30. Juni 2013

Die Hauptradroute 1 - ein Stuttgarter Projekt

Er soll ja angeblich von Rohr über Vaihingen und Kaltental zu Marienplatz und von dort über die Tübinger Straße, die Fahrradstraße, Planie und durch den Schlossgarten nach Cannstatt führen und von da nach Fellbach. 

Der Tallängsweg ist ein vielversprechendes Radprojekt der Stadt Stuttgart, von dem es zwar eine Karte (nur mit Java-Plugin) gibt, aber online nicht unter dem Stichwort Tallängsweg Stuttgart. Dafür tauchen dann mahnende Beschreibungen des Nabu und des adfc mit Fotos von den Mängelpunkten auf, die inzwischen teils behoben sind.


Fangen wir mal an mit der Strecke Marienplatz-Vahingen (ca. 7 km) und zurück (siehe Karte unten).

Wir fahren die Möhringer Straße entlang auf die Matthäuskirche zu, die wir entweder rechts unter Fußgängern oder links herum durch einen Parkplatz (bequemeres Pflaster) umrunden.

Wir kommen an die Ampel, an der wir lange warten müssen. Unter der Woche ist die Sackgasse, in die wir einfahren, von Lieferanten und parkenden Autos meist total verstopft. Hier finden wir immerhin Schilder, die uns den Weg weisen (einmal nach Vaihingen, zum andern ins Zentrum). Es sind so ungefähr die einzigen auf unserer Strecke. Aber zum Glück geht es eigentlich immer geradeaus.

Die stille Möhringer Straße entlang. Bis in die Burgtalstraße ist alles fein, einschließlich eines hübschen Radübergangs. Wir kommen am Alten Schützenhaus vorbei, müssen durch eine "Spielstraße".

Danach brauchen wir ein bisschen Pfadfindersinn, denn wir müssen wieder mal über einen Gehweg, der für uns frei ist, und kommen an die Ampel an der Tankstelle. Der müssen wir hinüber auf die andere Straßenseite folgen, denn dort beginnt der Radweg. Die Ampel sagt es deutlich, und sie wird schnell grün.

Achtung, hier steht übrigens eine Radlerampel in Augenhöhe. Sie müssen im Radler-Modus agieren.

So sieht es von der anderen Seit aus, wenn Sie die Kaltenaler Abfahrt runter gefahren sind. Hier müssen Sie queren, um in die Burgtalstraße und Möhringer Straße zu gelangen. Und hier gibt es wiederum keine Radlerampel. Sie müssen im Fußgänger-Modus agieren.

Die muntere Mischung von Radler-Ampeln und Fußgänger-Ampeln ist ziemlich gefährlich für Radler, denn sie müssen dabei ihren Modus ändern, was, wenn sie eine Radlerampel nicht rechtzeitig sehen, unter Umständen lebensgefährlich sein kann.

Weiter geht es über einen inzwischen radtauglich gemachten Parkplatz und über einen Weg, den auch Jogger und Hundehalter benutzen, sanft bergan. Im Sommer schön.

Aber nachts würde ich ihn niemals fahren, obwohl er beleuchtet ist. Denn der Weg ist isoliert, niemand kann von außen sehen, was hier passiert. 

Radwege durch den Wald sind für Frauen überhaupt nicht akzeptabel. Geht gar nicht. 

Und im Herbst liegt hier reichlich Laub, das schnell schmierig wird.
Ein Teil dieses Wegs wird wohl sehr bald durch einen Radweg entlang der Straße ersetzt werden. Er ist fast fertig. (Leider aber nur ein Teil!)

Und nun folgt der interessanteste Teil dieses Wegs hinauf nach Vaihingen. Es ist ein seit längerem schon im Ausbau befindlicher echter Radweg, der an manchen Stellen für Stuttgart einmalige Features aufweist.

Und natürlich auch die üblichen Schwächen, wie Ampeln, wo der Pfosten mitten auf dem Radweg steht, Unterbrechungen durch eine Überleitung auf einem Gehweg und ein jähes Ende dort, wo es für Radler richtig gefährlich und problematisch wird.

