26. Februar 2024

Krasser Egoismus hinterm Lenkrad

Das kennen wir schon lange. Die Autotransporter stehen auf dem Radweg an der Heilbronner Straße. Alles ist dicht. 

Diese Frechheit gegenüber den Menschen zu Fuß und auf den Fahrrädern scheint von den Ordnungskräften toleriert zu werden. Andernfalls hätte es längst eine polizeiliche Ansprache in den zuständigen Autohäusern gegeben. Danach sieht es für uns aber nicht aus. Denn die stehen da immer noch regelmäßig.

Blogleser Martin, der mir die aktuellen Bilder geschickt hat, schreibt mir: "Inzwischen wird am Pragsattel von den Porsche- und Toyota-Häusern der Radweg als Dispositionsfläche missbraucht.

Porsche-Mitarbeiter haben sogar einen LKW-Fahrer angewiesen, wieder Rückwärts auf den Radweg zu fahren. Denn, wie man schön sieht wird der eigene Platz für die Fahrzeugpräsentation genutzt. Da haben die Lkws noch hinten drauf Aufkleber mit "Ich sehe dich nicht" und rangieren dann auf den schmalen Radwegen. Gegen die Fahrer vorzugehen, kann nicht zielführend sein da sie von den Disponenten und den Fahrzeugpalästen gezwungen werden. Forderung meiner Seits waere Zufahrt von der Heilbronnerstrasse dicht zu machen. Die können auch auf der anderen Seite zufahren."

Auch Fridas Peer - das Schiff am Neckar - darf nicht vom Geh- und Radweg aus, sondern nur vom Wasser aus angefahren und beliefert werden. Dazu schreibt mir Blogleser Martin: "Immer wieder kommen mir da Lieferfahrzeuge und Bedienstete entgegen" und dokumentiert mit diesem Foto, dass der Platz für den Begegnungsverkehr Fahrrad Auto nicht reicht. Parkplätze für die Beschäftigten von Fridas Peer gibt es übrigens im Neckarpark. 

Die Schamlosigkeit, mit der die Mitglieder der Autowelt in unsere Bereiche eindringen und sie besetzen, erstaunt mich immer wieder. Weist die eigentlich keiner in ihre Schranken? Kann uns die Polizei da wirklich gar nicht helfen? 

Die üblichen Unverschämtheiten kann man täglich in Stuttgart sehen. Man sieht sie im Vorbeiradeln. Danach suchen muss man gar nicht. Dieser Mercedes parkte in der Eberhardstraße, die für Autos gesperrt ist, so halb auf dem Zebrastreifen. Der Fahrer hat in der ganzen langen Fahrradstraße, in die er gar nicht hätte hineinfahren dürfen, keine andere Stelle gefunden, um sein Auto abzustellen. Seltsam. Er stellt es ausgerechnet auf den Zebrastreifen. Das ist schon bemerkenswert.  


In die gleiche Kategorie maximaler Unverschämtheit und Ignoranz den Fußgänger:innen gegenüber gehört der Fahrer oder die Fahrerin dieses Autos, das an einem Sonntagmorgen in der Kuhnstraße - der Verlängerung der Neckarstraße stadtauswärts - beim SWR genau auf der Fußgängerfurt stand. Dick und lang. Wie jemand auf so eine Idee kommen kann, ist mir rätselhaft. Schämt sich die Person gar nicht? Und wie sicher sich solche Leute sind, dass keine Polizei vorbeikommt und sie aufschreibt oder abschleppen lässt! 

Unter anderem entlang des Mühlrains im Süden gibt es ein gravierendes Falschparkerproblem. Denn viele stellen ihre Autos vor die Garagen (nicht etwa hinein), an manchen Stellen passt das, an anderen ragen sie in den Gehweg hinein. Der schwarze Wagen aus Essen stand über mehrere Wochen so. Der rote Transporter transportiert tagsüber Rollstuhlfahrende, abends und an Wochenenden wird er vor der Garage geparkt, weil er nicht hineinpasst, und steht dann stundenlang so. Manchmal öffnen die Fahrer:innen auch das Garagentor und fahren das Auto ein Stück hinein. Es steht dann aber immer noch auf dem Gehweg. Ich finde es bemerkenswert, dass diejenigen, die ihn fahren, genau den Menschen, die sie irgendwo hin bringen, nämlich den Rollstuhlfahrenden das Vorbeikommen ganz und gar unmöglich machen. 

