Denn sie sind unterschiedlich schnell, unterschiedlich routiniert, unterschiedlich waghalsig. Radler überholen Radler mal rechts, mal links. Radler biegen urplötzlich ab, mal mit, meist ohne Handzeichen, gern auch von der rechten Seite jäh nach links. Radfahrer sind stets total überrascht, wenn sie bei einem Richtungswechsel einem anderen in die Quere kommen. Sie schauen fast nie nach hinten, bevor sie irgendwohin schwenken, bremsen, halten oder stehen bleiben.
Radfahrer/innen sehen sich selbst als Einzelkämpfer im Dschungel. Je schneller ihr Gerät ist, und je sportlicher sie fahren, desto aggressiver werden sie anderen Radlern, Fußgängern und Geflügel auf dem Weg im Schlossgarten gegenüber.
Autofahren lernt man frühestens ab 17 und dann gleich mit Regeln und Prüfung. Als Radfahrer wird man sozialisiert. Man lernt es in der Kindheit. Und ohne Regeln. Da geht erst ums Gleichgewicht, dann um aufgeschrammte Knie. Man kurvt im Hof, auf einer Wohnstraße, auf der Wiese herum. Fährt an Autostraßen entlang nur auf dem Gehweg, bis man zehn Jahre alt ist. Dann kommt der Schulweg und mit ihm kommen erste Regeln, weil das Kind sich unter den Auto- und Fußgängerverkehr mischen muss. Und einmal darf man auf dem Übungsplatz der Verkehrsschule auf Kinderrädern auch mal Auto-Sein spielen und an roten Ampeln warten. Ab zwanzig gibt man das Radfahren dann auf und fährt mit dem Auto. Oder man wird Kampfradler.
Ab wann begreift man, dass man als Radler ein Verkehrsteilnehmer ist? Und dass in der Welt da draußen Verkehrsregeln gelten? Ich vermute, niemals, zumindest aber erst dann, wenn die Angst um die eigene Gesundheit einsetzt, also irgendwann so ab fünfzig oder sechzig Jahren.
Das Grundproblem der Sozialisation zum Straßenradler ist der Konzeptwechsel. Es gibt ihn nicht nur horizontal (mal im Modus Fußgänger, mal Radler man Autofahrer), sondern auch vertikal vom Spiel über den bewachten Schulweg bis zum Alltagsradler auf Autostraßen, Feldwegen und Fernpässen. Mindestens drei Mal haben wir bis dahin unser Konzept, unseren Modus geändert. (Das muss kein anderer Verkehrsteilnehmer leisten.) Ein Radfahrer wird nur am Rand und nebenher für den Straßenverkehr sozialisiert. In erster Linie will er sich Anstrengung ersparen oder im Gegenteil, sich sportlich betätigen.
Immer ist sein Körper, sein Puls und sein Atem beteiligt. Bei jedem Start nach einer Bremsung (bis zum Halten) muss er/sie sich anstrengen. Selbst das Warten an der Ampel ist eine körperliche Tätigkeit. Entweder man muss sich mit einem Bein auf dem Boden abstützen und dabei das Gleichgewicht halten oder sich irgendwo festhalten. Oder man muss gar abspringen und sich mit beiden Beinen abfangen. Einen Radler zum Absteigen zwingen, obwohl er im Recht ist, ist nicht lustig ... zumindest nicht für den Radfahrer.
Der Mann ist Sportler. Er ist insgeheim ein Rennfahrer. Er nimmt die Hindernisse, Hemmnisse und Ärgernisse sportlich. Deutet sie sich auch politisch um, als Klassenkampf gegen die Autowelt. Und da die Stadt für Autos gemacht ist, muss der Radler protestieren und demonstrieren. Indem er an roten Ampeln nicht hält, über Fußwege ausweicht, gegen die Einbahnstraße fährt, obwohl es nicht erlaubt ist, in Gegenrichtung dem linksseitigen Fahrradweg fährt (weil der Wechsel auf die andere Straßenseite mit erheblichem Warteaufwand an Ampeln verbunden wäre), ohne Handzeichen abbiegt und Autos die Vorfahrt nimmt.
