Eine Strecke, die ich immer gemieden habe, so wenig vertrauenserweckend ist das, was ich da vor mir sehe: eine rote Fahrradweiche, über die ungebremst in schneller Folge Autofahrer:innen nach rechts Richtung Botnang ziehen, danach eine Ampel, an der der ohnehin schmale Streifen ganz aufhört und der Ausblick, dass er danach wieder beginnt, wenn auch schmal, außerdem das viereckige blaue Schild mit dem Auto drauf, das Kraftfahrstraße (und für Fahrrad verboten) heißt, darunter eine Zahl, die ich auf die Schnelle nicht lesen kann. Viele Autos brausen links an mir vorbei. Aber immerhin gilt hier Tempo 40. Ich habe dann mal Mut gefasst und bin ins Abenteuer gestartet.
Geht ja durchaus. Immerhin führt seit einigen Jahren überhaupt ein Schutzstreifen über diese als reine Zubringerstraße zu den Schnellstraßen- und Autobahnsystemen westlich von Vaihingen konzipierte Brücke, unter der sich die Kreuzung am Botnanger Sattel befindet. Für Radfahrende geht es so zum Birkenkopf und von dort zur Hasenbergsteige oder in den Stuttgarter Westen und Süden. Es wäre eigentlich eine wichtige Tangentialverbindung zwischen West/Nord und Vaihingen, wenn sie nicht am Birkenkopf enden würde (siehe Karte ganz unten). Dann muss man sich auskennen und durch den Wald radeln. Hier fehlen schnellstraßenbegleitende Radwege völlig. Auch die Rotenwaldstraße in den Stuttgarter Westen hinab hat keine Radinfrastruktur, nur freigegebene Gehwege. Wir befinden uns in einer reinen Autowelt. Ich bin die einzige Radfahrerin an diesem Montagmittag. Zum Glück will gerade kein Autofahrer an mir vorbei, als ich an die Engstelle an der Ampel ohne Schutzstreifen komme. Der Streifen ist schon ziemlich schmal, allerdings parken neben mir keine Autos. Das ist schon mal gut. Die Autofahrenden können, wenn sie innerhalb ihrer Fahrspur bleiben, keine 1,5 Meter Abstand zu mir einhalten, aber vielleicht einen Meter und ein paar Zentimeter. Das tun alle, wenn gerade Gegenverkehr kommt, kommt keiner, fahren sie ein bisschen nach links in die Gegenfahrbahn hinaus und halten den gesetzmäßigen Abstand. Ein Lastwagen donnerte zum Glück nicht auf diese Weise an mir vorbei. Kann man so radeln, ist aber pulsbeschleunigend. Nach der Geländebrücke hört der Streifen auf. Ich sehe, dass er genau in der Einmündung aufhört, aus der die Autos vom Botnang hochkommen und auf die Geißeichstraße hinaus fahren. Es ist nicht viel los, deshalb ist der weiße Pkw auch schon weg, als ich dort ankomme und auf den Gehweg hoch muss. Eine nicht unkritische Stelle, wie ich finde. Ich staune immer, dass Stadt- und Verkehrsplaner wirklich so was konstruieren, mit dem nur zurechtkommt, wer die Gegebenheiten kennt, Neulinge aber nicht, nämlich einen Begegnungs- und Kreuzungsverkehr von Rad und Auto mitten in der Einmündung, wo Autofahrer erst bremsen, nach Autos gucken und dann so schnell beschleunigen, wie sie können. Ob sie dabei auch immer Radfahrende wahrnehmen, wage ich zu bezweifeln. Und wenn einer mit dem Kühler über dem Radstreifen steht, dann muss ich zum Stillstand bremsen, um den Kühler herumfahren wäre sehr riskant. Wer weiter zum Birkenkopf will, muss hier per Drückerampel die Straßenseite wechseln und linksseitig weiter hoch fahren. Ein Pfad im Grünstreifen rechts neben der Fahrbahn Richtung Birkenkopf zeigt mir, dass es Radfahrende gibt, die