In Bremen ist eine Campagne im vergangene Sommer schief gegangen, die alle Verkehrsteilnehmer:innen zu einem freundlicheren Umgang ermahnen sollte.
Gezeigt wurden auf blauen Plakaten typische Konfliktsituationen, in denen einer der beiden wie ein Rohrspatz schimpfte. Darunter die Zeile: "Auch wenn du Recht hast, #fahrrunter." Das haben vor allem viele Radfahrende als "runter von der Fahrbahn" und als gegen sie gerichtet verstanden, wie die taz berichtete. Ende September startete die zweite Campagne, die nun positive Beispiele eines rücksichtsvollen Miteinanders von Rdaler:innen und Autofahrer:innen zeigt. Das dürfte weniger Aufregung erzeugen als die Campagne der Scheimpfwörter.
In Stuttgart warten wir noch auf eine breit angelegte Campagne für ein besseres Miteinander von Rad-, Fuß- und Autoverkehr. Sie sollte teils informieren, etwa über den Überholabstand, teils für Sympathie und Gelassenheit im Straßenverkehr werben, finde ich. Und sie mus grafisch so interessant sein, dass man hinguckt. Die Bremer Plakate finde ich zum Beispielganz schön.
Völlig unnütz, solche Kampagnen.
AntwortenLöschenHier darf wieder einmal an die Hierarchie der Maßnahmen zur Verminderung von Gefahren und Risiken erinnert werden, wie sie für die Arbeitswelt als Gesetz existiert (im Straßenverkehr aber konsequent ignoriert wird).
Da steht die Schulung von Mitarbeitern - in unserem Fall also durch diese Kampagne an den Straßenrändern - an vorletzter Stelle, gilt also als wenig effektiv (an letzter Stelle steht übrigens die persönliche Schutzausrüstung, hier also Helme und Westen).
Solche Kampagnen haben vor alem einen Vorteil, sie kosten die öffentliche Hand wenig. Und es sieht so aus, als tue die Politik etwas. (Noch weniger kostet sie die Einführung einer Helmpflicht, denn anders als die Unternehmen muss sie den Radfahrern noch nicht mal den Helm zahlen.)
Hören wir auf, auf solchen Kokolores hereinzufallen! Umbau des Straßenverkehrs jetzt: Rückführung des motorisierten Verkehrs auf ein absolutes Mindestmaß mit strikten Tempolimits. Konsequenter Ausbau des Rad- und Fußverkehrs hauptsächlich durch Inanspruchnahme der vom MIV befreiten Flächen. Ökologischer Rückbau des Restes dieser Flächen. Verpflichtende jährliche Ziele bei diesen Maßnahmen (soundso viele km Straße für Autos gesperrt, stattdessen soundso viele km Rad- und Fußverkehrsstrecken, soundso viel ha Fläche renaturiert...)!
https://de.qaz.wiki/wiki/Hierarchy_of_hazard_controls#:~:text=Die%20Hierarchie%20der%20Gefahrenabwehr%20ist,von%20zahlreichen%20Sicherheitsorganisationen%20gef%C3%B6rdert%20wird.
https://en.wikipedia.org/wiki/Hierarchy_of_hazard_controls
LöschenIch unterstütze Gelassenheit im Straßenverkehr, das fehlt leider echt manchmal. Insofern finde ich die Kampagne gut, wenn ich es auch traurig finde, auf solch eine Selbsverständlichkeit (§1 StVO) hinweisen zu müssen.
AntwortenLöschenLeider ist aber auch das aktuelle Plakat etwas schlecht von der Grafik: die 1,5m Sicherheitsabstand zählen von außenseite Lenker bis Außenseite Spiegel, nicht Reifen zu Reifen, das sind nämlich effektiv ein knapper halber Meter weniger (halbe Lenkerbreite ca. 30cm, + Außenspiegel min. 10cm).
Februar 2021, ich fahre durch ein Wohngebiet (Einbahnstraße) mit etwa 30km/h. Kein Radweg o.ä., links und rechts parkende Autos. Hinter mir drängelt ein Rentner mit seinem KFZ der Marke Stern und überholt mich mit Abstand Armlänge. Nach ca. 50 an der nächsten Kreuzung muss er anhalten, kurbelt das Fenster runter droht mit der Faust und mir Schläge an #fahrrunter
AntwortenLöschenAugust 2020 selbe Stadt, radle mit ca. T30 auf der Fahrbahn, kein Radweg vorhanden. Ca. 100m vor mir wird eine Ampel rot, ein Dosenlenker überholt mich, schert vor mir ein bremst scharf ab und bleibt vielleicht 20m vor der Ampel stehen. Fenster runter, Faust raus, Schläge angedroht,... Habe ich alles im Vorbeifahren gesehen. Fahre vor an die rote Ampel und warte darauf, dass der Dosenlenker aussteigt und mich von hinten angreift. Ist glücklicherweise nicht passiert. #fahrrunter
Viele Grüße aus Pirmasens aka Autosens aka Assisens
Jörg
AntwortenLöschenDas eine tun das andere nicht lassen. Wir brauchen Kampagnen und Gespräche über das Verhalten. Das knappe Überholen in Zone 30 wurde schon angesprochen. Das ist etwas was man sogar in einer Umgebung unter eingefleischten Autofahrern dikutieren kann. Es endet meist in einem leicht trotzigen Schweigen eines Teils der Autofahrer. Es fehlen ihnen einfach die Argumente wieso Gefährdung (knapes überholen), zu schnelles Fahren und wildes Lenken in Ordnung ist. Ein anderer Teil schweigt und distanziert sich hoffentlich innerlich von den Dränglern.
hilfreiche Phrasen sind: wir reden über ein Wohngebiet, du kannst auf der Autobahn schnell fahren, willst du dich nicht an Regeln halten?
Flächendeckende Schilder mit der Aufschrift
AntwortenLöschen- "§2(1)STVO: ALLE Fahrzeuge MÜSSEN die Fahrbahn benutzen" und/oder
- "Zu glauben, man könne Gehwege in Radwege verwandeln, indem man blaue Schilder aufhängt, zeugt nicht grade von Intelligenz"
hätten mindestends die Aufmerksamkeit ganz Deutschlands. Und sie würden zwangsweise zu einer *inhaltlichen* Diskussion führen.
Aber genau das wollen wir ja nicht?
S. Schwager, Fürstenfeldbruck.
Zitat aus dem Text:"In Stuttgart warten wir noch auf eine breit angelegte Campagne für ein besseres Miteinander von Rad-, Fuß- und Autoverkehr." Warten, müssten wir nicht, wenn es diesen unaussprochenen "Nichtangiffspakt" zwischen dem Stuttgarter Gemeinderat und der Straßenverkehrsbehörde nicht gäbe. Da gab es doch im Zielbeschluß beim Verbot des Radentscheids den Punkt eine Abstandskampagne noch in diesem Jahr (das war 2019) zu machen. Muss der Gemeinderat halt mal nachfragen warum ein demokratisch gefasster Beschluß nicht umgesetzt wird? Eine Abstandskampagne ist doch keine Raketenwissenschaft. Es müsste halt jemand fragen und einen Antrag im Gemeinderat stellen...tja. Könnte man statt des Gemeinderats nicht den direkten Weg nehmen und die Verwaltung wählen (es gibt ja auch die Verweigerungshaltung der Verwaltung den im gleichen Beschluß gefassten Auftrag, Radwege nach Stuttgart Standard zu bauen). Nicht ganz ernstgemeinter, aber die Machtverhältnisse in Stuttgart treffend beschreibender Vorschlag :-)
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