Frauen müssen von A nach B. Sie halten sich auch nicht an die Regeln, aber sie haben oft nicht das superleichte Rennrad, sondern die alte klapprige Mühle mit Einkaufskorb. Für sie ist die Strecke seltener eine sportliche Herausforderung, und sie stürzen sich auch nicht ungebremst eine Steilstraße hinunter, um hinterher zu sehen, was der Tacho gemessen hat. Sie suchen sich den leichtesten Weg. Kein Absteigen an Ampeln, schnell über den Fußweg, auf der falschen Straßenseite den Radweg nehmen, wenn man drüben links abbiegen will. Und sie fühlen sich dabei im Recht, auch wenn sie es nicht politisch begründen, sondern pragmatisch. Es geht um den kürzesten und am wenigsten steilen Weg.
Radler leben im Glauben, sie seien die Einzigen auf dem Weg. Sie benutzen immer die volle Breite des Wegs, den sie vor sich sehen. Und sie sind bass erstaunt, wenn von hinten ein schnellerer Radler kommt und vorbei will. Radler können auch plötzlich anhalten und dabei den ganzen Weg blockieren. Sie stellen auch Rad auch gern so ab, dass andere Radler nicht mehr vorbei kommen. Radlergruppen können unversehens auf ganzer Wegbreite geschlossen stoppen. Radfahrer können sich einfach nicht vorstellen, dass es auch noch andere Radfahrer gibt, schon gar nicht solche, die nicht genauso langsam sind wie sie selber.
Radfahrer/innen sehen sich selbst als Einzelkämpfer im Dschungel. Je schneller ihr Gerät ist, und je sportlicher sie fahren, desto aggressiver werden sie anderen Radlern, Fußgängern und Geflügel auf dem Weg im Schlossgarten gegenüber.
Warum ist das so?
Ab wann begreift man, dass man als Radler ein Verkehrsteilnehmer ist? Und dass in der Welt da draußen Verkehrsregeln gelten? Ich vermute, niemals, zumindest aber erst dann, wenn die Angst um die eigene Gesundheit einsetzt, also irgendwann so ab fünfzig oder sechzig Jahren.
Das Grundproblem der Sozialisation zum Straßenradler ist der Konzeptwechsel. Es gibt ihn nicht nur horizontal (mal im Modus Fußgänger, mal Radler man Autofahrer), sondern auch vertikal vom Spiel über den bewachten Schulweg bis zum Alltagsradler auf Autostraßen, Feldwegen und Fernpässen. Mindestens drei Mal haben wir bis dahin unser Konzept, unseren Modus geändert. (Das muss kein anderer Verkehrsteilnehmer leisten.) Ein Radfahrer wird nur am Rand und nebenher für den Straßenverkehr sozialisiert. In erster Linie will er sich Anstrengung ersparen oder im Gegenteil, sich sportlich betätigen.
Immer ist sein Körper, sein Puls und sein Atem beteiligt. Bei jedem Start nach einer Bremsung (bis zum Halten) muss er/sie sich anstrengen. Selbst das Warten an der Ampel ist eine körperliche Tätigkeit. Entweder man muss sich mit einem Bein auf dem Boden abstützen und dabei das Gleichgewicht halten oder sich irgendwo festhalten. Oder man muss gar abspringen und sich mit beiden Beinen abfangen. Einen Radler zum Absteigen zwingen, obwohl er im Recht ist, ist nicht lustig ... zumindest nicht für den Radfahrer.
Radler leben im Glauben, sie seien die Einzigen auf dem Weg. Sie benutzen immer die volle Breite des Wegs, den sie vor sich sehen. Und sie sind bass erstaunt, wenn von hinten ein schnellerer Radler kommt und vorbei will. Radler können auch plötzlich anhalten und dabei den ganzen Weg blockieren. Sie stellen auch Rad auch gern so ab, dass andere Radler nicht mehr vorbei kommen. Radlergruppen können unversehens auf ganzer Wegbreite geschlossen stoppen. Radfahrer können sich einfach nicht vorstellen, dass es auch noch andere Radfahrer gibt, schon gar nicht solche, die nicht genauso langsam sind wie sie selber.
