4. November 2023

Nur für Anlieger frei - Darf man da mit dem Fahrrad durchfahren?

Anlass für diesen Artikel ist die Frage eines Radlers, der durch ein Anliegrstraße gefahren ist, von der Polizei angehalten wurde und die Hälfte des Bußgelds (25 Euro) bezahlen musste, das für Autofahrende fällig wird.

Ob man durch eine Anliegerstraße radeln darf,  hängt von dem Schild ab, das über dem weißen Schild mit "Anlieger frei" hängt. Zeigt das runde Schild mit rotem Rand in der weißen Fläche ein Motorrad und ein Auto, dann dürfen nur Menschen mit Kraftfahrzeugen in diese Straße fahren, die Anlieger:innen sind oder ein Anliegen haben. Für Radfahrende gibt es hier keine Beschränkung, sie dürfen durchradeln. 

Hängt aber das weiße runde Schild mit rotem Rand (Durchfahrt verboten) an der Straßeneinfahrt, dann darf hier nichts fahren, auch Menschen auf Fahrrädern nicht. (Auch nicht auf dem Gehweg!.) Von allem was Räder hat, ist nur der Handkarren, umgangsprachlich Leiterwagen, noch erlaubt. Will man aber mit dem Fahrrad jemanden in der Straße besuchen, was anliefern oder abholen, dann darf man mit dem Fahrras (genauso wie mit dem Auto) hinein und auch wieder hinaus radeln. 

Konkret geht es um die Straße Im Schellenkönig, eine enge Anwohnerstraße, allerdings gnadenlos zugeparkt. Sie ist großteils Einbahnstraße ohne Freigabe in Gegenrichtung. Und an der Zufahrt  an der Dobelstaffel steht das Durchfahrt-verboten-Schild mit einer Freigabe lediglich für Anlieger. Radfahrende sollten diese Straße also nicht regulär in ihre Radroute von A nach B einbauen. Sie müssen anders fahren.

Man könnte die Straße allerdings auch für Radfahrende freigeben (per Kombischild mit der Anliegerfreigabe), sowohl gegen die Einbahnrichtung als auch mit der Einbahnrichtung. So ganz unriskant ist das aber nicht, denn die Straße ist schmal und sowohl Autofahrende als auch Radfahrende neigen dazu, solche Straßen zu schnell zu befahren, auch wenn man nicht hinter die nächste Kurve gucken kann. Und da kann es krachen. Anderseits ist der Gehweg hier auch teils zugeparkt, und es kann sein, dass eine Person mit Kinderwagen nur noch auf der Fahrbahn durchkommt. Und auch für diese Person wird es dann gefährlich, wenn Autofahrende nicht langsam genug fahren. Die meisten Anwohner:innen solcher Straßen haben übrigens mehr Angst vor den sogenannten "rasdenden Radlern" als vor zu schnellen Autofahrenden. Vermutlich würden sie sich auch im Schellenkönig gegen eine Radfreigabe wehren. Wobei, wenn wir ein Anliegen haben in dieser Straße wir ja durchaus mit dem Rad hineinfahren dürfen, und auch drüben wieder raus. Und als Radfahrende sind wir die harmloseren Verkehrsteilnehmenden, zumal wir kaum Platz brauchen.

Grundsätzlich müssen auch wir Radfahrende unbedingt auf Verkehrszeichen achten und sie so ernst nehmen wie wir erwarten, dass Autofahrende sie nehmen. Da wir - anders als Autofahrende - aber an vielen Stellen im Pfadfindermodus unterwegs sind, weil etliche Ecken so organisiert sind, dass wir gar nicht erkennen können, wie es für uns weitergeht, achten viele von uns kaum auf Verkehrszeichen (wie übrigens auch Menschen zu Fuß nicht). Ich würde aber empfehlen, es zu tun. Und wenn wir bewusst reglwidrig unterwegs sind und erwischt werden, dann müssen wir halt die Buße bezahlen. Auch wenn wir meinen, es gebe wichtigere Probleme, um die sich die Verkehrspolizei kümmern sollte. Das meinen nämlich fast alle, die erwischt und zur Kasse gebeten werden.