geradeaus übers Seitengrün weiterradeln bis zum Abzweig auf den Waldweg, der dann an der Geißeichstraße entlang führt. Die Fahrbahn darf hier nicht benutzt werden, weil die blauen Radwegschilder uns eine Benutzungpflicht im Seitenraum auferlegen. Anderseits stoßen wir am Ende der Geißeichstraße vorm Birkenkopf auf ein gelbes Umleitungsschild mit Fahrradzeichen, das in den Wald zum Birkenkopf weist und dort nur für auf der Fahrbahn kommende Radler:innen aufgestellt worden sein kann (Quelle Apple Karte, Jahr unklar).So weit bin ich nicht geradelt. Ich bin umgekehrt und die Strecke auf der anderen Seite zurückgeradelt. Auch hier geht es mitten in der Einbiegung mit sehr weitem Radius für Autofahrende in den Seitenarm der Geißeichstraße per rotem Radstreifen auf die Fahrbahn raus. Wieder überholte mich einer - mit jaulendem Motor (in der Bildmitte zu sehen) - der ein Stück auf die Gegenfahrbahn fuhr (korrekter Überbholabstand) und andere, die in ihrer Fahrspur blieben, ohne den korrekten Abstand einzuhalten. Knapp hundert Meter vor der Ampel an der Gaußstraße, wird man (für mich überraschend, denn ich war auf den Autoverkehr links von mir konzentriert) rausgeleitet auf den Wohnstraßenseitenarm der Geißeichstaße. An der sehr kurzen Überleitung steht ein Vorfahrt-Achten-Schild für mich. Diese Ausleitung muss man nicht nehmen, und wer ohnehin nach rechts in die Gaußstraße radeln will, dem empfehle ich das auch nicht, denn die Induktionsschleifen an der Ampel vorn reagierten zumindest auf mein Bambusrad nicht. Sie blieb rot. Bleibt man auf der Rechtsabbiegespur der Fahrbahn, dann bekommt man mit den Autos Grün.
Die Fotos sind teils während der Fahrt mit dem iPhone am Lenker per Sprachsteuerung aufgenommen worden.
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenNa hör mal! Der Autofahrer muss, wenn er abbiegt, auf den geradeaus fahrenden Radler achten. Leider können wir uns darauf eben nie verlassen. Was glaubst du, wie viele Schwerverletzte oder geötetete Radfahrende wir hätten, wenn wir nicht routinemäßig damit rechnen würden, dass Autofahrende uns nicht sehen und nicht sehen wollen und so denken wie du: "Sollen die Radfahrer doch aufpassen." Übrigens bitte ich dich, in Zukunft deinen Namen unter solche respektlosen Kommentare zu setzen. Sonst werde ich sie löschen.
LöschenJa bitte löschen. Wir brauchen nicht noch die tausendunderste Seite, auf der (Rad)verkehrsfragen ohne fundiertes Wissen rein polemisch "diskutiert" werden. Da muss man erfahrungsgemäß bereits den Anfängen wehren.
LöschenImmer wieder ärgerlich, wenn so ein Radfahrer nicht richtig aufpasst, trotz des abbiegenden Autos einfach weiter gradeaus fährt und das Auto verletzt. In München fordert die CSU deshalb, dass Radfahrer an Kreuzungen nur Schrittgeschwindigkeit fahren dürfen um notfalls stehenbleiben zu können.
AntwortenLöschenWillkommen im Lousiana der 1950er Jahre.
Stefan, Fürstenfeldbruck, Bayern
"Die Fahrbahn darf hier nicht benutzt werden, weil die blauen Radwegschilder uns eine Benutzungpflicht im Seitenraum auferlegen." Das stimmt nicht, denn der Radweg ist teilweise so weit von der Fahrbahn entfernt, dass er nicht als straßenbegleitend gilt. Macht natürlich trotzdem wenig Spaß, auf der Fahrbahn zu radeln, auch wenn dort wie so oft die Steigung gleichmäßiger verläuft als auf dem Radweg.
