26. Juni 2020

Radstreifen auf der Holzgartenstraße - teils schön, teil kritisch

Auch auf der Holzgartenstraße, die den Hegelplatz mit dem Hospitalviertel verbindet, gibt es temporäre Radstreifen. 

Radelt man vom Hospitalhof kommend über den Berliner Platz auf die Holzgartenstraße dann ist sie wow! Breit, gerade und mit einer breiten Spur, die Radler:innen auf der Geradeausspur an die Ampelö über den Hegelplatz Richtung Stuttgart Nord führt. Auch diese Fahrradweiche wird von rechtsabbiegenden Autofahrenden überfahren, aber die Spurführung für die Radfahrenden ist klar, eindeutig und prominent. Dass der eine oder andere eine Ampelschlange rechts über den Radstreifen hinweg überholt, kennen wir schon, das passiert auch hier. Der Respekt einiger Autofahrer:innen vor der Radinfrastruktur ist gering. Das kennen wir.

Etwas schwieriger wird es in Gegenrichtung.
Richtung Hegelplatz
Hier beginnt der Pop-up-Radstreifen breit am Hegelplatz und führt bis über die Fußgängerampel zwischen Liederhalle und Universität. Doch dann endet er, weil ein schmaler Radstreifen, den es dort bereita gab, beginnt. Radfahrende, die geradeaus ins Hospitalviertel wollen, müssen von ihm hinunter auf die Fahrradweiche fahren.


Kreuzverkehr Rad-Auto
Das war vorher auch schon so, nur dass die Autofahrenden, die rechts abbiegen wollten, bereits vorher auf der rechten Spur fuhren. Jetzt können sie erst dann auf die rechte Spur, wenn sie die Ampel bereits sehen, und ist die Grün, dann treten viele aufs Gaspedal. Unterumständen versucht gleichzeitig jemand mit dem Rad, den Arm rausstreckend, auf die Fahrradweiche zu gelangen.

Ich habe diese Situation in der Viertelstunde, die ich dort stand, nur ein einziges Mal gesehen, und da lief alles konfliktfrei ab. Die Autofahrenden sahen die Radlerin, und man arrangierte sich. Aber ich habe auch Bericht, wonach Radfahrende dies als lebensgefährlich empfinden. Es sind derzeit noch nciht viele Radler:innen auf der Strecke unterwegs, weil, wer sie kennt, weiß, dass man an der Ampel am Berliner Platz elend lang herumsteht und die Radampel auch nicht im Blickfeld hat. Wer kann, radelt anders. Aber die Zahl der Radler:innen wird auch hier zunehmen. (Autos sind übrigens auch eher wenige unterwegs.)
Kritisch wird es, wenn alle beschleunigen - Radfahrer:in und Autofahrer:in-, weil die Ampel noch auf Grün steht und man die Grünphase noch erwischen will. Auch diese Radlerin beschleunigt, wobei sie übrigens beizeiten vom Radsteifen runtergefahern ist, weil die Ampel noch grün ist. Sie springt dann auf Gelb und Rot, und die Radlerin wartet, bis sie wieder grün wird.

Was auffällt: Hält man sich ans Fahrgebot auf Radstreifen, dann hat man nur ein sehr kurzes Stück, um von rechts nach links auf die Radspur zu kommen, die zwischen Rechtsabbiegespur und den beiden anderen Fahrspuren liegt. An genau dieser Stelle aber fahren auch die Autos auf die Rechtsabbiegespur. Und auch die REchtsabbieger haben eben nur eine kurze Strecke, um sich einzuornden. Das führt zu einem unmittelbaren Zielkonflikt an genau dieser Stelle.

Den Konflikt könnet man entschärfen, indem man den alten Radstreifen verkürzt, also früher enden lässt und in die Fahrspur überführt u und vielleicht ein Schild "Vorsicht Radfahrer" aufstellt. Ich würde das empfehlen. Eine Zwölfjährige würde ich hier nicht allein radeln lassen wollen.

5 Kommentare:

  1. Die Richtung Hegelplatz ist gut geworden- das Rechtsabbieger kreuzen, lässt sich ohne Kreuzungs-Umbau nicht verhindern. Die Gegenrichtung ist eine totale Katastrofe. Warum hat die Stadt den Moment nicht genutzt, auf dieser Seite die selbe breiten Radspur anzulegen und die Handtuchbreite Radspur inklusive der unmöglichen Verschwenkung für Geradeaus-Fahrer endlich zu entschärfen? So bleibt es nur Murks, einfach nur Murks.

