Das macht kein andere Verkehrsteilnehmer in diesem Maß.
Zum Beispiel: Ich muss am Bahnhof über die Fußgänger-/Radampel. Die Lichtzeichen sind immer noch gesetzwidrig falsch und zeigen nur ein Fußgänger-Männchen. Auf der Fläche, die mit einem Radzeichen gekennzeichnet ist, sammeln sich die Fußgänger mit Koffern und Kinderwagen. Ein Radfahrer stellt sich am Rand des Fußgängerbereichs auf, eine Radlerin wartet hinter der Barriere der Fußgänger/innen. Wenn Grün wird, setzt sich alles in Bewegung. Ich schaue allen Fußgänger/innen in die Augen und versuche abzuschätzen, ob sie mich sehen, und durchlassen und zu welcher Seite sie ausweichen. Zugleich schätze ich ab, wohin die Radfahrer wollen. Alles geht chaotisch durcheinander, dann sind alle drüben.
Am Überweg am Alten Feuerwehrhaus in Heslach ist der Radstreifen nur sehr schmal, die Asphaltaufschüttung am Bordstein auch, es fahren aber sehr viele Radler. Auf beiden Seiten sammeln wir uns, drüben fünf, auf meiner Seite sechs. Schon während wir stehen, versuche ich an der Stellung des Vorderreifens der Radler gegenüber abzuschätzen, ob sie eher links oder eher rechts fahren werden. Wenn Grün wird, klären wir per Blickkontakt und per Blick auf Lenker und Reifen des anderen ab, wie wir aneinander vorbeikommen und wer wohin ausweicht. Zu Beinahezusammenstößen ist es bei mir noch nie gekommen, habe ich auch nie beobachtet. Die Feinabstimmung findet automatisch statt und funktioniert so gut wie immer reibungslos und stressfrei.
Ständige Neujustierungen auf Flächen zwischen Autos und Fußgängern ist eine Selbstverständlichkeit beim Radfahren. Die Radinfrastruktur wechselt dabei auch noch ständig, mal muss man mit den Fußgängern über eine Straße, mal mit den Autos, mal ist gar nichts geregelt. Vor allem aber werden in Stuttgart die Radfahrenden unverhältnismäßig oft unter die Fußgänger gemischt, und das heißt, dass wir auf sich chaotisch bewegende Fußgänger eingestellt sind. Vor sich hin träumen geht auf dem Fahrrad nicht, im Auto und zu Fuß aber sehr wohl. Eigenartigerweise haben Fußgänger vor Radfahrenden dennoch mehr Angst als vor Autofahrern.
Auch Fußgänger/innen stimmen sich ab. Sie sind aber deutlich langsamer und alle im gleichen Tempo unterwegs, außerdem kennen sie ihre Bewegungsmuster, sodass man zu Fuß unter Fußgängern meist gar nicht merkt, dass man seinen eigenen Weg auch nach den Wegen der anderen richtet. Anders erfährt das ein Jogger, der im Wald links oder rechts Spaziergänger überholen möchte und abzuschätzen versucht, wo sie ihm eine Fläche lassen.
Am anspruchsvollsten ist die ad-hoc-Feinabstimmung, die Radfahrende ständig machen, an einem Zebrastreifen, also bei querendem Fußgängerverkehr. Wenn ich auf der Fahrbahn an einen heranfahre, schaue ich mir die Fußgänger an und versuche abzuschätzen, wer gleich losgeht und wer vielleicht nur am Bordstein auf jemanden wartet. Die Mutter mit Kinderwagen ist schon halb drüber, die kriegt mich gar nicht mehr mit, wenn ich rüberrolle. Auch das funktioniert in der Regel ohne Aufregungen.
