6. Juli 2020

Radfahrer stürzt über Eckengeländer

Blogleser Hermann hat im Schlossgarten einen Fahrradunfall beobachtet und mir geschrieben. Er geschah an der 90-Grad-Kurve zur Platanenallee.


Am Montag, den 29. Juni gegen 18:15 Uhr fuhr, seiner Beobchtung zufolge, ein Radler, der aus der Platanenalle kam, in angepasstem Tempo um die Ecke. Er kam dabei auf dem gemischten Pflaster ins Rutschen, steuerte nach links gegen und prallte deshalb gegen die niedrige Eisenbarriere. Er flog kopfüber vom Fahrrad und wurde, dem Augenzeugen zufolge, mit einer stark blutenden Kopfwunde und einem Verdacht auf Schlüsselbeinbruch ins Krankenhaus gebracht.

Dies ist ganz offensichtlich eine gefährliche Radfinfrastruktur, die kleine Fehler nicht verzeiht.
Der Augenzeuge fand, dass der Radler in völlig normaler Geschwindigkeit unterwegs war, also nicht irgendwie schnell, sondern gemäßigt. Das Pflaster war aber selbst für eine gemäßigte Geschwindigkeit zu rutschig. Und diese Hindernisse, die verhindern sollen, dass Fußgänger:innen und Radfahrende über die Grünfläche abkürzen, führten zum Sturz zu den Verletzungen.

Das ist schlecht. 90-Grad-Kurven sind für Radfahrende seh schon extrem unfreundlich. Un auch diese Ecke hindert zum Beispiel mich daran, die Platanenallee zu radeln. Man kommt komplett aus der Fahrt, es ist eng, es gibt kein Licht nachts, und da sind diese Eisengeländer. Deshalb habe ich auch immer geschrieben, dass dieser Weg als Hauptradroute ungeignet ist (auch weil nachts unbeleuchtet, weil er Schmuckpflasterquerrinnen hat und weil dort eben auch Fußgänger:innen gehen, die man niemals davon abhalten können wird, dort zu gehen, wenn man dies als reinen Radweg ausweisen würde.)

Der Schlossgarten untersteht übrigens der Landesverwaltung, nicht der Stadt Stuttgart. Und er muss vielen Ansprüchen gerecht werden. Für die Mengen an Radfahrenden, die jetzt dort auf der Hauptradroute 1 unterwegs sind, ist er nicht ausgelegt, eine Trennung von Spaziergänger:innen und Radfahrenden ist nicht möglich (oder nur theoretisch, praktisch aber nicht, weil Fußgänger überall gehen und Radfahrende auch überall fahren, wo dies die jeweils kürzere Verbindung ist). Deshalb schlage ich ja auch für Berufsradpenlder:innen eine neue Parallelstrecke über die Cannstratter Straße und Reizensteinstraße vor oder über die Neckarstraße. Denn in diesem Sommer wird es hier katastrophal eng werden für alle.

Dennoch halte ich es für nötig, dass sich das Land für diese 90-Grad-Kurve eine besser mit dem Fahrrad zu fahrende Kurvengestaltung überlegt. Radstrecken dürfen nicht durch Pflaster und Seitenbegrenzungen gefährlich werden. Im Gegenteil, sie müssen so entschärft werden wie man das für Autofahrbahnen macht.

Dem verletzten Radfahrer wünschen wir gute Besserung und eine vollständige Genesung.


23 Kommentare:

  1. Ein Radfahrer, der nach Fußgänger-Aussage mit "angepasster" Geschwindigkeit unterwegs war, muss richtig langsam gewesen sein. Fußgänger unterschätzen das Tempo von Radfahrern typischerweise massiv.

    Du argumentierst, eine Trennung von Spaziergänger:innen und Radfahrenden sei nicht möglich, weil sich niemand an die Verkehrsregeln halten würde.

    Ich halte diese Argumentation - ehrlich gesagt - für unsinnig.

