8. November 2023

Wir wissen, was Radfahren sicher macht, machen es aber nicht

Auf Facebook beschreibt Ludger  einen Radurlaub in den Niederlanden. Und er fragt sich: Was kann man an moderner und einladender Radinfrastruktur in Deutschland nicht verstehen? 

Er habe in den Niederlanden kaum je eine Ampel gehabt und wenn, dann habe er nie länger als eine Minute stehen müssen, er habe keinen Beinaheunfall gehabt und wahnsinnig tolle Kreisverkehre, Fahrradbrücken und Tunnel und insgesamt eine Radinfrastruktur erlebt, die zum Radfahren einlädt. In den Niederlanden wird ständig daran gearbeitet, Radfahren besser und sicherer zu machen. 

Und was machen wir in Stuttgart? Wir bauen die nächste Fahrradweiche oder Fahrradschleuse. In Deutschland gibt es kein Programm, das Radfahren besser und sicherer macht. Wenn es bei uns um Sicherheit geht, werden immer Helme und reflektierende Kleidung genannt. Die Industrie entwickelt gerade Helme, die blinken und leuchten und verkauft das als Sicherheit. Dabei verhindert ein Helm keinen Fahrradunfall, er kann unter Umständen nur die Folgen etwas mildern. Die Sicherheit im Straßenverkehr wird weitgehend den Radfahrenden selbst überlassen, Tipps gibt es reichlich. Die Deutsche Verkehrswacht bringt es in einem Beitrag von 2018 auf den Punkt: Man hat keine Ahnung, jeder findet für seine Auffassung Belege und Studien, zusammenpassende wissenschaftliche Studien fehlen. Währenddessen steigt die Zahl der Radunfälle (vor allem mit Pedelecs) kontinuierlich an. 

Im Grunde weiß jeder und jede, wo sie oder er am liebsten radelt.

Das subjektive Sicherheitsgefühl hat diese Studie untersucht. Demnach fühlen ,mehr als 80 Prozent der Radlerinnen und Radler im Mischverkehr mit Autos nicht sicher. Umgekehrt fühlen sich rund 80 Prozent auf Radstreifen mit baulicher Trennung und Radwegen sicher. Müssen Radler:innen zwischen rollendem und rechst ruhendem Autoverkehr durchradeln, erhöht das das Unsicherheitsempfinden. Je breiter der Radstreifen ist, desto mehr nimmt das Unsicherheitsgefühl ab. Man kann also sagen, dass die räumliche Nähe zu Autos den Radfahrenden Unbehagen bereitet. Eine Grünfärbung des Radstreifens hilft auch dann, wenn der Streifen nicht sonderlich breit ist. Auch Poller oder Grünkübel als Begrenzung zur Autofahrbahn erhöhen das Sicherheitsgefühl. Am schönsten finden die Radfahrenden breite Radwege rechts von geparkten Autos. Radfahrende fühlen sich also dann besonders sicher, wenn sie deutlich getrennt vom rollenden Autoverkehr unterwegs sein können, und wenn der Autoverkehr ihre Wege auch nicht kreuzt, etwa zum Ein- und Ausparken. 

Übrigens finden auch Autofahrende eine deutliche bauliche Trennung zwischen sich und dem Radverkehr sicherer, für sich und für Radfahrende. Die Situation ist eben auch für sie klarer. Hingegen unterschätzen Autofahrende völlig die Gefahr, die vom ruhenden Verkehr für Radfahrende ausgeht. Als besonders sicher empfinden Autofahrende einen baulich getrennten Radweg mit Bordstein zur Fahrbahn. 

Fußgänger:innen ist der Studie zufolge eine eindeutige Trennung des Radverkehrs vom Gehweg sehr wichtig. Dabei reicht auch ein schmaler Grünstreifen zwischen Radweg und Gehweg. Auch Radfahrende fühlen sich im Mischverkehr mit den Fußgänger:innen nicht sicher, je enger der gemeinsame Bereich, desto weniger. Allerdings sind die Werte nicht so schlecht wie beim Mischverkehr mit Autos. 

