25. September 2024

Warum nutzen die nicht den Radweg?

Das lese ich immer wieder in den Kommentaren. Ich habe dem bisher keine Beachtung geschenkt, weil ich ja weiß, dass es nur einige wenige sind, die auf der Fahrbahn radeln und dabei Autofahrende ärgern. 

Ein Blogleser hat mich auf ein kanadisches Youtube-Video aufmerksam gemacht, das der Frage nachgeht, warum ein vorhandener Radweg nicht genutzt wird. "Radler sind *-Löcher, sie sehen den Radweg und fahren auf der Fahrbahn, weil sie es können. Das ist eines der rätselhaftesten Argumente, die wir hören", so beginnt sinngemäß der lange Beitrag, in dem genau beobachtet wird, warum Radfahrende nicht den Radweg benutzen. Es sind, wie es im Video heißt nicht mehr als 10 Prozent aller Radfahrenden, die man mal außerhalb einer Radinfratruktur sieht, aber wie immer fällt den Leuten nur der Radler oder die Radlerin auf, die eine Regel verletzt, nicht die vielen Tausend, die richtig fahren. Und nicht alles, was Autofahrenden als Radweg erscheint, ist auch einer. Die meisten Gehwege sind nur fürs Radfahren freigegeben, nicht aber als verpflichtende Radwege ausgewiesen. Auf solchen ohne Freigabe darf man gar nicht radeln. Die Details der Verkehrszeichen und Verkehrsregeln für den Radverkehr kennen aber die meisten Autofahrer:innen gar nicht (übrigens auch viele Radfahrende nicht). 

Anhand von Beispielen werden acht Gründe aufgeführt, aus denen ein Radweg nicht genutzt wird. 

  • Eine Baustelle blockiert den Radweg. (Beispiel aus Stuttgart
  • Schnee liegt auf dem Radweg, der Winterdienst ist zu langsam oder fehlt ganz. (So wie bei uns.) Laub, riesige Pfützen oder auch ein elend schlechter Untergrund sind so Gründe, die Autofahrende nie sehen. 
  • Die Zufahrt zum Radweg ist schwer erreichbar, weil er auf der anderen Straßenseite liegt und man den Gegenverkehr kreuzen muss (so wie in Möhringen). 
  • Er ist neu, weshalb man sich noch nicht nicht daran gewöhnt hat, auf ihn zu radeln.
  • Es handelt sich um Mischverkehr mit Fußgänger:innen, was das Radeln langsam macht.
  • Es gibt ein Missverständnis bei der Wegführung, man hat sich geirrt, den Absprung verpasst und ist nun auf der Fahrbahn unterwegs. Vor allem Zweirichtungsradwege auf nur einer Straßenseite werden von denen auf der gegenüberliegenden Seite verpasst. 
  • Der Radweg ist zugeparkt oder zugestellt (immer wieder ein Problem auf der Heilbronner Straße.) 
  • Man will langsamere Räder - etwa Schulkinder - überholen.
Ich würde noch zwei Punkte hinzufügen: 
  • Der Radweg wird als gefährlich erlebt (was er auch ist), weil man außerhalb des Sichtfelds einbiegender Fahrzeugfahrer radelt, etwa wie der Radweg Holzstraße und viele andere entlang von Hauptstraßen.
  • Man muss mehrzügige Fußgängerampeln queren und dabei lange warten, während man auf der Fahrbahn mit den Autos in einem Zug nach links abbiegen oder die Querstraße überqueren kann. 



30 Kommentare:

  1. MAn fährt nicht auf der Fahrbahn, um Autofahrer zu ärgern. Mir wurde auch schon mehrfach aus Autos heraus erklärt, dass ich den "Radweg" zu benutzen hätte. Die Antwort "hier gibt es keinen Radweg" wurde ignoriert und angefangen weiterzudiskutieren.
    Ich habe mir angewöhnt, dann nochmals zu sagen "hier gibt es keinen Radweg" und zu ergänzen, dass der Autofahrer zur Polizei fahren solle, um sich die Verkehrsregeln erklären zu lassen und mich in Ruhe lassen soll, weil ich die Verkehrsregeln kenne.
    Die acht angeführten Gründe sind tatsächlich die, die zur Nichtbenutzung führen. In Deutschland noch zusätzlich, dass man durch die Dooringzone geführt wird, oder der Radweg schmal wie ein Handtuch ist. Im Video aus Canada wird ja immer wirklich gute Infrastruktur herangezogen. Wenn es sowas bei uns gäbe, könnten wir uns ja schon fast von schreiben. Ich glaube der canadische Sprecher würde bei unseren "Radwegen" die Hände über dem Kopf zusammenschlagen oder er würde die "Radwege" erst garnicht als solche erkennen.
    Wirklich guter Beitrag. Den sollte man mal der deutschen Autofahrerschaft vorspielen, in deutsch natürlich.
    Karin

