Die Aktion findet übermorgen, Montag, um 16:30 Uhr an der Kreuzung Klingenstraße/Talstraße im Stuttgarter Osten statt.
Sie ist als Demonstration angemeldet. Der Grund: Unsere Kreuzungen müssen für Radfahrende sicher sein. Das sieht der Zielbeschluss Fahrradstadt vor. Diese Kreuzung ist es nicht. Am 3. Dezember wurde dort eine Radfahrerin beim Geradeausfahren von einer links abbiegenden Autofahrerin angefahren und schwer verletzt. Ein anderer Unfall ereignete sich im November, als ein Autofahrer den auf dem Radstreifen geradeaus fahrenden Radler überholte, um sofort vor ihm rechts abzubiegen. Der Radler stürzte bei der Notbremsung. Hier braucht es eine andere Ampelschaltung oder eine bauliche Veränderung, um Radfahrende vor hastigen Autofahrenden zu schützen. So lassen kann man das jedenfalls nicht. (Viertelstundenanalyse, siehe unten)
Hier die Pressemitteilung des Radentscheids.
Meine Viertelstundenreportage:
Ich habe die Kreuzung gestern zwischen Viertal nach zehntund halb elf beobachtet. Was vor allem zunächst auffällt: Kaum ein Autofahrer (oder Autofahrerin) respektiert die Markierungen der Radstreifen, Schutzstreifen und vorgezogenen Aufstellplätze für Radfahrende. Sie überfahren die Haltelinien und stehen im Bereich für Radfahrende herum. Sie stehen zu weit rechts, sodass die Radfahrenden, wenn sie von der Ostendstraße her kommen, kaum Platz haben, an den Autos vorbei zum Aufstellplatz zu fahren. Und fahren auf die Autstellplätze für Radler vor und warten dort. Das extremste war dieser Esslinger, der überhaupt nicht checkte, wie
weit er/sie eigentlich hier vorfahren darf und auch noch die Haltelinie für Radfahrende überfahren hat, um dann so zu warten. Der zweite Autofahrer steht auch auf der Aufstellfläche für Radler, die hier links abbiegen möchten.
Das bringt Radfahrende in Schwierigkeiten. Dieser Radler, der von der Ostendstaße her kam, hat es nicht geschafft, nach vorn zu kommen. Das Auto ist auf die Aufstellfläche für Fahrräder vorgefahren und steht ganz rechts am Bordstein. Der Radler kann erst losfahren, wenn das Auto vor ihm gestartet ist. Der Autofahrer biegt vor ihm rechts ab. Der Radfahrer befindet sich dann, wenn er die Talstraße erreicht hat und überquert, mitten im Abbiegeverkehr von hinten und von vorn. Immerhin wartet der Linksabbieger im Auto, das in unserer Blickrichtung unterwegs ist.
Von der Fußgängerbrücke aus, stellt sich die Situation dann so dar. Wenige Radfahrende sind unterwegs. Fast alle Autofahrer/innen stehen mit mehreren Reifen auf der Radinfrastruktur.
Die Collage zeigt, dass der Respekt vor der auf den Asphalt gemalten Radinfrastruktur wirklich nur minimal ist. Wenigstens die sollte man so gestalten, dass Autofahrende sie ernster nehmen: neu markieren und die Flächen rot asphaltieren. Und den Radstreifen über die Kreuzung, also über die Talstraße hinweg führen.
Eine junge Frau mit einem Kinderanhänger kommt von Gablenberg herab. Sie fädelt sich langsam zwischen Bordstein und dem zu weit rechts haltenden Auto durch. Dann aber biegt sie auf den Gehweg ab, denn ihr Ziel liegt in der Talstraße abwärts, und mit Kinderanhänger will sie offenbar nicht auf der Talstraße im Autoverkehr fahren. Der Gehweg ist dort nicht für Radfahrende freigegeben.
Entlang der Talstraße muss es also dringend auf beiden Seiten schnellstmöglich Radfahrstreifen geben.
Und nur, damit es nicht wieder heißt, Radfahrende halten sich ja an keine Regeln: Autofahrende tun es auch nicht. Sie biegen aus der Talstraße auch gern mal äußerst regelwidrig nach links in die Klingenstraße ab.
Fazit: Das geradeaus Hineinfahren in einen Linksabbiege-Autoverkehr, der gleichzeitig Grün hat, ist für Radfahrende stressig und gefährlich.
Die Radinfrastruktur hilft ihnen hier nicht weiter, weil sie von Autos besetzt wird und weil die Breite der Talstraße, also die Größe der Kreuzung, den Autofahrenden die Wahl lässt, welche Linie sie fahren. Manche schneiden die Kurven, manche fahren sie aus, manche versuchen, vor den Radlern abzubiegen, andere warten. Auch für Radfahrende gibt es hier keine Linie, der sie folgen könnten. Sie schlingern, weichen Autos aus und zielen irgendwie nach drüben.