In Nebenstraßen mit Autoverkehr und geparkten Fahrzeugen fühlen sich Radfahrende auch nicht wohl, und zwar zu etwas 70 Prozent, vor allem, wenn die Straße auch noch schmal ist. Am liebsten hätten sie die Nebenstraße autofrei. Fahrradstraßen mit Autoverkehr werden auch nur von rund 55 Prozent als sicher empfunden. Ist hingegen die Fahrradstraße wie in den Niederlanden flächig andersfarbig (grün) markiert, dann wird sie von über 90 Prozent als sicher empfunden, auch dann, wenn da noch Autos parken, wenn also Anlieger (und nur die) rein- und rausfahren können. 

In den Niederlanden orientiert sich die Organisation des Radverkehrs - wie mir scheint - weitgehend am subjektiven Sicherheitsgefühl und hat dafür offensichtlich Lösungen für Kreuzungen entwickelt, die die Radfahrenden auch mögen. Und auch wir wissen, wie Kreuzungen angelegt sein müssen, damit Radfahrende sich da sicher fühlen: Der Radverkehr wird auch da getrennt vom Autoverkehr geführt und hat Grün, wenn der Autoverkehr Rot hat. Und Radfahrende warten nicht ewig an Ampeln. Kreuzungen werden auch mal untertunnelt oder überbrückt. 

Nun unterscheidet sich das subjektive Sicherheitsempfinden unter Umständen von der objektiven Sicherheit. Grundsätzlich ist, glaube ich, allen klar, die Verkehr planen und erleben, dass das höchste objektive Risiko für Radfahrende dann entsteht, wenn Autoinfrastruktur und Radininfrastruktur sich kreuzen, insbesondere, wenn der Autoverkehr sie überquert, also beim Abbiegen, beim Spurwechsel oder bei Einmündungen auf eine Vorfahrtsstraße mit Radfahrstreifen. An diesen Stellen passieren unverhältnismäßig viele, auch schwere und tödliche Unfälle, weil Autofahrende die Radfahrenden nicht sehen (auch nicht sehen wollen). Grundstückseinfahrten über Radwege hinweg sind unfallträchtig, weite Kurvenradien für Rechtssabbieger sind gefährlich, weil die Autofahrenden zu schnell sind, Radwege die hinter geparkten Autos hervorkommen, sind gefährlich, wenn ein Autofahrer sie überqueren will, zum Grundstück oder in eine Seitenstraße. Hier braucht es deutlich mehr, um das Radfahren sicher zu machen: Rechtsabbieger (oder Linksabbieger) dürfen nie gleichzeitig mit dem Geradeausradverkehr grün haben, Autofahrende müssen abremsen müssen, wenn sie Abbiegen und einen Radwegen überqueren. Die Streckenführung muss sowohl für Autofarhende als auch für Radfahrende völlig klar sein. 

In Deutschland aber hören Radverkehrsanlagen gerne vor Kreuzungen und Kreisverkehren auf, also da, wo es kompliziert wird, und zwar für alle. Da werden Radweichen zwischen Autofahrspuren geführt, da gibt es mal einen Aufstellplatz für Radfahrende mit Radampel, die vorher grün wird, mal gar nichts, mal eine indirekte Linksabbiegespur für Radfahrende, mal nicht. Und es wird auf Radspuren geparkt oder Baustellengerümpel abgestellt. 

Auch wenn eigentlich klar ist, was Radfahren sicher und angenehm macht, verbinden wir in Deutschland die lobenswerte Forderung nach einer wirklich sicheren und die Radfahrenden schützenden Infrastruktur immer sofort auch mit Trainings- und Erziehungsmaßnahmen für Radfahrende, so wie das hier der Deutsche Verkehrssicherheitsrat macht. Für mich ist das ein deutlicher Hinweis, dass die ERA und die RASt (also die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen) nicht ausreichend sind, um die Konflikte mit dem Autoverkehr zu minimieren und die Zahl der Fahrradunfälle zu verringern. Sie sehen immer noch Fahrradweichen (hier Fahrradschleusen genannt) als empfehlenswerte Radführung vor, und das sind genau die Stellen, an denen Radfahrende Autofahrspuren oder Autofahrende Radstreifen kreuzen müssen, die Stellen, die wir niemals unsere elfjährigen Schulkinder alleine radeln lassen würden.