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  2. "Autofahrer" sind da bigott. Sie beanspruchen die Fahrbahn gerne exklusiv für sich. Aber haben immer lahme Entschuldigungen, wenn sie selbst die Flächen anderer Verkehrsteilnehmer ( Geh- und Radwege) illegal in Anspruch nehmen

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    1. Was wohl die Fußgänger über die "Argumente" der Radfahrer sagen, die illegal den Gehweg nutzen?!

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    2. Es gibt viele Gründe Fußwege zu nutzen, nur wenig Entschuldigungen. Aber nur weil es Radfahrer gibt die regelwidrig auf Fußwegen fahren, heißt das ja nicht, dass damit alle anderen Radfahrer das Recht verwirkt haben sich über Behinderungen zu beschweren. Es gibt ja auch genug Fußgänger die auf reinen Radwegen herumlaufen, das ist aber kein Grund auf Rüpel-Fußgänger zu schimpfen, sondern eher einer ordentliche Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger zu fordern auf der man sich nicht zwangsläufig in die Quere kommt. Aus Radfahrerperspektive kann ich sagen, dass es sich zwischen Fußgängern sehr schlecht fahren lässt, egal ob die Fläche Radfahrern, Fußgängern oder beiden gewidmet ist. Neben guten Radwegen gibt es kaum noch Radfahrer auf Fußwegen. Und Einzelfälle lassen sich nicht vermeiden weil manche Menschen einfach komische Sachen machen.

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    3. Ich mag das Gehwegradeln nicht. Und vielleicht werde ich mal wieder was über die Gründe schreiben, warum manche auf Gehwegen radeln. Aber wenn ich einen Jugendlichen sehe oder eine ältere Frau, die nicht auf einer viel von Autos befahrenen Fahrbahn radeln, sondern eben leider auf dem Gehweg, dann sehe ich schon, warum sie das tun. Sie sind vielleicht gerade wüst überholt worden oder angehupt oder haben an dieser Stelle schlechte Erfahrungen mit Autofahrenden gemacht und wollen sich den Stress sparen oder der Angst entgehen. Rational ist das nicht unbedingt, denn auf Gehwegen ist man als Radfahrer:in mehr gefährdet als auf Fahrbahnen. Es kommt einem halt nur nicht so vor.

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    4. Ja, diese ist eine der billigen Ausreden, die ich regelmäßig höre: Weil es mir auf der Fahrbahn zu gefährlich ist, fahre ich auf dem Gehweg (und gefährde Fußgänger).

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    5. Hallo Anonym,
      Für dich mag das eine billige Ausrede sein, für viele Radfahrer ist es die Konsequenz aus Beinahe und tatsächlichen Unfällen. Die meisten Gehwegradler sind relativ langsam und nicht so unaufmerksam wie es erscheinen mag. Darum passieren auch die wenigsten Rad / Fußgänger Unfälle auf Gehwegen. Es ist immer noch falsch auf dem Gehweg zu radeln, da aber eine Kollision zwischen Radfahrer und Fußgänger meist glimpflicher verläuft als die zwischen Radfahrer und KFZ, ist das Verhalten manchmal nachvollziehbar.
      Mein Sohn fährt mit dem Rad in die Schule, da fährt er nicht den direkten Weg obwohl dort bei einer Steigung ein Schutzstreifen abmarkiert ist.
      Bei den 3 versuchen die er unternommen hat wurde er zwei mal so abgedrängt dass er stehen bleiben musst um nicht einem parkenden Fahrzeug den Spiegel zu beschädigen, oder eben unter die Räder zu kommen.
      Andere haben die gleiche Erfahrung gemacht und fahren jetzt auf der anderen Seite der parkenden Fahrzeuge.
      Ich wurde auf dem Abschnitt auch schon knapp überholt und ausgebremst
      D.h wer was gegen Gehwegradler hat, sollte für einen Ausbau der Radwege sein, auf denen sich alle sicher fühlen. Dann gibt es keine Gehwegradler mehr.

