Erfunden hat es ein österreichischer Lehrer und Sportwissenschaftler 2007. Seit über zehn Jahren sitzen dort in einigen Schulen Schülerinnen und Schüler nicht auf Stühlen, sondern auf Radergometern.
In Deutschland folgten je eine Schule in Aschaffenburg und Bremen dem Beispiel. In Bremen sind zu den Radergometern auch noch Laufbänder dazu gekommen. Ausgangslage war die Forderung nach einer Stunde Sport pro Schultag, was nicht machbar war. Also bewegten sich die Kinder und Jugendlichen eben eine Stunde pro Schultag auf einem Fahrradergometer. Der Lehrer Martin Jorde stellte in seiner Gymnasialklasse fest, das sich nicht nur die Fitness seiner Schüler:innen positiv veränderte, sondern auch ihr Sozialverhalten und ihre Noten. Die Schülerinnen und Schüler finden das gut. Sie sagen, sie könnten sich besser konzentrieren, wenn sie dabei moderat treppeln, sie könnten Stress abbauen und auch mal auspowern. Die Klasse ist insgesamt viel ruhiger.
Denn langes Stillsitzen ist für manche Kinder und Jugendliche ein Qual. Insbesondere für ADHS-Kinder scheint das Lernen und Arbeiten auf Fahrradergometern eine gute Lösung zu sein. Denn das Gehirn beschäftigt sich nicht noch mit allerlei Unsinn, wenn es die Füße auf dem Ergometer koordinieren und Hand und Augen und Kopf auf einen Aufsatz oder eine Rechenaufgabe konzentrieren muss. Außerdem regt die leichte Bewegung den Kreislauf an und hält das Hirn gut durchblutet.
Also bitte nachmachen! Auch an Stuttgarter Schulen könnten Ergometer in den Klassenräumen das allgemeine Lernklima verbessern, die Kinder zufriedener machen und sogar bessere Noten zeitigen.
Die sanfte Konzentration des Geistes durch moderate Bewegung hilft übrigens bei allen geistigen Tätigkeiten, deshalb bietet die Bibliothek Utrecht in den Niederlanden Besucher:innen die Möglichkeit, die Energie zum Aufladen ihrer Geräte durch radeln auf dem Ergometer selbst zu erzeugen. Auch für Büroarbeit wäre das vermutlich für viele sehr wohltuend und damit gut für den Arbeitgeber, denn es reduziert Krankheitstage und Missstimmungen. Ergometer fürs Büro oder den eigenen Schreibtisch gibt es ja schon seit einer Weile.
Wieder eine technische "Lösung" für ein Problem, das unser Gesellschaftsmodell (von dem unsere Schule natürlich ein Abbild ist) überhaupt erst hervorbringt.
AntwortenLöschenUnd all diesen "Lösungen" ist eigen, dass sie immer noch komplexer und aufwendiger sind, als das was sie ersetzen sollen...
Wir könnte man denn sonst bloß erreichen, dass sich alle eine Stunde am Tag bewegen, grübel grübel...
Wobei diese Lösung eigentlich ein uralte ist. In Klöstern spazierten die Mönche und Nonnen beim Brevier-Lesen durch den Kreuzgang (überdacht und einmal ums Vierreck rum also unendlich). Emy Nöther, eine der genialsten Mathematikerinnen machte Spaziergänge mit ihren Student:innen, weil sie fand, dabei ließen sich leichter komplexe mathematische Themen bedenken und besprechen. Die Schule müsste eigentlich mehrmals am Tag, ihre Schüler:innen in Bewegung bringen, damit sie leichter lernen und sich besser konzentrieren können. Sechs Stunden Stillsitzen (mit jeweils fünf Minuten und einmal einer Viertelstunde auf dem Schulhof rumstehen) ist eh widernatürlich. Acht Stunden am Schreibtisch sitzen auch.
LöschenStichwort Peripatetiker.
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