14. März 2025

Linksabbiegen? - Nö! Müssen Radfahrende nie.

Und wenn doch, dann wird es kompliziert und langwierig. So auch an der Pragstraße bergab. 

Die Pragstraße hat abwärts breite Radfahrstreifen hundert Meter nach der Löwentorkreuzung. Bekommen soll sie dort breite Radwege im Zuge der Verkehrsberuhigung für Autos. Nicht vorgesehen ist, dass man zum Mahle in die Haldenstraße abbiegt. 

Es ist typisch für unsere Radinfrastruktur, dass sie im Grunde davon ausgeht, dass Radfahrende immer lange Strecken geradeaus fahren. Bestenfalls biegen sie nach rechts ab. Nach links abbiegen ist oft nicht vorgesehen, vor allem nicht auf mehrspurigen Straßen. Radelt man auf einem Radfahrstreifen, kann und darf man ihn verlassen und sich auf der Linksabbiegespur einordnen und dann mit den Autos zusammen abbiegen. Von Radwegen aus, die baulich von der Fahrbahn getrennt sind, ist das schon schwieriger. 

In solchen Fällen richtet man dann eine indirekte Linksabbiegespur ein oder leitet Radfahrende über den Aufstellplatz für Fußgänger und eine Fußgängerüberquerung rüber auf die andere Seite. Auf der Pragstraße abwärts geschieht das an der Schock-Ampel

Das ist eine kleine Fahrradampel, die rechts hinter einem Überweg steht und Rot zeigt, wenn ich bei Auto-Grün den Radstreifen runterolle. Wer die nicht kennt, legt eine Vollbremsung hin. Die Ampel verrät auch nicht, für welche Richtung sie gilt. Tatsächlich steht sie da für Radfahrende, die auf den Gehweg hochgefahren sind und nun über einen Radstreifen über die Pragstraße drüber fahren wollen Richtung Haldenstraße. Sie steht nicht in Fahrtrichtung links, sondern in Fahrtrichtung geradeaus runter. Natürlich checkt man das bei näherer Betrachtung, wenn man bedenkt, dass es keine Haltelinie für diese Ampel gibt. Aber intuitiv verständlich geht anders. 

Das ist schon sehr, sehr lange so. Neu sind die Klemmstreifen mit den Baken zwischen Radfahrstreifen und Autofahrstreifen. Warum stehen sie da? Damit Autofahrende bei Stau nicht über den Radfahrstreifen ausweichen und rechts überholen? Wäre denkbar, Autofahrende machen so was. Oder aber damit Radfahrende nicht auf die linke Fahrspur wechseln, um mit den Autos zur Haldenstraße abzubiegen? Auch denkbar. Man kann allerdings auch vor Beginn der Klemmfixstreifen auf die linke Spur wechseln, denn es ist nicht verboten, einen Radfahrstreifen zu verlassen, der nicht mehr in die Richtung führt, in die man fahren will. Benutzt man den Vorschlag der Stadt, muss man auf den Gehweg hoch und fährt dann genau in den Aufstellplatz der Fußgänger hinein (Foto oben). Mein Radaufstellplatz liegt dahinter. Dass der Radweg davor endet, sagt uns kein Verkehrszeichen. Eine unklare Situation, die man auch nur Radfahrenden zumutet. 

Nimmt man den Radfahrstreifen rüber, landet man auf einer Verkehrsinsel und muss dann nach rechts und auf derselben schmalen Radspur mit Ampel neben dem Fußgängerüberweg zur nächsten Verkehrsinsel radeln, genau dort, wo gleichzeitig die Radfahrenden von unten hochkommen. Da man linksseitig nicht den Radweg und Radstreifen runter fahren darf (was zwei Radverbotsschilder sagen), weist ein Pfeil auf dem Boden nach links in die Haldenstraße. Auch das geschieht mitten auf dem Radstreifen für die Radfahrenden bergauf. Zum Glück sind ja Radfahrende ein sich durcheinander Wursteln gewöhnt und es fahren hier (noch) nicht viele Radfahrende. 

Eine direkte Linksabbiegemöglichkeit ist auch beim Ausbau der Radwege entlang der Pragstraße nicht geplant. Radfahrende werden über die Stadtbahnschienen, also einen Z-Übergang, rüber fahren müssen. Auch unten an der Wilhelma wird es keine direkte Linksabbiegemöglichkeit in die Neckartalstraße Richtung Münster geben. Wieso sollten Radfahrende auch links abbiegen wollen? Sollen die doch ganz anders fahren!

Übrigens ist natürlich auch das Linksabbiegen für uns Radfahrende bergauf an der Löwentorkreuzung in die Nordbahnhofstraße nur mehrzügig möglich. Erst über die Löwentorstraße rüber, dann noch mal aufstellen, also zwei Mal warten, und das nicht gerade kurz. 

4 Kommentare:

  1. Bleibt halt nix übrig, als so einen Murks, was sage ich, so eine Zumutung geflissentlich zu übersehen.

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  2. Für solche Fälle sieht die StVO vor wie die anderen Fahrzeugführer auf der Fahrbahn links abzubiegen. Man muss nur rechtzeitig vorher auf die Fahrbahn wechseln.

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  3. Im Gegensatz zum direkten Linksabbiegen werden Radfahrer auch noch zweimal durch rechtsabbiegene Fahrzeuge gefährdet. Noch absurder sind dann die dafür nötigen Mini-Linksabbiegerstreifen, die rechts neben der Radfahrfurt angeordnet sind. Hauptsache, die Autos werden nicht gestört!

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  4. Einerseits soll es sicher sein, aber auch nicht kompliziert. Das ist schwierig. Mich nervt es auch immer wenn ich Links abbiegen muss. Ich versuche dann möglichst die Straße zu nehmen. Bei mehreren geradeaus Spuren aber schwierig.

    Ich hatte auch schon den Fall, dass explizit eine Radspur da war. Für mein Wohlbefinden zwischen Baustellen LKW und Bus war die Spur aber nicht breit genug. Auf einer normalen Linksabbiegerspur wäre der LKW nicht neben mich gefahren und der Bus rechts wäre auch nicht so nah gewesen. Normalerweise stelle ich mich da dann auch so auf, dass kein Auto links neben mir Platz hat.

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