Heute morgen wieder eine Kampfradlerin gesehen, sie fuhr so um 9:15 Uhr mit ihrem weißen E-Bike von der Immenhofer kommend auf der Alexanderstr durch den Feuerwehrdurchgang und wollte links runter in die neue weinsteige. und dann... das Problem ist dort immer die schlechte Sicht die Neue weinstege hoch...ohne Grün anzufordern einfach über die rote Ampel, ein Auto musste abbremsen und dachte sich wohl wieder, welch eine doofe Kampfradlerin, für die gelten auch keine Regeln, und meine 3 jährige Tochter rief aus dem Hänger, guck mal die Frau..............
AntwortenLöschenKampfradlerin grüßt Anonymus. Übrigens gehe ich gerade der Frage nach, ob Radfahrer eigentlich an Fußgängerampeln warten müssen. Die Frage ist gar nicht so bescheuert. Schließlich hält ja auch kein Autofahrer an einer Fußgängerampel, und Radampeln betrachtet er auch nicht als für sich gültig. Radfahrer, die vom Gehweg auf die Fahrbahn einschwenken, schlagen ja auch einen anderen Weg ein, als Fußgänger. Ich bin mir da nicht ganz schlüssig und suche gerade nach Statements dazu. :-)
AntwortenLöschenRadfahrer an Fußgängerampeln warten? Gute Frage, die sich eigentlich gar nicht stellen dürfte da Radfahrer (bis auf Kinder) auf Fußwegen nichts zu suchen haben. Falls ich also mal dabei erwischt werde, werde ich mal dem Polizisten gegenüber so argumentieren und mal sehen, was die dazu meinen. ;)
LöschenDiese Frage, ob Radfahrer an Fußgängerampeln halten müssen, habe ich mir auch schon gestellt und an folgender Ampel in Stuttgart für mich mit "nein" beantwortet: Vom Landtag kommend den Wilhelm-Keil-Weg Richtung Charlottenplatz fahrend kommt die Fussgängerampel die zum Karlsplatz führt. Diese will ich nicht überqueren sonder ich fädele rechtsabbiegend in die Strasse "Planie" ein, die zum Busbahnhof Schlossplatz führt. Und das mache ich im Normalfall auch bei Rot, da ich zum einen die Ampel nicht überquere, und sie meiner Ansicht beim Abbiegen nicht für mich als Radfahrer gültig ist. Keine Ahnung ob das korrekt ist oder nicht
LöschenWas mir dabei einfällt: Neulich stand ich mit meinem Sohn (3 Jhr, auf dem Laufrad) an der roten Fußgängerampel (übrigens genau an der, von der der erste Kommentator spricht), da kommt so eine ca 40 Jährige Tante angeradelt, hält nicht an, sondern radelt fröhlich bei rot drüber. Sie hatte Glück, dass ich nicht auf der anderen Seite war, denn die hätte ich sonst erst volle Kanne vom Fahrrad geschubst und dann noch ein paar auf die Omme gegeben.
LöschenFlorian, vielen Dank, dass du meine Posts so gründlich durchliest. Doch, Radfahrer dürfen ja gelegentlich - in Stuttgart viel zu oft - auf Gehwegen fahren. Wenn sie dann an eine Fußgängerampel kommen, müssen sie wie Fußgänger warten. (Ich kenne allerdeings einen Politiker, der sagt, nein, aber der gesunde Menschenverstand sagt leider Ja.) Übrigens müssen die Städte bis 2016 (glaube ich) überall dort, wo Fußgängerampeln auch für Radler gelten, ein Radlerzeichen in die Lichtscheiben machen.