21 Kommentare:

  1. Wir wissen was Radfahren sicherer macht, aber die, die es sicherer machen könnten, machen es nicht.
    Karin

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  2. Auch wenn A.Krückmann anderer Ansicht sein wird, der Unterschied zu den Niederlanden ist die dortige weitgehende Trennung und Verlagerung der Verkehrsarten nach ihren jeweiligen Gegebenheiten, was auch eine Zurück- oder zumindest Verdrängung des motorisierten Verkehrs in bzw. aus bestimmten Bereichen beinhaltet. Wichtigstes Element ist dabei, das die Infrastruktur ein flächendeckendes Netz für Radfahrer bildet. Es ist immer klar, wo und wie es weitergeht, und es werden keine Konfliktsituationen provoziert.

    Innenstädte und Wohngebiete sind weitestgehend autofrei, bzw. die Zahl und Geschwindigkeit der wenigen Autos dort ist so niedrig, die Zahl der Radfahrer so hoch, dass es keine für Autos günstige Dynamik gibt, für Radfahrer aber schon. Vor allem haben Radfahrer dort auch immer die direkten Verbindungen von A nach B, und notfalls werden die geschaffen währen die Autos außenrum fahren müssen.

    Strukturpolitisch ist auch vieles anders. Es gibt z.B. keine Out-of-town-Einkaufszentren, die Geschäfte sind wohnortnah, und es hat so gut wie keinen Sinn, mit dem Auto dorthin zu fahren, weil es mit dem Rad immer schneller und einfacher geht.

    Nicht alles ist perfekt. Auf manchen Landsträßchen und in manchem Wohngebiet wird man Autos begegnen bzw. von ihnen überholt werden, oder auch auf einer Straße unweit des Stadtzentrums von Amsterdam. Da fährt das Auto bisweilen eng vorbei. Und vielleicht auch mal etwas schneller als man es gerne hätte. Aber die Zahl solcher Begegnungen ist so gering, dass man nie in das Empfinden subjektiver Unsicherheit, Bedrängung und Stress ggü des motorisierten Verkehr gerät.

    Es macht eben einen Unterschied ob man 50 Jahre lang Verkehrs- und Strukturpolitik gemeinwohlorientiert betreibt, oder nicht.

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    1. Teil 1
      Es wäre nett darauf zu verzichten mir Dinge in den Mund zu legen, die ich so niemals geäussert habe.
      Richtig ist:
      in NL werden essentielle umwelt- und klimaspezifische Zielsetzungen im Sektor Verkehr/Mobilität krachend verfehlt (stetig ansteigender Autoverkehr).
      in NL ist die Verkehrssicherheit für Autofahrende zwar deutlich besser als in D, aber gleichzeitig ist das Todesrisiko pro Km Radfahren signifikant höher als in D.

      Dass das Leben in den NL-Städten mit autoarmen Kernen eine höhere 'Livability' aufweist (weniger lokale Immissionen, weniger Lärm usw.) steht außer Frage. Ebenso die Vorteile des dortigen Systems etwa für den Schüler:innen-Radverkehr. Gut auch, dass der Radverkehr dort, im Ggs. zu D, nicht männerdominant ist, sondern auch stark von Frauen praktiziert wird.
      Dennoch stellt das NL-System im Kern eine Blaupause für 'Autogerechte Radverkehrsförderung' dar, weshalb die Popularität des Separations-Systems ja auch international eine so hohe Attraktivität auch für ausgesprochen autoaffine Einflussgruppen (IHKs, wirtschaftsliberale Parteien, Autoindustrie, ...) geniesst.
      'Wasch mir den Pelz aber mach. mich nicht nass' lautet die Devise.
      Das passt gut für die Problemanalysen und Zielsetzungen der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, aber die Problemlagen bzw. deren Analyse und Wahrnehmung haben sich doch seither sehr deutlich und tiefgreifend verändert, gerade was die Notwendigkeiten der wirksamen Reduktion des Autoverkehr betrifft (Klima, Böden, Ressourcen, ...).
      Die notwendige Entkopplung von steigendem Wohlstand und weiter steigendem Autoverkehr hat in den NL ebenso versagt wie in D, USA, DK ,..., zumal wir nicht bloße Entkopplung brauchen, sondern wirksame und deutliche Senkung des MIV.
      Wenn wir das NL-System global als Blaupause nehmen, dann landen wir bei >4.000 Millionen privaten PKW und am Ende in einer Welt, bei der große Teile des Planeten für homo 'sypiens' nicht mehr bewohnbar sein werden.
      Mag sein, dass es Planeten gibt die das verkraften, Planet 'Erde' jedenfalls nicht. Zumindest nicht dauerhaft.

