Auf den Gehwegen gibt es für Fußgänger:innen nur selten genug Patz, um mit anderthalb Metern Abstand aneinander vorbei zu kommen.
Da können wir doch nicht einfach achselzuckend zugucken. Wir müssen in der Stadt Platz schaffen, für Fußgänger:innen und für Radfahrende. Radfahrende brauchen eigene breite und sichere Spuren auf den Fahrbahnen. Fußgänger:innen kriegen den Gehweg für sich alleine.
Ich weiche, wenn ich zu Fuß gehe, derzeit ständig auf die Fahrbahn aus, weil man mit 1,5 Metern Abstand nicht aneinander vorbei kommt. Und dann hupt mich ein Autofahrer an. Die Polizei fährt an mir vorbei. Eigentlich müsste sie nhalten und mir erklären, dass ich auf der Fahrbahn nicht gehen darf. Tut sie aber nicht. Sonst müsste sie den Leuten auf dem Gehweg nämlich auch erklären, dass sie sich nicht so zusammeballen dürfen. Und den Mopedbesitzern, dass sie ihre Mopeds nicht auf dem Gehweg abstellen dürfen. Und den Autofahrenden, dass sie nicht auf dem Gehweg parken dürfen.
Und wenn ich dieser Tage mit dem Fahrrad fahre, kommen mir von allen Seiten und auf allen Straßen Fahrräder entgegen. Niemals habe ich so viele Menschen Fahrrad fahren gesehen wie derzeit, unter der Woche und vor allem am Wochenende. Die jungen Sportlichen geistern über leere Riesenkreuzungen, die Ängstlicheren drängeln sich besorgt auf Gehwegen. Sie finden die Radrouten nicht, wie wir erfahrenen Stuttgartradler:innen kennen. Sie suchen, beratschlagen, irren herum. Und die Autofgahrenden haben derzeit leere Straßen, auf denen sie schnell fahren. Wir haben sehr sehr viel Straße, die wir ausschließlich für Autos vorhalten. Und nur ganz wenig Raum für alle anderen. Das passt nicht mehr zusammen.
Nie war deutlicher, dass wir zu wenig Platz für Fußgänger:innen und Radfahrende haben, aber viel zu viel Platz für Autos.
Gerade jetzt, wo mehr den je zu Fuß und wo sensationell viele mit dem Fahrrad überall unterwegs sind, wirkt es grotesk, wie viele vier- bis sechspurige Autostraßen wir haben, die die meiste Zeit des Tages gar nicht genutzt werden.
Viele steigen aufs Fahrrad, weil sie nicht mit den Öffentlichen fahren wollen. Viele Radfahrende nutzen jetzt die leeren Fahrbahn. Allerdings sind die Autofahrenden nicht netter geworden. Und vor allem leider schneller, weil die Straßen so frei sind. Viele andere, die neu in der Stadt mit dem Fahrrad unterwegs sind, suchen nach Radwegen und Radstreifen, finden aber keine. Sie kennen die ausgeklügelten Routen nicht, die wir nehmen. Etliche - gern im Familienverband - nehmen dann den Gehweg.
Es steht zu viel herum auf unseren Gehwegen.
Ein schmaler Fußweg wird zusätzlich schmaler wegen eines Aufstellers. Auf der anderen Seite steht ein Parkscheinautomat. Ein Auto parkt halb auf dem Gehweg (oder auch ganz). E-Scooter stehen herum. Tische, Stühle, Bänke. Leute warten in Schlangen mit anderthalb Metern Abstand vor Läden. Dieses Zeug muss alles weg: die Motorrräder, Aufsteller, Tische, Schildermasten ...
Wir müssen unsere Stadt jetzt fahrradfreundlichder machen. Auch zum Schutgz der Fußgänger:innen. Räder müssen auf die Fahrbahn. Und dort brauchen Radfahrende sichere und schöne Radwege, auf denen Familien mit Kindern ohne Angst radeln können. Der Autoverkehr muss jetzt Raum hergeben. Ja klar, wie können die StVO nicht außer Kraft setzen und die dient leider vor allem der flüssigen Abwicklung des Autoverkehrs. Das Gesundheistschutz gesetz sieht leider nicht vor, dass Menschen zu Fuß und auf Fahrrädern vorrübergehend Vorrang vor Autofahrenden bekommen.Aber die StVO verfolgt auch einen Sicherheitsgedanken: Nur deshalb gibt es Radwege. Sie müssen überall dort sein, wo Radfahrenden Gefahr droht.