    Auf Autobahnen laufen auch gelegentlich Fußgänger herum und es fahren Radfahrer. Deshalb wird doch aber nicht in Frage gestellt, dass auf Autobahnen mit erlaubter Geschwindigkeit von über 130km/h Fußgänger und Radfahrer verboten sind.

    Auf einer Hauptroute des Radverkehrs, die für 34km/h schnelle Radfahrer geplant werden muss, können Fußgänger nicht zugelassen werden.

    Außerdem "Security by Numbers": die Verkehrsteilnehmer gewöhnen sich durchaus an die Trennung. Ein paar Unaufmerksame und ein paar absichtiliche Übertretungen werden sich natürlich nie ganz vermeiden lassen.

    Wenn Du an dieser Argumentation festhältst, dann sei bitte konsequent:

    Fordere die Umwandlung der Hauptstätter Straße in Shared Space und die Beschilderung aller Kreuzungen in Stuttgart in verkehrsberuhigte Bereiche!

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    1. Ich fürchte, du irrst dich, Holger. Ich habe nicht geschrieben, dass ein Fußgänger den Unfall beobachtet hat. Und üblicherweise bezeichne ich auc hdeine Beiträge nicht als "unsinnig". Solche Pauschalurteile sind nicht hilfreich beim Nachdenken. Der Schlossgarten ist ein wichtiges Refugium der Fußgänger:innen. Schon am abseits gelegenen Radweg vom Neckartor stadtauswärts sieht man, dass viele Fußgänger:innen das Schild Radweg nicht sehen. Als am Landtag der provisorische Radweg eingerichtet war, auf dem keine fußgänger:innen gehen durften, spazierte das Opernpublikum und viele, viele andere dort entlang, es gab Gebimmel und Geschrei vonseiten der Radfahrenden. Es herrschte ein aggressives Konfliktlima mit erschrockenen Fußgänger:innen und verärgerten Radler:innen, und das über Jahre. Eine Gewöhnung trat nicht ein. Auch auf dem Ferdinand-Leitner-Steg kann man gut beobachten, wie schwer es Fußgänger:innen fällt, Radwegschidler als Verbot für sie zu verstehen, wenn sie den Radweg als Abkürzung ihres eigenen Weges sehen. Du hast zwar Recht, dass die Missachtung einer Regel eigentlich nicht als Grund angesehen werden darf, sie (an bestimmten Stellen) nicht einzuführen. Andererseits muss man auchc Konflikte nicht heraufbeschwören, indem man etwas macht, was sehr vielen nicht einleuchtet. Radwege auf Routen von Fußgäner:innen (und im Schlossgarten sind dies fast alle Wege) erzeugen ein Territorialverhalten bei Radfahrenden, die sich ohnehin benachteiligt fühlen und zornig sind, dass Fußgänger:innen ihre Radwege genausowenig respektieren wir Autofahrende.

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    2. Stimmt, der Augenzeuge war offensichtlich Blogleser Hermann und somit vermutlich ein Radfahrer. Da war ich vorschnell.

      Ich habe nicht geschrieben "das IST unsinnig". Ich habe stattdessen eine "Ich-Aussage" gemacht: Ich HALTE ES für unsinnig. Das ist ein subtiler Unterschied - aber eben nur subtil. Es war also keine gut gewählte Formulierung von mir, weil Dir als Schriftstellerin die sprachliche Feinheit aufgefallen sein wird, aber nicht jedem Leser des Blogs.

      Das als "Pauschalurteil" zu bezeichnen, empfinde ICH wiederum nicht als hilfreich. Ich habe meine Argumentation klar und ausführlich begründet, rege Nachdenken an und stelle mich einer sachlichen Diskussion und Abwägung der einzelnen Argumente.

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    3. Zur Sache:

      Der Schloßgarten ist aber NICHT NUR Refugium für Fußgänger. Die Behörden haben eben auch die Hauptradroute 1 und eine überregionale Radverkehrs-Hauptverbindung im Alltagsradnetz von Baden-Württemberg in den Schloßgarten gelegt.

