Die Einwohner:innen von Städte wollen weniger Autos. Und die Gemeinden, durch die die Aumgehrungsstraßen geführt werden sollen, protestieren. Im Februar 2020 wollte eine Volksinitiatie für Basel mehr Autos, aber der Vorschlag des Kantons, bekam die Mehrheit, nun sollen in dreißig Jahren nur noch emissionsarme Fahrzeuge in Basel zugelassen werden. In Zürich wurde ein Autotunnel abgelehnt. Die Stadt woll für Autofahrende nicht attraktiver werden.
Wenn wir ins Ausland blicken, sehen wir nicht nur den Kampf der Schweizer:innen gegen zu viel Auto, wir sehen auch in Paris, Barcelnoa oder Gent oder Birmingham radikale Bemühungen, autofreie Stadtteile oder Städte zu schaffen. Kopenhagen hat demit schon vor dreißig Jahren angefangen. Während der Corona-Pandemie haben viele Städte, auch Stuttgart, Fahrspuren in Radwege umgewandelt oder aus Straßen Fußgängerzonen gemacht. Wenn auch nur für kurze Zeit.
Wenn wir ehrlich sind, brauchen wir alle das Auto nicht so oft, wie wir es tatsächlich benutzen, ganz abgesehen davon, dass es auch noch 23 Stunden am Tag nur herumsteht und Platz wegnimmt. Und von ein paar Menschen abgesehen, die ohne Abgase nicht leben können, wünschen wir uns, dass dort, wo wir leben und unsere Kinder groß ziehen, weniger Autos herumfahren und herumstehen. Um unsere Alltagsrundreisen hinzukriegen, kaufen wir uns teure Autos, die viel Haushaltsgeld fressen, das wir sonst anderweitig ausgeben könnten. Insgeheim wünschen sich viele, das nicht mehr tun zu müssen.
Wir haben verlernt, wahrzunehmen, wie viele Opfer der Autoverkehr uns kostet, Opfer an Menschenleben und an Gesundheit. Im Lauf der Geschichte haben die autovernarrten Gesellschaften, angefangen in den USA, durch gute Medienkampagnen gelernt, denen, die überfahren wurden, die Schuld zu geben: Nicht aufgepasst, ohne zu gucken auf die Staße gegangen. (Wieso aber müssen wir in Städten leben, wo wir immer irre aufpassen müssen, um nicht zu Tode zu kommen? Das fragt sich niemand.) Bis heute greift die Presse immer mal wieder (immer seltener) zu Formulierungen, die den getöteten oder verletzten Radfahrer als Aggressor und Unfallverursacher erscheinen lassen oder die schweren Fehler von Autofahrenden verharmlosen. Sogar das Wort Unfall verschleiert, dass es hier Täter:innen und Opfer gibt. Dem Autoverkehr verzeihen wir nahezu alles: Den Lärm, den Dreck, die tödlichen Gefahren. Den Autofahrenden lassen wir als Gesellschaft fast alles durchgehen: dass sie auf Gehwegen parken, durch Fußgängerzonen fahren, eigentlich überall fahren, keine Verkehrsregeln beachten, zu schnell fahren und Rotlicher missachten.
Den Teil der Einwohenrschaften, die ihr Leben ganz aufs Auto ausgerichtet haben, fällt es schwer, zu akzeptieren, dass es nicht mehr so läuft wie vor zwanzig Jahren oder gar vor fünfzig. Es gilt eben nicht mehr: mehr und breitere Straßen, weniger Stau, vielmehr haben wir gelernt, dass gute Straßen mehr Autoverkehr produzieren und bald schon wieder zu schmal sind. Jeder Tunnel bringt Autos geballt dorthin, wo er aufhört. Wir wissen inzwischen, dass unsere kurzen Fahrten viel Luftgifte erzeugen und noch mehr Lärm. Und wir wissen, dass die gebeutelten Innenstädte nur dann eine Chance haben, wenn man die Autos aus ihnen raushält, schöne Plätze schafft und den Aufenthalt angenehm macht (eine Ladenkonzept braucht es allerdings auch). Das Gefühl von Freiheit stellt sich nur für die ein, die im Auto sietzen, wie die, die am Straßenrand gehen oder an Hauptverkehrsstraßen wohnen, aber nicht. Und nicht einmal für die, die im Auto sitzen stellt sich das Gefühl der Freiheit ein, wenn sie mit vielen anderen zusammen im Stau stehen oder wenn sie keinen Parkplatz finden.