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    6. Es ist und bleibt eine Ausrede! Das Radfahren auf dem Gehweg ist (bis auf die in der StVO geregelten Ausnahmen) VERBOTEN. Egal, ob nur kurz oder langsam oder weil man auf der Fahrbahn gefährdet wurde.

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    7. Lieber Anonym,
      es behauptet doch niemand etwas anderes, als dass das Gehwegradeln verboten ist. Aber wer StVO-widrig eng überholt wird, hat keine Ausrede, sondern einen Grund dafür. Dieses illegale Überholen zu unterbinden, muss die Aufgabe sein, dann ist das Gehwegradeln vorbei.
      Thomas

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    8. Es wird keiner gezwungen, auf dem Gehweg zu radeln. Es bleibt eine Ausrede.

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  3. Die Liste und Karins Ergänzung nennen fast alle Gründe warum ich einen Radweg ignoriere. Von daher sollte die Liste als "Dinge die man bei der Radwegplanung vermeiden muss" über dem Schreibtisch jedes Planers liegen der sich mit Radwegen befasst.
    Zusätzlich kommt für mich als Rennradfahrer noch hinzu, dass Radwege gerne unvermittelt aufhören oder plötzlich nicht mehr parallel zu der Straße verlaufen die man eigentlich nutzen wollte, sondern einen mitten in einen Ort / Wohngebiet /Park führen und dann leider nicht klar ist wie man wieder auf die geplante Route kommt. Auf sehr langen Strecken (also mindestens 150 km oder auch mal 300) hat man keine Energie und Zeit mehrmals den richtigen Weg zu suchen.
    Die Unterstellung, dass ich auf der Fahrbahn fahre um Autofahrer zu nerven, finde ich allerdings jedes mal wenn ich damit konfrontiert werde ziemlich schräg.
    Ich würde jedem der so was behauptet mal ein Pedelec geben und die Aufgabe aller Alltagswege unter 25km für mindestens 2 Wochen damit zurückzulegen.

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    1. Ja, und vor allem sind Radwege - beispielsweise über Land parallel zur Autostraße - oft sauschlecht, holprig, voller plötzlicher Schlenker und Kurven oder voller Hindernisse anderer Art. Ich verstehe Rennradfahrer, dass sie da nicht lang radeln wollen. Allerdings wird es mir ganz anders, wenn ich die riskanten Überholmanöver so mancher Autofahrer sehe, da kriege ich selber Angst um den Rennradfahrer. Meine Frage: Hast du keine Angst? Wie kannst du eine lange Strecke auf einer Landstraße gleichmütig zurücklegen? Auf eine ausführliche Antwort (gerne auch an mich direkt per Mail) wäre ich sehr gespannt.

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  4. Hier würde auch ich zu allererst mal mit der StVO argumentieren und sagen, dass eben einfach und leider ein Großteil der Leute sie in ihren elementaren Grundzügen nicht kapiert.
    Das mag historische und andere Gründe haben, entschuldigt aber nichts.
    Dabei ist es klar, alle haben ein Grundrecht auf die Benutzung der Straße, auch Fußgänger haben ein Recht auf die Benutzung der Straße, Sonderwege sind die Ausnahme!
    Ein Radfahrer auf der Straße ist das normalste auf der Welt!

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  5. Ein weiterer Grund ist für nicht wenige Menschen die teils sehr deutliche bis extreme Verlangsamung durch Radwegbenutzung, weshalb gerade auch diejenigen, die auf das Fahrrad angewiesen sind, ggf. die deutlich schnellere Strecke über die Fahrbahn bevorzugen, sofern sie nicht durch automobile Gewalt abgedrängt und abgeschreckt werden.
    Die Radwegplaner:innen ermöglichen ja oft genug nicht mal die Geschwindigkeitsmitnahmen bei Gefälle. Oft genug muss im Tal angehalten/verlangsamt werden und dann quasi aus dem Stand der nächste Anstieg bewältigt werden, der häufig sogar ohne Trassierung mit hohen Steigungsprozenten neben der glatten gut trassierten aber 'verbotenen' Fahrbahn verläuft.
    Den Vogel abgeschossen hat Boris Palmer mit seinen S-Pedelec Freigaben:
    einerseits werden die 'non fearless' durch die schnellen Pedalmotorräder verängstigt und evtl. verdrängt (siehe Amsterdam), anderseits werden schnelle Muskelradfahrende auf solchen Radwegen dann auf maximal 25kmh herunterreglementiert. Rennradfahrende und sonstige Bio-Rad-Pendler:innen etwa müssen auf solchen 'Palmer Radwegen' dann bergab mit angezogener Bremse auf dem Zwangsradweg fahren und auf den Geschwindigkeitsüberschuss am Fuß des nächsten Anstiegs komplett verzichten, während die i.d.R. besserverdienenden S-Pedelec Fahrer (:innen?) für ihre >5.000€ Investition die Wahlfreiheit zwischen Fahrbahn und Radweg erhalten und so bergab mit beliebiger Geschwindigkeit die Fahrbahn nutzen können um dann bergauf die <10kmh Bio-Radler:innen mit >35kmh auf dem Radweg drangsalieren dürfen.