AntwortenLöschenHallo Frau Lehmann am besten posten Sie mit Ihrer Meinung zum Biken nie wieder öffentlich. Sie sind genau der r Typ von Radfahrern wegen der alle anderen Radfahrer von Fussgängern verunglimpft werden. Hoffentlich zahlen Sie für Ihre Verstösse und Unverschämtheiten und vor allem dummen (Ampel)Fragen Lehrgeld.
LöschenLieber Uwe, herzlich willkommen. Sie Sind der erste, der hier beleidigend wird. Mir scheint, Sie mögen Radfahrer/innen gar nicht und ärgern sich fürchterlich über sie. Und Sie ärgern sich offenbar über mich, weil ich angefangen habe, ruhig darüber nachzudenken, was die Konflikte mit und um Radfahrer so zahlreich macht.
LöschenNein Frau Lehmann da liegen sie völlig falsch. Ich bin sogar sehr fahrradfreundlich eingestellt und fahre im Jahr 2000km mit dem Auto und 11000 km mit dem Fahrad.
AntwortenLöschenIch mach das meiner Gesundheit und unsere Umwelt zuliebe. Stellen Sie sich nicht unnötig dumme Fragen ob sie an einer roten Ampel mit dem Fahhrad stehen bleiben sollen oder nicht. Die nächsten Eltern welche mit Kindern in der Nähe stehen werden sich in Ihrer Erziehung bestätigt sehen warum Sie ihren kindern beibringen bei Rot stehenzubleiben.
Appropos Beleidigender Post.
Ersten habe ich Sie nicht beleidigt sondern ihnen herzliche Wünsche ausgeprochen.
Wenn Sie das Wort dumm als "Beleidigend" empfinden, dann ist dies der zweite Grund warum Sie sich öffentlich nicht äussern sollten und ausserdem wahr.
Lieber Uwe, aber du denkst nicht sonderlich gern. Gell. Du schimpfst lieber.
LöschenStellen Sie die Frage einen Polizisten, einem Verkehrsrichter einem Rettungssanitäter oder einem Notarzt.
AntwortenLöschenUnfälle nach Rotverstößen durch Radfahrer sind tatsächlich äußerst selten. Häufig dagegen erleiden Radler einen Unfall, weil sie auf einer Radspur oder einem Radweg geradeaus fahren und ein einbiegender Autofahrer ihnen die Vorfahrt nimmt. Um zur Hälfte verunglücken Radler ohne Fremdbeteiligung, weil sie selber einen Fehler machen.
AntwortenLöschenAber nicht vergessen sollte man die vielen Unfälle,
Löschenwelche Radfahrer durch rücksichtsloses Verhalten
provozieren und danach einfach weiterfahren/abhauen.
"Viele" ist halt ein sehr schwammiger Begriff. Radler verursachen nicht so viele Unfälle wie Autofahrer. Rücksichtslose gibt es unter allen Verkehrsteilnehmer/innen. Das sind Diskussionen, die ich immer wieder führe, und die nicht wirklich weiterhelfen. Man schiebt nämlich die Schuld immer den anderen zu, statt einander zu verstehen. ich plädiere fürs Verstehen, damit man richtige Schlussfolgerungen ziehen kann, um Konflikte zu vermeiden.
LöschenSehr späte Antwort - oder eigentlich eine Frage: gibt es da Zahlen oder eine Quelle? Ich lese bei Dir immer wieder, wie gefährlich das Radeln auf dem Gehweg ist, aber wie gefährlich ist es denn wirklich? Ich fahre selbst am liebsten auf der Straße, aber viele muss man davon noch überzeugen.
LöschenEs ist um den Faktor 3 höher als das Risiko bei einer Geradeausfahrt auf der Fahrbahn erwischt zu werden. Der Blick in die Unfallbereichte der ersten Jahreshälfte zeigt das auch (http://dasfahrradblog.blogspot.de/2016/05/gefahrliche-ubergange-zwischen-gehweg.html). Aber ich werde bei Gelegenheit mal mit Quellen für das Zahlenmaterial einen Post schreiben.
