2,2 Milliarden Euro werden pro Jahr vom Staat für Forschungen zum Thema Autoverkehr ausgegeben. Jetzt soll es mal 1,2 Millionen Euro für den Radverkehr geben.
Sie sollen laut dem Bundesverkehrsminister zum kommenden Sommersemester in drei Professuren fließen, die sich mit dem Radverkehr beschäftigen, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Das ist ein Anfang, bleibt aber ein eklatantes Missverhältnis zum finanziellen Aufwand, mit dem der Autoverkehr wissenschaftlich begleitet
wird. Von Gleichbehandlung keine Spur.
Dabei gibt es in Deutschland einen riesigen Nachholbedarf von wissenschaftlicher Forschung zu den Fragen, wie eine moderne Radinfrastruktur eigentlich aussehen muss, damit sie von allen genutzt werden kann, ohne dass sich die Radfahrenden immer wieder in Situationen vorfinden, in denen ihnen mulmig wird oder sie tatsächlich in Gefahr geraten. Die ERA (Empfehlungen für Radverkehrsanlagen) wirken inzwischen ziemlich veraltet. Sie strahlen eine defensive Haltung gegenüber dem Autoverkehr aus, sie rechnen mit Minimalbreiten, die dem modernen Radverkehr mit seinen Lastenrädern, Pedelecs und neuerdings auch E-Scootern überhaupt nicht gewachsen scheinen. Sie empfehlen, Radanlagen dort enden zu lassen, wo es kompliziert wird.
Aber was brauchen wir? Darauf suchen derzeit vor allem Radverbände, Radentscheid-Gruppen und engagierte Radfahrende Antworten, indem sie protected Lanes, Radschnellwege und sichere Kreuzungslösungen fordern, die aber noch gar nicht zu den Gewohnheiten bisheriger Verkehrsplanung in Städten passen. Da wird nämlich immer noch die Flüssigkeit des Autoverkehrs über alles gestellt, eine Radinfrastruktur soll das irgendwie hineinpassen, ohne den Autoverkehr ins Stocken zu bringen. Was aber macht der Radverkehr mit dem Autoverkehr? Bremst er ihn wirklich aus, oder kann er ihn sogar flüssiger machen, weil mehr Leute Rad und weniger Auto fahren? Sind eigentlich Radwege die Lösung oder aber ein generelles Tempolimit in Städten von 30 km/h. Oder nicht? Oder doch?
Und wie macht man das Radfahren wirklich bequem und flüssig, welche Ampellösungen gibt es, wie muss man Anlagen führen, damit Radfahrende so selten wie möglich anhalten müssen?
Und wie regelt man eigentlich Querungen von Autostraßen über Radwege (siehe Foto oben, Radweg Holzstraße) sinnvoll und missverständnisfrei?
Wo stellen wir eigentlich unsere vielen Lastenräder ab?
Und so weiter.
Für all das brauchen wir dringend Antworten, denn genau jetzt wird die Radinfrastruktur geplant, die wir künftig brauchen, um unsere CO-Ziele einzuhalten.
Ein Großteil der "KFZ-Forschung" ist eigentlich verkappte Wirtschaftsförderung bzw. Subvention. Sie subventioniert KFZ-Hersteller in Bereichen, die beim Radfahren keine Rolle spielen. Beispiel autonomes Fahren, Antriebstechnologien.
AntwortenLöschenJa, die ERA ist mittlerweile 10 Jahre alt. Ja, es sind Kompromisse in sie eingebaut. Ja, sie berücksichtigt einige einschlägige Gerichtsurteile nicht. Verkehrsplaner, die sie blind anwenden, schicken Radfahrer z.B. in den dooring-Bereich, in dem sie gar nicht fahren dürfen.
Der Skandal sind aber die Verkehrsbehörden, die die Verwaltungsvorschriften, die ERA und den anderen technischen Regelwerke ignorieren und sich den kruden Vorstellungen naiver Stadträte beugen.
Die ERA unterscheidet zwischen Mindestbreiten für einfache Fahrräder und für Strecken, auf denen auch Lastenräder vorgesehen sind. Stuttgart fördert Lastenräder, setzt aber immer noch auf die niedrigeren Mindestbreiten.
Die Entwurfsplanung schreibt vor, dass jede Straße "von außen nach innen" geplant werden muss, also
1. Priorität Fußgänger
2. Priorität Fahrradfahrer
3. Priorität KFZ-Verkehr
Die Regelwerke schreiben Mindestbreiten vor für linksseitige Zweirichtungs-Radwege vor, sie schreiben gestaffelte Mindestbreiten vor entsprechend dem Fahrradfahrer-Verkehrsaufkommen, sie schreiben Mindestbreiten vor für Hauptradrouten und zwei weitere Kategorien (alle 3 auf der König-Karl-Brücke ignoriert).
Sie schreiben gestaffelte Mindestbreiten vor für Mischverkehr mit Fußgängern entsprechend Verkehrsaufkommen (in den Parkanlagen ignoriert).
Sie schreiben vor: keine Poller (alles ignoriert).
Sie schreiben vor: Beleuchtung (alles ignoriert).
Sie schreiben vor: verständliche und sichere Verkehrsführung an Knotenpunkten (alles ignoriert).
Sie schreiben vor: Mindestgeschwindigkeit in der Entwurfsplanung von Hauptradrouten (alles ignoriert).
usw usw ...
Wenn Du willst, kann ich die jeweiligen Seitenzahlen nachreichen.
AntwortenLöschenRadfahren muss einfach mit "Militär" in Verbindung gesetzt werden.
AntwortenLöschenDort spielt Geld keine Rolle und Entscheidungen können zur patriotischen Pflicht erklärt und politisch durchgeboxt werden.
AKK übernehmen Sie.