21. Juni 2023

Plötzlich ...

Als Kind mochte ich beim Bücherlesen das Wort "plötzlich" besonders gern, weil ich wusste, jetzt passiert was Neues. Vielleicht mag ich Radfahren, weil sich da auch oft ganz plötzlich die Situation ändert. 

  • Plötzlich steht ein Auto auf dem Radweg. Nur mal schnell jemanden aussteigen lassen. 
  • Plötzlich hört der Radweg auf. Wird er hinter der Kreuzung weitergehen? Soll ich da jetzt wirklich auf die Angstweiche zwischen zwei Autofahrspuren fahren? 
  • Plötzlich geht es einen Bordstein rauf oder runter. Kabeltunnel legen sich quer und ich muss schleunigst deutlich abbremsen. 
  • Plötzlich ist da ein Loch im Untergrund oder ein Ampelmast oder eine Pollerreihe, durch die ich fädeln muss. Oder es steht eine Verkehrszeichen auf dem Radweg, das den Autoverkehr betrifft. 

  • Plötzlich beschleunigt einer im Auto, obgleich er von links kommt, um noch vor mir über die Kreuzung zu kommen. Oder biegt rasch vor meinem Vorderreifen nach links ab. 
  • Und immer wieder aufregend: Meinen die Verkehrszeichen, was sie sagen? Hat man nur vergessen, das Radfrei unter das Einfahrtsverbot zu hängen oder nicht? Hat man das Schild beim Abräumen vergessen? Hat ein lustiger Zeitgenosse es umgedreht? 
  • Plötzlich Fußgänger:innen auf ganzer Breite auf dem Radweg. Werden sie mir was Gehässiges zurufen, wenn ich klingle? 
  • und so weiter. 
Jedenfalls stellt Radfahren mich vor mehr Herausforderungen als Autofahren. Das ist anregend, hält mich hellwach und schärft meine Aufmerksamkeit. Deshalb ist es kein Wunder: Wer viel Rad fährt, fährt auch besser Auto, wie eine australische Studie festgestellt hat. Und zwar deshalb, weil wir optische Reize sehr viel schneller verarbeiten gelernt haben als Menschen, die nur durch die Windschutzscheibe aufs Heck des Vorderautos und auf Ampelsignale gucken. Wenn man Autofahrer:innen in Versuchen in schneller Folge Fotos von Verkehrssituationen zeigt, auf denen sich jeweils ein Detail verändert hat (Fußgänger, Fahrrad, Verkehrszeichen, Autos), dann erkennen diejenigen, die auch Fahrrad fahren, die Unterschiede deutlich öfter als die nur-Autofahrenden. Eine weitere Studie in Europa kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Wenn Radfahrende Autos fahren, schätzen sie Gefahren besser und Situationen schneller ein. Sie sind den nur-Autofahrenden um anderthalb Sekunden voraus. Ein britisches Auto-Versicherungsunternehmen hat festgestellt, dass Menschen, die Fahrrad fahren, mit ihrem Auto nur halb so viele Schäden geltend machen wie die anderen, und bietet ihnen eine bessere Versicherungen an. 


9 Kommentare:

  1. zuletzt fahren ja immer mehr autofahrer rad, v.a. pedelecs.
    es ist lustig, dass sie noch nicht gelernt haben, geschwindigkeiten richtig einzuschätzen oder sich rücksichtsvoll zu verhalten.
    "plötzlich schneidet dich ein mann mit bmw-ebike auf dem waldweg"

    ob seine police jetzt hoch geht?

    karl g. fahr

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  2. Inhaltlich stimme ich diesem Artikel voll zu, aaaber

    "Wenn Radfahrende Autos fahren..."

    Sind das die Autos, die blitzeschnelle langsam um die Ecke fuhren? Und saßen drinnen stehend Leute? So etwas galt vor wenigen Jahren noch als absurd.