Auf Stuttgarter Straßen, wo derzeit schneller gefahren wird, weil sie leerer sind, müssen Radfahrende mit ihrem langsameren Tempo geschützt werden. Sie brauchen eigene Radspuren. Und die müssen wir jetzt einrichten. Denn jetzt haben wir den schnell zunehmenden Radverkehr. In Berlin-Kreuzberg gibt es schon einige rasch eingerichtete Radspuren. Die haben allerdings die rechtlichen Voraussetzungen dafür, die wir in Stuttgart nicht haben.
Ich wünsche mir aber sehr, dass unsere Stadtverwaltung einen Weg findet, damit wir für den langen Corona-Sommer, wo niemand ins Ausland reisen kann, unsere Straßen rad- und fußgängertauglich machen können.
Am 28.4. tritt tritt die neue StVO in Kraft.Lange keine niederländische Verhältnisse bzgl Falschparken, aber es wird besser. Ich bin extrem gespannt auf die Punkte. Wird es die geben bei welcher"Gefährdung"? Wird das durchgesetzt? Wie stellen die den Fahrer fest oder hagelt es Fahrtenbücher? Ändert die Polizei ihre Einstellung und kontrolliert wenigstens Parken auf Radwegen und verweist nicht wie oft auf das Ordnungsamt? Der Zustand auf Gehwegen und Radwegen nervt, aber mit Drittanzeigen kann man sich hier und da Luft verschaffen.
AntwortenLöschenÄhnliches Bild in Münster: viele Gehwege nahezu dicht, oft keinerlei Chance die 1,5 Meter Abstand einzuhalten.
AntwortenLöschenSinnvoll wäre: Aufhebung aller Benutzungspflichten, T30 als engmaschig und unangekündigt kontrollierte stadtweite Maximalgeschwindigkeit. Dazu T50 auf den Landstrassen, Gehwegbreiteneinschränkung als Verstoss gegen Corona Auflagen ahnden ...
Kein Heilmittel für alle anstehenden Mobilitätsprobleme, könnte ggf. auch stellenweise für Probleme beim ÖPNV Fahrplan sorgen, aber immerhin ursachenbezogene Umstrukturierung, die das Potential hat einen kleinen Beitrag in Richtung einer ökologischen Mobilitätswende zu weisen.
Selbst in der deutschen Fahrradweghauptstadt haben sich die traditionell radwegfixierten 'Grünen' bewegt und unterstützen jetzt Forderung der Umwelt- und Fahrradbewegung nach Aufhebung der Benutzungspflichten.
Bei den massiven Anstiegen des Autoverkehrs in und um Münster war allerdings selbst für ausgemachte Radwegfans nicht mehr zu übersehen, dass mit der Radwegbau-'Lösung' des 20.Jhd. das Wachstum des Autoverkehrs nicht eingedämmt werden kann, sondern sich nach und nach zu guten Teilen ein gegenteiliger Effekt im Gesamtverkehr herausgestellt hat.
Bestätigt übrigens auch durch verkehrswiss. Studie der TU-Dortmund.
Evtl. sollten sich andere Städte überlegen aus dem Autowachstum rund um die Radwegestädte in NL oder Münster zu lernen und, statt nur auf die alten Separationskonzepte zu setzen, lieber ernsthaft eine echte Verkehrswende angehen, also ursachenbezogen den Autoverkehr sukzessiv in Tempo und Anzahl beschränken.
Natürlich müssen begleitend die vielfältigen Vorteile kommuniziert werden.
Alfons Krückmann
Link vergessen:
Löschenhttps://www.grüne-münster.de/2020/gruene-fuer-dauerhafte-verbesserungen-fuer-den-radverkehr-aufhebung-der-radwegebenutzungspflicht/
Die Zielsetzung von 50% Radanteil ist natürlich kompletter Uninn und geht strikt am Problem vorbei, aber vielleicht lernen sie das ja auch noch irgendwann ...