AntwortenLöschenDa bin ich mir nicht ganz so sicher wie du. Das habe ich natürlich auch überlegt. Aber dieses Argument, dass ein Radweg, dessen Radwegschild wir sehen, und er offenischtlich in dieselbe Richtung führt, in die ich radle, zu weit weg ist, kann ich nicht wirklich aus der StVO ableiten. Wenn du mir das irgendeine Gesetzestext oder eine Regelung oder ein Gerichtsurteil nennen kannst, gehe ich der Sache noch mal gesondert nach.
LöschenDirekt aus der StVO kriegt man das nicht, das kommt aus der Rechtsprechung (und teilweise aus den Verwaltungsvorschriften). Siehe zB bei Bernd Sluka: http://bernd.sluka.de/Radfahren/rechtlich.html
LöschenÄhnlich ist das übrigens, wenn man auf dem Radweg Vorfahrt-achten-Schilder hat, während die Fahrbahn eine andere Vorfahrtsregulung hat. Dann gibt es auch keine Benutzungspflicht.
...kleiner Nachtrag: "straßenbegleitend" wurde auch schon auf diesem Blog thematisiert: https://dasfahrradblog.blogspot.com/2016/11/wann-darf-ein-radler-einen-radweg.html
LöschenJa, aber justiziabel sind meine Darstellungen auch nicht. Ich bin mir derzeit nicht mehr sicher, ob die Behauptung, wenn ein Radweg mehr als fünf Meter entfernt sei von meiner Fahrlinie, müsse ich ihn nicht nehmen, so stimmt. Für belastbare Informationen über das Thema wäre ich dankbar.
LöschenMan müsste die Lichtsignalanlage vor den Abzweig nach Botnang stellen (da, wo sie jetzt steht, nämlich nach dem Abzweig, steht sie schlecht) und eine extra Grünphase für Radfahrer einrichten. Alles andere funktioniert an dieser Stelle nicht.
AntwortenLöschenWas ist das denn für ein merkwürdiges Gepinsel im Photoblock 4. Zuerst von der Fahrbahn auf den Gehweg, dann endet das nach 10m? Wer denkt sich denn sowas aus. Da käme ich als Radfahrerin nie auf die Idee, dem zu folgen. Ein Radweg, der nach 10m an einer Ampel endet? Und dann geht es linksseitg weiter? Wo linksseitige Radwege eh schon die Pest sind, weil man an jeder Kreuzung anhalten muss, um nicht angefahren zu werden.
AntwortenLöschenErinnere ich mich richtig, dass Du, Christine, auf einer linksseitigen Radwegführung angefahren worden bist?
Das ist eine Verkehrsführung aus dem vorvorigen Jahrhundert.
Karin
Völlig richtig, so war das. Allerdings gelangt man auf diesem linksseitigen Radweg kreuzungsfrei zum Birkenkopf, wo es dann über Parklätze und Fußgängeampeln in den Wald geht. Das Ganze ist eine Strecke für nur wenige Radfahrende, die sie brauchen und starke Nerven haben und durch den Wald radeln. Würde man aber eine potente Radstrecke als Verbindung zwischen diesen beiden Stadteilen bauen, dann bekäme man da viele Radpendler:innen, die da fahren. So ist es her für Hartgesottene und für die anderen zum abgewöhnen. Um diesen potenten Radweg wird gerade bei uns gerungen.
LöschenDie Bemalung auf der Brücke hat das passieren deutlich angenehmer gemacht, ich kenne es nämlich noch von davor, auch wenn ich nur noch sehr selten über die Brücke fahre. Früher bin ich öfter unten rum gefahren, weil ich mich nicht über die Brücke getraut habe (Richtung Birkenkopf, in Gegenrichtung ist man schnell genug).
