7. Januar 2019

Lkws richten Blutbad unter Radfahrenden an

Leider muss dieser Titel einmal sein. Denn jeden Monat sterben drei bis vier Radfahrende durch blicklos abbiegende Autofahrende, im zurückliegenden Jahr waren es mindestens 40 Menschen.

Würden 40 Menschen, darunter mehrheitlich Frauen, Kinder und ältere Menschen an einem Tag und einem Ort getötet werden, würden alle Medien darüber berichten, würde es Sondersendungen geben und wir würden laut fragen, wieso nichts gegen diese bekannte Todesgefahr getan wurde. Wir würden den Verkehrsminister auffordern, zurückzutreten, vor allem aber würden alle Medien Maßnahmen fordern, die sicherstellen, dass sich so ein Blutbad nicht wiederholt.

Im zurückliegenden Jahr 2018 sind mindestens 40 Radfahrende von abbiegenden Autos, meist Lkw, überfahren und getötet worden. Mindestens 30 überlebten diesen Unfall schwer, teils schwerst verletzt. Das ergibt meine eigene Buchführung, die von der Mutter einer 2017 auf diese Weise getöteten Tochter ergänzt wurde. Sie hat mir geschrieben:

"Für uns als Hinterbliebene, die alles lesen, was zum Thema Radfahren und insbesondere zum Thema abbiegende LKW publiziert wird, ist das victim blaming, was man so oft lesen muss, eine unglaublich große Belastung. Ich freue mich sehr über Ihr engagiertes Blog, in dem ein Diskussionston vorherrscht, der sich so wohltuend von dem abhebt, was ansonsten zu gefährdeten und verunfallten Radfahrenden kommentiert wird. Ich habe die Liste der Ihnen bekannten Abbiegeunfälle 2018 durchgelesen und mich dabei an Unfälle erinnert, die nicht enthalten sind und habe noch einmal nachgeforscht. Das Ergebnis (beigefügte Liste) dürfte noch immer nicht vollständig sein, ich finde es in jedem Falle erschreckend."

Wir haben also ein echtes Problem in Deutschland, auch in Stuttgart, mit abbiegenden Autofahrenden, die den Fußgängerverkehr und den Radverkehr dabei kreuzen müssen.

Wir haben ein Problem mit Autos, die angeblich  lauter tote Winkeln haben und Fahrern, die nicht den Kopf drehen und gucken wollen, wo die Außenspiegel nicht mehr weiterhelfen. Wir haben ein Problem mit Autos, in denen Fahrer/innen sitzen, die Kinder und Radfahrer/innen nicht sehen. Offensichtlich haben wir ein Problem mit Autos, die so gebaut sind, dass sie das Sichtfeld ihrer Fahrerinnen und Fahrer massiv einschränken. Und wir haben ein Problem mit Autofahrer/innen, die zu schnell über Gehwege und Fußgängerfurten abbiegen, die nicht langsam tun, die sich nicht vergewissern, wer dort unterwegs ist. Wir haben ein massives Problem. Wir haben auch ein Problem mit der Infrastruktur, die wir Radfahrenden anbieten. Wir lassen sie auf Gehwegen radeln und legen Einfahrten für Parkhäuser und Abbiegespuren über sie hinweg. Rechtsabbieger und Fußgänger/innen und Radfahrer/innen bekommen gleichzeitg Grün. Ampelschaltungen und Radwegführungen gefährden Radfahrende.

Wir haben auch mit der Berichterstattung ein Problem.