Er beginnt, wie es nicht anders geht, linksseitig der Fahrspuren, was auch bedeutet, dass wir Radgegenverkehr haben.

Niedlich, die Radampel, die fast immer auf Grün steht. Sie springt nur dann auf Rot, wenn der Bus heraus auf die Fahrbahn will.



Und jetzt kommt in Kaltental der Wechsel auf die andere Straßenseite. Den sollten Sie unbedingt machen, denn ab jetzt kämen ihnen mit hoher Geschwindigkeit die Bergabradler entgegen. Der Wechsel geht leider - wie üblich - nur mit einer Ampel, an der man eine Weile wartet.

Übrigens ist die Ampel mit einer Induktionsschleife versehen, über die Grün angefordert wird. Sehr gut. Sie müssen aber halt auch exakt drauf stehen.



Dann hat die Stadt auf der Insel einen Pfosten mitten auf den Radweg gesetzt. (Ein bisschen Balancieren als Trainingseinlage für Radler.) Hier fehlt übrigens die Induktionsschleife, und Sie müssen mit einem Drücker Grün anfordern. Nicht gut.

Wie üblich bleibt auch ungeklärt, wie ich nach links auf den Radweg komme, der jenseits der Einmündung beginnt. Ich fahre ihn wie üblich, indem ich vom Überweg auf die Fahrbahn schwenke. (Hoffen wir mal, dass die aus der Straße von oben nicht gleichzeitig Grün haben.)

Der Radweg entlang der Fahrbahn ist akzeptabel. Allerdings endet er an der Schwarzwaldstraße und wir werden kurz über den Gehweg geleitet, bevor er wieder beginnt. Auch das ist akzeptabel.

Linksabbiegen ist allerdings nicht vorgesehen, es sei denn man wirft sich genau hier vor den fließenden Autoverkehr auf die enge Fahrbahn und biegt links in die Burgstraße ab. In der Burgstraße sollte allerdings niemand wohnen, der Fahrrad fährt. Denn auch die Ausfahrt aus der Burgstraße lässt ein Linksabbiegen nicht zu. Man kann von hier aus nicht nach Vahingen hoch radeln. Es sei denn man nimmt regelwidrig den links gelegenen Fußgängerüberweg (sehr schlecht).

Eine Kreuzung weiter oben, an der Engelbergstraße, begegenet uns wiederum etwas Außerordentliches. Wenn auch nicht uns Bergaufradlern. Aber gucken wir mal auf der anderen Seite, wo es bergab geht.

Hier macht es eine vorgelagerte Haltelinie für Radler möglich, auch nach links abzubiegen (in die Gallusstraße.) Alle Achtung! Das habe ich bisher in Stuttgart noch nirgendwo gefunden (sehr gut).

Bergauf allerdings ist ein Linksabbiegen in die Engelboldstraße wiederum nicht vorgesehen. Auf dieser Seite ist der Radweg nur neben der rechten Spur ein wenig vorgezogen. Wenn ich nach links will, muss ich den Radweg verlassen (obgleich es doch geboten ist, ihn zu benutzen) und mich auf der Fahrbahn links auf der Abbiegespur einordnen. Oder das Rad über die Ampel an der Stadtbahnhaltestelle bugsieren (sehr schlecht).

Danach geht es zügig rauf. Der Radweg ist allerdings schmal. Und es kommt mir ein Radler entgegen. Schreck lass nach! Ich fahre in eine Lücke zwischen die geparkten Autos. Auch er muss stark bremsen. Ich sage ihm: "Das sollten Sie wirklich nicht machen." Er fragt: "Was denn?". Ich: "Einen Radweg in Gegenrichtung befahren." Er: "Ach so, darf man das nicht?" Und ironisch geringschätzig fügt er an: "Überall Regeln." Der Mann (über 50 Jahre) würde vermutlich mit dem Auto nicht links auf einer zweispurigen Straße fahren. Wenn er mir hier auf dem Rad entgegenkommt, muss er aber genau das tun. Er muss auf die Fahrbahn ausweichen, wo ihm der bergauf-Autoverkehr entgegenkommt. Er ist wahnsinnig.

