11. Februar 2020

Kopf ab!

An der Kreuzung Breitscheidstaße und Seidenstraße im Westen funktioniert nichts. Hinzu kommt, dass die Beschilderung Rätsel aufgibt. 

Am Einang zur Breitscheidstaße, die für Autos gesperrt ist, steht ein von einem Auto halb umgefahrenes Schild mitten auf der Fahrbahn. Es steht links von der Radspur. Radfahrende, die auf der Radspur fahren, müssen sich richtig ducken. Sonst hauen sie sich den Kopf an. Und das geht jetzt schon wochenlang so. Aber auch noch viel mehr funktioniert nicht. 

Die Situation: Es gibt zwei Baustellen, die Seidenstraße gen Norden ist versperrt. Das spielt aber keine Rolle für das Grundproblem.

Es gibt reichlich Radinfrastruktur. Auf der Seidenstraße führt ein Radweg neben dem Fußweg zur Kreuzung Breitscheidstraße. Er verläuft hinter dem Aufstellplatz der Fußgänger, die die Seidenstraße überqueren wollen. An der Ecke ist eine Fahrradampel, die meist auf Grün steht und nur rot wird, wenn die Radler aus der Breitscheidstraße vom Westen her Grün bekommen. Von der Ecke schwenkt der Radweg als Radfahrstreifen (durchgezogenen Linie) auf die Seidenstraße Richtung Berliner Platz und führt als Schutzstreifen zur Ampel vor. Auch durch die Grünanlage darf man radeln.

Radfahrende dürfen in die Breitscheidstraße Richtung Westen hinein fahren, sie haben dort einen Schutzstreifen. Das umgefahrene Verkehrzeichen gibt diesen Bereich allerdigns als Fußgängerzone mit Rad frei aus. Da das Schild links vorm Radstreifen steht, ist es nur gültig für den Bereich links davon und nicht für den Radstreifen. Den Bereicht außerhalb des Streifens dürfen Radfahrende allerdings auch befahren, denn die Fußgängerzone ist für sie freigegeben. Wie gefährlich es ist, ein Schild mitten auf die Fahrbahn zu stellen, sieht man daran, dass es prompt umgefahren wurde, natürlich von einem Autofahrer, der dort nicht hätte fahren dürfen. Dass es nicht wieder aufgerichtet wurd, macht mich schon ziemlich fassunglos.

Für Autofahrende ist die Einfahrt verboten (rotes Schild mit weißem Querstreich und Rad frei). Auf der Westseite des Straßenabschnitts stehen zwei lange Sperren. Für rausfahrende Radler/innen lässt sie Platz. Radfahrende dürfen aber auch von Westen her durch den gesperrten Abschnitt der Breitscheidstraße fahren. Allerdings stellt man ihnen keinen Durchgang zur Verfügung. Sie müssen rechts über die Gehwegecke kurven oder zwsichen Schranke und Gehwegecke durchzielen, was schwierig wird, wenn davor (so wie auf dem Foto, unteres Bild der Collage) ein Auto parkt. Oder sie fahren als Geisterradler links durch den Durchgang, der für den Radstreifen Richtung Westen freigehalten ist.

Das ist schlecht!
 
Und das halb umgefahrene Schild ist richtig schlecht. Ganz übel! 

Für Otsunkundige ist nicht erkennbar, ob aus der Straße Autos herauskommen (schließlich parken da ganz viele), also fährt er/sie auf dem Radstreifen. Man muss sich aber wirklich ducken, wenn man unter dem Schild durchkommen will, ohne sich den Kopf anzuschlagen. Wirklich! Allen Ernstes! Seit Wochen! Niemand denkt daran, das Schild gerade zu stellen. Es ist offensichtlich allen egal. Völlig! Gefahr für Radfahrende? Sicherheit? Scheißegal! Wenn es umgefahren wird, wird es wieder aufgerichtet und wieder umgefahren. Und falls der ADFC darauf nicht bereits aufmerksam gemacht hat, hier fahren doch auch Polizeistreifen vorbei. Sehen die nicht, was Radfahrer gefährdet? Würden sie so ein Hindernis auf einer Autostraße stehen lassen?

Die Sperren
Diese Sperren stehen natürlich wieder mal nur wegen der Autofahrer/innen dort, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten. Trotzdem sind alle Parkplätze belegt. Das bedeutet, dass Autosfahrer/innen vom Westen her über den Gehweg hinweg die Schranke umrunden oder dass sie von der Seidenstraße aus gegen die Schilder reinfahren. Und alle (viele mit auswärtigen Kennzeichen) freuen sich  über kostenlose Parkplätze, denn hier ist ja das Parken gar nicht vorgesehen.