      Ich wünsche mir, dass das gleichberechtigt mit allen anderen Ansprüchen an den Verkehr zwischen Hauptbahnhof und Neckar berücksichtigt wird und würde mich freuen, wenn Du diesen Wunsch nicht hintenan stellst. Objektiv gesehen SIND die Radfahrer benachteiligt.

      Diese zwei Aufgaben des Schlossgartens können nur durch irgendeine Form von Trennung der Verkehrsströme vernünftig und regelkonform implementiert werden. Anders geht das nicht, wenn ich die Vorschriften nicht völlig falsch interpretiere.

      Den provisorischen Radweg am Landtag war von der Anmutung und Ausgestaltung nicht als Hauptradroute zu erkennen (zu schmal, Schotterbelag, keine Fahrradsymbole auf dem Boden, keine Einfärbung). Ich denke, der Radweg war somit irreführend wie ein nachrangiger Fußweg angelegt. Das hat die Wahrnehmung durch Verkehrsteilnehmer getrübt und Missverständnisse hervorgerufen.

      Eine Autobahn oder Kraftfahrstraße, die als Wirtschaftsweg ausgebaut ist, würde vermutlich genauso wenig respektiert werden, selbst wenn ein Autobahnschild an den Anfang gestellt wird. Das behaupte ich mal, obwohl ich kein Beispiel dafür kenne, dass bei Kfz-Verkehrsanlagen ein derartiger Unsinn praktiziert wird.

      Den Ferdinand-Leitner-Steg halte ich ebenfalls für kein aussagekräftiges Beispiel: Er ist leicht erkennbar nicht als Radverkehrsanlage geplant worden, sondern stellt ein (regelwidriges) Provisorium für den Radverkehr dar (immerhin Welten besser, als den Radverkehr unfallträchtig per Kreuzung abzuwickeln). Auch ist die ständig wechselnde Beschilderung am Steg vorsichtig gesagt fragwürdig und trägt nicht zur Klarheit bei. Mir ist klar, dass dem Ferdinand-Leitner-Steg ein Fahrrad-Steg für die HRR1 zur Seite gestellt werden muss.

      Das Teilstück am Planetarium wäre m.E. noch am besten als Maßstab geeignet oder die Radverkehrsführung auf der König-Karls-Brücke. Diese Streckenfragmente entsprechen zwar auch bei weitem auch noch nicht den Normen. Dort wird aber die Trennung zwischen Radverkehr und Fußverkehr von beiden Seiten auch ohne Polizeikontrollen schon relativ gut eingehalten und ein Gewöhnungseffekt ist eingetreten.

      Das kurze Stück Radweg im Schloßgarten, das am Neckartor beginnt, wird nach meiner Einschätzung im Gegenteil so gut respektiert, wie es ohne Kontrolle eben zu erwarten ist. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass
      a) die Bodenmarkierungen unvollständig sind (einer von zwei Richtungspfeilen fehlt, eine Mittellinie und Randmarkierungen wären nicht schlecht, eine Einfärbung würde es zusätzlich verbessern).
      b) im Kreuzungsbereich keine Radfahrer- und Fußgänger-Furtmarkierungen angebracht sind.
      c) die Sichtachsen nicht frei sind (ausgerechnet durch ein touristisches Schild direkt neben der Rad-Fahrbahn verursacht).

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    4. Ja, die Lollis sind hoch angebracht und viele Fußgänger starren permanent auf das Smartphone, was sie laut StVO leider auch im Mischverkehr noch dürfen. Andererseits sind die Blechschilder scharfkantig und ich bin daher froh, dass sie i.d.R. über Kopfhöhe angebracht sind. Die Stadt experimentiert ja mit der Aufstellung in Scheinwerfer-Höhe. Weißt Du, ob sich das Herunterversetzen der Lollis (jenseits vom Max-Eyth-See) positiv ausgewirkt hat (auch dort ein Zweirichtungsradweg, der ohne Beschilderung als solcher nicht zu erkennen wäre)?

