragen, dass er effizienter als bisher wird.

      Löschen
    5. ich entschuldige gar nichts. Politik geht nicht schnell, wenn die Mehrheiten nicht eindeutig sind und in dieselbe Richtung gehen. Ist halt leider so. Wir leben in einer Demokratie, zum Glück nicht in einer Diktatur. Klar geht alles zu langsam, aber Kopenhagen halt halt vor vierzig Jahren angefangen, die ersten Parkplätze wegzunehmen und steht jetzt erst da, wo es steht. Man kann ja nicht mit dem Finger schnipsen, und schon liegen die Radwege und Radstreifen alle sinnvoll auf der Straße.

      Löschen
  3. Hübsch beschrieben unser politisches System - stellte ja auch keiner in Frage, aber wo ist der Bezug zu den Zählstellen? Außer vielleicht der Teil über die Beteiligung der Stadtplanung und der Verkehrsbehörde und hierzu sollte es doch in den 8 Jahren mittlerweile mehr Erkenntnisse geben als Beweise, daß es RadlerInnen auf gewissen neuen Routen gibt um diese zu rechtfertigen?

    AntwortenLöschen
  4. Jörg
    Was fragt ihr soviel nach dem Sinn der Zählerei. Der Deutsche zählt gerne und lange. Wenn ihr wüsstet wieviele Autozählstellen es gibt. Die SSB und die VVS geben jedes Jahr ihren Zahlen raus. Und jetzt fragt ihr nach dem Sinn? Ihr hört zu wenn gesagt wird der Verkehr ist um 30 bis 60 % zurück gegangen. Gleichzeitig steigen die Zahlen an den Radzählstellen. Ist das für Euch kein Ansporn für das Radfahren zu werben, gute Radwege zu fordern?

    AntwortenLöschen
  5. Es wäre sicher sinnvoll die Radzählstellen mit Autozählstellen zu erganzen, die nicht nur die reinen Zahlen anzeigen (darauf kann sogar u.U. verzichtet werden), sondern vor allem die Abschätzung der akkumulierten CO2 Emissionen und die ökologischen / volkswirtschaftlichen Schäden alltäglich sichtbar machen.
    Am besten auf jeder Einfall/Ausfallstraße.
    Das zentrale Verkehrsproblem ist ja nicht der Radverkehr, sondern der weiter ansteigende Autoverkehr.
    Stark sinkender Autoverkehr ist mit riesigem Abstand DAS Mittel zur Förderung des Radverkehrs und insgesamt des Umweltverbundverkehrs.
    Das ganze jahrzehntelange Herumgedokter um Radwegelchen, Radwege, Streifchen und Streifen bringt doch am Ende nahezu nichts, wenn dabei nicht endlich der Autoverkehr zurückgeht. Radverkehrsförderung als 'pull' muss integral mit dem Zurückdrängen des Autoverkehrs 'push' verknüpft werden.
    Das gilt nicht nur Insgesamt, sondern auch in den Einzelaspekten wie z.B. die Art und Weise der Verkehrszählungen incl. der damit verbundenen Kommunikation.
    Alfons Krückmann

    AntwortenLöschen