      Also ja:
      Die oben genannten Vorteile des NL-Systems sind in der Lage einen Teil der Anforderungen des 20.Jhd. zu erfüllen und schaffen gute Voraussetzungen für die Parallelentwicklung von komfortablem Radverkehr und weiter steigendem Autoverkehr.
      Auch wurde in NL die Nichtanwendung oder Rückabwicklung der 'Charta von Athen' (autogerechte Stadt), im Gegensatz zu D, präferiert, was natürlich städtebauliche Vorteile bringt. Auch lässt sich in den autoarmen Städten (Groningen, Houten, ...) gut erfahren wie stark der Kontrast zu den lebensfeindlichen autogerechten Städten hierzulande ist.
      Alfons Krückmann

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    2. Teil2
      Die Anforderungen des 21.Jhd. an ein zukunftsgerechtes Mobilitätskozept allerdings sind damit nicht erfüllbar. Als 'typisch' und 'pars pro toto' für NL sei mal die bizarre 70er Jahre Politik mit den P&R Stationen genannt, wodurch ausgerechnet die besonders schädlichen langen Strecken auf's Auto verlagert werden und die stauträchtigen kurzen Binnendistanzen auf den Umweltverbund.
      Es wäre interessant zu erfahren was die Verfechter:innen der NL-Blaupause eigentlich zu der meist impliziten Annahme veranlasst, dass die Übernahme der NL-Politik in D NICHT zu einer weiteren Erhöhung der Automobilisierung führen würde, und damit die Etiketten klimagerecht und umweltgerecht verdienen würden.
      Ich denke eher 'klassisch' (und wissenschaftskonform), dass es wahrscheinlich ist, dass die Anwendung derselben Prinzipien auch zum selben Ergebnis führen wird.
      All das schliesst natürlich nicht aus einige Elemente der NL 'Radinifra' zu übernehmen. Oberflächengüte, Stetigkeit der Führungen, Umwegarmheit, Unterhalt, Entwurfsgeschwindigkeiten und Etliches andere mehr sind teils auf deutlich besserem Niveau als in D.

      Insgesamt frage ich mich dabei:
      wo kommt eigentlich der starke Widerwille her ein Mobilitätssystem zu entwickeln, das nicht in den Mechanismen der 'Autogerechtigkeit' verharrt, sondern eine Welt mit klima- umwelt- und menschengerechter Mobilität aufzubauen zielsetzt?
      Wesentlicher Faktor scheint mir die Tatsache der objektiven 'Mittäterschaft' von nunmehr ca. 50Mio. Autofahrer:innen (D) zu sein (inclusive der Spezies 'Auch-Radfahrer'), weshalb dann auch die Radverkehrsentwickung eingestanden oder uneingestanden stets zugleich aus der verwurzelten Lebenspraxis der 'Automobilen Lebensweise' her gedacht wird.
      Oder - wie es einige Radentscheide offenherzig formulierten': "Diese Initiative nutzt auch dem Autoverkehr".
      Alfons Krückmann

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  3. „Am schönsten finden die Radfahrenden breite Radwege rechts von geparkten Autos.“