Die beiden oberen Bilder der Collage zeigen, der Fußgänger geht in seinem Tempo, die Radlerin rollt hinter ihm durch. Das Bild links unten zeigt, ein weiter Radler fährt mit einem Schlenker hinter demselben Fußgänger vorbei (eine Situation, die Fußgänger als unangenehm empfinden, weil der Abstand zu knapp ist). Rechts unten sieht man die klassische Auto-Situation. Auto steht, Frau geht. Ein Radler kann hier gut neben dem Auto und hinter der Fußgängerin weiterfahren. Aber gerade dafür hat oft weder der Autofahrer noch die Fußgängerin Verständnis.
Das System des fließenden Arrangierens kommt ins Stocken, sobald ein Fußgänger mich nicht mehr ignoriert, sondern sieht, und wenn er dann auch noch plötzlich stehen bleibt, weil er glaubt, ich würde ihn auf dem Zebrastreifen direkt über den Haufen fahren. Dann muss ich deutlich abbremsen, manchmal zum Stillstand, bis er den Mut fasst, sein Wegerecht in Anspruch zu nehmen und zu gehen. Da werde ich als Radlerin wie ein Autofahrer behandelt. Der zögerliche Fußgänger wartet ab, bis ich stehe, weil er das bei Autos so macht, um sicherzustellen, dass er gesehen wurde. Oft schaffe ich es, mit einem freundlichen Winken, ihn doch noch zum Losgehen zu bewegen und dann hinter ihm vorbei zu rollen. Das ist dann keine Feinabstimmung mehr, sondern eher eine ziemlich umständliche Grobabstimmung.
Sie beruht auf dem Missverständnis vonseiten des Fußgängers, ein Radfahrer habe keine Augen im Kopf und fahre mit einem Panzer um sich herum, mit dem er Fußgänger ummähen kann. Es ist übrigens auch eine Schwierigkeit des Augenkontakts im sozialen Miteinander, den Menschen unterschiedlich behandeln. Schaut man beispielsweise in Spanien einem Autofahrer in die Augen, der sich dem Zebrastreifen nähert, dann denkt der, die hat mich gesehen, und fährt weiter. In Deutschland funktioniert das eher umgekehrt, aber nicht immer. Bei Augenkontakt findet oft eine rasche soziale Abstimmung und Selbsteinordnung statt. Die einen bleiben stehen und lassen den anderen gehen, die anderen nehmen sich dann ihr Recht.
Für meinen Geschmack nehmen übrigens einen Tick zu viele Radfahrende (nicht alle!!!!) an Zebrastreifen keine Rücksicht auf Zögerliche. Zum Glück gewöhnen sich aber auch Fußgänger/innen an den Radverkehr und merken, dass sie von Radfahrern gesehen werden, die sie selbst nicht gesehen haben. Und ja, es gibt hin und wieder eben doch Beinahezusammentöße oder Zusammenstöße. Aber auch zwei Fußgänger prallen manchmal zusammen.
Auch im gemischten Längsverkehr finden chaotische, also nicht von Regeln geprägte, Feinabstimmungen statt. Täglich fahren Tausende Radler durch den Schlossgarten, wo täglich Tausende Menschen zu Fuß gehen. Das funktioniert reibungslos, solange alle ihre Wege verfolgen und alles im Fluss bleibt. Wenn ich da radle, schaue ich weit voraus und verlangsame ich mein Tempo deutlich, wenn ich ein Kind auf einem Rad sehe oder Kinder zu Fuß. Denn Kinder springen hin und her, auch quer zu allen, und das sollen sie auch tun. Zu einem allseitigen Schreckmoment kommt es nur dann, wenn eine Mutter oder ein Vater panisch über den Weg springt, um gewissermaßen ein Kind vor mir zu retten, das nicht in Gefahr war. Oder wenn ein Hundebesitzer zu seinem Hund auf die andere Wegseite springt. (Man kann übrigens sehr gut zwischen Hund und Halter durchradeln, denn Hunde empfinden das nicht als Angriff auf ihren Halter.)