Ganz wüst geht es in Feuerbach in der Wiener Straße beim Bahnhof zu. Die Wendefläche ist regelmäßig zugeparkt, die Radbügel auch, auf den Gehwegen stehen die Autos (obgleich es in der Straße freie legale Parkplätze gäbe). Teils stehen da auch auch Autos eines Gebrauchtwagenhändlers auf öffentlichen Parkplätzen, die gar nicht zugelassen sind. Blogleser Matthias hat Dutzende Fotos gemacht, von denen ich hier nur zwei verwende. 

Auf Gehwegflächen Autos parken ist verboten. Aus gutem Grund. Blinde sehen dieses Hindernis nicht und rechnen auch nicht damit. Sie und alle anderen müssen hier auf der Fahrbahn drum herum gehen. (Oft hören sie dabei mich nicht, die ich leise mit dem Fahrrad von hinten komme.) Eltern mit Kinderwagen müssen auf der Fahrbahn den Kinderwagen um so ein Auto herum schieben und nehmen auf der Fahrbahn, auf der Autos fahren, noch mehr Platz ein, als ein einzelner Fußgänger. Für alte Menschen mit Rollatoren sind auch kleine Bordsteine, die sie überwinden müssen, ein Problem, und sie brauchen vor allem Zeit, um ihr Gerät dahinter wieder hoch zu bekommen. 

Das sind nur einige wenige zufällige Beispiele. In ganz Stuttgart sieht es so aus: Autofahrende stellen ihre Fahrzeuge rücksichstlos in Fußgängerbereichen ab. Eine Behinderung wollen die Ordnungskräfte offensichtlich nicht erkennen, weshalb sie nicht abschleppen. Kein Wunder, dass auf unseren Straßen so wenige Menschen zu Fuß unterwegs sind und man kaum Alte und gar keine Leute in Rollstühlen sieht. Die Polizei scheint sich für solche Verhältnisse nicht sonderlich zu interessieren. Sonst stünden diese und andere Autos nicht täglich so da, nicht nur hier, sondern auch an vielen anderen Orten in Stuttgart.

Und falls jetzt wieder welche trotzig fragen: "Und das Fahrrad?" Fahrräder dürfen auf dem Gehweg abgestellt werden (Motorräder und Mopeds übrigens nicht, werden aber von der Stadt Stuttgart ebenfalls dort geduldet), aber nur so, dass sie Fußgänger:innen nicht behindern. Im Gegensatz zu E-Scootern werden Fahrräder auch zu 99 Prozent manierlich abgestellt. Es gab vor ein paar Jahren einmal eine Initiative des CSU-geführten Bundesverkehrsministeriums, das Abstellen von Fahrrädern am Fahrbahnrand zu verbieten, was bedeutet hätte, dass Fahrräder immer auf dem Gehweg hätten abgestellt werden müssen. Zum Glück hat der Bundesrat das abgelehnt. Es ist derzeit noch nicht üblich, Fahrräder wie Autos am Bordstein abzustellen, zumal Autofahrende das oftmals nicht tolerieren. In jedem Fall müssen sie platzsparend abgestellt werden, dürfen also keinen ganzen Autoparkplatz "blockieren". Womit nur das senkrecht zwischen zwei Parkplätzen oder geparkten Autos Abstellen möglich ist. Und das bringt das Fahrrad in ein großes Risiko, von einem Autofahrer beim Rangieren umgefahren oder beschädigt zu werden. 

Womit übrigens eigentlich die Pflicht entfallen dürfte, einen Parkschein zu lösen, den man am Fahrrad ja auch gar nicht anbringen kann. Aber nur in Berlin ist es (oder war es 2022) erlaubt, Fährräder kostenlos auf sonst kostenpflichtigen Parkplätzen abzustellen, meldete die Presse, was im Umkehrschluss bedeutet, dass es überall anders was kostet. Anderseits kann der Ordnungsdienst für falsch geparkte Fahrräder (also solche, deren Fahrer:innen keinen Parkschein gelöst haben) keinen Strafzettel ausstellen. Welches Kennzeichen sollte er darauf notieren? Und da man am Fahrrad keinen Parkschein wetterfest und diebstahlsicher anbringen kann, ist ohnehin nie nachweisbar, ob ein Parkschein gelöst wurde und dann geklaut wurde oder nicht. Mit anderen Worten, wir Radfahrenden sind - allemal in Stuttgart - im System, der Parkraumbewirtschaftung gar nicht vorgesehen. 