LöschenNun, ich bin jeweils (fast) zu 33% Automitfahrer, Radfahrer und Fußgänger.
AntwortenLöschenMeine bescheidene Beobachtung ist nun seit längerer Zeit, dass sich die
Autofahrer tatsächlich am vernünftigsten verhalten resp. Regeln einhalten.
Dies kann selbstredend Zufall sein, da ich ja nur einen sehr kleinen Teil der
Stuttgarter Gemarkung abdecke. Und GANZ klar, miteinander ist immer besser
als gegeneinander!
Ich möchte keineswegs die Regelverstöße von Radlern klein reden, sie begehen sehr viele, und ich beschäftige mich in meinem Blog auch damit, warum das so ist. (Straßen sind für Autos und Fußgänger organisiert, aber nicht für Radler, die werden hin und her geschoben und oft ist unklar, was gerade gilt, weshalb sie eine Pfadfindermentalität entwickeln), aber ich möchte darauf hinweisen, dass die Fehler und Regelverstöße von Autofahrern für andere Verkehrsteilnehmer gravierendere Folgen haben, und dass sie deshalb auch strengeren Regeln unterliegen, die auch strenger kontrolliert werden. Radler riskieren ihre Gesundheit, wenn sie unvernünftig fahren. Und die Frage ist, was Sie als unvernünftig empfinden. Eine rote Ampel zu missachten muss nicht unvernünftig sein, auch wenn es regelwidrig ist, weil für den Radler und keinen anderen eine Gefahr entsteht. Radler verhalten sich öfter regelwidrig als Autofahrer, würde ich aus meiner Beobachtung sagen, aber sie verhalten sich dabei durchaus meistens ziemlich vernünftig.
AntwortenLöschenUnd warum wird mir dann von hinten ins Genick geschlagen, nur weil ich einem Radler sage, das er auf dem Gehweg in Schrittgeschwindigkeit zu fahren hat ? Den Radler werde ich nie belangen können, auch weil er kein Kennzeichen hat. Gleiches recht für Fahrradfahrer? Dann müssen wir eine Kennzeichenplicht einführen, denn selbst die Streifenwagen kommen solchen Leuten nicht bei.
LöschenMöglicherweise liege ich falsch, doch mich beschleicht immer mehr
AntwortenLöschendas Gefühl, dass Radfahrer nicht warten können oder wollen, wie es
all die anderen Verkehrsteilnehmer nun mal auch müssen!
Autos und Motorradfahrer bleiben an roten Ampeln stehen, Fußgänger
zu einem gewissen Teil auch, allerdings von Jahr zu Jahr auch immer
seltener, leider! Die Radfahrer jedoch scheinen dies mehrheitlich (!)
nicht zu können resp. zu wollen. Weshalb nur haben sie es derart eilig
und riskieren dabei ihre eigene Gesundheit und die der anderen?
Der Anlass für meinen Blog war die Frage, warum Radler so oft bei Rot über die Ampel fahren. Es hat mich geärgert. Allerdings habe ich auch zwei Erklärungen dafür gefunden: Zum einen: Für Autofahrer ist Bremsen und Starten mit keinem großen Aufwand verbunden, für Radler schon. Halten heißt absteigen, Fuß auf den Boden, angespannt warten, dann mit viel Kraft starten. Mal warten ist für Radler kein Problem, aber an einer Reihe von Ampeln im Abstand von hundert Metern, da wird es dann schon heftig: Immer wieder halten, Fuß runter, balancieren, dann antreten (beim Antreten braucht der Radler die meiste Kraft). Das ist der eine Grun (viele Ampeln in kurzer Folge sind anstrengend), der andere Grund ist der: In Stuttgart werden Radler über so viele verschiedene Wege gelenkt, mal Fahrbahn, mal Gehweg, mal Fußgängerampel, mal Autoampel, mal Radleampel, mal Radweg, mal Radspur, mal Radstreifen, dass binnen kurzen zwischen drei Regelwerken wechseln müssen. Irgendwann sind sie verwirrt und genervt und sagen sich: Für mich sorgt keiner, also sorge ich für mich. Und fahren nach eigenen Regeln. Keine Entschluldigung, aber eine Erklärung. Und ich meine, Radrouten müssen so angelegt sein, dass Radler nicht ständig halten und ständig den Modus wechseln müssen.