Übrigens, allen, die bei solchen Diskussionen so gern von Autofeindlichkeit reden: einem Auto gegenüber kann man keine Feindschaft hegen. Es stört nur. Und eigentlich ist es Menschenfreundlichkeit, die inzwischen immer mehr politische Verantwortliche lebenswerte Innenstädte planen lässt: Und lebenswert heißt eben, ohne Gefahr, von Autofahrenden überfahren oder getötet zu werden, ohne Motorenlärm und schlechte Luft. Frei vom Auto eben.
Und hier ein lesenswerter Artikel über "Die große Irrfahrt"
Ich befürchte, das wird Wunschdenken bleiben- vor allem in Stuttgart. Denn:
AntwortenLöschen1. Wird es immer Autos geben. Das Volumen wird sich nicht wesentlich verringern.
2. Wird die kommende E-Mobility-Welle der blanke Horror werden: Die Kisten werden noch größer, noch über motorisierter und entschieden noch lauter. Stichwort: Soundsystem + Klappenauspuff
Und warum? Da weniger Bauteile verbaut werden- sprich weniger Arbeitsleistung geleistet wird, müssten die Kisten eigentlich wesentlich günstiger werden. Das würde aber die Margen der Hersteller schmälern. Deswegen werden die Kisten marketingtechnisch künstlich 'aufgebläht', indem AMG/Daimler & Co. an den Schrauben Größe/Leistung/Lärm dreht. Und das klappt wunderbar, da AMG/Daimler & Co. zugleich an die niederen Urinstinkte- vor allem des Mannes, appelliert: 'Manneskraft' durch viele PS und das laute röhren der Auspuffanlagen wie bei Hirschen in der Brunft. So primitiv manipulierbar ist Mensch:-))
Isabell Glück
Ja und? Die Zukunft ist dazu da, dass wir sie gestalten! Ein paar Doofe gibt's immer, aber es müssen und werden weniger werden.
Löschen@ Thomas Albrecht 'Ein paar Doofe'? Bei den neu zugelassenen Fahrzeugen haben diese zwischenzeitlich durchschnittlich 170 PS!!- Tendenz steigend. Es ist ein Massenphänomen. Und dieser 'Trend' wird bei den eAutos noch weiter steigen. Und das unsägliche röhren wird ja (letztlich) im Kanzleramt durchgewunken...I.G.
LöschenWürdest du für mich bitte deine Gedanken noch einmal nachvollziehbar ordnen.
LöschenAuspuff und E-Mobilität passt nicht zusammen.
Weniger Bauteile an E-Autos stimmt, dafür ist die Batterie aber schwerer und teurer.
Und die "niederen Urinstinkte" gibt es bei beiden Geschlechtern. Auf der männlichen Seite tendenziell eher mit vielen PS, auf der weiblichen Seiteh eher mit viel Blech, das den wertvollen Nachwuchs auf dem Weg zur Schule schützen soll.
Ich habe vor Jahrzehnten mein Auto abgeschafft, aus Überzeugung.
AntwortenLöschenDamals war die S-Bahn hier in Stuttgart pünktlich und zuverlässig.
Inzwischen ist die S-Bahn hier längst chronisch unpünktlich und unzuverlässig.
Kein Tag an dem sie nicht verspätet ist, keine Woche in dem nicht wieder irgendwas ausfällt oder sonstwas den Fahrplan durcheinander bringt.