Meist ist die Rede davon, der Lkw-Fahrer habe das Opfer "übersehen", so als handle es sich um ein kleines Missgeschick. Oft heißt es, der Radler sei mit dem Auto zusammengestoßen, so als sei habe der Radfahrende hier einen Fehler gemacht. Am zynischsten aber verfuhr im vergangenen Jahr die Mitteldeutsche Zeitung. Sie  skandalisiere nach dem tödlichen Unfall in Halle/Saale am 1. November das Pedelecfahren und gab der Radfahrerin damit die Schuld. Der Lkw-Fahrer könnte die Geschwindigkeit der Radlerin unterschätzt haben, was auch der Unfallexperte, der zitiert wird, nicht ausschließen will. Und dann folgte die entlarvende Formulierung: "In 23 Fällen hatten die Brummilenker die Biker beim Rechtsabbiegen erwischt." Nette und niedliche Brummifahrer "erwischen" böse Biker ... Als ob der Straßenverkehr ein Comic wäre, dessen blutige Grausamkeit in der Überzeichnung abstrakt bleibt. Verächtlicher dem toten Menschen und seinen Hinterbliebenen gegenüber geht kaum.

Wir haben ein Problem in Deutschland mit unserer Einstellung zu Radfahrenden.

19 Kommentare:

  1. Ich vermisse die Forderung nach gesetzlich vorgeschriebenen Abbiegewarnern für LKWs. Technisch banal, aber halt mit (geringem) Aufwand verbunden und daher bislang freiwillig, schließlich könnte das ja Arbeitsplätze kosten und die Freiheit des mündigen Bürgers (sprich Unternehmers) einschränken.
    Weiterhin vermisse ich die konkrete Forderung nach einem Rücktritt des Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer, der das Ressort ebenso inkompetent und als verlängerter Arm der Autoindustrie führt, wie seine beiden Vorgänger Christian Schmidt und Alexander Dobrint, übrigens alle CSU.

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    1. Immer diese Technikgläubigkeit, die letzten Endes hauptsächlich ein paar Hersteller reicher werden lässt. Wurde überhaupt so ein System jemals ausgiebiger erprobt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese halbwegs zuverlässig funktionieren soll; eher führt noch mehr Technik zu noch mehr Nachlässigkeit bei Kfz-Nutzern. Die Missstände (existenzieller Druck auf die Fahrer) im Transportgewerbe bleiben leider ja auch völlig außer Acht, wenn es um die Ursachenanalyse geht. Oder die Frage, ob es überhaupt sein muss, dass derart große Vehikel innerorts bewegt werden müssen...?

      Jedenfalls Danke an Christine, dass jene mal auf das Missverhältnis hinweist, mit dem unsere Gesellschaft auf Todesfälle reagiert. Sterben viele Leute auf einen Schlag, ist auch schnell auch mal von "Terror" die Rede (aber nur, um damit politische Ziele wie die Einschränkung von Bürgerrechten durchzusetzen). Ich verweise hier exemplarisch auf das Thema "Weihnachtsmärkte" - und wie extrem die teilw. inzwischen "abgesichert" werden, weil es da bislang mal einen einzigen(!) Vorgang gab. Sterben hingegen viele, über längere Zeit verteilt aufgrund der immergleichen Ursache (alltäglicher "Terror"...) - interessiert das keinen. Oder es wird im Gegenteil auch noch victim-blaming betrieben...

      Allerdings fehlt mir in diesem Artikel auch die Feststellung, dass die Hauptursache für diesen Unfalltyp genau die "Infrastruktur" ist, die trotz dieser Art von Unfällen immer noch sehr viele Menschen als "sicher" empfinden. Das ist was, was ich grade angesichts der zunehmenden Berichterstattung weiterhin gar nicht nachvollziehen kann...! Die Leute lesen ständig von auf "sicheren Radwegen" Getöteten - aber es setzt kein Nachdenken ein.

      Im Gegenteil: Es werden einfach weiter mehr solcher potenziellen Todesfallen gefordert, statt weniger... Und viele Radverkehrsaktivisten nehmen diese falschen Ängste einfach so hin - und fordern auch "Radwege", anstatt den Leuten endlich verständlich zu machen, dass das Risiko, bei einem Unfall dieser Art auf einem "sicheren Radweg" zu sterben oder schwer verletzt zu werden, um Welten größer ist, als im Längsverkehr von einem Auto angefahren zu werden.