      Radverkehrsanlagen pauschal als untauglich zu verteufeln und sich bei der Begründung auf Beispiele zu stützen, die regelwidrig angelegt wurden, bringt uns auf dem Weg zu einer tauglichen Infrastruktur nicht weiter. Nur eine taugliche Infrastruktur würde überproportionalen Radverkehr induzieren. Nur überproportionales Wachstum des Radverkehrsanteil am Modal Mix wäre ein Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. Das ist ausdrücklich meine persönliche Meinung. Du kannst das gerne anders sehen.

      Geschrei und Gebimmel sind dann die Folge, wenn sich alle Parteien zu Unrecht von anderen gestört fühlen. Ich bin sicher, eine Radinfrastruktur, die konsequent als solche ausgebaut und zu erkennen ist, wird auch besser respektiert, in dem Sinn, dass sie von Radfahrern genutzt wird statt verbotener "Alternativen", und dass sich andererseits Fußgänger davon fernhalten.

      Aggressionen sind da, das streite ich nicht ab. Sie sind eine Begleiterscheinung im Verteilungskampf um jeden Quadratmeter Verkehrsfläche. Es gibt nun mal auch Radfahrer, die das Radfahren als Alternative zum Autofahren für längere Strecken sehen und in einer Art Autofahrer-Modus unterwegs sind. Denen flanierende Fußgänger "unterzumischen" funktioniert genau so gut, wie flanierende Fußgänger auf eine Kraftverkehrsstraße zu leiten.

      Somit gibt es eben AUCH einen Konflikt zwischen Fußgängern und Radfahrern, der sich nicht wegdiskutieren lässt. Um es deutlich zu sagen: Ich finde es ausdrücklich nicht gut, wenn hier der Konflikt auf Fußgänger und Radfahrer reduziert wird, und der Flächen-gefräßige Kfz-Verkehr unbehelligt ausgeklammert wird. Ich finde es nicht gut, wenn wir geduldig und genügsam jahrelang auf kleinste Verbesserungen für den Radverkehr warten, weil die Behörden angeblich nicht scheller arbeiten können, und parallel zeigt sich, wie sie durchaus innerhalb weniger Monate der Straßenraum für wenige ÖPNV-Benutzer ummodeln können (Anspielung auf X1-Buslinie, möglicherweise auch ein wenig unfair von mir).

      Wenn wir Radfahrende von vorne herein zurückstecken und die Ansprüche aller anderen Verkehrsteilnehmer selbst wichtiger nehmen als die eigenen, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn wir auf Dauer zu kurz kommen.

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    5. Nein, Holger, ganz so einfach ist das nicht. Abgesehen davon, dass wir Fußgänger:innen auch nicht gleich pauschal dmit verunglimpfen müssen, dass wir behaupten, sie starrten nur auf ihr Handy. Das ist an den Konfliktstellen im Schlosspark meistens nicht der Fall. Sie sehen die Schilder, wissen aber gar nicht, dass das für sie dann ein Verbot ist, den Radweg zu benutzen. Wenn man es ihenn erklärt, sind viele sehr erstaunt. Und Ärger gibt es mit Fußgänger:innen immer nur dann, wenn man sie auf einen Fehler hinweist, sonst sind sie die nettesten Verkehrsteilnehmer:innen überhaupt. Sie machen uns sogar auf Gehwegen Platz, wo gar keine Radfahrer:innen fahren dürfen. Sie wollen aber auf ihren Fußwegen nicht noch zusätzlich eingeshränkt werden, sie haben ja eh schon nur sehr schmale und verwinkelte. Radwege in Parks müssen so angelegt werden, dass sie den Fußgänger:innen nicht als Abkürzung vorkommen. Sonst funktionieren sie nicht. Und Verkehrzeichen sollte kann man deshalb meist nicht niedriger anbringen, weil sich sonst Radfahrende und zu Fuß Gehene den Kopf anstopen würden. Welchen Weg du "jenseits des Max-Eyth-Sees" meinst, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass Bodenmarkierungen auch nicht viel helfen. Wir müssen anders denken, wenn wir Fahrräder durch Erholungsgebiete für Spaziergänger:innen leiten wollen. Deshalb meine ich ja, Fahrräder gehören nicht in Parks, sondern auf die Straße, vorausgesetzt, es gibt dort gute Radinfrastruktur. Auch wir Radfahrenden müssen lernen, auf langsame Fußgänger:innen Rücksicht zu nehmen, wir können nicht überall unsere optimale Reisegeschwindigkeit beanspruchen. Aber es gestaltet sich, wie wir alle wissen, extrem schwierig, dem Autoverkehr wirklich Fläche wegzunehmen. Das ist noch ein großer und langer Kampf, den wir kämpfen müssen. Und wir werden ihn oft verlieren.