LöschenDa ist viel Wahres dran und fast alles ist altbekannt.
AntwortenLöschenDies erklärt jedoch nicht restlos und vor allem dies legitimiert
nicht die andauernden Überschreitungen. Es gibt sehr viele Dinge
welche unbequem sind, in allen Lebenslagen. Wer sich aufs Fahrrad
setzt, dem ist doch hoffentlich bekannt, dass er zur Fortbewegung
einiges an Kraft einsetzen muss, es geht halt nicht immer bergab.
Daraus jedoch früher oder später eigene Regeln abzuleiten ist
Grundfalsch und vor allem gefährlich. Und, ganz schlimm, die Kinder
und Jugendlichen nehmen das natürlich zur Kenntnis und verhalten
sich zunehmend ebenso falsch.
Es wird in Stuttgart nicht möglich sein sämtliche Verbindungen von A
nach B durchgängig zu ermöglichen, weder für den Auto-/Kradverkehr,
noch für den Fahrradverkehr. Dazu haben wird leider nicht den Platz,
bedingt auch durch die Kessellage. Deshalb muss ich auch immer
schmunzeln wenn Kopenhagen als leuchtendes Beispiel herangezogen
wird; vollkommen grotesk!
Pedelecs machen Stuttgart heute gut befahrbar. Es wird sich schon vieles ändern in Stuttgart. Und natürlich erwarte ich als Radlerin nicht, dass ich überall gut durchkomme. Aber als Autofahrer kann ich Kilometerlang mit grüner Welle von Cannstatt bis zum Heslacher Tunnel fahren. Als Radler kann ich das durch den Schlossgarten. Dort aber stressen RAdler die Fußgänger. Ich finde schon, dass man Radlern Routen anbieten muss, wo sie fünf Minuten rollen können, ohne an Ampeln halten zu müssen, so wie der Autoverkehr auch (wenn er nicht im Stau steckt). Es gibt aber Radleampelschaltungen, da muss ich drei Mal knapp eine Minute auf Grün warten und bin dann gerade mal zwanzig Meter weit gekommen. Das ist schon heftig.
AntwortenLöschenZur Regelakzeptanz im Strassenverkehr.
AntwortenLöschenDer Strassenverkehr ist sehr schlecht überwacht und es herrscht eine große Anonymität. Hier in Hamburg kommt es an an jeder Ampel zu Rotlichtverstössen von Kfz-Lenkern während nahezu jeder Umschaltphase.
Auch Radfahrer sind beteiligt, infolge ihres geringen Verkehrsanteils liegt ist die Zahl ihrer Verstösse aber wesentlich geringer.
Die max. Höchstgeschwindigkeit von 30, 50 oder 60 km/h wird von ca 95% der Autofahrer als Mindestgeschwindigkeit interpretiert.
Nicht nur Radwege, auch Strassenecken werden regelmässig zugeparkt. Das führt zu gefährlichen und unfallträchtigen Sichtbehinderungen nicht nur für andere Kfz-Lenker sondern insb für die ungeschützten Verkehrsteilnehmer, darunter besonders für die kleineren, die Kinder, die nicht mehr ausreichend sehen können und nicht mehr ausreichend gesehen werden.
Durch die StVO Änderung, derzufolge Radverkehr regelhaft auf der Fahrbahn stattzufinden hat, ändert sich die Zusammensetzung des Radverkehrs.
"Running with the bulls" (Mikael Colville-Andersen, copenhagenize), das ist etwas für Jüngere, Fittere mit hohem Testosteron- bzw Adrenalinspiegel. Dementsprechend sinkt die Regelakzeptanz des Radverkehrs.