      Ich halte es zynisch, die Leute sehenden Auges (mittels "Radwegen") in den "Selbstmord aus Angst vor dem Tod" zu führen.

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    2. Lieber Stefan, es ergibt sich aus meinem Artikel, dass etwas getan werden muss. Ob die technische Lösung immer die Richtige ist, bezweifle ich. Viel wichtiger ist das Gucken und auf andere Verkehrsteilnehmer/innen achten. Meine Forderung geht eigentlich viel weiter: Wir müssen den Verkehr mit der Dominanz des Autos und und dieser strukturellen Gewalt der Verkehrsanlagen ändern und unsere politisch/öffentliche, aber auch ganz private Einstellung zu physikalisch Schwächeren Verkehrsteilnehmern. Was wird ein LkW-Fahrer sagen, der trotz Abbiegeassistenten einen RAdfahrer überfahren hat? (Ich habe doch alles richtig gemacht, ich bin nicht gewarnt worden, gucken muss ich nicht mehr.) Und wie werden die Gerichte ihn verurteilen? Gar nicht mehr. Schon jetzt bekommen solche LkW-Fahrer nur geringe Geldstrafen. Vermutlich würden Abbiegeassistenten helfen, allerdings nur, wenn sie dann auch eingeschlaltet sind. Melden sie zu oft Gefahren von rechts unten/hinten, die dann keine sind (sondern bloß Büsche oder Verteilerkästen oder geparkte Autos9, dann werden die LkW-Fahrer sie weniger beachten. Sie werden sich wieder auf ihr Schauen verlassen und den Radler wieder übersehen. Mag sein, dass die Dinger besser sind, als ich hier vermute, aber man kann auch eine Radinfrastruktur bauen, die solche Unfälle minimier. Momentan aber haben wir eine, die die Gefahr permanent erhöht, weil Autofahrer mit den Geradeausradlern grün bekommen.

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    3. Lieber D, eigentlich steht es drin: Die Radweg- und Radstreifen-Infrastruktur täuscht eine Sicherheit vor, die es nicht gibt, vor allem die Radwege. Und unsere Ampelschaltungen, die nur dazu dienen, den Autoverkehr am laufen zu halten, potenzieren die Gefahr noch. Jetzt aber zu sagen, wir wollen keine Radwege mehr, ist auch keine Lösung. Radwege müssen sicher gemacht werden, vor allem an Kreuzungen ein Ein- und Ausfahrten. Und letztlich schafft die Menge an Radlern Sicherheit, erstens, weil sie präsenter sind, zweitens, weil die Infrastruktur besser wird, um die vielen Radler zu fassen. Wir müssen aber erst mal diese Menge von Radlern auf unsere Straßen kriegen, und das geht zunächst nur, indem man eine schöne, bequeme und sich sicher anfühlende Infrastruktur anbietet, also Radwege und Radstreifen anlegt, was das Zeug hält.

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    4. Ach Chrstine, ein besseres Beispiel für kognitive Dissonanz könnte man kaum auftreiben.

      Radwege müssen sicher gemacht werden, vor allem an Kreuzungen ein Ein- und Ausfahrten.

      Man kann "Radwege" dort nicht sicher machen! Höchstens in der Weise, dass man dem Radfahrer auch noch seines Vorranges beraubt. Wird seit einiger Zeit an vielen, ach so tollen "Radwegen" außerorts mittels kleiner Z 205 und zusätzlich abgesenkten Bordsteinen versucht... Tolle "Radverkehrsförderung"!

      Wir müssen aber erst mal diese Menge von Radlern auf unsere Straßen kriegen, und das geht zunächst nur, indem man eine schöne, bequeme und sich sicher anfühlende Infrastruktur anbietet, also Radwege und Radstreifen anlegt, was das Zeug hält.