Die Schilder
Das Ganze sieht aus wie eine Fußgängerzone mit Rad-frei, in der sich rätselhafterweise eine Radinfrastruktur befindet, nämlich ein Schutzstreifen Richtung Westen und ein Radfahrstreifen mit Aufstellplatz an einer Autoampel Richtung Liederhalle. Der Radstreifen Richtung Westen ist von der Fußgängerzone ausgenommen, weil das umgefahrene Schild ja links von ihm steht. Der Radfahrstreifen Richtung Liederhalle aber nicht. Sollen wir da nun Schrittgeschwindigkeit fahren oder nicht, dürfen Fußgänger auf den Radstreifen laufen (was sie gerne tun) oder nicht? Habe ich hier als Radler nun eine eigene Radinfrastruktur oder nicht? Am Ende dieser Fußgängerzone Breitscheidstraße verwandelt sich die Fußgängerzone unvermittelt wieder in eine Straße. Da befindet sich ein Fußgängerüberweg mit Ampel, den es eigentlich mit braucht, weil ja keine Autos in die und aus der Breitscheidstraße fahren. Weil aber Radfahrende hier über die Seidenstraße hinweg rausfahren wollen, braucht es wiederum diese Ampel.

Generell sind an dieser Kreuzung wesentlich mehr Fußgänger/innen als Autos unterwegs und es fahren viel mehr Autos als Fahrräder.
Die Ampelschaltungen sind für den Fußverkehr ganz gut, weshalb Radler auch lieber die Fußgägnerüberwege nutzen. 

Die Autos
Auf der Seidenstaße stauen sich die Autos teils minutenlang, wenn die Ampel am Berliner Platz rot ist, denn dort hat die Stadtbahn Vorrang. Dann brechen Autofahrende aus der Schlange aus und fahren über die Gehwegecke und über den Radfahrstreifen auf die Geradeausspur. Fängt einer an, folgen sofort alle. Das kann für Radfahrende gefährlich werden, die auf dem Radweg kommen und über den Radfahrstreifen auf die Fahrbahn gelenkt werden. Autofahrende gucken ja nicht nach rechts rückwärts, ob da einer kommt, wenn sie solche Manöver machen, sie würden Radler einfach umnieten.

Die Fußgänger/innen
Noch zahlreicher als Autos sind hier die Fußgänger/innen, zumindest gegen Mittag. Sie gehen überall: auf den Radstreifen, auf dem Radweg, sie gehen bei Rot oder Grün. Sie schlendern sorglos. Das finde ich schön, es wirkt sehr entspannt. Einer (Doppelbild in der Mitte) geht auf dem Radstreifen zur Fußgängerampel vor, die rot ist, und rennt rüber zur Stadtbahnhaltestelle, während ein Bus kommt, der deshalb bremsen muss. Und die Fußgängerampel über die Breitscheidstraße wirkt auf die Fußgänger sinnlos, weil ja kein Auto kommt. Die meisten gehen bei Fußgängerrot. Einige betätigen den Drücker und warten.

Die Radfahrenden 
Hier waren an dem Freitag zur Mittagszeit so gut wie keine Radfahrer/innen unterwegs (fünf habe ich ein einer Viertelstunde gezählt).
Zwei Radfahrende haben sich mit mir in der Breidscheistraße an der Autoampel auf dem Aufstellplatz aufgestellt und sind bei Grün Richtung Liederhalle gefahren. Zwei nahmen lieber den Fußgängerüberweg über die Seidenstraße, der eine kam aus der Grünanlage und hat den Aufstellplatz nicht gestreift, der andere kam aus der Breitscheidstraße. Beide radelten drüben auf dem Gehweg weiter, was nicht erlaubt ist. Eine Radlerin duckte sich unter dem schrägen Schildermasten durch, als ich gerade ankam und noch kein Foto machen konnte.

Die Breitscheidstaße ist eigentlich ideal als direkte Verbindung 
zwischen der Uni /Stadtmitte und dem Westen. Sie geht bis zur Schwabstraße. Offenbar wird sie von Radfahrenden aber nicht als gute Verbindung erlebt, jedenfalls nicht von Menschen, die mit dem Fahrrad einkaufen oder in die Innenstadt fahren. Sicher hat die Strecke ihre Radpendler/innen eher morgens und abends. Mag aber auch sein, dass sie wegen der ungeschickten Kreuzung mit der Seidenstaße und der Hindernisse nicht mehr als akzeptabel empfunden wird und die meisten über die Forststraße radeln.
Das könnt ihr Blogleser/innen aus dem Westen mir sicher ganz genau sagen.