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    6. Stimmt, du hst das anders formuiert. ich frage mich jedoch immer, warum es so enorm wichtig ist zu bewerten, was meistens eine Abwertung ist. So ein wort wie "unsinnig" erzeugt immer en "ach so, dann brauche ich ja gar nicht weiterzulesen, denn gerecht wird der Scheiber mir nicht." Es haut erst einmal alles klein. Die Argumente mögen dann gut uns sachlich sein, aber alles, was ich oder jemand anders gesagt oder geschrieben hat, ist damit pauschal entwertet. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man in kontroversen Diskussionen weiter kommt, wenn man das, was andere sagen oder schreiben positiv würdigt und wenn man das Ergebnis offen lässt, in dem man zeigt, dass man auch selber unrecht haben könnte und deshalb an einem Austausch der Erfahrungen und Ansichten und Fakten interessiert ist.

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    7. Vielleicht hat es damit zu tun, wie ich selbst mit Kritik und Bewertung meines Handelns umgehe. Mir ist natürlich klar, dass ich selbst auch dauernd Regeln verletze, prominent im Glashaus sitze und eben meine eigenen persönlichen Prioritäten habe, die nicht jede(r) teilt. Die sind nicht allgemeingültig. Ich denke zwar, ich fahre weit überdurchschnittlich umsichtig und regelkonform, dennoch dürfte es über ein Regelverstoß pro km sein.

      Ja, die Diskussionen unterwegs kenne ich, einschließlich der vielen positiven und der gelegentlichen negativen Reaktionen. Natürlich habe ich dabei auch manchmal falsch gelegen, z.B. weil ich ein Verkehrsschild übersehen habe.

      Positiv beispielsweise war ein Gespräch mit einer Erzieherin, die den Radweg mit ihrer Kindergartengruppe begehen wollte, und die ich darauf aufmerksam gemacht habe, dass das nicht gut ist.

      Zur Stelle am Max-Eyth-Seee: direkt am Neckar entlang (Neckartalradweg?) flussabwärts rechts, direkt hinter der Umlaufsperre an der Slipanlage. Dort werden Gehweg (links) und ziemlich schmaler unbeleuchteter Zweirichtungsradweg (rechts) getrennt, bis sie vor der Unterführung unter der Hofener Brücke wieder zusammengeführt werden.

      Eine Bewertung scheint mir da wichtig zu sein, wo sich aus der Argumentation direkt ableitet, ob für Behörden objektiver Handlungsdruck besteht, weil das Argument durch Fundstellen in einer Vorschrift gestützt wird, oder ob man lediglich Wünsche anmelden kann.
      Ich nehme einfach an, einer Behörde fällt es leichter zu agieren, wenn sie sich an eine Vorschrift für die Situation halten kann.