      Wo ist nochmal der Beleg dafür, dass "Infrastruktur" zu mehr Radverkehr führt...!? Stevenage? Milton Keynes? Wie kann man im Kontext dieses Artikels weiterhin die Ansicht vertreten, es bedarf "sicher anfühlender Infrastruktur"?

      Man will also mehr Leute aufs Rad kriegen, indem man sie auf nachweislich tödliche Infra schickt? Dann klebt m. E. auch das Blut an den Händen der "Radverkehrsaktivisten", die wider besseren Wissens derartige "Kollateralschäden" in Kauf nehmen!

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  2. Würden LKW-Fahrer die vorgeschriebenen Spiegel benutzen, und Radfahrer nicht auf irgendwelche Wegelchen und Streifchen rechts neben Rechtsabbiergern gezwungen werden, hätten wir das Problem nicht in diesem Ausmaß.

    Martin

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  3. Oft bleiben die vielen hunderte und tausende Leicht- bis Schwerstverletzten deren Leben teilweise völlig zerstört wurde gänzlich unerwähnt. Tote sind bei Unfällen nur die Spitze des Eisbergs und volkswirtschaftlich verhältnismäßig "billig" so brutal das klingt. Sie sind einfach zu zählen. Ein 21jahriger im wachkoma oder eine 17 jährige im Rollstuhl oder die 34 jährige mit lebenslangen Schmerzen, alle ggf. Arbeitsunfähig und ihr Leben können sie nicht wie geplant leben, auch das der Familie ändert sich ggf drastisch Danke Christine für deinen tollen Blog.

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  4. Ich finde, viel hängt mit dem Strafmaß zusammen. Warum sollte ein LKW Fahrer viel Zeit mit einem Schulterblick verbringen, wenn ihm im Zweifel nur eine kleine Geldstrafe droht? Die suggeriert doch, er hat fast nichts falsch gemacht. Quasi nur eine Bagatelle.
    Wer mit einer tödlichen Waffe fahrlässig im Straßenverkehr unterwegs ist und einen Menschen verletzt oder tötet, sollte sich wegen fahrlässiger Körperverletzung/Tötung bzw. grob fahrlässiger Körperverletzung/Tötung verantworten müssen. Das würde dazu führen, das Menschen mit einem Auto ähnlich vorsichtig umgehen wie z.B. mit einer Schusswaffe und ggf. nicht zu einem SUV mit Fenstern wie Schießscharten greift.
    Ein Blick in die Niederlande, wo deutlich weniger derartige Unfälle passieren weil Radverkehr und Autoverkehr getrennt voneinander geführt werden, und an Knotenpunkten oft Shared Space gebaut wird, zeigt was bei der Infrastruktur möglich wäre.

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    1. Ob die Niederlande wirklich als Vorbild taugen ist umstritten. https://radunfaelle.wordpress.com/vergleich-de-nl/

      Martin

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    2. Finde ich interessant. Leider übersteigt es gänzlich jegliches mathematische Verständnis, das ich habe oder nicht habe, von mir, nachzuprüfen oder auch nur nachzuvollziehen, ob die statistischen Berechnungen stimmen oder nicht stimmen, egal auf welcher Seite. Meistens ist es allerdings so (bei anderen großen Themen), dass die Mehrheit der Wissenschaftlicher eher richtig liegt als eine Minderheit oder einer allein. Ich stehe selbt in dem Dilemma, dass ich eigentlich RAdwege schöner finde, weil verkehrsfern, dass ich aber weiß, dass sie unsicherer sind (ich gucke mich an jeder Kreuzung intenstiv nach links hinten um, was ich wiederum lästig finde). Eine Radinfrastruktur muss, glaube ich derzeit, so sein, dass sie vor der Dominanz und Aggressivität des Autoverkehrs schützt. Sie funktioniert nicht (bringt keine zusätzliche Radler/innen auf die Straße), wenn man Radler exzessiv unter den Autoverkehr mischt, also von ihnen erwartet, dass sie immer wieder Autospuren kreuzen und zwischen Autos fahren. In den Niederlanden wird Radfahren nicht als gefährlicher empfunden als andere Tätigkeiten mit einem gewissen Risiko (Hausarbeit, Auto fahren, Treppen steigen), lese ich. Bei uns haftet dem Radfahren (auch durch diesen Artikel hier befördert) der Nimbus des Gefährlichen an.