    So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen. Das ist genau die Situation, bei der ich von einer Autofahrerin umgefahren wurde. Die Fahrerin hat mich wahrscheinlich beim Abbiegen „übersehen“, weil Ihre Geschwindigkeit nicht mit der notwendigen (Ein)Sicht (durch parkende Autos „gestört“) korrespondiert hat. Seit diesem Tag habe ich eine tiefe Abneigung zu Radwegen (rechts/ links) von geparkten Autos.
    Ich bin davon überzeugt, dass wenn man die Straßen von den parkenden Autos befreit hat, sehr viele Probleme gelöst sind:
    - Mit den Rädern in die Gleise der Stadtbahn geraten
    - Mit zu engen Einbahnstraßen; die eigentlich nur Einbahnstraße sind, damit dort Autos parken können.
    - Mit zu geringen Überholabständen. Es wäre mehr Platz auf der Fahrbahn, wenn Radfahrer nicht den großen Abstand zu den parkenden Autos einhalten müssten.
    - Es bräuchte auch keine „Durchfahrt verboten für alle Fahrzeuge aller Art“ für Radfahrer.

    Nebeneffekt wäre natürlich auch, dass Autofahrer Menschen, die heute durch parkende Autos „verdeckt“ sind, früher erkennen könnten bzw. umgekehrt.
    Eigentlich würde ein Parkverbot an/ auf der Fahrbahn allen dienen. Wäre da nicht die Bequemlichkeit.

    So ist es halt nur wieder ein rumdoktern an den Symptomen.
    Joachim

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    1. Ja. Die heissen ja auch Fahrbahnen und nicht Parkbahnen.
      Wäre sinnvoll das Fahrbahnparkverbot wieder einzuführen (Ausnahme akuter Lieferverkehr), Mischverkehr (ggf. plus optional nutzbaren Radwegen) als Regellösung wieder einzuführen und generell anzuerkennen, dass Automobile eine vielfältig toxische Wirkung auf Mensch und Umwelt ausüben.
      Dazu müssen wir runter von 50mo. PKW auf ca. >5mio. PKW, was aber wegen Klima/Umwelt ohnehin zwingend geboten ist.
      Alfons Krückmann

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    2. Lieber Joachim, ich selber radle auch nicht gern auf fahrbahnfernen Radwegen. Ich finde sie wegen der Einfahrten und der Einbiegungen saugefährlich, ich muss mich jedesmal explizit umdrehen und die Autos studieren, um herauszufinden, ob ihre Fahrer:innen abbiegen werden oder nicht. Wobei wir diese Radwege nicht also gefährlich erleben müssten, wenn der sie überquerende Autoverkehr wirklich ausgebremst würde. Und auch auf Fahrradstrreifen kann man von einem Autofahrer umgenietet werden, alles schon vorgekommen. Die entscheidende Frage ist wohl, wie man den Autoverkehr verlangsamt.

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  4. Wir können es drehen und wenden, wie wir möchten, die meisten Menschen sind nicht der Meinung, dass Radfahren Vorteile ggü. dem Autofahren bietet. Kein Schutz vor Stürzen, Kollisionen, Regen, Wind, Fußgängerinnen. Nicht bequem, da tlw. anstrengend, kein großer Gepäckraum, kann niemanden mitnehmen zu langsam für Einkaufsfahrten usw.
    Das Kernproblem meiner Ansicht nach ist, dass unsere Städte falsch konzipiert sind. Die Wege des täglichen Lebens sind zu weit. Es müssten mehr Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sein, stattdessen verlieren wir Geschäfte. Einer Nachbarin war es nicht möglich Kinderschuhe zu kaufen, es gibt in S Innenstadt kein Geschäft mehr sagt sie. Und das gilt für viele andere Bereiche und die Stadtteile ebenfalls.
    Wenn die Stadtverantwortlichen die Stadt nicht radikal anders gestalten und den Bewohnern die Vermeidung der Kfz-Nutzung vorteilhaft gestalten, dann helfen Fahrradstreifen oder -straßen auch nicht. Fahrradfreundlichkeit ist ja auch kein Selbstzweck, sondern das geringere Übel, Fußgänger wollen auch keine Begegnung mit einem Fahrrad. In einer Stadt der kurzen Wege wäre auch der Radanteil nicht überborden.
    Ich werde mgl. grundlegende und eeiträumige Verbesserungen nicht mehr erleben, auch wenn ich dafür werbe.

