Er liegt nicht weit weg vom Bahnhof, wo es eine kleine Fahrradgarage und Abstellplätze gibt, außerdem eine hübsch gestaltete Rad- und Fußgängerunterführung, über die ich schon mal geschrieben habe. Sie verbindet den Norden mit dem Süden von Eislingen, das von der Bahnlinie geteilt wird. In der Bahnunterführung herrschte reger Radbetrieb, auf dem Kreisverkehr waren jedoch kaum Radfahrende zu sehen, als ich Ende Januar 17 Uhr für eine Viertelstunde dort herumstand. Vermutlich ist er noch zu neu.
Zur Orientierung: Wenn man das Bild oben betrachtet, kommt die Stuttgarter Straße von links unten (wir sehen nur ein Auto, das aus ihr auf den Kreisel fährt) aus dem Zentrum. Sie ist stellenweise mit Tempo 30 ausgeschildert und hat fast durchgängig Radstreifen oder Schutzstreifen zu beiden Seiten, wobei der Südseite der Stuttgarter Straße ein Zweirichtungsradweg ist. Links oben geht es linksseitig auf einem Zweirichtungsradweg entlang der Hauptstraße zum Bahnhof und zur Unterführung Richtung Eislingen Nord. Rechts oben sieht man in die Ulmer Straße. Die wichtige Wegebeziehung, Stuttgarter Straße - Bahnhof/Eislingen Nord führt also Richtung Bahnhof ganz außen um den Kreisel herum, vom Bahnhof kommend muss man dagegen nur rechts abbiegen.
Diese Art, den Kreisel zu bewältigen, war dann tatsächlich an diesem Abend die häufigste: Radlerinnen und Kinder schoben das Rad gegen die Fahrrichtung über die Zebrastreifen. Offensichtlich hatten sie keine Lust, außen herum zu radeln, wenn die andere Strecke kürzer war. Offenbar wird absteigen und schieben als bequemer oder auch stressfreier oder sogar ungefährlicher empfunden als das Dreiviertel um den Kreisel herumzuradeln. Ganz und gar in Gegenrichtung ist niemand mit dem Rad gefahren, aber, wer aus der Stuttgarter Straße auf den Keisel zu radelt, muss, um zum Bahnhof zu kommen, nicht nur den Kreisverkehr über zwei Ausfahrten zu Dreivierteln umrunden, sondern auch noch den dritten Überweg überqueren, um auf die linke Seite der Hauptstraße zu kommen, wo der Zweirichtungsradweg zum Bahnhof führt. Das habe ich niemanden machen sehen. Da nimmt dieser Radler dann doch lieber die kurze Strecke, obgleich die Richtungspfeile auf dem Asphalt ihm sagen: Das darfst du nicht. Man sieht, dass die Anlage aus Sicht der Radfahrenden zwar eine riesige Verbesserung bringt, aber doch nicht ganz zu Ende gedacht wurde. Eine der augenscheinlich wichtigen Wegebeziehungen, nämlich Stuttgarter Straße - Bahnhof, Unterführung, ist nur mit einem großen Umweg fast einmal ganz rund um den Kreisel herum machbar, weil man dann auf einen linksseitigen Radweg muss. (Vorher allerdings musste man sich noch viel umständlicher durch die Unterführung unter der Kreuzung den Weg suchen. Vermutlich haben Radfahrende den Kreisverkehr noch nicht in ihre Wegstrecken einbezogen, weil die Kreuzung bis vor Kurzem ein richtiges Hindernis war.)Einen gewissen verzwickten Humor kann ich der Stadt auch nicht ganz absprechen. Da hat man doch tatsächlich auf der Filsstraße am Bahnhof Parkplätze so eingerichtet, dass die Autos den Gehweg gänzlich blockieren. Dafür sehen wir aber auf der Fahrbahn ein Radzeichen und ein Fußgängerziechen und rechts das Schild "verkehrsberuhigt". Als ich also auf der Fahrbahn zu Fuß ging, fand der Autofahrer hinter mir das aber gar nicht so lustig.
Tja, viel Geld für ein einigermaßen sinnloses Konstrukt. Es reicht eben nicht, sich irgendwelche Versatzstücke aus der niederländischen Radinfra herauszuschneiden und - schlechter - nachzubauen. Die Aufstellflächen für die ausfahrenden Autos vor den Übergängen etwa sind viel zu kurz, so ergeben sich keine rechtwinkligen Sichtbeziehungen, und es würde mich nicht wundern, wenn die Autos, um Fußgänger durchzulassen, auf den Radwegen anhalten, und Radfahrer dadurch blockieren. Und eigentlich würden bei einem Vorrang für Rad- und Fußverkehr, der hier ja offenbar gegeben sein soll, die Überwege erhöht gehören.