    Siehe im verlinkten Podcast ab ca. 19.00 min., und speziell bei 21:20 min.
    https://www.radundtour.de/s-pedelecs-verkehrswende

    Wenn der Trend weiter geht die Muskelfahrzeuge immer stärker auf Radwege zu zwingen, zu verlangsamen und gleichzeitig die Rad-Motorisierung mit immer stärkeren und leistungsfähigeren Motoren zum neuen Standard zu erheben, mag das für die Zweiradindustrie und große Autozulieferer wie Bosch durchaus profitabel sein (-> deutsche Hochpreispolitik mit Premiumfahrzeugen), dem Klima und der Umwelt allerdings wird mit solcher Auto und (Pedal-)Motorrad Förderpolitik ein Bärendienst erwiesen.
    Es gab mal Zeiten, da wurde im Bundes-ADFC die Linie vertreten und auch in den Veröffentlichungen propagiert:
    "Gute Radwege brauchen keine Benutzungspflicht".
    Lang ist's her.
    Alfons Krückmann

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    1. Hallo Alfons,
      Die Palmer Radwege gibt es hier (Gott sei Dank) nicht, bisher hab ich mich immer über S Pedelcs gefreut, die regelwidrig auf "meinem" Radweg fahren. Da geht es um einen 5km langen Abschnitt mit unter 1% Steigung. Da kann ich bei einem S Pedelec im Windschatten die 43 km/h mitfahren, da sind im Feierabendverkehr nur einzelne andere Radfahrer unterwegs, man sieht im Wortsinne kilometerweit: da geht das.
      Aber diese Einschätzung ist eben nur auf dieser einen Strecke gültig.
      Ich persönlich finde, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung speziell für einen Radweg und Benutzungspflicht sich ausschließen sollten, auch wenn ich normalerweise mit dem RR schaue, dass ich bergab den Radweg meide, selbst wenn das regelwidrig ist. Mit Geschwindigkeiten die regelmäßig über 50 km/h und gelegentlich auch höher sind, ist die Fahrbahn die einzig richtige Wahl. Ich vertrete immer noch §ein guter Radweg braucht keine Benutzungspflicht" und schon gar kein Rad / Fußweg mit erheblichem Fußgängeraufkommen.


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    2. Bedenkt ihr beide, dass der mutige Mann, der 50 km/h bergab saust und lieber im Autoverkehr mitschwimmt, nicht die Mehrheit der Radnutzer:innen darstellen. Es muss einen Weg geben für diejenigen, die keinen Spaß - und auch nicht die Nervenstärke oder Furchtlosigkeit - haben, sich unter Panzern zu behaupten. Die meisten wollen ungestört radeln. Und das Potenzial liegt bei knapp 60 Prozent unter den Nicht-Radelnden, dass sie im Alltag das Fahrrad benutzen, wenn es eine separierte (von Fußgänger:innen und Autos) Radinfrastruktur gibt. Ich bin dafür, dass wir mehr Leute aufs Fahrrad kriegen. Und ich sehe in den S-Pedelecs auch kein sonderliches Problem, in der Schweiz klappt das, nur wir machen des den S-Pedelec-Radelnden mit untserer "Sorge"-Mentalität unnötig schwer. Ein Porschefahrer fährt auch nicht mit 200 durch die Stadt, obgleich sein Auto mehr als das fahren könnte.