19 Kommentare:

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    1. Genau, die Autos nehmen die Anwohner dann mit in ihre Wohnungen. Straßen frei für Radfahrer

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    2. @Anonym 4.11. 15:22

      Ich sehe da Häuser mit Garagen, mit Grundstücken etc. Wo ist bitte ein Straßenparken verbrieft? Es handelt sich hier wieder um die altbekannte Privatisierung öffentlichen Raums zu Lasten der Allgemeinheit.
      Bitte unterlassen Sie es "alternative Fakten" zu verbreiten (i.e. zu trollen). C.Lehmann wäre ich dankbar, dies hier zu unterbinden.

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  2. Ich frage mich bei solchen Schildern immer, ob diejenigen, die das geplant und aufgestellt haben, sich auch den Kopf so zerbrechen. Mein Eindruck ist, dass häufig "einfach was passendes aufgestellt wird".

    Und neulich bin ich irgendwo einen ausgeschilderten Radweg gefahren (diese grünen Pfeile), und dieser offizielle Radweg hat mich auch an einem Schild "Verboten für Fahrzeuge aller Art, Land- und Forstwirtschaft frei" vorbei geschickt. Was will mir diese Beschilderung sagen?

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    1. Ich hab vor ein paar Wochen (in einer sächsischen Kleinstadt) eine Radwegführung erlebt (grüne Wegweiser), die in Gegenrichtung durch eine Einbahnstraße führt - OHNE das diese gegen die Fahrtrichtung freigegeben war. Da hat sich wohl auch jemand echt Gedanken gemacht....

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    2. Doch, die haben sich den Kopf zerbrochen. Das geht aus einer Antwort auf eine Gelbe Karte hervor. Die Straße ist eng und teilweise auch abschüssig und kurvig. Radfahrende, die da wohnen, so die Überlegung, kennen die Straße und fahren entsprechend vorsichtig, ortsunkundige aber möglicherweise nicht. Ich habe es in meinem Artikel ja auch beschrieben. Da kann es zu abrupten Begegnungen kommen. Das Ordnungsamt hat sich sehr gründlich überlegt, ob man die Straße für Radfahrende, die keine Anlieger:innen sind, freigeben soll und sich dagegen entschieden.

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  3. Torsten K. aus DA4. November 2023 um 18:30

    Es ist wahrscheinlicher, im Lotto zu gewinnen, als von der Polizei mit TBNR 141175 verwarnt zu werden.
    Sollte ich einmal das Glück haben, zöge ich vor Gericht, legte mindestens zehn Fotos von Radrouten in der jeweiligen Gemeinde vor, die durch Z250 geschickt werden und plädierte dafür, dass ich davon ausgehen musste, dass die Einfahrt für Rad Fahrende frei sei.
    https://x.com/defaultname/status/1374325225307967491?s=20

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  4. Ich habe die Stadt drei Jahre lange nervt, so eine Strasse für Radfahrer freizugeben. Ich habe einfach immer wieder und wieder geschrieben, dass es sinnvoll ist, die Strasse freizugeben und immer wieder erinnert. Hat funktioniert.
    Die Strasse war auch eng, hatte zudem noch eine rechts vor links Einmündung und war eigentlich eine Einbahnstraße. Ich glaube man muss einfach hartnäckig bleiben. Wenn ich sehe, welch enge Einbahnstrassen hier für Radverkehr freigegeben werden, ist ein Argument "eng" nicht haltbar.
    Karin

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  5. Übrigens, gerade an Baustellen kann man die Beschilderung in der Regel immer anzweifeln. Da siehts oft mehr nach Schilderlager als nach Beschilderung aus. Ich reklamiere hier immer die Baustellenschilder. Es ist immer wieder unglaublich, was da hingestellt wird. Ich mache da auch immer Photos und schicke Sie an die Stadt. Ich habe schon eine wirklich ansehnliche Sammlung entsprechernder Stilblüten. Schöne Kombi: Oben Spielstrasse, darunter Gehweg und dann Radfahrer frei. In der Gegenrichtung als Einbahnstrasse, die Spielstrasse ist, beschildert.
    Oder auch die Radwegbeschilderung einer Baustelle: Gemeinsamer Geh- und Radweg (gegen die Fahrtrichtung), in Fahrtrichtung aber ein Gehweg mit Radfreigabe. Keiner käme auf die Idee eine Fahrbahn in der einen Richtung mit 50 zu beschildern und in der anderen als Spielstrasse auszuweisen. Für Radfahrer muss man aber nicht nachdenken, da stellt man halt was hin, wird schon irgendwie passen.
    Karin