Aber er wurde verführt, denn mein Radweg wird bergan jetzt sehr breit. Schön breit. Man kann langsame Radler überholen. Wunderbar!

Der Gegenverkehr (also der Bergabverkehr) der Radler wird weiter oben in einer Kehre deutlichst nach links in die Feldbergstraße gewiesen. Das hat der Radler aber wohl nicht verstehen wollen (es ist auch ein ziemlicher Umweg über die Schwarzwaldstraße, wenn man durch Kaltental runter will) oder sich eben nicht genügend ausgekannt. Ein Hinweisschild wäre hier sehr nützlich. Den Radlern sagen, wo sie hinkommen!)


Wenn ich von unten komme, sieht das so aus. Ich weiß damit auch genau, dass ich ab jetzt wieder Rad-Gegenverkehr habe. Das ist deutlich.

Und der Radweg ist breit.
Doch genau diese Wechsel - mal Gegenverkehr auf dem Radweg erlaubt, mal nicht, mal das Befahren von Gehwegen erlaubt, mal nicht - macht es Radfahrern so schwer zu erkennen, was sie MÜSSEN. Oft sind es nur kleine Zeichen (das Fehlen eines Erlaubnisschilds), das ihnen das signalisiert.

Klar, führt der breite Radweg auch mal kurz über einen Gehweg an der Stelle, wo die neue Brücke der Nord-Südstraße die Kaltentaler Abfahrt überquert.
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Obendrauf befindet sich übrigens ein Weg für Radler und Fußgäner, zu dem man von hier aus über eine Rampe empor fahren kann. Man gelangt über die Brücke (mit wunderbarem Ausblick über die Kaltentaler Abfahrt) hinüber ins Grün- und Wohngebiet von Vahingen an der Höhenrandstraße, die so ist, wie ihr Name sagt.

Jetzt geht es noch einen halben Kilometer die Rottweiler Straße bergan zum Schillerplatz von Vaihingen. Und hier endet alles, was man noch mit Sinn und Verstand erklären könnte. 


Kurz vor der großen Kreuzung am Schillerplatz endet der Radweg im Nichts. Der weiße Pfeil, den Sie da sehen, meint nicht etwa Sie als Radler, sondern weist den Autofahrern den Weg in eine Tiefgarage. Die schneiden Sie also auch noch, wenn Sie hier hoch radeln (vermutlich etwas erschöpft, denn Sie sind jetzt gut fünf Kilometer stetig bergauf gefahren). Und es gibt keinen Gehweg, auf den Radfahrer ausweichen können. 

Sie müssen auf der Fahrbahn bleiben bis fast ganz oben. Und nur sonntags ist es hier so leer. 

In Vahingen auf dem Schillerplatz endet der Tallängsweg komplett. Auf dem Gehweg dürfen wir hier nicht weiter. Wenn wir nach Rohr wollen, müssen wir auf den mehrspurigen Fahrbahnen zwischen Autos radeln. Und es gibt keinerlei - nicht die geringsten - Erleichterungen für Radfahrer. Gar nichts! 

Ganz schlecht!

Der einzige mir mögliche Weg ist hier der, die Hauptstraße auf diesem Fußgängerüberweg nach links zu überqueren. Warum ich das tun soll, ist mir allerdings rätselhaft. Eigentlich will ich doch nicht gleich wieder zurückfahren. 

Ich muss mich in Vaihingen schon ziemlich gut auskennen, um hier den Weg zu meinen Zielen zu finden. 

Von der anderen Seite sieht der Überweg so aus. Ich soll also in der Tat nach links abbiegen, wo es Richtung Möhringen geht oder eben gleich die Kaltentaler Abfahrt wieder runter. (Rohr wäre die andere Richtung.) 