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    3. Hallo Christine,
      Das mit den 50 km/h war missverständlich.
      Bergab erreichen Rennradfahrer regelmäßig Geschwindigkeiten von 50 km/h und mehr. Dafür muss man nicht besonders mutig sein, sondern nur ein geübter Rennradler.
      Mut und Unvernunft bräuchte es um diese Geschwindigkeit auf einem Radweg fahren zu wollen. Daher sind Stecken auf denen es bergab geht ein Grund einen vorhandenen Radweg zu ignorieren, bzw solche Straßen zu wählen bei denen man nicht auf Radwege gezwungen wird.
      Wenn ich mit der Familie unterwegs bin, dann fahren wir alle gemeinsam auf dem Radweg mit der Geschwindigkeit bei der sich alle wohlfühlen, und suchen auch bewusst Wege auf denen wir nicht im Mischverkehr fahren müssen.
      Mir ging es nicht darum, die Notwendigkeit von Radwegen in Frage zu stellen, sondern darum zu zeigen, dass es nachvollziehbare Gründe gibt Radwege nicht immer toll zu finden. Auf meinen Alltagsstrecken nutze ich jeden fahrbahnbegleitenden Radweg. Auf Trainingsrunden mit dem Rennrad vermeide ich inzwischen einige Straßen neben denen Rad / Fußwege gebaut wurden. Nur auf langen Strecken die ich nicht kenne ignoriere ich mal einen Radweg.

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    4. Hallo Alfons,
      was soll bitteschön das Rumpöbeln gegen die S-Pedelecer?
      Auch für die, und ich bin einer derjenigen, gilt immer noch die StVO und damit die übliche Rücksichtnahme auf die anderen Verkehrsteilnehmer.
      Und als Besserverdiener mag ich schon gar nicht verunglimpft werden, ich fahre nur ein Gefährt, das bei 25-27 km nicht abgeregelt wird und mit dem ich schnell fahren und pendeln kann. Kann, nicht muss!
      Der Normalfall in Deutschland (ausser Tübingen) ist, dass Radwege innerorts für Fahrräder freigegeben sind und man als S-Pedelecer dann die Straße daneben benutzen muss. Diese Regelung ist derart weltfremd, dass fast jeder S-Pedelecer auf dem Radweg fährt, weil er sonst von der Straße weggehupt wird. Ich persönlich fahre sogar generell ohne Nummernschild, damit ich nicht als S-Pedelecer erkennbar bin. Das habe ich in der Fahrradtasche und kann es bei Bedarf vorzeigen. In den letzten 12 Jahren ist das nie nötig gewesen.
      Klar ist das S-Ped eine juristische Zwitterkonstruktion, die nicht in die deutsche Verkehrslandschaft passt. Mir persönlich wäre T30 als generelle Pedelec-Geschwindigkeit lieber und dafür der Verzicht auf die S-Peds.
      Aber sei es drum: ich bitte dich jedenfalls, nicht die S-Pedelecer pauschal anzupöbeln, nur weil sich einige danebenbenehmen.

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    5. Sorry, wenn der Eindruck entstanden ist, dass ich gegen Pedelecfahrer oder Pedelecfahrerinnen 'rümpöble'.
      In meinem Kommentartext finde ich dazu allerdings keinerlei Belege.
      Das Problem sind ja nicht die berechtigten Interessen der S-Pedelec Fahrenden, sondern die Regelwerke der automobil ausgerichteten 'Obrigkeit' , die sich um diese herum zu spinnen beginnt.
      Wenn auf Radwegen im Begründungezusammenhang mit s-pedelecs Tempolimits eingeführt werden, wenn die Umwandlung des allgemeinen Straßennetzes in ein reines Autonetz plus viertklassige benutzungspflichtige Rumpelwege auf den Nebenanlagen immer mehr zum Standard wird, dann sollte das m.E. keinesfalls (wie zB von Palmer u.a. betrieben) in den Kontext von 'Verkehrswende' und 'Umweltpolitik' gestellt werden, sondern richtigerweise als weitere MIV-Fördermaßnahme kommuniziert werden, auch dann, wenn einzelne (berechtigte) Partikularinteressen von Radfahrenden bzw. s-pedelecfahrenden damit adressiert werden.
      Bei T30 für Pedelecs wär ich dabei (alternativ T25 für alle statt T30 in Zonen, etc.), ebenso bei T50 für S-pedelec (alternativ T45 für alle statt T50), da damit die Konflikte und Gefährdungen entschärft werden und die systematische Geschwindigkeitsdiskriminierung gegenüber Radfahrenden abgebaut würden.
      Und selbstverständlich könnten motorisierte Fahrräder oder auch die Velomobil-'Exoten' einen wichtigen Beitrag zur Verkehrsmittelverlagerung leisten, da diese erfolgreich in die durch Zersiedelung etablierten automobilen Erreichbarkeitsradien auf den mittleren Distanzen (>20km) einzubrechen in der Lage sind.
      Was allerdings derzeit passiert ist das autogerechte Einpflegen von s-pedelecs innerhalb eines auf Unternehmensinteressen und gegen Umweltinteressen ausgerichteten Entwicklungspfades, der sich intensiv für weitere Steigerungen von Autodichte und Autofahrleistung rüstet.
      DAS ist der Fehler, und nicht etwa die individuelle Benutzung von s-pedelecs.
      Und ja: ich bin für die Fahrbahnbenutzungspflicht von Mopeds, Rollern und s-pedelecs, sowie für Fahrbahnbenutzungsrecht für alle Radfahrenden, allerdings verstehe ich die alltäglichen Probleme mit der, zur Zeit nicht sanktionierten, automobilen Gewalt auf einigen bzw. vielen Fahrbahnen.
      Das Ausüben automobiler Gewalt müsste längst hart mit möglichst dauerhaftem Entzug der Fahrerlaubnis sanktioniert werden, wie es ähnlich ja beim Waffenschein üblich ist. Da muss nach meinem Wissen der Schein dauerhaft abgegeben werden, wenn auf dem Marktplatz wild herumgeballert wird, auch dann, wenn dabei niemand verletzt wird.
      Alfons Krückmann