Ich persönlich fände es übrigens megagut, wenn Fahrräder nicht mehr auf Gehwegen stünden und auch nicht stehen müssten. Das setzt aber voraus, dass es genügend Radabstellbügel an den Straßenrändern gibt und nicht alles mit Autos vollgestellt ist. 
 
 


16 Kommentare:

  1. Zum Autotransporter muss man noch ergänzen : Wenn die Ladung des Transporters entladen ( oder auch beladen) wird, werden nicht zugelassene und nicht pflichtversicherte KFZ im öffentlichen Raum gefahren. Und Polizei/Verwaltung schaut da offensichtlich weg.
    Der einzige legale Platz wo solche Autotransporter ent- oder beladen können ist das Privatgelände des Autohändlers

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  2. Du erwähnst mehrfach die Polizei. Meines Wissens nach ist sie für ruhenden Verkehr nicht direkt zuständig. Die verantwortliche Behörde ist das Amt für Öffentiche Ordnung, dessen Leiter mit seiner Ignoranz zu diesen Verkehrsbehinderungen einlädt.

    Indirekt denke ich, dass es auch zu den Aufgaben der Polizei gehört. Das ergibt sich aus den Verwaltungsvorschriften zur Straßenverkehrsordnung, in denen - zusätzlich zu den beteiligten Behörden - Polizisten angewiesen sind, "bei jeder bietenden Gelegenheit (...) den Zustand der Sonderwege zu prüfen". Siehe Punkt 29 in https://www.verwaltungsvorschriften-im-internet.de/bsvwvbund_26012001_S3236420014.htm .

    Die Flüssigkeit des Verkehrs ist doch sonst eines der höchsten zu schützenden Rechtsgüter, nicht zu reden von Gefahren für Leib und Leben. Handelt es sich um Rechtsbeugung und Missachtung des Grundgesetzes, wenn dies von Amtsseite quasi als Privileg nur der Gruppe der Autofahrer zuteil wird, nicht aber anderen Verkehrsteilnehmern?

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    1. https://www.deutschelyrik.de/die-unmoegliche-tatsache.html

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    2. Stimmt, ich habe nicht differenziert. Ich habe aber eben auch schon erlebt, wie die Polizei ein Auto abschleppen ließ, das zu dicht an einem Zebrastreifen parkte. Oder eine Streife. die ein auf dem Gehweg geparktes Auto mit einem Strafzettel versah. Krasse Verstöße gegen die Verkehrsordnung sind durchaus Sache der Polizei, sie muss es nur als ihre Sache ansehen.

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    3. "ruhender Verkehr" bezeichnet geparkte KFZ auf Parkplätzen, deren Verstoß die "Erschleichung von Leistungen" ist, also Parken ohne Parkschein. Steht dieses KFZ aber so, dass andere Verkehrsteilnehmer behindert werden, ist es kein ruhender Verkehr mehr. Vielmehr ist es eine universalausrede von Polizei und Ordnungsamt, um nicht ihren Job machen zu müssen. Auch Logisch. die kennen die Stadt ja auch nur aus der Windschutzscheibenperspektive.

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  3. Zitat: Das sind nur einige wenige zufällige Beispiele. In ganz Stuttgart sieht es so aus:

    In ganz Deutschland sieht es so aus. Bin immer wieder überrascht wenn ich nach Frankreich rüber durch die Ortschaften fahre. In Deutschland wird sich da auch nichts ändern. Bei uns ist im Amtsblatt so alle 3 Wochen ein Artikel, ca. 2 Seiten, wo es darum geht was erlaubt ist. Was soll das bringen? Regelungen Gesetze ohne spürbare Folgen sind zwar schön, stehen auf Papier, aber dadurch ändert sich leider nichts. Seit wir einen Ordnungsdienst haben (1 Person, 10.000 Einwohner) ändert sich kurzfristig was, es müssten aber eher 3-5 Personen sein.