      Bzgl. Handynutzung: ich habe nicht "alle" geschrieben, sondern bewusst "viele". "Manche" wäre sicher besser gewesen. Es fallen eben nicht die Hunderte Leute auf, die alles richtig machen, sondern die paar Ausnahmen. Ganz schön schwierig, immer daran zu denken...

      Ich versuche, Deine Argumentationshilfen zu beherzigen. Sieh' es mir bitte nach, wenn es nicht immer gelingt.

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  2. Ich fahre die Strecke immer, aber vor der Kurve habe ich viel Respekt und fahre dort sehr vorsichtig und versuche bloß nicht auf den roten Steinen eine größere Schräglage einzugehen, da ist die rauere Pflasterung schon besser geeignet, die ich in der Kurve befahre. Bei Nässe sind die roten Steine schon fast wie Schmierseife.

    Aber diese Kurve sollte auf jeden Fall mal überdacht werden, am besten wäre wohl eine Abkürzung, die direkt zur Brücke hoch führt.

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  3. Oha, ich nehme da meist richtig Schwung mit rum, damit ich danach die Brücke zügig rauf komme. Vielleicht sollte ich meine Vorgehensweise überdenken. Gute Besserung an den Radfahrer.

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  4. Ich habe bei dieser Kurve auch schon oft die Kontrolle verloren und eine Freundin, die auch eher langsam fährt und weniger Erfahrung hat, ist dort mal gestürzt. Das ist also kein Einzelfall. Die Stelle ist echt gefährlich. Selbst wenn es trocken ist läuft man Gefahr in eine der Rillen zwischen den grauen Pflastersteinchen zu rutschen (man kann auf dem Bild erahnen wie schlecht die liegen). Das ist eigentlich für Radfahrer unzumutbar.

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  5. Das ist eine der gefährlichsten Stellen im Radwegenetz und ich bin erstaunt, dass es dort nicht täglich zu Unfällen kommt. Liegt vermutlich an der Souveränität der Radfahrer, die mit solchen Situationen groß werden.

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  6. Jörg
    ich hatte das Vergnügen bei einer Radforum Sitzung dabei zu sein wo Vertreter des Landes wegen dem Park da waren. Der Park wird als historisch angesehen, dass Bürger ihn betreten/befahren dürfen ist eine Gnade. Alle Anpassungen an die moderne/aktuelle Zeit sind Verbrechen am Denkmal, das es zu bewahren gilt. So kann man es überspitzt ausdrücken. Also die Kurve bleibt! Das Gitter schützt das historische Gras. Das bleibt. Das Pflaster bleibt. usw.
    Also fahrt die Kurve richtig. Das heißt fahrt einen runden Viertelskreis vom rechten Ausgang Reiterallee in den rechten Eingang (wo der Radfahrer mit Rucksack ist). Der Radius von diesem Kreis ist sehr groß, das paßt auch bei Nässe. Viele fahren so: kurzer Haken dann gerade und zum Schluß wieder einen Haken. So habe ich auch schon einen Radfahrer stürzen sehen. Das war so, auf der Reiterallee hing er in meinem Windschatten. Wie ich den Druck weit vor der Kurve rausnehme überhohlt er mich. Er fuhr die schlechte Linie und dann kam es wie es kommen mußte. Er meinte es sei alles in Ordnung. Blieb aber noch neben seinen Rad stehen als ich weiter fuhr.

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    1. Da war ich auch dabei. Ist jetzt aber doch schon etliche Jahre her. Danach wurde der Diagonalweg durch den unteren Schlossgarten gepflastert, und das Land legte auch noch mal vorübergehend diese Bodenmarkierungen an, die die Radfahrenden auf die Platananallee schickten. Nach heftigem Protest unsererseits und der Stadt wurden die wieder entfernt. Ändern kann sich immer was, aber Radfahrende haben es grundsätzlich schwer, dass für sie große Eingriffe ins Gelände realisiert werden, was für den Autoverkehr selbstverständlich ist.