AntwortenLöschenIn Richtung Bärensee kann man entweder über den Linksseitigen Radweg fahren oder aber direkt hinter der Brücke rechts abbiegen (3-5m gegen Fahrtrichtung) und dann die geteerte Straße in den Wald. Da gibt es noch eine Verbindung, die auf deiner Karte nicht eingezeichnet ist, kurz sehr steil, aber ansonsten angenehm zu fahren. Es geht aber über einen Waldweg:
https://www.google.de/maps/dir/48.7719679,9.1355435/48.7644448,9.1273484/@48.7678688,9.1289715,16.87z/data=!4m2!4m1!3e1
Bergab fahre ich immer auf der Geißeichstraße, da es dort nur einen freigegebenen Fußweg ist und ich mit 40-50km/h dafür deutlich zu schnell bin.
"als ich dort ankomme und auf den Gehweg hoch muss."
AntwortenLöschenWieso "musst" du auf den Gehweg hoch?
Ich verlasse den Radstreifen an dieser Stelle, in dem ich langsam auf die Fahrbahn der Autos wechsle (was eigentlich mehr einem "Gerade-Aus-Fahren" entspricht). Dann wechsle ich auf die Linksabbiegerspur.
Ist viel einfacher als der Ampel-Murks.
Ich sehe da allerdings keine Linksabbiegespur.
LöschenSchau mal auf dein viertes Bild. Direkt nach der Ampel kommt eine Linksabbiegerspur. Diese nehme ich und fahre dann auf dem linksseitigen Weg hoch zum Birkenkopf Parkplatz.
LöschenVormals gab es Bergauf zum Scherbelino einen Radweg am Fahrbahnrand, der wurde aber wegen Baufälligkeit ersatzlos weggebaggert- statt dessen soll der Radfahrer jetzt auf dem gegenüberliegenden Gehweg dem Weg folgen und dafür zweimal die Ampel bemühen. Also ein klassischer Radweg nach Verwaltungsart.
AntwortenLöschenIch fahre da mehrmals die Woche lang und kann sagen man muss in beiden Richtungen höllisch aufpassen: die Mehrheit blinkt nicht sondern zieht einfach durch; die paar, die blinken sowieso: wer blinkt darf fahren, egal ob sich rechts davon was befindet. Ein paar halten zum Unmut des nachfolgenden Verkehrs aber trotzdem.
AntwortenLöschenSteht man an der Ampel zusammen mit Kfz kann man davon ausgehen, dass mindestens 4 versuchen, bis zum Anfang des Schmutzstreifens zu überholen. Manche haben dann auch noch Diskussionsbedarf und warten auf dem Streifen auf einen. Heute war es ein Lieferwagen mit Firmenaufschrift. Der hat mir dann erklärt, dass ich ihn vorbei lassen muss und zu wenig Platz gelassen habe. Fuhr dann halb auf den Schmutzstreifen nochmal an mir vorbei. Manchmal wünsche ich mir einen griffbereiten Hammer am Lenker, kann auch aus Schaumstoff sein, will damit nur wedeln.
Ich bin es leid, regelmäßig von fahrenden Waffen aufs Korn genommen zu werden.
Mfg Georg
PS: Richtung Stadt wird sich oft auf den Radstreifen vorgetastet, so dass man sich nie sicher sein kann, was passiert. Und nicht alle biegen dort auch rechts ab, manche auch nach links.
Jörg
AntwortenLöschenEs ist keine 10 Jahre her da war da wo jetzt ein Pfad ist ein Gehweg mit brüchigen Belag entlang der Geißeich straße. Der wurde entsiegelt, so daß die meisten Radler nun 2 mal über die Straße müssen.
Die Bauphase hatte gezeigt der ein bergauf Fahrstreifen reicht. Wir wollen eine Radwegstreifen auf der Westseite bis dahin wo der asphaltierte Nebenweg beginnt.