AntwortenLöschenAber dafür, und für eine vernünftige (d.h. schlüssige, weil in ein Gesamtkonzept eingebettete) Radverkehrsführung ist hier gar kein Platz, weswegen ich davon ausgehe, dass so etwas an einer vergleichbaren Stelle in NL nie gebaut worden wäre.
Schon mehrmals hier gepostet: das ultimative Wort zu Kreisverkehren (Achtung, Englisch und lang):
Löschenhttps://www.aviewfromthecyclepath.com/2014/05/the-best-roundabout-design-for-cyclists.html?m=1
Ich finde auch, dass Kreisverkehre mit das Gefährlischste für Radfahrende ist, aber ich erlebe auch, dass nicht nur Autofahrende, sondern auch Radfahrende Kreisverkehre fordern, weil sie dann halt nicht an Ampeln warten müssen. Ich sehe auch viele Radfahrende durch Kreisverkehre, wo sie über die Fahrbahn geführt werden, viel zu weit rechts außen radeln, was teuflisch gefährlich ist, weil Autofahrende überhaupt nicht - auch beim besten Willen nicht - einschätzen können, ob sie die nächste rausfahren oder noch weiter herum radeln. Und inzwischen wird ein Trennung von Radfahrenden und Autoverkehr gefordert, gerade weil sich weniger Routierte sonst nicht um einen Kreisverkehr herum trauen und halt dann eben nicht radfahren. Die Kurvenradien an der Ausfahrt entsprechen dem niederländischen Vorbild, nur dass der Abstand zu den Rad- und Fußgängerüberwegen kürzer ist, weil er bei uns in Deutschland innerhalb der 5 Meter liegen muss, in dem Fußgänger:innen und Radfahrende immer Vorrang vor dem Autoverkehr haben. Alle Autofahrende können sehr gut sehn, ob da ein Radler kommt. Was ein bisschen blöd ist, finde ich, dass es hier RAdwege sind, also Fahrbahnradelnde nicht auf der Fahrbahn durch den Kreisverkehr fahren können.
LöschenIn dem oben verlinkten Link beschreibt David Hembrow, warum das hier verwendete Kreisverkehrdesign relativ gefährlich ist im Vergleich zum besten (auch in NL gibt es da große Untetschiede) und das hängt wesentlich mit den Sichtbeziehungen und der Vorfahrt zusammen.
LöschenNatürlich geht er von anderen Vorraussetzungen aus, kohärente Radinfra und kein Fahrbahnradeln.
2,3 Mio.? Boaey! Aber was tut man nicht alles, um den Autofahrern (m/w/d) einen radfahrerfreien Kreisverkher zu schenken. Dass Autofahrer beim Hinausfahren aus einem Kreisel die Vorfahrt von Radfahrern und Fußgängern standardmäßig achten, werde ich wohl nicht mehr erleben.
AntwortenLöschenThomas
Das ist doch kein Geld! Allemal ausgegeben für Fußgänger:innen, die hier einen echten himmelweiten Gewinn zu der Situation vorher haben (sie müssen nicht die einzige Fußgängerunterquerung der Kreuzung anzusteuern), sie haben kurze Wege, müssen nicht an Ampel warten. Radfahrende konnten vorher dort überhaupt nicht radeln, sei sei denn, sei waren sehr hartgesotten, auch sie mussten die einzige Unterführung ansteuern, egal, woher sie kamen. Und ich vermute mal, eine beampelte Kreuzung hätte den Radfahrenden auch nicht sonderlich gefallen, weil sie dann wieder warten müssen.
LöschenAn dem Bild oben rechts, der Einfahrt wieder oben rechts, ist meiner Einschätzung nach gut zu sehen, dass die Verkehrsführung nicht für Radfahrende gemacht ist.
AntwortenLöschenWie sollen eigentlich Blinde/stark sehbehinderte Menschen den Zebrastreifen erreichen?
AntwortenLöschenAkustisch sind im allgemeinen Autolärm Radfahrende ja i.d.R. nicht zu detektieren.
Oder anders gefragt: warum wurde der Zebrastreifen nicht inclusive Radweg angelegt?