Das ist nicht nur schlecht.
Untersuchung der BASt (Bundesanstalt für Straßenwesen) 2004
“Gefährdung von Fußgängern und Radfahrern an Kreuzungen durch rechts abbiegende Lkw”
Kap. 4.2.3.:
“Die in die untersuchten Unfälle verwickelten ungeschützten Verkehrsteilnehmer waren zum großen Teil Radfahrer (78 von 90, Bild 42) und stammen aus allen Altersklassen, Bild 43. Das weibliche Geschlecht ist bei den Fußgängern/Radfahrern deutlich häufiger (> 60 %) als das männliche vertreten, Bild 44. Diese Verteilung von etwa 1 : 2 (Männer Frauen) entspricht nicht der in der amtlichen Statistik ausgewiesenen Verteilung für Radfahrer (etwa 2 : 1).”
Frauen auf dem Rad haben demnach ein 4-fach höheres Risiko mit einem LKW zu kollidieren als Männer.
Das ist umso bestürzender, als dass Frauen wegen ihrer hohen Regelakzeptanz ansonsten in den Unfallstatistiken stark unterrepräsentiert sind.
In Großbrittanien haben wir ein ähnliches Muster in der Geschlechterverteilung Abbiegeunfälle mit LKW betreffend:
Auch in GB, wo die Radfahrerinnen mangels Radwegen besonders gut gesehen werden sollten, fahren nur wenige Frauen Rad. Der Tod durch abbiegende LKW trifft trotzdem besonders sie.
Der Gurardian schreibt am 21.5.2010:
” Women cyclists ‘at greater risk from lorry deaths’
Ten of the 13 people who died in cycling accidents in London last year were women.”
Transport for London (TfL) hat zu diesem Problem eine Studie gemacht.
rudi.net (britische Behördenseite) “Women cyclists are more likely to be killed in traffic: TfL suppresses report”
“Women cyclists are far more likely to be killed by a lorry because, unlike men, they tend to obey red lights and wait at junctions in the driver’s blind spot, according to a study. The TfL study has not been published – a move that has angered many campaigners.
The report by Transport for London’s road safety unit was completed last July but has been kept secret. It suggests that some cyclists who break the law by jumping red lights may be safer and that cycle feeder lanes may make the problem worse.
The study claims that 86 per cent of the women cyclists killed in London between 1999 and 2004 collided with a lorry. By contrast, lorries were involved in 47 per cent of deaths of male cyclists. The findings help to explain why the growing popularity of cycling by city commuters is resulting in frequent deaths of young women in similar circumstances.”
Frauen als Radfahrerinnen sterben nach der Studie also deswegen so häufg den LKW-Tod, weil sie wesentlich öfter als Männer rote Ampeln beachten.
Super, dass das auch mal jemand anspricht! Ich bin leidenschaftlicher Radfahrer und kenne das Problem nur zu gut! Ich hoffe es werden mehr Leute darauf aufmerksam (:
AntwortenLöschenGruß
Wer ist Täter, wer Opfer? Verkehrsregeln mit dem Rad habe ich vor 38 Jahren in der Grundschule gelernt. Die Prozedur, mit dem Rad auf den Linksabbiegerstreifen wechseln und abzubiegen, mit Handzeichen, Schulterblick etc., halte ich auch heute noch ein und würde mich als regelorientierten und entspannten Auto- und Motorradfahrer beschreiben. Im Alltag gebe ich nach, um mir den Tag nicht mit unnötigem Streit zu verderben. Punkte in Flensburg kenne ich nicht. Vor 3 Jahren hat mich ein Kollege von den Vorteilen des Arbeitsweges mit dem Rad überzeugt. Seither fahre ich täglich mit dem Rad zur Arbeit, im dichten Stadtverkehr etwas mehr als 30 km pro Tag. Problem ist nicht das Wetter oder die Fitness sondern