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    2. Die Polizisten, die den Unfall aufgenommen haben, melden hoffentlich die objektiv bestehenden baulichen Mängel, die den Unfall möglicherweise mitverursacht haben. Dazu sind sie gemäß VwV-StVO verpflichtet, denn ein Unfall ist sicher eingeschlossen in der Formulierung "bei jeder sich bietenden Gelegenheit". Mängel verstehe ich in dem Sinn, dass die Mindeststandards für Radverkehrsanlagen gleich in mehrfacher Hinsicht nicht eingehalten wurden.

      1. (ERA 2010 Kapitel 11.2.3 Seite 83) Fehlende ortsfeste Beleuchtung
      2. (ERA 2010 Kapitel 10.2 Seite 75) Fehlende Trennung von Rad- und Fußverkehr (Verkehrsaufkommen zu hoch für gemeinsame Führung)
      3. (ERA 2010 Kapitel 11.1.2 Seite 76) Pflaster mit Fase und Kopfsteinpflaster sind ungeeigneter Bodenbelag für Radverkehrsanlagen
      4. (ERA 2010 Kapitel 3.6 Seite 27) nutzbare Wegbreite von 4,5m vor und nach der Kurve unterschritten
      5. (ERA 2010 Kapitel 11.1.10 Seite 80, RASt Kapitel 7.4.1 Seite 129) Gefährliche Einbauten im Sicherheitsstreifen, Freihalten des lichten Raums
      6. (ERA 2010 Kapitel 2.1 Seite 15) Kein griffiger Bodenbelag im Kurvenbereich
      7. (ERA 2010 Kapitel 1.2.4 Seite 10) Fahrgeschwindigkeit von bis zu 34km/h (ohne Zeitverluste an Knotenpunkten) kann nicht eingehalten werden
      8. (ERA 2010 Kapitel 2.2.2 Seite 17) Kurven-Mindestradius von 20-30m unterschritten (der Punkt ist hinfällig, wenn man in beiden Richtungen "außen herum" fahren muss, das also nicht wie einen Kreisverkehr benutzt)
      9. Möglicherweise ein Mangel: Unzulässig breite Fugen und Rillen, die Stürze verursachen. Nach meiner Erinnerung sind Rillen in Längrichtung oder in spitzem Winkel unzulässig, wenn ein Fahrradreifen hineinpasst, also ab ca. 2cm. Ich finde aber die Stelle zum Zitieren auf die Schnelle nicht. Weiß noch jemand, wo das steht?

      Christine, pass' bitte auf, dass eines bei Deinen Überlegungen zu Alternativstrecken für die HRR1 folgender Aspekt nicht unter die Räder kommt:

      Die kreuzungsfreie Führung des Radverkehrs (bezüglich Kfz-Verkehr) ermöglicht ein zügiges Vorankommen im Radverkehr und ist wesentlich ungefährlicher als jegliche Radverkehrsführung auf Kreuzungen und Kreisverkehren. In dieser Hinsicht darf es m.E. keinen Rückschritt geben: Entweder Shared Space für wirklich alle (unabhängig vom Verkehrsaufkommen, unabhängig von der Netzplanerischen Bedeutung der Route, unter konsequenter Missachtung der Verwaltungsvorschriften und Regelwerke) oder eine *richtig gemachte* Trennung der Verkehrsströme, bei der der Radverkehr gleichberechtigt zum Fuß- und Kfz-Verkehr geführt wird. D.h., bitte weiterhin über Brücken und Stege und nicht über eine Kreuzung mit der Gefährdung durch den Kfz-Verkehr.

      Der gestürzte Radfahrer könnte sich fragen, ob das Land Baden-Württemberg seiner Verkehrssicherungspflicht an dieser Stelle nicht nachgekommen ist und von ihm zivilrechtlich haftbar gemacht werden könnte. Eine offizielle Entschuldigung beim verletzten Radfahrer wäre evtl. angebracht mit dem Hinweis, dass Denkmalschutz und Ästhetik Vorrang vor dem Entschärfen dieser Unfallstelle haben.