Ich frage mich, wie ich mich da zwischen Pfosten und Fahrbahn mit meinem Rad hinstellen soll. Mir scheint, die Zeichen, die an anderen Stellen für mich bindend sind, dienen hier als ungefähre Ortsangabe für: "Da rüber" und "Da nüber". 

Das ist das Ende des Tallängswegs in Vaihingen. 

Der Beginn ist auch genau hier. Wobei dunkel bleibt, wie man als Radler an genau diese Stelle kommt. Den auf den Gehwegen darf ich hier nicht hin radeln, und auf der Hauptstraße tun das nur Lebensmüde oder sehr nervenstarke und höchst routinierte Radfahrer. 

Wir müssen nach links, um auf die Kaltentaler Abfahrt zu kommen. 

Wir bemerken aber auch, dass hinter der Fußgängerampel geradeaus auch ein Radweg beginnt. Unklar bleibt, wie wir den erreichen könnten, da wir hier doch eigentlich als Radler links MÜSSEN.

Brettern wir aber über den Gehweg durch die an der Ampel wartenden Fußgänger auf die Möhringer Landstraße, dann treffen wir ihn. Allerdings endet er auch sogleich wieder, und ich teile mir die Fahrbahn mit teils sehr großen Vehikeln.

Habe ich was übersehen, was falsch verstanden oder falsch dargestellt? Schreiben Sie mir. 



Und hier die Karte dieses Abschnitts. Per Klick vergrößern.













1 Kommentar:

  1. Der Weg hat sich in den letzten 1,5 Jahren leicht verbessert/-ändert. Die Situation am Schillerplatz ist aber tatsächlich immer noch bescheiden.

    Wie kommt man Richtung Rohr?

    1. Möglichkeit: Gleich nach rechts auf die Fahrbahn der Hauptstraße (wenn gerade frei ist) und dann links in die Robert-Koch-Straße. Sehr unangenehm. Ich bin dort noch nie links abgebogen, nur mal die Hauptstraße vor und dann an der Ampel rechts in den Vaihinger Markt. Die Hauptstraße ist ziemlich stark befahren.

    2. Möglichkeit: Über die Ampel und dem Pfeil nach Osten in die Hauptstraße folgen. Gleich im Anschluss wieder links die Herrenberger Straße runter. Dann rechts in die Emilienstraße (ist für Fahrräder offen) und auf Höhe der Sigmundtstraße links in den Park. Man teilt sich den mit Fußgängern, aber der Weg ist breit und man kommt durch. Super schnell kommt man natürlich nicht voran. Am Ende muss man dann aber richtig vorsichtig sein, der Gehweg an der Vollmoellerstraße ist sehr schlecht einsehbar. In diese biegt man rechts ein und an der Ampel geht es links in die Robert-Koch-Straße.
    Laut Karte kaum ein Umweg, aber ohne Ortskenntnis geht da nichts. Dafür imho deutlich sicherer.

    Die Emilienstraße ist auch die bessere Alternative zu dem kurzen Schutzstreifen (keine Ahnung wie der aktuell aussieht) in der Hauptstraße Richtung Möhringen.

    3. Möglichkeit: Gar nicht erst hoch bis zum Schillerplatz, sondern auf Höhe der Haltestelle Fauststraße in die Ernst-Kachel-Straße. Keine Ahnung ob das ausgeschildert ist, bei OpenStreetMap ist das so eingezeichnet: http://osm.org/go/0Dk63JvCF-?layers=C Da habe ich es selbst eben erst entdeckt.

    4. Möglichkeit: Über die Brücke der Nord-Südstraße, dann über Am Wallgraben, Galileistraße und Osterbronnstraße nach Rohr. Aktuell ist die Straße dort aber aufgrund der U12-Baustelle etwas holprig.


    Auf Bild 21 von 23 sieht man gegenüber übrigens auch noch eine vorgelagerte Haltelinie für Radler. Praktisch wenn man aus der Haeberlinstraße kommt. Einfach Rot abwarten und dort aufstellen. Für PKW geht es auf der Spur nur rechts, Busse und Fahrräder dürfen geradeaus.

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