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  2. Es ist immer dieselbe* Geschichte: Alle jubeln über #MehrPlatzFürsRad, aber wer näher hinschaut, findet dramatische Mängel. Diese Mängel resultieren daraus, dass man den Radverkehr vom übrigen Fahrzeugverkehr abtrennt, diese Trennung jedoch nur über einige Meter bis zur nächsten Kreuzung durchhält. An den Kreuzungen weiß man dann nichts mit den Radfahrern anzufangen, zumal sie auch dort bitte sehr nicht Den Verkehr™ behindern sollen. Wie oft muss diese Aufführung noch wiederholt werden, bis wir endlich Inklusion statt Segregation fordern, wie man es sonst überall tun würde?

    *) Siehe auch: „Die böse Ecke“

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    1. Mit dem Beginn Deiner Argumentation stimme ich voll überein. Die Schlussfolgerung muss m.E. aber im Gegenteil, sein, den Radverkehr auf den Hauptrouten zu separieren. Dabei ist klar zu trennen:

      1. Nachrangige Verkehrsinfrastruktur mit Erschließung von Wohngebieten und der Kern-Innenstadtbereich mit Orientierung am Fußgängerverkehr und dessen Tempo. Die sollten als verkehrsberuhigter Bereich ausgebildet werden.

      2. Hauptradrouten für den Alltagsverkehr, die dem zügigen Vorkankommen dienen und in Konkurrenz zum KFZ-Verkehr auf Bundes- und Landesstraßen stehen: sauber und konsequent trennen! KFZ sind entweder zu schnell oder zu langsam - das Tempo passt nie. Genausowenig haben Fußgänger auf solchen Routen etwas zu suchen.

      Der Alternativvorschlag: Allenfalls könnte man Fußgänger auf Kraftfahrstraßen im Mischverkehr mit Tempo 30 zulassen. Bekanntlich haben Autos bessere Bremsen und einen kürzeren Bremsweg als Radfahrer. Außerdem werden 40km/h schnelle Autos als langsam empfunden, 30 km/h schnelle Radfahrer dagegen als "Raser" wahrgenommen. Dazu sind Autofahrer trainiert, Fußgänger zu beachten, während sie Rad fahrende regelmäßig "übersehen".

      Der zweite Aspekt: bitte trennt die Führungsform "auf der Strecke" davon, wie der Verkehr auf Knotenpunkten geführt wird. "Knotenpunkt" fasst alle Möglichkeiten zusammen, wie kreuzende Verkehrsströme organsiiert werden:

      a) kreuzungsfrei mit Brücken oder Unterführungen (optimale Sicherheit) oder

      b) als Kreuzung oder Kreisverkehr, die beide für Radfahrer ein um 10 mal so hohes Risiko bergen zu verunglücken als "auf der Strecke" (und grenzenlos höher, als wenn der Autoverkehr drum herum geleitet wird).

      Dämliche und regelwidrige Konstruktionen wie Fahrradweichen, bei denen der eigentliche Weichen-Teil weggelassen wurde oder die in diesem Blogbeitrag beschriebene Kreuzung: was wäre denn besser dadurch, wenn der Radverkehr im Vorfeld nicht per Radweg oder Radfahrstreifen geführt werden würde, sondern auf der Fahrbahn (ganz ohne Markierung oder als Angebotsstreifen)?

      Meine Erfahrung ist, dass mich Autofahrer durchaus sehen, aber in voller Absicht mir die Vorfahrt nehmen, da sie wissen, dass ich zum Selbstschutz letztlich sowieso auf alle Rechte verzichte.

      Eine Radfahrerin auf dem Radweg "nicht sehen können": Entweder ist das eine faule Ausrede der Autofahrerin oder es ist ein spezifischer Mangel der Kreuzung (Stichwort: Sichtachse nicht ausreichend freigehalten). Es hat nichts mit dem Konzept "Radweg" an sich zu tun.

      Dafür, dass vorschriftswidrig gestaltete Einmündungen, Spurwechsel, Ein- und Ausleitungen, Kreuzungen die (Lebens-)Gefahr explodieren lassen, kümmern sich Gemeinderat, Tiefbauamt und Ordnungsamt bemerkenswert wenig um ungefährliche Lösungen für diese Stellen, die eigentlich höchste Priorität haben.

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  3. "Den Konflikt könnet man entschärfen, indem man den alten Radstreifen verkürzt, also früher enden lässt und in die Fahrspur überführt u und vielleicht ein Schild "Vorsicht Radfahrer" aufstellt. Ich würde das empfehlen."

    Bist du nicht sonst für durchgängige Radinfrastruktur? Was ist hier anders?

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    1. Wer auch immer du bist, ja, da has tu schon recht. Was meine Überlegungen bestimmte: Es muss sich schnell ändern lassen, es handelt sich ja um eine temporäre Radinfrastruktur, und die Autofahrstreifen mit einem Rechtsabbieger völlig neu ornden habe ich hier als zu kompliziert angesehen. Eine Fahrradweiche (also eine Überfahrt für Rechtsabbieger) würde eh bleiben, egal, wie breit man hier den provisorischen Radstreifen vor zur Ampel zieht. So meine ad-hoc-Einschätzung.

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