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    6. Ich finde schon lange, dass die Benutzungspflicht für Radwege abgeschafft werden muss, gerade für einzeln oder zu zweit trainierende Rennradler:innen. Dennoch wird mir regelmäßig Angst, wenn ich - was ich manchmal muss - von Wangen im Allgäu mit dem Auto nach Lindau fahre (zum rudern) und einen Rennradler sehr eng an der Fahrbahnbegrenzung radeln und die Autofahrenden ihn überholen sehe. Man muss ja in der Tat ziemlich runterbremsen, und viele suchen den schnellen Weg vorbei. Spürst du das, macht dir das nicht gelegentlich Angst, erzeugt es keine Schreckmomente?

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    7. Lieber Matthias, ich stimme dir zu. In Stuttgart ist beispielsweise die FAhrt mit dem S-Pedelec direkt nach Cannstatt unmöglich, denn die Cannstatter Straße ist Kraftfahrstraße und die Radwege über den Schwanenplatztunnel hinweg und über die König-Karls-Brücke sind für S-Pedelecs ja verboten. Das gehört geändert. Die meisten S-Pedelec-Fahrenden passen sich dem Radverkehrstempo an. Ich habe mehrmals darüber geschrieben (Suche: S-Pedelec), unter anderem hier: https://dasfahrradblog.blogspot.com/2023/02/s-pedelecs-konnten-der-mobilitswende.html