Die Polizei hat den Gemeinderat 2016? oder früher mitgeteilt, dass sie für Falschparker nicht mehr zuständig ist. Alleine das Ordnungsamt ist für die Durchsetzung zuständig. Wer kennt denn die Nummer von Ordnungsamt wo man Falschparker melden kann? Keiner. Warum? Weil sie sonst der Arbeit nicht hinterher kommen würden. Mit Wegeheld geht das schneller und der Mitarbeiter muss nicht mal auf die Straße zum Falschparker suchen sondern er bekommt die Meldungen direkt. Das Knöllchen kostet dann lächerlich wenig. Das Parkhaus kostet mehr. Stuttgart hat es ja selbst in der Hand wie hier kontrolliert wird. Warum so zögerlich?
AntwortenLöschenAuch hier gilt, nicht gegen Autofahrer sondern gegen rücksichtslose Autofahrer. All den Rasern, Falschparkern, Fußgängeranhuper, Busspurparker, Behindertenparkplatzparker, nur mal eben um die Ecke Läufer. All die Ausreden weil wenn man richtig parken würde, das Auto eben nicht das "schnellste" Verkehrsmittel ist. Wieviel Fläche verschwenden wir jeder mal, bei jeder Planung an Stehzeuge? Wer zahlt das alles?
Na, ab heute wird das Falschparken (auf Gehwegen und Radwegen) deutlich teurer. Und auf Schutzstreifen darf auch keiner mehr halten. Da lohnt sich das für die Polizei schon eher, oder sagen wir besser: Die höhere Buße macht das Vergehen deutlicher zum Vergehen, das auch geahndet werden muss. Aber eigentlich geht es nicht um die Falschparker, sondern mehr um den ganzen Müll, der auf Gehwegen herumsteht, während Autos samt Parkpur überall mindestens vierspurige Straßen zur Verfügung haben. Das muss sich ändern.
LöschenAnonym schreibt: "Die Polizei hat den Gemeinderat 2016? oder früher mitgeteilt, dass sie für Falschparker nicht mehr zuständig ist. Alleine das Ordnungsamt ist für die Durchsetzung zuständig."
AntwortenLöschenEntbindet das die Polizei denn tatsächlich von Ihrem Pflichten gemäß irgendwelchen Polizeiverordnungen?
In dem Moment, in dem ich einen Polizisten (m/w/d) auf einen 'Umstand' hinweise, ist er:sie nach meinem Erachten eigentlich handlungspflichtig, egal welche Vereinbarung zwischen Regierungspräsidium und Stadt getroffen wurde.
Aber die Stuttgarter Polizei hält Ihre Bürger ja auch für strunzdumm. So wollte mir einer mal erklären, dass auch Sonntags die "Nachtruhe" erst um 22 Uhr beginnt *augenroll*
Ein öffentlicher Aufruf an alle Radfahrer hier: Auch ich werde jetzt rigoros Parker auf Schutzstreifen zur Anzeige bringen. Z.B. auf der HRR1 in Richtung Fellbach, stehen täglich bis zu 8 Fahrzeuge gleichzeitig. Das geht natürlich so nicht mehr!
AntwortenLöschenBei irgendwelchen beratungsresistenten PS-Prolls mit ihren Panzern, ist die Sachlage klar. Aber was die Paketdienste angeht: Jetzt alles beim Fahrer abzuladen, wäre komplett falsch. Die müssen das aus eigener Tasche bezahlen. Und das ist unfair. Oft ist einfach kein Platz da und auflösen können sie sich nicht. Schließlich wollen wir ja auch, alle unsere Pakete bekommen.
Daher in der Anzeige den Niederlassungsleiter des Carriers (DHL & Co.) zumindest namentlich aufführen bzw. einbauen- sonst wird alles jetzt beim Fahrer abgeladen und der Konzern ist fein raus....
Nur so als Anregung....Ulli
Bei Lieferdiensten bin ich geneigt die Behinderung zu akzeptieren, bzw nicht mal an eine Anzeige zu denken. Sehr selten stehen die so blöd da, dass ich gar nicht (auch nicht sehr langsam über einen Fußweg) vorbei komme. D.h meine Behinderung ist geringer als deren Mehraufwand. Da sehe ich die Verantwortung bei den Planern, sowohl im öffentlichen Raum als auch auf dem Grund der zu den jeweiligen Gebäuden gehört braucht es Kurzpark-/ Lieferzonen.
LöschenViel schlimmer finde ich die "mal kurz zum Bäcker" Menschen, denn die könnten für das einmalige Ereignis auf ihrem Weg auch 2minuten investieren um ordentlich zu stehen.