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    1. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Ich kann mit dem Fahrrad viele Geschäfte anfahren und gucken, ob es da das gibt, was ich suche. Ich bestelle viel weniger im Internet. Radfahren könnte den Innenstädten helfen. Eine autogerechte Konzeption des Verkehrs schadet. Denn Menschen entfernen sich von ihrem Parkplatz selten mehr als einen Kilometer beim Shoppen, sie müssen ja immer zurückkehren. Ich kann mit dem Rad locker drei Kilometer abstreifen, wenn ich was suche.

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  5. Am schönsten finden die Radfahrenden breite Radwege rechts von geparkten Autos. Radfahrende fühlen sich also dann besonders sicher, ...
    ... Radwege die hinter geparkten Autos hervorkommen, sind gefährlich,

    Das ist so ein Paradox, das den Widerspruch von gefühlter und objektiver Sicherheit gut illustriert.
    Die Situation ließe sich (zumindest teilweise) entschärfen, wenn 25 m vor einer Kreuzung (ja, so viel, damit noch Reaktionszeit bleibt) der Parkstreifen aufhört und die Autofahrer wirklich eine Chance haben, die Radfahrer rechts des Parkstreifens zu sehen. Das führte zum Verlust von Parkplätzen und müsste dauerhaft und strikt überwacht werden, mit Abschleppen statt Knöllchen.
    Ach, ich sehe schon: völlig illusorisch.

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    1. Tschuldigung, Name vergessen:
      Carsten

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    2. Jörg
      Radwege gibt es wo es viele Radelnde und Autos gibt. Und schon sind die Radwege Unfallverursacher.

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    3. Du hast die privaten Zufahrten (Supermarkt, Tankstelle, (Tief)Garage, etc.) vergessen. Wenn man davor und dahinter genug (wieviel Meter sind das?) Platz lässt, dann kommt man in der Stadt eigentlich bei einem faktischen Parkverbot am Fahrbahnrand an. Und gerade diese Grundstückszufahrten sind m. E. gefährlicher als (Ampel)Kreuzungen. Und das nicht nur für Fahrradfaher sondern auch für Fußgänger.
      Joachim

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    4. Absolut. Ich finde immer keine Zahlen für Deutschland, aber aus Großbritannien ist bekannt, das Autos jedes Jahr Dutzende (60 oder so) Fußgänger auf Gehsteigen töten. Davon dürfte ein Gutteil auf solchen Einfahrten ums Leben kommen.

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  6. Jörg
    Zu den Radwegen passt die Meldung: in 2023 wurde kein neuer Schienenkilometer eingeweiht. Dafür viele viele neue schöne Straßen.
    Güter auf die Schiene ist der Slogan dazu.

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  7. "Güter gehören auf die Bahn" war der Slogan der DB in den 1970 - 1980 Jahren...
    Fellbächer

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    1. In meinem Heimatstädtchen gab es früher mal vier Bahngleise, zwei für Personenzüge, zwei für Güterzüge.
      An dem einen Gütergleis wurde unter anderem die Bahnpost angeliefert, die man da auch abholen konnte, das andere Gütergleis diente dazu dort im Herbst die Zuckerrüben von den Traktoren der Bauern auf die Güterwagons zu verladen.
      Den Transport von Post per Bahn gibt es schon lange nicht mehr, die Zuckerrübenverladung wurde später eingestellt.
      Beide Gütergleise wurden inzwischen herausgerissen, die ehemaligen Gütergleise zugebaut.
      Hier werden nie wieder Güter auf der Bahn transportiert werden.
      Die Politik spricht mit gespaltener Zunge, sagt das eine, tut das Gegenteil.
      Auch Grüne in Bund, Land und Gemeinden haben daran bei der Bahn null, nada, zero, nichts geändert!
      Klaudia

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  8. "Auch Poller oder Grünkübel als Begrenzung zur Autofahrbahn erhöhen das Sicherheitsgefühl."