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  4. Das große Problem ist die mangelnde Kontrolle. Man muss Polizei und Ordnumgsämtern den Vorwurf machen, dass sie sich nicht kümmern. Klar, sie können nicht überall sein, aber sie können auf Hinweise reagieren und die Firmen anweisen, Ihre Logistik nicht über Geh- und Radwege abzuwickeln. Bei uns hier gibt es auch solche Firmen. Autohaus mit großem LKW-tauglichem Hof, lädt auf Gehweg oder Fahrbahn mit durchgezogener Linie ab.
    Und zum Thema, warum Autofahrer so dreist parken? Sie haben keine Konsequenzen zu erwarten. Kontrolle findet nicht statt, externe Anzeigen werden nicht bearbeitet, die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden ist gering, dann wird bei Ausrede, "nur Kurz" meist "ein Auge zugedrückt" und schon hat sich das Verhalten etabliert. Und wenn die Ordnungsbehörden es auch noch vormachen, "Dönereinsatz", wieso soll man sich dann die Mühe machen, einen Parkplatz zu suchen, wenn da grad die Ecke, die Einfahrt oder der Zebrastreifen ist. Der Platz reicht zum Abstellen und außerdem steht man ja "nur kurz". Es helfen nur Kontrolle und Strafen, erst dann macht es vielleicht bei dem einen oder anderen Klick, aber auch nicht bei allen.
    Karin

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  5. Man könnte direkt hinter dem Autotransporter verkehrsbedingt warten. Wenn dadurch das Abladen der Autos blockiert wird dann ist das eben so.

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  6. ... und zu ergänzen ist, dass neben "Friedas Pier" auch das danebenliegende "Schiff AHOY" (ein mietbare Ferienwohnung) regelmäßig mit PKW von Wangen über den Rad- und Fussweg (Neckardamm entlang der Uferstr. / B10) angefahren wird.

    Grüße Jahn

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  7. Zum letzten Foto, der Audi, der auf dem Gehweg an der Ampel steht, hatte ich neulich bei der Polizei (100m entfernt) nachgefragt, ob sie sich mal rausbequemen würden. Nein, da könne man nichts machen hieß es, ruhender Verkehr. Ich habe gesagt, dass das Bullshit ist und argumentiert, dass ich also mein KFZ direkt vor der Wache abstellen könnte, sodass kein Beamter mehr das Gelände verlassen kann und dann können die folgerichtig auch nichts tun, außer dem Ordnungsamt Bescheid zu geben. Der Beamte am Telefon bestätigte die Aussage- die Polizei wäre angeblich nicht mal handlungsbefugt, wenn sie selbst betroffen wären. Wie gesagt: "Bullshit".

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    1. Komische Haltung. Das ist sicher auch der Grund, warum sich Autofahrende bei uns so sicher fühlen.

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    2. zum Toyotaautohaus: hier sollte mal das Baurechtsamt eingeschaltet werden, es ist zu vermuten dass die normalerweise angeordnete Anlieferung als Ausstellungsfläche für Gebrauchtfahrzeuge missbrauchen. Ich hatte dort
      vor drei Jahren schon mal mich beschwert und die Polizei gerufen, wonach ich den Transporter lange nicht mehr auf dem Radweg gesehen hatte.
      Thomas

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  8. Ebenfalls zu Beobachten bezüglich der Autohäuser die auf dieser Straßenseite angeordnet sind: Mitarbeiter der Autohäuser nutzen den direkten Weg zur Tankstelle Wash&Go über den Rad-/Fußweg.

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  9. Meine Gedanken zu 1.: Gezwungen werden ist Nötigung und als Fahrzeugführer bin ich trotzdem selber verantwortlich! Wenn sich alle 'Opfer' wegducken wird sich auch nichts ändern...

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  10. BMW in Vaihingen ist so ein Kandidat, wo die Autotransporter gerne rückwärts reinrangiert werden, obwohl zwei Zufahrten sind, bei denen die Transporter vorwärts reingefahren werden könnten. Zweimal hätte mich so ein A*** schon totgefahren, wenn ich nicht ausgewichen wäre.

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  11. Was ist mit einer Privatanzeige um das Ordnungsamt zu unterstützen, da die VÜ nicht überall sein kann. Das machen doch immer mehr. Fuktioniert das? Hat da jemand schon Erfahrung mit gemacht? Oder hat das auch kaum Chancen, dass es weiterverfolgt wird?

    Grüße Maximilian

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