6. Oktober 2019

Eine Gebrauchsanleitung für Radler

Wer die Taubenheimer Straße zur Waiblinger Straße hin radelt, kennt dieses Schild. Es steht da schon lange.

Wer zum ersten Mal hier lang radelt, rätselt. Die anderen wissen eh, wie sie radeln müssen. Anonsten ist das eine vergleichsweise gut organisierte Kreuzung für Radler, samt Induktionsschleifen. Eigentlich versteht sich alles von selbst.

Ich habe mir das Schild kürzlich mal wieder angeschaut. Und hatte das Gefühl, jetzt kapier ich es endlich: Es ist nur eine Gebrauchsanweisung für vorgezogene und verbreiterte Aufstellplätze. Aber warum steht das Schild dann nicht überall, wo es solche Aufstellplätze gibt?

Grundsätzlich sind Schilder ja schwer zu erfassen, wenn man an ihnen vorbeirollt. Vor allem, wenn es das erste Mal ist. Man sieht sie nur kurz, man achtet eigentlich auf den Verkehr, versucht zu erfassen, wie die Radinfrastruktur hier organisiert ist (sie ist ja an jeder Kreuzung anders organisiert), guckt auf Grün oder Rot der Ampeln, hat sein Ziel im Kopf, und soll dann auch noch sofort kapieren, was die Grafiken auf einem Schild genau sagen sollen.

Sie soll offensichtlich Radfahrenden sagen, wie sie diesen Aufstellplatz benutzen sollen, damit die Gefahr für sie, wenn sie geradaus fahren oder links abbiegen, geringer wird. Die Autos biegen aus ihrer Fahrspur ja nach links oder rechts ab oder fahren geradeaus. Radler werden rechts von den Autos nach vorn geführt. Bleiben sie nun am rechten Bordstein stehen, auch wenn sie geradeaus wollen oder nach links, dann kreuzen sie bei Grün die Fahrspur der Autos. Das könnte gefährlich werden. Sollte es aber eigentlich nicht, wenn die Fahrradampel, die da hängt, vor den Autosampeln grün bekommt. Dann sind die Radler schon nach links abgebogen oder fahren geradeaus, bevor der Autoverkehr anrollt.

Das Ganze ist aber falsch, wenn es schon grün wird oder ist, während man noch heranradelt. Radfahrende müssen sich vom Radstreifen aus nach links in den fließenden Autoverkehr einordnen, wenn sie nach links oder geradeaus wollen, und zwar vorausschauend und so zürig wie möglich, nicht erst vorn auf dem Aufstellplatz. Das Schild könnte zu Fehlverhalten führen. Der Radler, der sich daran hält, schwenkt nämlich erst ganz vorn nach links, um links abzubiegen. Und wenn er das Gefühl hat, wegen des Schilds ja Vorrang zu haben, kommt es zu Bremsmanövern und Gehupe vonseiten der Autofahrenden.


Ampel mit Grünpfeil
Ungeübten Radfahrenden dürfte das Schild auch nicht viel helfen. Wenn man eine Weile davor steht, dann begreift man es: Aha, Radler für Geradaus und links sollen sich links einordnen und vor die Autos stellen. Die anderen bleiben rechts, wo sie übrigens auf eine Radlerampel mit Grünpfeil stoßen (sie dürfen also bei Rot nach rechts abbiegen, wenn sie vorher gucken, ob alles frei ist).
Unerfahrene Radler und ungeübte Radlerinnen bleiben vermutlich immer rechts am Bordstein, wenn sie geradeaus fahren wollen. (Linksabbiegen ist ein Projekt im Stuttgarter Straßenverkehr, an das Ungeübte meist nicht herantrauen. Sie weichen dann auf die Gehwege aus.)

2013 (Foto: Sebastian)
Ich erinnere mich, dass schon 2013 mal ein Foto mit der Anfrage bei mir landete, was das Schild uns eigentlich sagen soll. Schon damals klebte darauf derselbe gelbliche Aufkleber wie heute (und schon damals fuhr ein weißes Auto rein und in scharzes aus der Taubenheimer Str. raus, Zufälle gibt's!).

Das Schild bleibt ein Kuriosum. Es sagt nämlich etwas Selbstverständliches, was für all solche vorgezogenen und verbreiterten Aufstellplätze gilt, dort aber nicht erklärt wird (beispielsweise in der Wilhelmsstraße Richtung Wilhelmsplatz.) Und das Selbstverständliche wird, wenn man es so aufwändig erklärt, verwirrend für die, denen klar ist, wie es geht, denn die grübeln dann, ob das Schild nicht doch was anderes sagt. Und für die Unerfahrenen ist es verwirrend, weil komplex. Sie müssten anhalten und es sich überlegen, bevor sie weiterfahren. Das tun aber die wenigsten Radfahrenden.

Aus diesem Schild habe ich nun aber auch gelernt, dass man Radfahrenden offensichtlich erklären muss, wie sie die Verkehrsanlagen, die für sie gedacht sind, nutzen können und müssen. Das spricht jetzt nicht sehr für eine solche Verkehrsanlage. Ich vermute, hier kam es anfangs zu Unfällen. Ich finde die Anlage eigentlcih viel besser als so manche andere, wo Radfahrende sich nach links bewegen wollen. Der Radstreifen ist scjön breit. Man kommt immer nach vorn, egal wie viele Autos sich stauen, und man sieht dann gut den verbreiterten Aufstellplatz.

4 Kommentare:

  1. Eigentlich fehlen auf der Fahrbahn nur die Pfeile. Das Blöde ist, die Fläche vor den Autos ist ziemlich klein. Außerdem muss man das Rad von rechts nach links langsam fahren. Es ist ziemlich umständlich gemacht, so was ich vom Foto aussehe.

    Ich glaube, sehr viele Schilder werden irgendwo nur am Schreibtisch erstellt und der Mitarbeiter kennt die realen Situation nicht wirklich und fährt auch kein Fahrrad, denn hier in Essen gibt eine Baustelle, der Radweg ist durch die Baustelle nicht passierbar. Die Essener Stadtverwaltung hat den Fußgängerweg, der unter einer Unterführung führt, verkleinert und ihn für den Fahrradverkehr freigegeben (ca. 40 cm Breite). Hier kann man wirklich nur absteigen und schieben. Die Baustelle, die irgendwann im März angefangen hat, soll noch bis Ende Oktober gehen (und vielleicht auch länger).

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  2. Radverkehrsanlagen in Tempo-30-Zonen sind nicht erlaubt. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Radfahrer keine Schilder brauchen, um abzubiegen- dieser Vorgang ist selbsterklärend.

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    1. Radverkehrsanlagen sind andererseits bei hohem Verkehrsaufkommen vorgeschrieben. Ein Konflikt in den Verwaltungsvorschriften, den man unterschiedlich lösen kann. In Winnenden (Bachstraße/Ringstraße) gibt es diese Kombi. Wie nicht anders zu erwarten, wird der Radfahrstreifen aber von 80% der Autfofahrer missachtet und diese Ordnungswidrigkeit von Polizei und Ordnungsamt nicht verfolgt.

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  3. Linksabbiegen ist ein Projekt im Stuttgarter Fahrradverkehr, an das sich ungeübte Verkehrsplaner:innen meist nicht herantrauen.

    Linksabbiegen ist deshalb ein Projekt im Stuttgarter Straßenverkehr, an das sich ungeübte Radfahrer:innen meist nicht herantrauen.

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