2. April 2024

Immer noch nichts gut am Schoettle-Platz

Wenn man vom Schwabtunnel runter radelt und an der Böblinger Straße ankommt, gibt es immer noch keine Möglichkeit, legal nach rechts in die Böblinger Straße abzubiegen. 

Und es fehlt immer noch - schon lange - vieles andere: Radstreifen, eindeutige Radführungen, Radampeln, Abbiegefreigaben für den Radverkehr, kurz: eine einladende Radinfrastruktur. 

Aus der Busspur darf man jedenfalls nicht mit dem Rad nach rechts abbiegen, man darf sie nicht mal befahren. Aus der Autofahrspur links daneben darf man auch nicht nach rechts abbiegen, da geht nur geradeaus. Dabei darf die Böblinger Straße als Einbahnstraße in Gegenrichtung, also Richtung Kaltental vom Radverkehr benutzt werden. Sie ist freigegeben. Nur kommt man halt regelkonform nicht dorthin. 

Die Böblinger Straße ist aber durchaus für etliche Radfahrende eine wichtige Verbindung zu ihren Zielen. Denn die Fahrradstaße der parallelen Hauptradroute 1 ist von hier aus schwer zu erreichen. Das geht nur übers Radeln im Getümmel der Autos (siehe unten) über die Kreuzung und die Schreiberstraße hinauf und erfordert dann kreatives Verhalten. Denn an der Autoampel des Geh- und Radübergangs bei der Matthäuskirche gibt es keine Abfahrten zur Fahrradstraße. Man muss über die Gehwegkanten hopsen und kann dabei noch überlegen, ob das Rot für Autos dabei für einen selber gilt oder nicht. Das machen nur höchst routinierte Radler:innen. 

Folglich radeln viele auf dem Gehweg. Durch die Bushaltestelle hindurch, wo Menschen stehen oder gerade aus- und einsteigen, über Fußgängerampeln. Manche radeln auch auf der Busspur vor und biegen dann schräg über die Gehwegecke ab. Man sieht auch warum: Die Stadtbahn hat gleichzeitig Grün. Da es hier keine Ampel gibt, müssen Radfahrende selber rechtzeitig erkennen, ob von links die Stadtbahn kommt. 

Die Ecke bedarf einer Regelung. Radfahrende sollten wenigstens die Busspur nutzen dürfen und eine eigene Ampel haben. Eigentlich aber sollten sie auf der Fahrbahn einen eigenen Radstreifen bekommen, von dem aus sie in alle Richtungen, auch nach rechts, fahren dürfen. Das würde auch das Geradeausradeln zur Schreiberstraße erleichtern. (Siehe Karte unten.) 

Aber immer noch wird erwartet, dass Radfahrende die Schickardstraße zum Schwabtunnel hinauf oder eben von ihm hinunter auf der Fahrbahn radeln. Bergauf werden sie trotz Sharrows ständig zu knapp überholt, weshalb es einige (wenige) vorziehen, auf den Gehwegen hochzuradeln oder ganz anders fahren. 

Bergab dürfen die Radfahrenden immerhin die Busspur benutzen, sie ist per Verkehrszeichen freigegeben, hat allerdings keine Radmarkierungen. Die Busspur endet jedoch an der Einfahrt in die verkehrsberuhigte Straße am Generationenhaus. (Die man auch radeln kann, um zur Böblinger Straße zu kommen, was aber wenige wissen.) Dahinter beginnt sie neu, ist allerdings per Verkehrszeichen als ausschließliche Busspur gekennzeichnet. Hier dürfen Radfahrende nicht rein fahren. Radfahrende können also auf keinem Weg nach rechts in die Böblinger Straße abbiegen. Das wollen halt aber eben doch ziemlich viele. Sie benutzen dann den Gehweg. Nur wenige kennen oder nutzen den Weg durch die verkehrsberuhigte Zone des Generationenhauses. 

Weil die Kreuzung Böblinger und Schickardt/Schreibestraße, auf der es keinerlei Radstreifen gibt, für viele Radfahrende - die nicht verwegen und mutig sind - eine zu große Herausforderung darstellt - allemal, wenn sie mit Kindern radeln - benutzen auch diejenigen den Gehweg auf der Seite des Generationenhauses, die nicht nach rechts in die Böblinger Straße einbiegen wollen. So wie die Radlerin mit den beiden Kindern auf dem Foto ganz oben. Sie überquert letztlich die Böblingerstraße an der Fußgängerampel und fährt auf der Fußgängerfurt dann auch noch über die Schreiberstraße hinweg auf den Schoettle-Platz. Die Linkssabbiegespur im Mischverkehr mit Autos ist für sie offensichtlich zu stressig. 

Andere fahren über die Bushaltestelle - wo es keine Ampel gibt - ziemlich ungebremst geradeaus über die Böblinger Straße und  fädeln dann auf der Schreiberstraße in den Autoverkehr ein. 

Das machen die beiden auf dem Viererfoto so, die vom Schwabtunnel kommen. Sie will sich zunächst auf der Autofahrspur einordnen, sieht aber dann den Radler die Busspur nutzen, während die Ampel für Autofahrende gerade grün wird, fährt rüber und folgt dem anderen Radler über die Kreuzung, um sich dann in den Autoverkehr einzufädeln. 

Dieser Pizzafahrer macht das ganze mit großer Entschlossenheit und ohne auch nur abzubremsen bei Rot für den Autoverkehr. Da sollte jetzt keine Stadtbahn kommen und der Autoverkehr, der aus der Böblingerstraße von rechts kommt, nicht gerade grün haben und starten. 