Ich finde diese Kreuzung für Radfahrende unfreundlich und schlampig organisiert.   
Die Radinfrastruktur köpft die Radler/innen, die Richtung Westen in die Breitscheidstraße fahren, sie baut ein fast undurchdringliches Hindernis vor Radfahrenden auf, die vom Westen kommen. Sie fängt die Radler nicht ab, die aus der Grünanlage kommen (seht zu, wo ihr bleibt!). Sie lädt Fußgänger/innen und Autofahrende ein, Radwege und Radstrreifen ebenfalls zu benutzen. Sie rätselhaft ausgeschildert, und sie hält die Autos nicht mal aus der deklarierten Fußgängerzone draußen.

Nachtrag, 14. Februar 2020: Huete stand der Schildermast wieder schön gerade und schlank da. Und es parkten auch keine Autos in der Straße. Vielen Dank an die Stadt.

Falls jemand von euch sieht, dass das Schild wieder umgefahren wurde: Schreibe eine Gelbe Karte an die Stadt oder eine E-Mail an mich.



17 Kommentare:

  1. Als ich noch im Westen wohnte, bin ich täglich hier durch gefahren. Und nicht nur hier finde ich die Möblierung (mit Schildern und Malereien) der Rad- und Fußwege eher dekorativ als hilfreich. So gewöhnt man Menschen daran, diese geflissentlich zu missachten.
    Zu dem umgefahrenen Schild: ich würde das über die Stuttgart-App melden, mit Bitte um Rückmeldung per Mail. Das habe ich mehrfach erfolgreich getestet.

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  2. Dein permanentes 'rumgeheule und rumgemotze' nervt mich mittlerweile zutiefst: Du bist Politikerin- Du sitzt mit den Verantwortlichen der Stadt mit am Tisch. Also bist Du mitverantwortlich für die Mißstände...Mathias

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    1. Matthias, du bist offensichtlich mein Feind. Das hilft nicht beim Diskutieren. Und du kennst dich offensichtlich auch gar nicht so gut aus, wie Politik funktioniert. Du behauptest Dinge, die nicht stimmen. Ich bitte dich, in eine wertschätzende Diskussion einzusteigen, statt nur Wut zu äußern.

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    2. Mein Feind? Du scheinst irgendein psychisches Problem zu haben!

      Mir geht es um Verantwortung. Ich falle auf Deine Methode Merkel nicht mehr rein. Das Wegreden was Verantwortung und Konsequenzen angeht.

      Bei Dir klingt's immer: Ups, Fehler ist vom Himmel gefallen. Schuld? Ist niemand. Ist halt so...

      Du liebst in einer Parallelwelt...Mathias

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    3. Mathias, mach halb lang. Kümmer dich um deine Mitwelt, engagier dich statt zu haten. Das hilft auch dir.

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  3. Darf ich fragen wer sie zwingt hier zu lesen?

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  4. Das die Sperre von hinten "unsichtbar" ist und dem Radfahrer kein Platz zur sicheren Durchfahrt lässt, zeigt wiedermal das häßliche Gesicht dieser Stadtplaner.

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    1. Stimmt, von hinten sieht man sie nicht. Allerdings hat man da auf dem Radstreifen einen Durchgang.

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    2. Der Durchlass ist nur wenige Zentimeter groß- man muss ihn schon ziemlich genau treffen.

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    3. Wenn er ausreichend breit wäre, würden auch Autofahrer versuchen durchzukommen.
      SCNR

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  5. Es gibt mehr Tage worüber man über schlechte und neu! gebaute Radinfrastrukur klagen kann, als das man mal was positives findet. Der Wille zur Selbstreflektion fehlt dem verantwortlichen Amt und wer gibt dem Amt die Richtung vor? Wo findet sich der politische Wille dieser Stadt in den Ausführungen wieder?

    Stümperhaftes Flickwerk, anders kann man es nicht beschreiben.
    Wer sitzt den hier den Entscheidungsträgern gegenüber und lässt ihnen solch eine schlechte Planung durchgehen?

    Nicht nur der Wille zur Macht sollte bei den Stadträten vorhanden sein, sondern auch der Verstand diese Möglichkeiten zu nutzen.

    Das liest sich hier jedesmal so wie, ups was haben die da wieder gemacht? Wer lässt sie denn so einen schlechten Weg machen? Wer lässt es zu, dass Tag für Tag mit neuem, frischen Geld so eine schlechte Planung auch umgesetzt wird?

    Wer duldet solch einen Murks und wer stellt sich dagegen? Marc S.