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    3. Ein Blick in den geposteten Link hätte MartinTriker ruhig werfen können: in D gibt es 3x soviele Unfälle mit abbiegenden LKW wie in NL (9 pro Mrd. KM gegenüber 3 pro Mrd. KM). Somit bestätigt der Link meine Aussage, das diese Art von Unfall dort seltener vorkommt.

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    4. Ralph Gutschmidt10. Januar 2019 um 07:59

      Lieber Carsten, kannst du dir wirklich vorstellen, dass ein Fahrer sich Gedanken über das Strafmaß macht?

      Und wenn er dies tatsächlich täte, dann wäre es im Falle eines Unfalls Vorsatz.

      Die derzeitigen Strafen von drei Monatsgehältern für die sehr schlecht verdienenden Fahrer sind m. E. schmerzhaft genug dass sich ein Blick in den Spiegel lohnt.

      Hinzu kommt, dass es für die Fahrer ein großer Schock ist. Ich bin sicher, dass viele - selbst wenn das Opfer überlebt - anschließend nicht mehr in der Lage sind, ihren Beruf auszuüben.

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    5. Hallo Ralph,

      ich stelle nicht an Abrede, dass nach dem Unfall es für die Berufskraftfahrer schwer ist, mit den Folgen zu leben. Dies ist unabhängig vom Strafmaß so. Die Frage ist, wie vorsichtig man vorher da ran geht. In der Schweiz halten sich fast alle Autofahrer an das Tempolimit, während man hier in Deutschland ein Verkehrshindernis ist wenn man das tut. Das liegt nicht etwa daran, das die Schweizer generell bessere Menschen sind als die deutschen, wie man am Fahrverhalten von deutschen in der Schweiz, und von Schweizern in Deutschland gut sehen kann. Es liegt am Strafmaß, lieber vorsichtig sein demd die Strafe könnte schmerzhaft werden. Beim Knöllchen ist es ähnlich. Wenn man das Strafmaß für Verletzungen im Straßenverkehr erhöht, werden Teilnehmer vorsichtiger sein in Situationen in denen Menschen zu schaden kommen könnten.

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    6. Ralph Gutschmidt10. Januar 2019 um 22:15

      Hallo Carsten,

      höhere Strafen führen selten zu Verhaltensänderungen. Gut, die extrem niedrigen Verkehrs-Bußgelder in Deutschland sind ein Sonderfall, hier "lohnt" es tatsächlich, bewusst Verkehrsregeln zu missachten.

      Bei den Unfällen geht es aber nicht um bewusste Handlungen, sondern Augenblicksversagen. Wir sollten nicht außer acht lassen, wie viele Lkw täglich abbiegen und wie selten etwas passiert. Wirksamer dürften hier Schulungen sein und antrainierte Verhaltensstrategien für Lkw-Fahrer.

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    7. Hallo Ralph,

      Schulungen gibt es bereits, das nennt sich Führerscheinprüfung. LKW Fahrer müssen ihre Befähigung regelmäßig nachweisen. Hier fehlt es an Sorgfalt, und die hängt wie mein Beispiel mit dem Tempolimit zeigt sehr wohl mit dem Strafmaß zusammen. Jedes Jahr sterben in Deutschland 3000 Menschen im Straßenverkehr, es gibt noch viel mehr Verletzte die teilweise lebenslänglich daran leiden. Das sind genausoviele Tote wie bei den Anschlägen am 11. September 2001. Bei den Anschlägen wurde danach weltweit die Sicherheit auf Flughäfen nachhaltig verbessert, im Straßenverkehr passiert dagegen genau gar nichts. Du sagst, härtere Strafen bringen nichts, ist halt Augenblick Versagen, das klingt für mich nach "ist halt so, da kann man nichts machen". Ich finde, wir sollten alle Register ziehen um Menschenleben zu retten: Assistenten rein, Strafmaß rauf, Investition in sichere Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger. Effektive Kontrollen gegen Gefährdungen wie parken auf Geh- und Radwegen. Wenn nach 9/11 die Behörden gesagt hätten, war halt Augenblicksversagen der Sicherheitskräfte, was glaubst du wäre die Reaktion der Öffentlichkeit?