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  6. also den autofahrern am eck augusten/hasenberg sind schilder völlig egal.
    und wenn einmal der entschluss zum rechtsbruch gefällt ist, werden auch keine gefangenen mehr gemacht und es wird ohne rücksicht auf verluste durchgebrettert.

    ordungskräfte?
    fehlanzeige.

    karl g. fahr

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    1. Aktuell keine Kehrwoche?
      Sonst bitte erst mal vor der Tür der eigenen Zunft kehren, bevor man mit dem Finger auf andere zeigt.

      Erst heute wieder (wie fast immer): Auf meinem Weg zum Bäcker begegnen mir auf ca. 200 m insgesamt 8 Radfahrer auf dem Gehweg. Und wenn man darauf hinweist, dass dies kein Radweg ist, wird man bestenfalls ignoriert, gern aber auch mit dem mittleren Finger gegrüßt oder verbal beleidigt.

      Ordnungskräfte?
      Fehlanzeige.

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    2. An Anonym:
      Dasselbe gilt als Reaktion von Autofahrern, wenn man sie auf ihre Fehler hinweist. Ist ein gesellschaftliches Problem. Es gibt einfach zuviele Id... mittlerweile.
      Karin

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    3. @anonym: Mir fallen mindestens genausoviele Autofahrer auf, die einen Scheiß zusammenfahren. Bei Ansprache, genau die gleichen Reaktionen. Es ist ein gesellschaftliches Problem. Man ist heute einfach nicht mehr kritikfähig und einsichtig. Die Generation ICH! hat übernommen.
      Karin

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    4. Der beliebte Vorwurf des Whataboutism.
      Gern von Leuten ins Spiel gebracht, die mit zweierlei Maß messen und dabei nicht gestört werden wollen.

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    5. Die Situation für Radfahrer ist deutlich komplexer, als für den Automobilverkehr. Oft ist gar nicht zu erkennen, ob es sich um einen freigegebenen Gehweg, einen Kombi-Radgehweg oder einen reinen Gehweg handelt.
      Wenn solche Wechsel auch noch auf einer Hauptradroute passieren, verlieren alle schnell den Überblick.
      Im Grunde ein provozierter Koflikt, an dem sich vortrefflich abgearbeitet werden kann, während der Status quo unbehelligt bleibt.

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  7. Temporäre mit Verkehrszeichen 250 beschilderte Sperrungen kann man als Radfahrender allerdings kaum ernst nehmen. Anbei Auszüge aus zwei Antworten der Stadtverwaltung Ostfildern auf Fragen zu Sperrungen aufgrund der "Flammenden Sterne" aus verschiedenen Jahren:

    "Trotz Verkehrszeichens 250 können Sie an diesen Stellen mit dem Fahrrad passieren.",

    "Die Beschilderung können wir [...] nicht mehr ändern. Außerdem ist erfahrungsgemäß die Verwendung des Verkehrszeichens 250 effektiver, weil es eine „abschreckendere“ Wirkung auf die Kraftfahrer hat, als das Verkehrszeichen 260. Verstöße von Radfahrern gegen das Verkehrszeichen 250 [...] werden nicht geahndet.".

    Bernd

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    1. Ich habe unsere Radverkehrsbeauftragte bei uns in Kaiserslautern auf ein paar solcher Stellen hingewiesen, die durch Vz. 250 gesperrt, aber nach der HBR-Beschilderung zugleich für den Radverkehr vorgesehen waren.
      Es hat vielleicht 6, 7 Wochen gedauert, dann hing da das Zusatzschild "Fahrradfahrer frei".

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