Alfons Krückmann
Wieso Zebrastreifen inklusive RAdweg? Ich verstehe nicht, was du meinst. Offenbar sprechen in Eislingen keine Blindenverbände bei der Planung mit, sonst hätte man ja Leitpflaster einbauen können. Andererseits haben Blinde an jedem Zebrastreifen allüberall in unseren Städten das Problem, dass sie keinen Ampeldrücker haben, der Laut gibt.
LöschenKreisverkehre sind (da keine regelmäßigen Pausen erhörbar sind, wie beii klassischen Kreuzungen) allgemein ein Problem für Sehbehinderte.
LöschenUnd genauso ist es auch ganz ohne Kreisverkehr bei der Überquerung von Radinfrastruktur für Sehbehinderte, besonders, wenn diese für andere Arten der Behinderung barrierefrei gestaltet wird.
Offensichtlich arbeitet Eislingen nicht mit Behindertenverbänden zusammen und hat auch keine:n Behindertenbeauftragte:n, die oder der da mitspricht.
LöschenJörg
AntwortenLöschenIch dachte man dürfe Haifischzaehne zur Unterstreichung der Vorfahrt der Furt auf die Straße malen. Das hätte man durchaus an den Radfurten machen können.
Ich meine damit, dass der FGÜ sich zwar über die Fahrbahn zieht, nicht aber den Radweg inkludiert, so dass Blinde/Sehbehinderte dort gegenüber dem Radverkehr nicht bevorrechtigt sind, wobei sie ja nunmal nicht die körperlichen Möglichkeiten haben zu checken ob 'frei' ist.
AntwortenLöschenDas betrifft zwar nicht nur just diesen Kreisverkehr, ist aber mit der Maxime von Berrierefreiheit nicht wirklich zu vereinbaren.
A.K.
Ich schließe mich der Frage von Herrn Krückmann an. Mir ist auch nicht klar, warum der Zebrastreifen nicht auch über den Radweg gezogen wurde. Oder will man Fußgängern - das muss man nicht auf Blinde/Sehbehinderte reduzieren - nur gegenüber dem Autoverkehr Vorrang geben, nicht aber gegenüber dem Radverkehr?
LöschenHat man sich da an das holländische Vorbild gehalten ?
LöschenIch habe solche und solche gesehen, welche, wo es einen Zebrastreifen auch über den Radweg gibt und solche ohne. (Hier eine ohne: https://www.facebook.com/watch/?v=1756785391057078)
LöschenHannes
AntwortenLöschenIn verkehrsberuhigten Bereichen gibt es keine getrennten Bereiche Fahrbahn und Gehweg (eigentlich: darf es keine geben). Weiter ist Parken nur in markierten Bereichen erlaubt, letzteres ist im Bild zumindest richtig und konsequent, ersteres natürlich nicht. Praktisch kenne ich die verkehrsberuhigten Bereiche mit dem Gehweg aus altem Bestand auch (hier sind dann Parkflächen neben dem alten Gehweg markiert, also eher schlimmer was die Gewohnheiten angeht).
Der Kreisel ist so breit, dass sich Autofahrer darin überholen können- somit wurde der Entschleunigungseffekt zunichte gemacht und das hat rein gar nichts mit holländischen Modellen zu tun- dort sind die Fahrbahnen so schmal, dass Autofahrer schon aus physischen Gründen langsamer fahren.
AntwortenLöschenSchöner Versuch der Verbesserung für Radfahrende gegenüber dem Autoverkehr. Was aber hier stattdessen befördert wird, ist die Problematik Radfahrer versus un-orientierter Fußgänger, denn die Fahrbahnebene Radfahrer ist auf gleicher Höhe zum Fußgänger und lediglich optisch getrennt.
AntwortenLöschenDass der Radfahrer auf eine Stufe mit dem Fußgänger gesetzt wird, ist sehr schön an der Einmündung vom Kreisverkehr kommend in den 2-Richtungs-Radweg zu sehen - denn da steht ein "Schild für Fußgänger mit Zusatzschild Radverkehr frei".
Es war wohl das Ziel dem Autofahrer freie Fahrt zu ermöglichen und den Radfahrenden auszubremsen durch die Fußgänger, denen gleichzeitig mit der Umbaumaßnahme viel Bewegungsraum weggenommen wurde. Wie an der gegenüberliegenden Seite beim Eck vom roten Haus gut zu erkennen. Der Fußweg schrumpft gerade an der Ecke auf weniger als die Hälfte der zuvor vorhandenen Breite. Also gerade dort, wo es besonders gefährlich ist.
Zum Glück muss ich dort nie vorbei radeln - schreckliche Vorstellung, dass solches womöglich in meiner Umgebung gebaut werden könnte.