      Gruß,
      Carsten

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    8. Ich gebe dir Recht, Carsten. Veilleicht ist es nicht die hohe Strafe allein, die ein Augenblicksversagen verhindert, aber sie ist es dann, wenn es genügend Ordnungskräfte gibt, die auch geringere Verkehrsverstöße sofort und regelmäßig ahnden. In der Schweiz fährt man aufmerksamer, was Tempolimits betrifft, weil ein Verstoß teuer ist, und weil man oft erwischt wird. Würden Autofahrende oft bei ihren insgesamt gefühlt drastisch zunehmenden Abbiegeverstößen über Stadtbahnschienen hinweg, wobei es nahezu wöchentlich zu Unfällen kommt, bei Rotlichtverstößen und bei Parkverstößen öfter erwischt und bestraft, würden sie mit der Zeit wieder aufmerksamer und regelkonformer fahren, denke ich. Insgesamt muss sich das lässige Klima den für Fußgänger und Radfahrer schwerwiegende Regelverstöße durch Autofahrer gegenüber ändern. Fehler, die anderen das Leben kosten, sind keine kleinen Fehler, auch wenn keine Absicht dahinter steckte. Absicht steckte aber sehr wohl dahinter, Schilder, Gebote und Verbote nicht so ernst zu nehmen und auf Verkehrszeichen nicht zu achten.

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  5. Wenn du nochmal vergleichen möchtest, hier gibt es eine ziemlich vollständige Auflistung... https://radunfaelle.000webhostapp.com/toedliche%20RF-Unfaelle%20ab%202013.html

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  6. Ich werde immer skeptisch, wenn relative Zahlen verwendet werden. Und in dem Link ist es ja auch zu lesen. Die geradelten Kilometer werden von jedem Land auf der Basis eigener Berechnungen erhoben. Und hier findet sich eine mögliche Fehlerquelle. Wenn z.B. die deutschen Statistiker die gefahrenen Radkilometer deutlich überschätzen, sinkt die relative Größe Tote pro Milliarden Kilometer.

    Die absoluten Zahlen: Getötete Radler in D rund 400, in NL rund 200.

    Einwohner D rund 81Mio., NL rund 17Mio.

    Heißt für D rund 5 Tote pro Mio. Einwohner, für NL rund 12 Tote pro Mio. Einwohner.

    Und das heißt für Deutschland 400/9,6, also eine Gesamtfahrleistung mit dem Rad von 42Mrd Kilometer. Also rund 500km pro Kopf und Jahr. Tatsächlich gibt Destatis für 2015 rund 24,8 Mrd Kilometer an (Also rund 350km pro Kopf und Jahr)

    Und diese Radelleistung ergibt rund 16 Tote pro Mrd. Kilometer (Rundungsfehler nicht berücksichtigt).

    Die Zahlen für NL mag jemand anderes recherchieren und nachrechnen. Nur so viel: ich habe eine Pro-Kopf-Radstrecke von rund 1000 km pro Jahr im Netz gefunden.

    Und: im Jahr 2017 sind in den NL 31 Menschen pro Mio. Einwohner im Straßenverkehr tödlich verunglückt, in Deutschland 38. Hätten wir niederländische Verhältnisse, wären letztes Jahr rund 560 Menschen weniger im Straßenverkehr gestorben.

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  7. Mit der kognitiven Dissonanz sollte man genauso umgehen wie mit Steinen im Glashaus.

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