    Die erhöhen mein Sicherheitsgefühl wenn keine weiteren Verkehrsteilehmer auf dem Radweg sind. Keine anderen Radfahrer, die evtl. überholen oder überholt werden sollen, schon gar keine Geisterradler. Keine Fußgänger, die plötzlich auf den Radweg laufen. Es sollte auch nicht dunkel sein, so dass die Poller und Kübel gut sichtbar sind.

    Mit anderen Worten sie erhöhen nur das Sicherheitsgefühl gegenüber Autos genau in den Situationen, in denen ich sowieso schon sicher bin.

    Sobald die Situation unübersichtlich und gefährlich wird, sind das nur noch Hindernisse, die übersehen werden können weil die Aufmerksamkeit auf andere Gefahren gerichtet ist. Und an diesen Hindernissen kann man stürzen oder sich im Extremfall den Schädel einschlagen. Oder die Hindernisse werden beachtet und man verliert den Blick für die anderen Gefahren.

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    1. Ja, das Radfahren ist sehr komplex, weil wir mehr beachten müssen als Autofahrende. Du guckst auf einen Fußgänger und fragst dich, was der im nächsten Moment machen wird, und übersiehst ein Megaschlagloch vor dir. Und so weiter. Wir sind noch weit entfernt davon, dass eine Radinfrastruktur liebevoll für Radfahrende gestaltet wird. Wir radeln eigentlich permanent gegen Hindernisse an.

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    2. Ja!
      Alfons Krückmann

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  9. Ich kann voll nachvollziehen, dass so ein abgesetzter Radweg als sicher empfunden wird. Außerorts ist das natürlich auch der Fall. Denn auf der Strecke ist das auch objektiv sicher. Aber in der Innenstadt mit vielen Einmündungen, Einfahrten usw. und unterschiedlichen Sichthindernissen wird es ziemlich gefährlich.

    Was ich aber eigentlich dazu schreiben will. Wir kommen einfach hier in Deutschland nicht weiter, wenn wir immer nur das fordern was in Holland schon über viele Jahr umgesetzt wurde. Die Verkehrszusammensetzung ist doch hier komplett anders. In Hollands Städten sind die Radler nunmal in der Überzahl. MIV stellt sich da hinten an. Und so eine NL-Radinfa fällt ja auch nicht vom Himmel, dass direkt jeder Autofahrer kein Bock mehr hat auf Autofahren und sich aufs Rad schwingt.

    Ich glaub dieser Wechsel wurde einfach total verpennt und kann jetzt nicht einfach so eingeführt werden. D.h. wir müssen ganz anders an die Sache ran gehen. Eine Möglchkeit wäre den Mischverkehr nicht immer so zu verteufeln. Objektiv ist Mischverkehr überaschend sicher, da Radfahrer immer im Sichtfeld sind. Das muss man thematisieren. Das Radler auch auf die MIV-Fahrbahn gehören und das überaschend gut funktioniert. Dazu gehört natürlich, dass die Geschwindigkeiten so gut es möglich ist (bzw. mit Neuerung vom StVG wird) zu Reduzieren und diesen verdammten Überholzwang abzuschaffen, bzw. den Mindesabstand aber auch Überholgeschwindigkeiten viel viel mehr zu kontrollieren. Autofahrern muss klar gemacht werden, auch die Geschwindigkeiten von Radfahrern zu akzeptiern und einfach mal hinterher fahren. Sie kommen trotzdem relativ schnell ans Ziel, wie wir Radfahrer wissen.

    Wo genügend Platz da ist, natürlich die Trennung von Rad und Kfz. Aber wo ist den der Platz gerade in Stuttgart? Lienenbusse sollen ja auch fahren, möglichst auf eigenen Spuren.

    Ich empfinde es auch so, das trotz schlechter Radinfrastruktur immer mehr radlen in Stuttgart. Da kommt man doch gar nicht hinterher die Radinfra zu bauen und anzupassen. D.h. man fährt auf der Straße und die Autos gewöhnen sich dran. Und ich finde auch, das man immer seltener angehupt oder beschimpft wird. Deshalt an der Stelle: Danke liebe Autofahrer. Ich fahr aber trotzdem lieber Rad, weil es halt einfach attraktiver ist.

    Viele Grüße
    Maxi S.

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