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    8. Hallo Christine,
      In den vielen Jahren in denen ich schon mit dem RR unterwegs bin, ist die Zahl der Schreckmomente tatsächlich relativ gering. Ich habe irgendwann gelernt, dass an schönen Wochenenden die touristisch wertvollen Nebenstraßen viel schlimmer sind als Bundesstraßen mit mehr als 8m Gesamtbreite. Auf Nebenstraßen die oft zwischen 5 und 6m breit sind, schaffen es viele Autofahrer nicht wirklich nah an den Fahrbahnrand zu fahren, die trauen sich kaum über die Mitte hinaus, oder achten beim Überholen nicht auf entgegenkommende Radfahrer. Damit ist da jeder Überholvorgang eng. Auf Bundesstraßen die oft noch 30cm rechts neben der Fahrbahnbegrenzungslinie haben auf denen man fahren kann (wenn man da die Woche schon drei mal war und weiß, dass das geht) fahren hingegen viele zumindest bis zur Mittellinie und dann hab ich Raum für mich und fast 1,5m abstand zum KFZ. Irgendwann empfindet man das als fast schon komfortabel, man wird ja bescheiden und den Lenker verreiße ich aus Schreck schon lange nicht mehr, über überraschende kleine Hindernisse kann man springen, das muss man bei Radmarathons und Jedermannrennen auch wenn man im Pulk fährt und keinen Massensturz riskieren will.
      Schlimm ist es nur, wenn aus irgendeinem Grund eine Fahrzeugkolonne deutlich langsamer fahren muss als es sonst auf der Strecke möglich wäre. Dann gibt es immer wieder so Helden, die meinen mit möglichst geringem Abstand zum Vorderfahrzeug fahren zu müssen, und um doch was zu sehen auch mal mit den Rädern schon auf der rechten Fahrbahnbegrenzung. Ich habe eine Weile gebraucht bis ich diese Fahrweise die ich als Autofahrer gelegentlich bei anderen vor mir sehe, mit den Erlebnissen als Radfahrer zusammen gebracht habe.
      Wegen des geringen Abstands zum Fahrzeug vor ihnen sehen die den Radfahrer nicht der schön langsam von den anderen überholt wird, und weil die so weit rechts fahren um doch mal einen Blick auf die Spitze der Kolonne zu werfen, kann man froh sein, wenn die ohne Berührung vorbeikommen. Die sind sehr selten aber da hat mein Herz dann auch ein bis zwei Aussetzer.
      Dazu kommen dann die Fahrradhasser, die wenn sie einen RR Fahrer sehen eh schon nicht mehr rational handeln. Die sind auch selten, da kommt bei mir aber zum Schreck noch die Wut, dass die meinen es wäre Ihr Recht mich vorsätzlich gefährden zu dürfen. Bei sorgfältiger Streckenwahl hab ich so alle 20 000 km unangenehme und noch seltener echt schlimme Erfahrungen. Das ist immer noch viel zu oft, aber eben kein Grund zu versuchen mit dem Rennrad zwischen Familien und Spaziergängern auf Rad / Fußwegen zu fahren.
      Wenn ich so darüber nachdenke, dann ist das eigentlich ein Grund sich ein anderes Hobby zu suchen, allerdings ist das Fahrrad auch mein Hauptverkehrsmittel, und da wieder aufs KFZ umzusteigen kann es auch irgendwie nicht sein.

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    9. Thema S Pedlecs auf RAdwegen:
      Ich persönlich finde die schnellen Pedelecs auf Radwegen nicht schlimm. Denn wie jeder PKW Fahrer sind auch S Pedelec Fahrer in der Lage das Fahrzeug unterhalb der maximalen Unterstützungsgeschwindigkeit (die haben kein bauartbedinge Höchstgeschwindigkeit, da der Motor alleine für gar keine Geschwindigkeit gut ist) zu bewegen. In München ist es auch so, dass bestimmte Routen entweder über einen als Kraftfahrstraße ausgeschilderten Teil des Mittleren Rings oder auf Radwegen durch Parks gehen. S Pedelecs müssten ziemlich umständliche Alternativen fahren auf denen man gegenüber einem normalen Pedelec auf der Radhauptroute viel zeit verliert.
      In dem Zusammenhang hätte ich auch nichts gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Radwegen. Allgemein 30 km/h, wo notwendig 25 km/h und wenn der Radweg für das nicht taugt, darf zwar weiter reduziert werden, aber dann niemals mit Benutzungspflicht. Damit wären viele Rad weg von der Fahrbahn Anlagen unmöglich. So wie die benutzungspflichtigen Rad / Fußwege, die für mich nur darum gebaut wurden, damit der Konflikt zwischen Radfahrern und Fußgängern immer am schwelen gehalten wird. Solange die beiden Gruppen aufeinander einschlagen (verbal) sind die KFZ Fahrer aus der Schusslinie.
      Ansonsten bin ich über jeden Radfahrer froh, der auf Radwegen tatsächlich mit mehr als 12 km/h fährt. Je häufiger Rechtsabbieger und aus Einfahrten Fahrer schnelle Radfahrer sehen, desto früher lernen sie dass es nicht reicht 2m eines Radwegs aus den Augenwinkeln zu betrachten bevor man den Weg quert. Ich glaube inzwischen schon einen positiven Effekt der Pedelec Quote wahrzunehmen. Wenn 30% der Radfahrer mit 25km/h unterwegs sind, dann werden Planer auch irgendwann auf die Idee kommen, dass enge Slalomkurse keine Radverkehrsführug sind. Heute gibt es genug "ich fahre ja auch Fahrrad" Menschen in Gemeindegremien, die meinen ein Radweg den man mit 10km/h sicher befahren kann wäre vollkommen ausreichend.
      In dem Sinne: lasst S Pedelecs auf Radwege, besonders wenn keine geeignete Fahrbahn daneben ist! ... und baut nur noch ordentliche Radweg auf denen die schnellen Fahrräder gut aufgehoben sind. Denn auch viele Pendler mit dem Biorad fährt dauerhaft über 25 km/h.