Kritisch wird es auch, wenn sehr nette Menschen sich umdrehen und beiseite treten, weil sie dann ihr Tempo und ihre Richtung abrupt ändern. Aber auch das habe ich gelernt mit einzurechnen. Beispielsweise ist es oft nicht sinnvoll, zu klingeln, weil sich manche Fußgänger dann umdrehen und irgendwohin beiseite treten. Und dann stehen alle und schauen sich höflich lächelnd an.
Ein Durcheinander, über das keine Regeln (außer der der Rücksichtnahme) gestülpt sind, funktioniert sogar oft besser als mit reichlich Malerei geregelte und beampelte Bahnen. Die meisten entsetzt das Chaos auf den Schlossgartenbrücken und gerne werden furchtbare Unfälle prognostiziert, aber tatsächlich organisiert sich das recht reibungslos, weil hier vor allem aufseiten der Radfahrenden eine Feinabstimmung per Blickkontakt oder per vorausschauender Beobachtung des anderen stattfindet. Auch wenn Fußgänger Radler nicht mögen, weil sie ihnen zu schnell erscheinen, ist das Chaos meist die bessere Form des Miteinanders, wenn man es schon darauf anlegt, Fußgänger mit Radlern zu mischen, was Fußgänger sehr hassen.
Sie auf der Fläche eines Parks zu separieren, funktioniert dagegen nicht, weil Fußgänger keine Radwege erkennen und also auf ihnen laufen, und weil Radler auch nicht gut im Schilder-Erkennen sind und auch keine Umwege radeln möchten. Treffen Fußgänger und Radler dann auf dem jeweils für den anderen reservierten und beschilderten Fläche aufeinander, kommt es oft zu rechtaberischen Streitereien. Gerade am Radweg am Landtag zeigt sich, dass Fußgänger/innen auch noch sehr böse werden, weil sie glauben, auf einem Spazierweg zu gehen.
Übrigens sind Autos in Sachen Feinabstimmung das geringste Problem, denn sie fahren auf ihren Bahnen und selbst, wenn sie abbiegen wollen und nicht blinken, bleiben sie auf einer gut sichtbaren Fahrbahn. Sie springen nie beiseite und machen nur selten unvorhersehbare Manöver. Ein Grund übrigens, warum so manche Langstrecken-Radpendler auch lieber auf Fahrbahnen fahren als durch einen vollen Schlossgarten.
Ständige Neujustierungen auf Flächen zwischen Autos und Fußgängern ist eine Selbstverständlichkeit beim Radfahren. Die Radinfrastruktur wechselt dabei auch noch ständig, mal muss man mit den Fußgängern über eine Straße, mal mit den Autos, mal ist gar nichts geregelt. Vor allem aber werden in Stuttgart die Radfahrenden unverhältnismäßig oft unter die Fußgänger gemischt, und das heißt, dass wir auf sich chaotisch bewegende Fußgänger eingestellt sind. Vor sich hin träumen geht auf dem Fahrrad nicht, im Auto und zu Fuß aber sehr wohl. Eigenartigerweise haben Fußgänger vor Radfahrenden dennoch mehr Angst als vor Autofahrern.
Auch Fußgänger/innen stimmen sich ab. Sie sind aber deutlich langsamer und alle im gleichen Tempo unterwegs, außerdem kennen sie ihre Bewegungsmuster, sodass man zu Fuß unter Fußgängern meist gar nicht merkt, dass man seinen eigenen Weg auch nach den Wegen der anderen richtet. Anders erfährt das ein Jogger, der im Wald links oder rechts Spaziergänger überholen möchte und abzuschätzen versucht, wo sie ihm eine Fläche lassen.
Am anspruchsvollsten ist die ad-hoc-Feinabstimmung, die Radfahrende ständig machen, an einem Zebrastreifen, also bei querendem Fußgängerverkehr. Wenn ich auf der Fahrbahn an einen heranfahre, schaue ich mir die Fußgänger an und versuche abzuschätzen, wer gleich losgeht und wer vielleicht nur am Bordstein auf jemanden wartet. Die Mutter mit Kinderwagen ist schon halb drüber, die kriegt mich gar nicht mehr mit, wenn ich rüberrolle. Auch das funktioniert in der Regel ohne Aufregungen.