Die Bahn allgemein wurde kaputtgespart, Personal abgebaut, Weichen und Schienen rausgerissen, die verbleibenden Weichen, Schienen und Brücken usw. vergammeln mangels ausreichender Wartung und darum fällt ständig irgendwas aus.
Wegen Stuttgart 21 wird gar nichts mehr investiert, stattdessen großflächige langanhaltende Störungen und Ausfälle über Tage, Wochen und Monate und das seit Jahren.
Es fehlt eine zweite Stammstrecke für die S-Bahn es fehlt ebenso eine zweite Stammstrecke für die Stadtbahn.
Seit Jahrzehnten wurde hier zwar die S-Bahn verlängert, die notwendigen Gleis-Kapazitäten für die zusätzlichen Passagiere wurden nicht gebaut.
Wobei die S-Bahn ja nicht mal bei halbleeren Zügen pünktlich ist.
In Japan wird die Pünktlichkeit in Sekunden gemessen, hier wird allen ernstes von 6-Minuten-(un)pünktlichkeit geredet.
Und dann wird neuerdings auch gerne mal der Verkehr komplett eingestellt, wenn es irgendwelche Probleme gibt, auch gerne mal Bundesweit.
Zu all dem kommt jetzt auch noch Corona, wo die Bahn genau gar nichts macht, weder fährt sie möglichst Langzüge, um die Leuten genug Abstandsmöglichkeiten zu bieten, noch wird mit den verbleibenden kippbaren Fenstern gelüftet, noch gibt es Hepa-Filter in den Klimaanlagen oder UV-Bestrahlung der Luft dort, stattdessen wird auch gerne mal mitten in der Pandemie die Zahl der Zugfahrten halbiert, damit die Leute kuschelig eng aufeinanderhocken können...
Dann 'darf' man dort ja seit Monaten die tollen Alltagsmasken tragen, besonders super im Hochsommer bei 30+ Grad und den 'tollen' Klimaanlagen der Züge, bald dann auch noch teure FFP2-Masken, während gleichzeitig in jedem Zug Leute sind, die die Nase raushängen lassen oder erst gar keine Maske tragen was von niemand, wirklich niemand jemals kontrolliert wurde.
Und demnächst wird der ÖPNV vielleicht ganz eingestellt, oder was auch sonst die Politik gerade wieder diskutieren soll und man darf sehen, wie man zur Arbeit oder sonstwohin kommt.
Sorry, ich weiss, daß hier ist ein Fahrrad-Blog, aber wenn man Autos aus der Stadt raus haben möchte und das möchte ich auch, dann braucht man nicht nur mehr Fahrradfahrer, sondern vor allem mehr ÖPNV, ohne bleibt das ein Wunschtraum.
Der ÖPNV und besonders die Bahn und vor allem die S-Bahn hier in Stuttgart ist aber schon ewig in der Krise und in Corona-Zeiten der klare Verlierer.
Ich überlege deswegen ernsthaft mir wieder ein Auto anzuschaffen, nicht weil ich das möchte, sondern weil die S-Bahn so besch...en geworden ist.
Und wenn mir das schon so geht, wo ich doch aus überzeugung kein Auto mehr habe, dann geht das sicher ganz vielen anderen genauso...
Die, die den Bahnverkehr "organisieren" sind genau dieselben, die den Radverkehr einrichten. Lauter kleiner-Staat-der-Markt-regelt-alles-Neoliberale. Riesen Profite für Autohersteller, Straßenbauer etc. Bahn und ÖPNV kaputt, Radverkehr besch...eiden.
LöschenDie Mehrheit wünscht sich mehr ÖPNV, das ist seit dreißig Jahren so. Allerdings sind die Entscheider in Politik und Verwaltung Männer zwischen 20 und 59 Jahren, die sehr gerne Auto fahren. Heute mag das etwas besser sein, weil mehr Frauen in der Politik sind.
AntwortenLöschenEiner der wichtigsten Bausteine für autoarme Städte ist Carsharing, denn Autos stehen 23 Stunden am Tag herum.