Maßnahmen, die mir einfallen:
Die Ampelschaltung so verändern, dass Linksabbieger des Gegenverkehrs nicht gleichzeitig mit den Radfahrenden Grün haben. So was ist nicht banal, bedeutet es doch, dass dem Querverkehr der Klingenstraße de facto eine längere Grünphase (es muss ja zwei Mal gestartet werden) gegenüber dem Verkehr in der Talstraße hat. An einem Vormittag ist das egal, aber zur Hauptverkehrszeit wird der Stau auf der Talstraße dann für länger gestoppt als derzeit.
Die Schutz- und Radstreifen und die Aufstellplätze neu markieren unt mit rotem Asphalt füllen. Das wirkt dann auf Autofahrende nicht mehr wie eine verlotterte Radinfrastruktur, die allen egal ist, sonden wie ein Zeichen, dass der Stadt die Radfahrenden hier wichtig sind.
Außerdem sollten die Radstreifen rot über die Talstraße hinüber geführt werden, sodass Autofahrende sehen, dass sie einen Radstreifen überqueren müssen, auf dem auch Radfahrer kommen können.
Und das nicht erst in einem Jahr, sondern unverzüglich!
Ergänzend sollten für Autofahrende warnende und erklärende Schilder aufgestellt werden. Ein Schild muss allgemein vor Radverkehr warnen. Eine zweite Beschilderung an den Haltelinien muss erklären, dass Autos die Halteplätze und Radstreifen nicht überfahren und nicht auf ihnen stehen dürfen. Offensichtlich ist das bei der Stuttgarter Autogesellschaft dringend nötig. Die weiß ja so unendlich viel nicht.
Der Zielbeschluss zum Radentscheid und zur Fahrradstadt Stuttgart schreibt unter Punkt 13 fest: "Bei Unfällen mit Rad- oder Fußgängerbeteiligung wird geprüft werden, ob die Infrastruktur den Unfall begünstigt hat. Wenn dies der Fall war, wird die Gefahrenquelle unverzüglich beseitigt."
Das ist, scheint mir, die erste Nagelprobe für den Radentscheid und alle Radfahrenden in Stuttgart, ob Stadt und Gemeinderat sich an den Beschluss halten.
(Bemerkung in eingener Sache: Ich selbst kann wahrscheinlich wegen eines Termins in Stammheim nicht rechtzeitig zum Flashmob an der Kreuzung sein.)
Liebe Christine, der Flashmob ist eine Superidee. Leider ist mein Rad in der Inspektion bis Dienstag, sonst wäre ich auch auf jeden Fall gekommen.... eine gute Infrastruktur für Radler ist lebenswichtig. Rot markierte Wege sind einfach besser erkennbar und geben der Autofahrer eher das Gefühl den Radweg frei zu halten... Danke für deine unermüdliche Arbeit für den Radverkehr!! LG Uschi
AntwortenLöschenGleich um die Ecke gibt es eine Station von Regio Rad ;)
LöschenEin Leben ohne Fahrrad, das ist ja eine unnötige Tortur
Liebe Grüße
Thijs
Radfahrer halte sich an keine Regeln, Autofahrer aber auch nicht. Der Unterschied: Diese "Regeln" wurden wegen dem Autoverkehr aufgestellt, regeln den Autoverkehr und bevorzugen den Autoverkehr. Und der Rest hat sich unterzuordnen.
AntwortenLöschenSolche "Autobahnen" dürfte es in einer Stadt gar nicht geben.
AntwortenLöschenDie Polizei könnte diese Rotlichverstöße doch wunderbar kontrollieren auf der Brücke. Aber das wäre ja...
AntwortenLöschenWo kommen wir den hin, doch nicht in Stuttgart
Wir arbeiten ja dran, dass das anders wird.
AntwortenLöschenHallo Christine,
AntwortenLöschenMan kann die weißen Linien dort auch heute gut erkennen. noch mehr Farbe funktioniert vielleicht ein kleines Bisschen. Aber auch mit roter Farbe werden Menschen in anderen Städten überfahren. Ich hoffe Stuttgart überspringt diese Lernphase mit unnötigen Verkehrsopfern und versucht sich schnellst möglich am internationalen Stand der Technik. Das ist, wie Du auch schreibst, ein Trennung von Rad und Fußverkehr, angefangen mit getrennten Ampelphasen, die das Kreuzen unterbinden und das sind Kreuzungen mit eine Radverkehrsführung nach niederländischem Vorbild. Diese Kreuzung hat viel Platz, den man für Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, statt wie heute nur für komfortablen Autoverkehr, nutzen kann.
Einige weitere Unfälle auf Kreuzungen mit deutlicher, breiter, leuchtend roter Gestaltung von Radfahrstreifen, Fahrradweichen usw. zeigt eindeutig: eine Radverkehrsführung auf der Fahrbahn, wo KFZ die Radinfra kreuzen können, funktioniert schlicht nicht. Sie würde zu viele Kontrollen benötigen. Schlussfolgerung: Wenigstens die Hauptrouten des Radverkehrs und alle Knotenpunkte mit den Hauptrouten des KFZ-Verkehrs müssen unbedingt kreuzungsfrei gelöst werden, d.h. mit Unterführungen oder Brücken.
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