Die Regelverstöße durch Radfahrende  sind an der Kreuzung Böblinger, Schickardt und Schreiberstraße so häufig und vielfältig, dass ich nicht mal eine Viertelstunde stehen muss, um solche Fotos zu machen. Das zeigt, dass hier nichts - aber auch gar nichts - in irgendeiner Form für Radfahrende auch nur akzeptabel oder praktikabel organisiert ist. Der Radverkehr wurde und wird bis heute konsequent vergessen und sich selbst überlassen. 

Und so muss die Kreuzung aussehen, wenn man das Radfahren wirklich fördern will. Sonst radeln hier nur die Mutigen auf der Fahrbahn und die anderen weiterhin auf den Gehwegen. Dort stressen und ärgern sie die Fußgänger:innen. Und viele fahren gar nicht Fahrrad, weil sie auf solchen Kreuzungen nicht durch den Autoverkehr finden. 



 



9 Kommentare:

  1. Die Kreuzung liegt neuerdings auf meinem Arbeitsweg und in der Tat, sie ist fürchterlich. Ich fahr' schon immer am Generationenhaus, aber mit Kinderhänger ist es doch recht knapp an den Pollern dann auf die Böblinger drauf + Schienen auf der Straße, stresst einfach.

    Berghoch Richtung Schwabtunnel ist dann nochmal äußerst unangenehm und stressig, weil die Autofahrer einfach so gerne noch überholen wollen, weil sie es ja nicht im Schwabtunnel dürfen (oder sie tun es natürlich einfach im Tunnel trotzdem).

    Danke fürs Aufzeigen!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die Autofahrenden dürfen auch auf der Schickardtstarße nicht überholen, wenn der Platz nicht reicht, weil Gegenverkehr kommt. Aber ich weiß natürlich, was du meinst, ich sehe es ja, wie die hastig und knapp überholen. Eine seltsame Spezies diese Autofahrenden, man trifft sich ja an der nächsten Ampel meistens wieder.

      Löschen
  2. Seit ein paar Wochen gibt es auch das neue Feature, dass auch das Linksabbiegen (Richtung Marienplatz) für die Radies nicht mehr funktioniert, weil die Ampelschleifen nicht (mehr) auf die Radies reagieren. Man steht dann halt 3 Ampelumläufe als Linksabbieger und hofft, dass endlich auch ein KFZ linksabbiegen möchte und so die Ampel aktiviert.

    Es ist halt die Frage wie man zur neuen Fahrradstraße kommt. Geradeaus fahren geht nicht, weil man dann auf den Gehweg fahren müsste, um die Straße an der Radampel kreuzen zu können.

    Das Linksabbiegen wäre da vernünftiger, auch wenn man anschließend nur durch die Fußgängerzone an der Kirche auf die HRR1 kommt (das mit Fußgängerzone auf einer HRR ist eine andere Geschichte, passt aber ganz gut, wie man mit Radies umgeht).

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hast du eine gelbe Karte geschrieben wegen der Induktionsschleife? (Ich hatte noch keine Probleme, aber wahrscheinlich war immer entweder ein Auto vor mir oder hinter mir.)

      Löschen
  3. Ja, die Schickhardtstraße bergauf zu fahren ist wirklich katastrophal. Ich fahre (aus Kaltental kommend) lieber einen Umweg über den Schwabtunnel rüber, als mir das anzutun.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Und dann beschweren sich wieder die autofreundlichen Parteien, da radle ja kaum jemand. Wobei ich wirklich erstaunlich viele Unerschrockene da radeln sehen. Das Radfahr-Potenzial für die Strecke wäre riesig.

      Löschen
  4. Super Artikel. Ja habe mich da auch schon oft geärgert an der Kreuzung, die mega doof ist für Fahrradfahrer, ebenso die Strecke hoch zum Schwabtunnel. Da sollte dirngend was verbessert werden. Was sagt die Unfallstatistik? Würde mich nicht wundern, wenn es da schon mal zu Unfällen mit Fahrradfahrern gekommen ist...

    AntwortenLöschen
  5. Die Unfälle von 2016-2022 sollte man auf https://unfallatlas.statistikportal.de/ finden, Die Aktualisierung für 2023 wird Mitte des Jahres kommen

    AntwortenLöschen
  6. Interessant ist es auch, die Kreuzung über die Böblingerstr., vom Marienplatz kommend, zu passieren. An der Haltestelle Erwin-Schoettle stadtauswärts, wird kurz nach der Fußgängerampel eine Fahrradduldung auf dem Gehweg angezeigt. Auch hier fehlt auf der Strecke eine eindeutige Markierung, wie ich weiter über die Böblingerstr. fahren darf.
    1. Auf besagten Gehweg wirds eng durch Fußgänger (die an der Kreuzung auch noch um die Ecke kommen), da sollte man also besser schieben.
    2. Bleibe ich auf der Straße, gibt es an der Kreuzung Schreiberstr. für Autos nur rechts oder links. Ich möchte aber geradeaus und muss höllisch aufpassen, falls ein Auto rechts Richtung Schickhardt abbiegt.
    3. Wenn aber dies gut geht und ich komme bei grüner Ampel über die Kreuzung, bremst mich seit kurzem die neue Radfahrerampel am Fußgängerüberweg aus. Diese wir kurz nach dem Losfahren bei grün -> rot. Selbst bei schnellen Antritt reicht es mir fast nicht. Dann muss ich dort anhalten, damit die Fußgänger sicher rüber kommen und stehe halb in die Busspur und hoffe, dass nicht gleich die Straba hinter mir auftaucht.

    AntwortenLöschen