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  6. Die Entscheidungen treffen nicht die Ämtzer, sondern die Mehrheiten im Gemeinderrat, und der ist über all die vielen letzten Jahre für das Flickwerk verantwortlich. Erst in der letzten Gemeindratswahl haben sich die Mehrheitsverhältnisse so verändert, dass man für eine Radinfrastruktur, die ihren Namen verdient auch mit einer Mehrheit rechnen kann. Da ist aber noch nichts geplant, das fängt alles erst an. Was die Baustellen betrifft, also beispielsweise so Konstruktion wie die oben beschriebene, finden Gespräche mit dem zuständigen Amt statt, aber die konkrete Genehmigung dieser vielen, sehr vielen einzelnen Baustellen machen die Mitarbeiter/innen der Ämter selber, dafür sind sie da. Und ja, es hakt an vielen Ecken und Enden. Mein Blog dient übrigens dazu, zusammen mit den Radfahrenden, Themen sowohl in die Radlergemeinde als auch in die Verwaltung zu spiegeln. Ein wichtiges Element ist immer auch, Öffentlichkeit für Themen herzustellen, damit sie breit diskutiert werden können.

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  7. Kalle muss leider bestätigen, dass hier vor allem frühmorgens aber auch in der Rush-hour oft Autos entgegen der Einbahnstraße fahren und auf dem Gehweg rumfahren. Mit zum Teil gefährlichen Situationen. Ich frage mich schon, warum nicht regelmäßig kontrolliert und konsequent bestraft wird. Die monatlichen Personalkosten hätte der Stelleninhaber innerhalb weniger Tage reingearbeitet. Es kann doch auch keine Lösung sein, jedes Schlupfloch zu verbarrikadieren. An den Bärenseen sind in den frühen Morgenstunden Motorradfahrer unterwegs. Und an engen Stellen wird man ständig mit 20 cm Abstand überholt. Es macht definitiv keinen Spaß mehr .... Ich fahre seit über 25 Jahren in Stuttgart mit dem Rad. Im Sommer, im Winter, bei Regen. Trotz aller Fortschritte bezüglich der Radinfrastruktur ist das Radfahren immer unattraktiver geworden, weil der Autoverkehr überproportional angestiegen ist. Wieso bauen wir keine Städte für Menschen, für Kinder und für das Leben miteinander?

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  8. Die komische Fußgängerzone in der Breitscheidstrasse ist mal wieder eine klassische Sparlösung. Die ganzen Markierungen auf der (Ex-)Fahrbahn stammen noch aus der Zeit vor dem AOK-Neubau. Die einzigen neuen Elemente sind die Absperrungen auf der einen, das Radwegschild mitten im Weg auf der anderen Seite sowie die Abdeckung über dem Parkplatzschild am Seitenstreifen. Das Radwegschild wurde übrigens heute wieder aufgerichtet. Mal schauen, wie lang es diesmal hält. Letztes Mal war es nach ein oder zwei Tagen wieder schief.

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  9. daimler muss tausenden kündigen, weil seit jahrzehnten falsche ziele verfolgt werden.

    wer, wenn nicht die stadt stuttgart, soll mit verbindlichen vorgaben ans autonome fahren dafür sorgen, dass unsere arbeitsplätze sicher bleiben?
    (und ganz nebenbei derart unsinnige stadtmöblierungen überflüssig machen, weil sich die neuen, klugen kfz gar nicht mehr in solche situationen bewegen lasden)

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  10. Zum Thema "umgefahrenes Schild": Ich versuche bei derartigen Mängeln anschließend dran zu denken, dass per Internet (Störungsmeldung der betreffenden Kommune) zu melden - auch wenn ich manchmal mich erst ewig durch ganze Seiten durchklicken muss. Normalerweise führt dies dann auch zu einer (Re-)Aktion. Blöd ist dann immer, wenn die Mängel an belebten Stellen so offensichtlich sind und sich jedeR drauf verlässt, dass das doch sicher schon irgendjemand gemeldet hat...

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  11. Eine "Gelbe Karte" beim Beschwerdemanagement kann man auch unkompliziert per E-Mail absetzen. Ohne App, ohne unübersichtliche Website. Meine Erfahrungen mit Störungsmeldungen sind allerdings durchwachsen. Es hilft möglicherweise bei der Priorisierung, wenn nicht nicht "nur Radfahrer" betroffen sind. Meine Erfahrungen mit der Bearbeitungsdauer sind jedenfalls durchwachsen. Das sind auch schon mal Monate bis zur ersten Rückmeldung.

    gelbe.karten@stuttgart.de

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