vielmehr die Selbstbeherrschung. Jeden Tag komme ich durch Unachtsamkeit anderer Verkehrsteilnehmer in gefährliche Situationen. Klassiker sind: Fußgänger, die ohne erkennbaren Grund plötzlich vom Gehsteig auf den Radweg wechseln und zur Vollbremsung zwingen und argumentieren, man hätte ja klingeln müssen. Täglich meist mehr als 20 PKW, die auf Radwegen parken. Einmal bin ich wegen eines PKW, der zur Hälfte auf Fahrbahn und Radweg parkte, gestürzt weil ich mich verschätzt hatte und seinen Spiegel nicht abfahren wollte. Rechtsabbiegende Fahrzeuge, die mich nicht beachten, zum größten Teil wegen Unaufmerksamkeit, manchmal offensichtlich mit Absicht. Vor dem Wechsel auf den Rechtsabbiegestreifen in Cowboymanier überholende und dabei den Weg schneidende Fahrer von Kleinwagen, die dabei zur Vollbremsung zwingen. Frauen in großen SUV, die parallel fahren und bei einer Engstelle auf ihrer Fahrbahn ohne Blick in den rechten Außenspiegel auf den mit breiter, durchgezogener Linie abgetrennten Radweg ziehen und mich dabei fast umbringen, weil rechts ein hoher Bordstein ist. Entgegenkommende Linksabbieger auf eine Tankstelle zu meiner rechten, ohne den Radweg zu beachten, hier hatte ich tatsächlich schon 2 zum Glück harmlose Zusammenstöße mit PKW. Erfahrene Radfahrer werden nicht überrascht sein, dass die wirklich brisanten Dinge nicht genannt sind, nur so viel, es gibt wirklich kriminell gefährliche LKW-Fahrer. Bitte nicht falsch verstehen, 99% der Verkehrsteilnehmer und vor allem der LKW-Fahrer sind korrekt und viele sogar außerordentlich freundlich und rücksichtsvoll. Letztere machen zum Glück einen guten Teil der Mitmenschen auf den Straßen aus. Wenige der vielen hundert anderen machen es mir aber sehr schwer, einen ruhigen und gepflegten Fahrstil auf dem Rad zu pflegen. So, dass man mich auch schon einmal laut schimpfend und nicht gerade vorbildlich auf dem Rad sieht. Um mich herum die ganzen Regelverstöße anderer Verkehrsteilnehmer zu meinen Lasten. Dies schafft eine Stimmung, in der man es selbst nicht immer genau mit z.B. einer roten Fußgängerampel nimmt, wenn die Straße frei ist. Wenn ein Autofahrer durch Parken auf dem Radweg einen Radfahrer zwingt, den Umweg über den gefährlicheren PKW-Fahrstreifen zu machen oder zur Vollbremsung zwingt, muss dieser sich nicht wundern, wenn er als Arschloch beschimpft wird. Seit dem so passierten Sturz versuche ich auch nicht mehr dem Fahrzeug auszuweichen, sondern halte den Lenker fest. Fahre ich dem Auto so versehentlich einen Spiegel kaputt, warte ich auf den Fahrer, entschuldige mich und rufe die Polizei. Bisher haben die Beamten immer gesagt, dass der Fahrer seinen Schaden selbst trägt, da ja kein Vorsatz vorlag und der Autofahrer durch sein Fehlverhalten Mitschuld hätte. Glücklicherweise sind bisher erst drei Spiegel zu Bruch gegangen. Mit anderen Radfahrern bin ich noch nie aneinandergeraten, hatte dagegen aber schon manche netten Gespräche während der Fahrt oder an der Ampel :-) Das wollte ich mal loswerden - nimmt es bitte nicht so schwer, wenn ich das tun würde, dann würde ich kein Rad mehr anrühren. Und dabei liebe ich es doch so, auch beim schlimmsten Regen- oder Schneewetter (dann fahre ich Spikereifen) die ganzen, langen Autokolonnen zu überholen und schon lange geduscht zu Hause zu sein, währen die anderen, armen Teufel in ihren Blechbüchsen immer noch im Verkehrschaos stecken.
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