Am Dienstag wurde die Baustelle an der Wilhelmsbrücke in Cannstatt eingerichtet. Als ich gestern dort radelte, war sie immer noch da. Und da wird sie wohl noch eine Weile bleiben.
Sie unterbricht komplett allen Fußgänger:innen und Radfahrenden den Weg auf dem Neckardamm. Kommt man von der König-Karls-Brücke her, gibt es keinerlei Vorwarnung. Wir stehen an Sperren, müssen uns in Pfadfinder:innen verwandeln und Behelfswege suchen, über die Fahrbahnen oder durch den Matsch und einen sehr hohen Bordstein runter. Für Fußgänger:innen etwas leichter, aber ebenfalls eine blanke Unverschämtheit. Rollstuhlfahrende sind aufgeschmissen.
Kommt man von Hofen her auf dem Neckardamm angeradelt passiert man ein unauffälliges Umleitungsschild, das uns nach rechts über die Wilhelmsbrücke schickt. Zurück auf die gewohnte Strecke zwischen Brücke und Hall of Fame kommt man über den neuen Radweg auf der anderen Neckarseite und den Steg unter der neuen Eisenbahnbrücke. Okay. Umweg, aber machbar. Die meisten allerdings übersehen dieses Schild (es stehen auf dem Neckardamm ja auch ganz viele gelbe Umleitungsschilder verschiedener Bedeutung herum) und fahren geradeaus über die Sperrfläche auf die Fahrbahn und ordnen sich (ohne jegliches Ampelsignal) in den fließenden Verkehr ein.Von dort biegen sie dann an der mit einem Durchfart-verboten-Schild versehenen Rechtsabbieger-Auffahrt (in der gerne Autos geparkt werden) zum Rosensteinbunker ein und fahren hoch auf den bekannten Radweg an der abgerissenen Rosensteinbrücke. Geht auch.
Radfahrende aus der Gegenrichtung, die also Richtung Wilhelmsbrücke unterwegs sind, fahren dann diese Rechtsabbiegeauffahrt runter zur Badstraße, wo sie sich über die eine Fahrspur hinweg in den Autoverkehr stadtauswärts einordnen müssen. Nicht ganz unkritisch, wegen schlechter Sicht nach rechts hinten aufgrund der Kurve. Vorn an der Ampel an der Wilhelmsbrücke schwenken sie dann bei Grün (und Gegenverkehr) nach links über die Gegenfahrbahn zurück auf den Neckardamm. Nicht ganz unkompliziert. Geregelt ist da für unseren Radfahrlinie gar nichts.
Diesen Weg wählen viele, weil es für uns keinerlei Vorwarnung gibt, wenn wir von der Hall of Fame, also vom Radweg auf der König-Karls-Brücke her kommen und Richtung Rosensteinbunker radeln. Es steht an der einzig möglichen Stelle, dem Steg unter der Eisenbahnbrücke, kein noch so unscheinbares Umleitungsschild, das uns nach links auf den Radweg auf der anderen Neckarseite schicken würde. Und selbst, wenn dort ein gelbes Schild stünde, wüssten wir nicht, auf welche Strecke es sich bezieht (denn es stehen - wie schon gesagt - viele solcher Schilder auf herum). Eigentlich gehört da auch noch die Erklärung hin: "Weiterfahrt zur Wilhelmsbrücke unterbrochen."Also radeln alle (das taten auch die vielen Radpendler:innen, die seit Dienstag unterwegs waren) arglos weiter und stoßen am Rosensteinbunker auf die Sperren, samt jeder Menge irgendwo hingestellter Verkehrszeichen: Fußgänger verboten, Radfahren verboten, Durchfahrt verboten (letzteres überflüssig und damit unsinnig). Fußgänger:innen oder Radfahrende haben die Sperre geöffnet. Fußgänger:innen wissen an der Stelle sowieso nicht, wie sie sonst gehen sollen, außer umdrehen und über die Ampeln an der Badstraße gehen, was keiner macht, weil viel zu umwegig. Diese Ampelanlage stünde auch uns Radfahrenden zur Verfügung, um aus der Fußgängerfurt nach links auf die Badstraße einzubiegen (siehe Karte ganz unten). Macht aber niemand. Diejenigen Radler:innen, die nicht schon wissen, was kommt, und hier jetzt nicht den stillgelegten Rechtsabbieger runter fahren, sehen sich verführt, weiterzufahren. Man kommt an die Matschstelle, in der man reichlich Radreifenspuren sieht, und den wirklich heftigen Bordstein der Grünflächenumrandung, wo es runter geht auf den Gehweg (Foto ganz oben).
Das ist irgendwie wieder mal extrem lieblos gemacht, voller Geringschätzung für Menschen zu Fuß und diejenigen, die ihre Arbeitswege mit dem Fahrrad auf dem Neckardamm von und nach Hofen zurücklegen. Klar, der Neckardamm ist kein Radweg, sondern nur ein fürs Radeln freigetgebener Gehweg, wird aber von den Medien und der Stadt sonst als Radweg behandelt (ist sogar Teil des Radnetzes des Landes). Autofahrende würde man nicht derartig ins Nichts fahren lassen, aber wir sind ja nur Radfahrer:innen. Man weiß, wir finden immer einen (wie üblich natülich illegalen) Ausweg aus der Schikane. Doch dabei denken wir: "Typisch Stuttgart, wieder mal nicht an uns gedacht. Denen sind wir schnuzpiepegal."
Gelbe Karte mit Bitte um Umleitungsbeschilderung und um Auskunft wie lange die Sperrung bleibt, blieb bisher unbeantwortet. Ich fädle ab Brücke auf die Badstr. ein. In der anderen Richung ist es besonders fies, weil man beim Bunker noch links abgebogen ist, bevor man an die Barrikade kommt. Hajö.
AntwortenLöschenEben. Da geht es halbwegs flüssig auch nur über den Abbieger auf die Badstraße runter.
LöschenEs ist - wie immer - kein Versehen.
AntwortenLöschenThomas
Auf solche Schilder reagiere ich nicht. Das ist ein Umleitungs-Anfangs-Schild, daher gehe ich davon aus, dass es mich betrifft.
AntwortenLöschenAber ich erwarte ja schon gar nix mehr sondern fahre halt so wie ich irgendwie durch komme...
Die Erfahrung hat mir ebenfalls gezeigt, nicht auf solche Schilder zu reagieren! Am Anfang bin ich noch gutgläubig solchen Umleitungen hinterher gefahren, nur um irgendwo im niergendwo zu landen weil das Schild vergessen oder in die falsche Richtung gezeigt oder halt eben doch nicht für meine Strecke gültig war!
LöschenIch mach's wie Steffen, weiter bis ich halt doch vor der Absperrung stehe und dann mal kucken wie ich doch durch komme. Klappt in den meisten Fällen immer irgendwie und erspart sinnlose Umwege.
Sandy
Genau so schaut's aus. Wenn ich das richtig interpretiere, zeigt das Umleitungsschild doch an, man möge über die Wilhelmbrücke fahren, oder? Alle Käpsele, die hier nur vorbeischauen und ihre Parolen quasi aus dem offenen Seitenfenster plärren, wohl in der Hoffnung, diesen gesitteten Ort der Diskussion (danke, Christine!!) so ätzend zu gestalten, wie es auch auf den Straßen eh schon viel zu oft zugeht, seien gefragt, wie es dann z. B. nach Untertürkheim weitergeht. Von dort kommend gibt's kein Umleitungsschild - man muss sagen Gott sei Dank. Man sieht sich auf der Straße, wie immer in friedlicher Absicht, Hajö.
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