Die beiden oberen Bilder der Collage zeigen, der Fußgänger geht in seinem Tempo, die Radlerin rollt hinter ihm durch. Das Bild links unten zeigt, ein weiter Radler fährt mit einem Schlenker hinter demselben Fußgänger vorbei (eine Situation, die Fußgänger als unangenehm empfinden, weil der Abstand zu knapp ist). Rechts unten sieht man die klassische Auto-Situation. Auto steht, Frau geht. Ein Radler kann hier gut neben dem Auto und hinter der Fußgängerin weiterfahren. Aber gerade dafür hat oft weder der Autofahrer noch die Fußgängerin Verständnis.
Das System des fließenden Arrangierens kommt ins Stocken, sobald ein Fußgänger mich nicht mehr ignoriert, sondern sieht, und wenn er dann auch noch plötzlich stehen bleibt, weil er glaubt, ich würde ihn auf dem Zebrastreifen direkt über den Haufen fahren. Dann muss ich deutlich abbremsen, manchmal zum Stillstand, bis er den Mut fasst, sein Wegerecht in Anspruch zu nehmen und zu gehen. Da werde ich als Radlerin wie ein Autofahrer behandelt. Der zögerliche Fußgänger wartet ab, bis ich stehe, weil er das bei Autos so macht, um sicherzustellen, dass er gesehen wurde. Oft schaffe ich es, mit einem freundlichen Winken, ihn doch noch zum Losgehen zu bewegen und dann hinter ihm vorbei zu rollen. Das ist dann keine Feinabstimmung mehr, sondern eher eine ziemlich umständliche Grobabstimmung.
Sie beruht auf dem Missverständnis vonseiten des Fußgängers, ein Radfahrer habe keine Augen im Kopf und fahre mit einem Panzer um sich herum, mit dem er Fußgänger ummähen kann. Es ist übrigens auch eine Schwierigkeit des Augenkontakts im sozialen Miteinander, den Menschen unterschiedlich behandeln. Schaut man beispielsweise in Spanien einem Autofahrer in die Augen, der sich dem Zebrastreifen nähert, dann denkt der, die hat mich gesehen, und fährt weiter. In Deutschland funktioniert das eher umgekehrt, aber nicht immer. Bei Augenkontakt findet oft eine rasche soziale Abstimmung und Selbsteinordnung statt. Die einen bleiben stehen und lassen den anderen gehen, die anderen nehmen sich dann ihr Recht.
Für meinen Geschmack nehmen übrigens einen Tick zu viele Radfahrende (nicht alle!!!!) an Zebrastreifen keine Rücksicht auf Zögerliche. Zum Glück gewöhnen sich aber auch Fußgänger/innen an den Radverkehr und merken, dass sie von Radfahrern gesehen werden, die sie selbst nicht gesehen haben. Und ja, es gibt hin und wieder eben doch Beinahezusammentöße oder Zusammenstöße. Aber auch zwei Fußgänger prallen manchmal zusammen.
Kritisch wird es auch, wenn sehr nette Menschen sich umdrehen und beiseite treten, weil sie dann ihr Tempo und ihre Richtung abrupt ändern. Aber auch das habe ich gelernt mit einzurechnen. Beispielsweise ist es oft nicht sinnvoll, zu klingeln, weil sich manche Fußgänger dann umdrehen und irgendwohin beiseite treten. Und dann stehen alle und schauen sich höflich lächelnd an.
Neckardamm, Kinder, Radler, Jogger, Spaziergänger ... |
Sie auf der Fläche eines Parks zu separieren, funktioniert dagegen nicht, weil Fußgänger keine Radwege erkennen und also auf ihnen laufen, und weil Radler auch nicht gut im Schilder-Erkennen sind und auch keine Umwege radeln möchten. Treffen Fußgänger und Radler dann auf dem jeweils für den anderen reservierten und beschilderten Fläche aufeinander, kommt es oft zu rechtaberischen Streitereien. Gerade am Radweg am Landtag zeigt sich, dass Fußgänger/innen auch noch sehr böse werden, weil sie glauben, auf einem Spazierweg zu gehen.