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    10. Danke für die ausführliche Schilderung des Überland-Landstraßen-Radelns. Das ist sehr interessant. Eigentlich wäre es mal einen Artikel wert, aber den kann ich nicht schreiben, da bräuchte ich deine Hilfe.

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    11. Ein großes Problem in Deutschland ist, dass selbst auf schmalen Landstraßen Tempo 100 gilt. Und dass viele, die den Terminus Höchstgeschwindigkeit nicht kapieren, das dann auch fahren.
      Bei der heutigen Verkehrsdichte ist das für den Radler oft grauenvoll.

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  6. Interessante Gruppe bei Facebook zu dem Thema mit vielen Beispielen.

    https://www.facebook.com/share/g/8ADS7igfWcDNRdov/

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  7. Und dann ist da noch der nicht benutzungspflichtige, so genannte Angebotsradweg: Denn was viele am Straßenverkehr teilnehmende Menschen nicht wissen: Es gibt eine Radwegbenutzungspflicht ausdrücklich nur dann, wenn diese mittels entsprechender Beschilderung gemäß Anlage 2 StVO mit den Zeichen ‚Radweg' (Zeichen 237), ‚gemeinsamer Geh- und Radweg' (Zeichen 240) oder ‚getrennter Geh- und Radweg' (Zeichen 241) angeordnet wird. Ansonsten gilt: auf der Fahrbahn fahren ist ausdrücklich auch dann möglich, wenn ein solcher (meist nicht konform angelegter oder im Erhaltungszustand erbärmlicher) Radweg vorhanden ist.

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  8. Zum Punkt "Man will langsamere Räder - etwa Schulkinder - überholen": Ist es hierfür eigentlich offiziell erlaubt, den Radweg oder Radfahrstreifen zu verlassen oder ist das Grauzone? Die meisten Radverkehrsanlagen sind schließlich so schmal, dass ein normales, sicheres Überholen nicht möglich ist. Und bei Bordsteinradwegen u.ä. Konstruktionen können die Abschnitte schon teils sehr lang sein, die man dann aus Versehen auf der Straße radeln dürfte.

    Gefunden habe ich hierzu nichts. Aber wenn man die Analogie zum Überholen auf einer klassischen zweispurigen Straße ansetzt ("§ 2 Straßenbenutzung durch Fahrzeuge (1) Fahrzeuge **müssen** die Fahrbahnen benutzen, von zwei Fahrbahnen die rechte." --> Das Befahren der Gegenfahrbahn ist also erst mal grundsätzlich verboten; ebenso wie das Befahren der allgemeinen Fahrbahn für Fahrräder bei vorhandener Radwegbenutzungspflicht; "§ 5 Überholen (1) Es ist links zu überholen." --> Auch in den weiteren Absätzen wird das Benutzen der linken Fahrbahn während des Überholvorgangs nicht explizit erlaubt), dann sollte es kein Problem sein.

    Friedrich.

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    1. Nein, es ist nicht erlaubt, den ausgewiesenen Radweg zum Überholen zu verlassen. Es herrscht eine Fahrpflicht auf dem Streifen oder Radweg (mit blauem Schild). Es ist sogar so, dass ein Radfahrer, der sich auf einem Radweg, der an einen Gehweg grenzt, in die Kurve legt und dabei über die weiße Linie in den Bereich der Fußgänger:innen ragt, bei einem Zusammenstoß mit Fußgänger:innen Schuld bekommt. Nicht mal das ist eigentlich erlaubt.

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  9. Zwei Ergänzungen:
    1) sportliche Radfahrer die wirklich schnell fahren wollen oder müssen (Training!) haben es auf Radwegen teils sehr schwer. Sei es wegen Einmündungen, Hunden, Fußgängern, zerhäckselter Wegführung... von daher denkt auch daran.
    2) Fußgängerschild mit Schild "Fahrrad frei" wird von Autofahrern falsch gelesen, im Sinne "fahr dort Rad!". Viele wissen aber scheinbar nicht dass dort dann Schrittgeschwindigkeit gilt. Und das ist nunmal absolut unpraktikabel. Beispiel: Pascalstr. abwärts bis Kreuzung Kurmärker Str..

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