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  3. Ich fürchte, die grammatikalische Anmerkung funktioniert heute nicht mehr so richtig. Was ist eingetlich, wenn Aufsichtsratsvorsitzende nach Hause kommen? Sind sie da noch Vorsitzende oder nicht mehr? Denn steng genommen sind sie es ja nur, wenn sie dem Aufsichtsrat vorsitzen, daheim aber nicht mehr. Dieses Wort ist aber halt gebräuchlich, während Studierend (zwar Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts noch gebräuchlich war, derzeit aber nicht mehr) und auf einmal komisch vorkommen, genaus so wie Radfahrende oder Autofahrende (die gerade nicht Rad fahren oder Auto fahren, so wie der Aufsichtsratsvorsitzende daheim gerade nicht dem Aufsichtsrat vorsitzt).
    Christine Lehmann

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    1. Du fürchtest, dass die grammatikalische Anmerkung nicht mehr funktioniert? Gar nichts fürchtest du. Mit deiner Schreibweise trägst du selbst dazu bei, dass sie bald nicht mehr funktionieren wird.

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    2. Sag mal? Was ist das denn für ein Ton? Und worum geht es hier eigentlich? Um es ganz deutlich zu sagen: Wir benutzen bereits Worte wie "Aufsichtsratsvositzender", ohne uns darüber aufzuregen. Wir haben uns an sie gewöhnt, so wie wir uns an andere Wortbildungen gewöhnen werden. Und mit Radfahren hat das gar nichts zu tun.

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    3. Nein, mit Radfahren hat das nichts zu tun. Wie ich schon schrieb, stimme ich dem Artikel inhaltlich zu. Es hat aber mit dem kommentierten Artikel zu tun, der eine absurde Formulierung enthält.

      Ich bin selbst bemüht so zu reden und zu schreiben, dass mein Gegenüber mich versteht und die allermeisten meiner Gesprächspartner ebenso. Bei Menschen, deren Muttersprache nicht deutsch ist, ist das manchmal schwieriger aber gerade da bemüht man sich gegenseitig, sich verständlich zu auszudrücken.

      Bei dir ist das anders. Du schreibst vorsätzlich missverständlich, um etwas auszudrücken, das ebenfalls mit Radfahren nichts zu tun hat. Oder sollte ich mich irren und das ist gar kein Vorsatz, sondern ich gehöre einfach nicht zu deiner Zielgruppe?

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  4. Das mit dem plötzlich veruracht aber auch ganz schönen Stress. Da sieht man dem wartepflichtigen Einmündenden in die Augen und dann fährt der plötzlich trotzdem los und man selbst muss plötzlich mit blockierenden Reifen bremsen.
    Es fehlt mir mittlerweile das aufeinanderaufpassen im Straßenverkehr. Die meisten sind nur noch mit sich beschäftigt. Wenn ich das wäre, hätte ich schon mindestens 10 Autos geschrottet (verhindet durch fast hellseherische Fähigkeiten) oder hätte schon mehrfach mit dem Rad unter Autos gelegen, wenn ich es überlebt hätte. Die Dashcamaufzeichnungen meines Kollegen zeigen oft vollkommen willkürliche, plötzliche, Fahrmanöver anderer, die weder logisch noch vorhersehbar waren, einfach nur dumm, aber plötzlich. Und plötzlich heißt dann Stress, mitunter auch Unfall oder Schlimmeres.
    Karin

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    1. Ja, natürlich ist das so. Wir Radfahrende sind sehr oft mit "plötzlich" konfrontiert. Ich weiß nicht, ob mich das mehr stresst als mich Autofahren stresst (anders halt), denn Radfahren hat auch was Entstressendes. Allerdings finde ich auch, dass wir es durchaus bequemer und weniger stressig haben könnten und dass man daran arbeiten muss, ist ja klar.

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  5. .. Plötzlich ist da einer dieser neuen schmalen mühseligen gefährdenden Wurzelradweg mit aufgezungenem Linksverkehr gebaut worden, wo ich vorher zig Jahre lang bequem sicher und flott auf der Fahrbahn fahren durfte.
    Und so schiesst mir dann mitunter plötzlich , traktiert vom Radweggerumpel und verlangsamt durch den modern gewordenen Vorfahrtentzug für den Radverkehr auf der 'Vorfahrtstraße', plötzlich der Gedanke durch den Kopf, ob es nach all den vielen Jahren der konsequenten und überzeugten Autofreiheit doch an der Zeit sein könnte angesichts der permanenten Verschlechterungen für den Radverkehr nun selbst aktiver Mittäter der destruktiven Blechkisten-Mobilität zu werden ...
    Alfons Krückmann

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