Leider gibt es in Stuttgart kein vernünftiges Carsharing, die Firma Stadtmobil hat sich offenbar mehr die Abschreckung zum Ziel gemacht (gehören die zur Deutschen Bahn?). Gute Carsharing Unternehmen wie in Karlsruhe können richtig etwas bewirken.
Ralph und liebe andere, natürlich muss der öffentliche Nahverkehr noch weiter ausgebaut und die Tarifstrukturen noch weiter vereinfacht werden, billiger darf er auch werden, allerdings muss die Qualität auch stimmen, sonst fahren die Leute, die teure Autos haben, damit nicht. Und was das Car-Sharing betrifft, so müssten die Fahrzeuge weiter verbeitet sein. Da, wo ich wohne, gibt es keine Fahrzeuge, ich muss zehn Minuten laufen, um an so ein Auto zu kommen, und so was ist halt nicht gut. Und es muss dann ja auch ein Auto da sein, wenn man eines brucht, also müssen davon auch wieder recht viele herumstehen, scheint mir. Aber von diesem Thema verstehe ich zu wenig.
LöschenCarsharing wird durch die StVO-Novelle ja stark gefördert und unterstützt. Der größte Teil der Novelle befasst sich mit dem Subventionieren von Carsharing.
LöschenDen großen Vorteil von Carsharing sehe ich allerdings nicht. Klar, etwas weniger Parkfläche, wenn dafür Parkplätze für "individuelle" Autos umgewandelt werden. Dann sinkt der Bedarf an Parkplatzfläche. Nur bleiben doch alle Nachteile von herumfahrenden Autos bestehen. Denn Carsharing heißt ja nur, dass mehrere Leute das eine Auto NACHEINANDER benutzen - anders als bei Fahrgemeinschaften, wo ein fahrendes Auto mehrere Personen GLEICHZEITIG befördert.
So gesehen ist unverständlich, dass Carsharing und Taxis zum Umweltverbund gezählt werden.
Jörg
AntwortenLöschenCarsharing ist eine "Übergangstechnologie". Es scheitert tatsächlich an den unattraktiven Angeboten. Ein Szenario mit 4 bis 6 Tagen Nutzung (über 12 bis 14 h) führt zu einem Preis, wo ich selber einen Gebrauchten betreiben kann. Den muss ich zwar eigenhändig sauber halten und warten. Da fällt kein Zacken aus der Krone. Eine echten Familientarif gibt es nicht, er wird auf 3 Personen begrenzt.
Mit Carsharing könnten sehr gut Zweitautos "angegriffen" werden. Dazu braucht es einen echten Familientarif und der Stundenpreis ab z.B. Stunde 4 müsste den Kosten entsprechen und nicht abschrecken. Kleinwagen als 3 Türer sind abschreckend und nicht familientauglich. Bleibt bitte beim Kombi, der halbe Liter auf 100 km reißt die Nachteile des Kleinwagens nicht raus. Kosten tun die auch fast gleich. Der Einbau der Carsharing Elektronik, kostet bestimmt das gleiche.
Dazu sind junge Fahrer ausgeschlossen, z.B. Studenten, die etwas mehr Flexibilität bei den Nutzungszeiten aufbringen könnten. So kommt es, dass wir in meiner Familie jetzt für 4 Personen 3 Autos betreiben (neben 2 Pedelecs und 5 Muskelkraft-Fahrrädern) und gar nicht so wenig Öffi-Nutzung und einer Fahrrad-Gesamtfahrleistung (15000-20000 km/Jahr), die über der Kfz-Gesamtfahrleistung liegt.
LöschenDie ganz aktuelle Situation: Durch Corona und home office, home schooling und Entfall der Präsenzveranstaltungen von Uni und Hochschule sind Fahrradnutzung und Öffi-Nutzung fast zum Erliegen gekommen.
also friedrich merz hat mir am samstag gesagt, dass es in deutschland keine mehrheiten für sowas gibt.
AntwortenLöschenstimmt nicht.
ist aber irrelevant, wie wir stuttgarter wissen!