Übrigens sind Autos in Sachen Feinabstimmung das geringste Problem, denn sie fahren auf ihren Bahnen und selbst, wenn sie abbiegen wollen und nicht blinken, bleiben sie auf einer gut sichtbaren Fahrbahn. Sie springen nie beiseite und machen nur selten unvorhersehbare Manöver. Ein Grund übrigens, warum so manche Langstrecken-Radpendler auch lieber auf Fahrbahnen fahren als durch einen vollen Schlossgarten.
Jörg
AntwortenLöschenDu schreibst: " Eigenartigerweise haben Fußgänger vor Radfahrenden dennoch mehr Angst als vor Autofahrern." Aber warum gehen sie dann nicht auf der Straße? Ganz einfach, sie haben doch mehr Angst vor Autos.
Es gibt noch schlimme Gemischtflächen vor dem Landtag, Kronprinzenstraße im Fußgänger Rad frei Teil, Rotebühlplatz vor dem Netto und Marienplatz.
Als alter Holland Fan sage ich natürlich: Auch hier kann man Radwege anlegen. Ob sie frei bleiben hängt von der Menge der Radfahrer ab. Das gilt auch bei den Furten der Fuß- Radampeln.
Bravo!
AntwortenLöschenSehr schönes Thema.
Radler denken in sich ständig verändernden Vektoren. Das das auch im Schwarm tut sieht man bei jeder critical mass.
Da müssen Körper und Geist ganz schön was leisten.
Wäre eigentlich ein Thema der Christliberalen, sich endlich mal für echte Leistungsträger einzusetzen.
(Die Partei der Nachtwächter tut's nämlich nicht)
Die Streuscheiben beim Bahnhof wurden gewechselt, jetzt muss der Radfahrer wie Fußgänger nach Grün betteln. Drüben angekommen hat er keine Infrastruktur und ist nur zu Gast auf dem Gehweg, während die Fahrbahn explizit für Radfahrer gesperrt ist. Ein Scheiß-System.
AntwortenLöschenNa, da tut sich ja was. Wobei, die Bettelampeln sind ja nicht wirklich in Betrieb, also nicht nötig. Oder wie ist da deine Erfahrung?
LöschenDie Ampel am Bahnhof ist 24h in Betrieb. Es gib ein neues Ärgernis. Die Felsbrocken, die vor dem LBBW-Turm die Weiterfahrt für Radfahrer verhinderten, liegen alle wieder in Reih und Glied. Ich sag es ja. Ein Scheiß System.
LöschenLiebe Christine,
AntwortenLöschengut beobachtet und treffend beschrieben von Dir als Blog-Schreiberin, die Spaß am Fahrradfahren hat. Auf diese Leistungsfähigkeit, Rücksichtnahme, Geduld und Leidensfähigkeit der Radfahrer kann man stolz sein.
Reibungslos funktioniert das nämlich nur deshalb, weil die potentiellen Kampfradler rücksichtsvoll zurückstecken.
Viele Grüße, Dein Holger
Sehr geehrte Verkehrspolitikerin Frau Dr. Lehmann,
könnten Sie bitte eine Stellungnahme zu diesem Blogbeitrag abgeben?
Es gibt bekanntlich so etwas wie Grenzwertüberschreitungen bei ungesunden Dingen wir Feinstaub, Stickoxide und Kohlendioxid sowie Lärm und verschwenderisch hohen Platzbedarf. Daher ist es Zeit für eine Verkehrswende, um den Pendlern umweltfreundliche Alternativen zum motorisierten Individualverkehr und zum straßengebundenen ÖPNV anzubieten, auf denen man schneller als mit dem MIV unterwegs ist.
