1. September 2020

Parkplatzsuche ist teuer

In deutschen Städten suchen Autofahrende im Durchschnitt 41 Stunden im Jahr nach Parkplätzen. Das berichtet die Welt unter Berufung auf eine Studie eines Mobilitätsdienstleisters.

In Stutttgart sucht man im Durchschnitt 51 Stunden. Das kostet nicht nur Lebenszeit und in diesen zwei Tagen auch noch Nerven, sondern auch viel Geld, sowohl die Eigentzümer:innen eines Autos, als auch die Stadt und die Stadtgessellschaft. Die Parkplatzsuche verursacht pro Autofahre rund 1.000 Euro im Jahr, wenn man die verschwendete Zeit, den Kraftstoffverbrauch und die Abgasbelastung betrachtet, auf ganz Deutschland bezogen errechnet Inrix 40 Milliarden Euro, die uns die Parkplatzsucherei kostet.

Der Studie zufolge hat die Hälfte der Autofahrenden im vergangenen Jahr Strafzettel wegen Falschparkens bekommen (mehr als doppelt so viele wie in Großbrittanien oder den USA). In Deutschland wird offenbar leidenschaftlich falsch geparkt (wobei recht wenig kontrolliert wird). Und viele bezahlen auch noch zu viel fürs Parken, nämlich alle zusammen vier Milliarden. Grund dafür ist die offenbar in Deutschland vorherrschende und nicht zu stillenden Sehnsucht nach Straßenrandparkplätzen. Lieber zu viel in den Parkscheinautomaten geworfen als in eine Parkhaus gefahren. Im Durchschnitt kostet der Sichereheitspuffer auf dem Parkschein den/die Einzelne/n 100 Euro im Jahr. Übrigens überzahlen die Stuttgarter:innen (zusammen mit Frankfurt und Essen) den Durchschnitt noch ums Doppelte.

Wie kann man die Parkplatzsuche reduzieren? Der einzelne Autofahre kann das, in dem er gleich ins Parkhaus fährt (was ihn oder sie fünf zusätzliche Minuten zum Anfahrtweg kostet). Die Stadt kann diese Sucherei nur unterbinden, indem sie die Parkplätze am Straßenrand abschafft. Und zwar vollständig. Denn nur wenn der Autofahrer oder die Autofahrerin weiß, dass es in einer Innenstadtstraße keine Aussicht auf einen Parkplatz am Straßenrand gibt, fährt er oder sie auch nicht die Straßen ab, in der Hoffnung, den einen freien Parkplatz zu ergattern.

Das zeigt die Eberhardstraße deutlich. Hier hoffen immer noch zu viele, vor dem Bäcker oder auf einem der Behindertenparkplätze ihr Auto abstellen zu können, was sie auch meist können. Die Reinfahrten Berechtigter zu den Behindertenparkplätzen ziehen zudem Unberechtigte nach, die teils mit großer Aggressivität an allen Verbotsschildern vorbei durch die Eberhardstaße röhren.  Gäbe es hier keinerlei Möglichkeiten, aber auch gar keine, ein Auto abzustellen, hätten wir auch bald wirklich keine Autos mehr in der "autofreien" Straße.

Und die beste Alternative zum Parkplatzsuchverkehr ist der Radverkehr. Ich suche nie Parkplatz, und ich finde auch immer einen Abstellplatz für mein Fahrad. Ich kann überall hin fahren und direkt von den Läden halten, in die ich hineingehen will. Außerdem kann ich die Innenstadt in einem großen Radius durchfahren und verschiedene Läden ansteuern.

Das unbequemste Verkehrsmittel ist das Auto. Die meisten Autofahrten sind unter fünf Kilometer, und nur sehr selten brauche ich einen Kofferraum für einen Flachbildschirm. Und wenn ich so was kaufe, steht das Auto eh meist in einerm Parkhaus. Es ist allgemein bekannt, dass Autofahrende auch nur anderthalb Tüten zum Auto tragen, genauso wie Radfahrende oder Fußgänger:innen, die Öffentliche fahren. Zum Einkaufen in der Stadt braucht man kein Auto. Es behindert eher, denn man muss Parkplatz suchen und steht dann am Ende ein bis zwei Kilomter von dem Laden entfernt, in den man zuletzt noch gegangen ist, und muss zurücklaufen.

Bequemer ist da schon die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, denn man kann an verschiedenen Stellen der Innenstadt wieder in eine Bahn oder einen Bus einsteigen.

Und weil Flaschparken jetzt teurer wird und weil die Stadt die Regeln auch durchsetzen muss, wird das Autoabstellen für Einzelne, die es einfach nicht lernen wollen, noch mal teurer und ärgerlicher. In Stuttgart sollen im Innenstadtring laut Gemeinderatsbeschluss auch sämtliche Straßenrandparkplätze wegfallen. Das sind etwa 120. Dem stehen rund 11.000 Plätze in Innenstadtparkhäusern gegenüber, die man anfahren kann. Es wird der Innenstadt etwa 30 Prozent Verkehr ersparen, denn so viel erzeugt der Parkplatzsuchverkehr am ganzen Verkehr.


2 Kommentare:

  1. Autos fahren dort, wo sie fahren KÖNNEN. Autos parken dort, wo sie STEHEN KÖNNEN. Das Problem bekommt man durch (Verbots-)Schilder nicht in den Griff. Kalle, Heslach.

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  2. Gute Idee. Die Eberhardtstrasse am Besten mit Pollern absperren. Ebenso gibt es an der Boltztrasse viele Autos die rein und raus fahren, um zu kucken ob sie irgendwo kurz parken können, oder vielleicht wollen sie auch nur ihr getuntes Auto zur Schau stellen? Auf jeden Fall erzeugt es unnötige Abgase und verringert die Aufenthalts-Qualität in den Strassen Cafes an der Boltzstrasse. Vielleicht wäre diese Strasse auch ein Kandidat für Auto frei? Die Tiefgarafe am Schlossplatz müsste dann geschlossen werden. Allenfalls könnte die Einlassschranke für die Tiefgrarage zum Eingang der Boltzstrasse verlegt werden, so dass da wenigsten nur die Autos reinfahren, die dann auch garantiert einen Parkplatz haben.

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