Die Anarchie-Zustände, die Du beschreibst, bremsen den Verkehr aller Beteiligten auf das Niveau der langsamsten Gruppe herunter und sind ziemlich stressverursachend für die ausgebremsten schnellen Verkehrsteilnehmer.
Das Chaos funktioniert prima, weil Menschen so etwas drauf haben. Das können also auch Autofahrer. Die meisten von denen bremsen auch für illegal laufende Fußgänger und Kinder auf Laufrädern auf der Straße. Sie glauben mir nicht? Als Beweis schauen Sie sich einfach Ihr selbst gedrehtes Filmchen von der Hofener Straße an.
Also, weg mit den Ampeln und Linien auf den Kreuzungen der Hauptstätter Straße und stattdessen Schilder "verkehrsberuhigter Bereich" dorthin. Keine Sorge, das wird ein gepflegtes Chaos geben, den KFZ-Verkehr ganz ohne Geschwindigeitskontrollen runterbremsen und manchen Autofahrer freiwillig zum Verzicht auf sein Gefährt bewegen. Diesel-Verbote und Voll-Überwachung aller Autofahrer erübrigen sich, ganz von alleine, billig und datenschutzrechtlich unbedenklich.
Im Gegenzug, liebe Frau Dr. Lehmann, setzen Sie sich bitte dafür ein, dass der Pendlerverkehr auf den Hauptradrouten der Bedeutung dieser Achsen entsprechend ausgebaut und bevorrechtigt wird, sodass ein zügiges Vorankommen möglich ist.
Wir reden in diesem Bereich (Bahnhof, Schlossgarten) bekanntlich über Strecken der Verkehrswegekategorie "IR II" (innerörtliche Radschnellverbindungen mit Verbindungsstufe "überregional" als Teil des RadNETZ Baden-Württemberg) (siehe ERA Seite 9). So charakterisiert sind Verbindungen für den Alltagsradverkehr auf Entfernungen von mehr als 10 km. Charakteristiken sind: Fahrgeschwindigkeiten von 20 bis 30 km/h einschließlich Zeitverluste an den Knotenpunkten. Daraus leiten sich maximale Zeitverluste durch Anhalten und Warten je km von 15 Sekunden ab. Daraus folgt zwingend, dass grundlegende Entwurfanforderungen hinsichtlich Verkehrssicherheit und Verkehrsqualität des Radverkehrs erfüllt werden müssen (siehe ERA Seite 10 und Seite 15).
Momentan schicken Sie als Mitglied des Gemeinderats (in Zusammenarbeit mit der von Ihnen beauftragten Verkehrsbehörde) uns 30 km/h schnelle Pionier-Pendler, die heute schon vom KFZ auf das Fahrrad umgestiegen sind, sehenden Auges ins Chaos, gefährden damit Fußgänger und Radfahrer und bremsen uns aus.
Ihre Aufgabe ist es, uns schnellen Radfahrern eine Führungsform mit geringem Unfallrisiko, hoher Akzeptanz und guter Begreifbarkeit anzubieten (noch ein Zitat aus den ERA).
Kurzfristige (Interims-) Maßnahmen sind möglich um die Zeit bis zum ordentlich geplanten und strukturierem Verkehrskonzept zu überbrücken.
Beispielsweise Sperren der beleuchteten Hauptstrecke im Schlossgarten für Fußgänger.
Zum Beispiel Markieren von exklusiven, breiten Radspuren vor dem Bahnhof - da steht eine ca. 60 m breite asphaltierte Verkehrsfläche zum Verteilen zur Verfügung und man muss wirklich keinen Taxistand in Gegenrichtung auf die Fahrradspur legen.
Zum Beispiel umfangreiche Kontrollen gegen Falschparker auf Fuß- und Radverkehrsinfrastruktur.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr H. ***** (anonymisiert)
...ich sag´s ja...fahrt möglichst alle auf den Gehwegen...dann seit ihr sicher vor dem Autoverkehr...
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