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  7. Die Ecke scheint nicht ohne zu sein. Vielleicht solltet Ihr mal einen Aufruf starten, wer der noch alles gestürzt ist. Bei "Rad-Alleinunfällen" bekommt die Polizei nichts mit. Hier in Heidelberg gab es auch schonmal so einen Fall. Es gab einen schwer verletzten Radfahrer an einer "unkritischen" Stelle, so die Polizei. Nach einem Aufruf in der Zeitung haben sich 34! Radfahrer gemeldet, die an der Stele auch schon gestürzt sind, davon 4 mit ebenfalls schweren Verletzungen. Danach wurde die Stelle entschärft.
    Vielleicht helfen mehr Unfallopfer bei der Beseitigung der Ecke.
    Gruß
    Karin

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    1. Die Dunkelziffer ist tatsächlich ein Problem. Sie liegt vermutlich im Bereich eines Faktors von 10-100. Das legt auch eine Studie im Auftrag des GDV indirekt nahe, in der die Anzahl und Ursache von Fahrradunfälle erhoben wurde, die von den Ämtern gemeldet wurden im Vergleich zu ihren eigenen Zahlen auf Basis von Video-Beobachtungen.

      Bei Interesse, die Dunkelziffer zu minimieren, könnte sich die Stadt (bzw. hier das Land) nicht nur von der Polizei die Daten holen, sondern auch von den Krankenhäusern in der Region und von den Berufsgenossenschaften.

      Die Krankenhäuser protokollieren auch Unfälle mit Verletzten, die nicht der Polizei gemeldet wurden. Die Berufsgenossenschaften protokollieren alle Wegeunfälle mit Verletzungen von und zur Arbeit.

      Mit dieser komplettierten Datenlage könnte dann gemäß VwV-STVo die Untersuchung der Stellen eingeleitet werden, wo gehäuft Unfälle passieren. Was "häufig" ist, definieren die VwV-StVO:
      "Eine Unfallhäufung liegt in der Regel vor, wenn in einem Zeitraum von drei Jahren zwei oder mehr Unfälle mit Personenschaden, drei Unfälle mit schwerwiegendem oder fünf Unfälle mit geringfügigem Verkehrsverstoß geschehen sind."

      Warum sich die Stadt Stuttgart vor Jahren die Mühe gemacht hat, sich einen laxeren Schwellwert auszudenken und zu verordnen, weiß ich nicht. Die Antwort auf eine "Gelbe Karte"-Anfrage von mir ist evtl. veraltet, dass das Ordnungsamt erst bei mindestens 5 gleichartigen Unfällen pro Jahr an einer Stelle aktiv werden will.

      Weißt Du, Christine, oder ein Insider unter den Bloglesern genaueres über die Systematik und das Verfahren, mit dem die Stadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg Unfallschwerpunkte erkennt und entschärft?

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  8. Ich wage mal den Blick von außen. Vor zwei Jahren war ich zu Gast in Stuttgart. Anlass war ein Jedermann-Rennen im Rahmen eines Profi-Rennens.

    Morgens rolle ich mit einigen Gleichgesinnten durch den Schlosspark Richtung Start. Ein paar Fußgänger, ein paar Hunde. Alles friedlich, keine Konflikte.

    Kurz darauf rausche ich im Renntempo auf der B14 am Schlosspark in Richtung Cannstatt vorbei. Beeindruckend ist schon wie breit diese Fahrbahn ist, die exklusiv dem KFZ-Verkehr vorbehalten ist.

    Nach dem Rennen - mittlerweile ist es wohl schon 14 Uhr - muss ich wieder durch den Schlosspark. Diesmal sind wir noch zu zweit, die sich als Ortsunkundige durchkämpfen müssen. Auf der sogenannten HRR1 muss ich zweimal absteigen, weil Kampf-Füßler im Formationsflug als Familien- oder Freundesverband bewaffnet mit Kinderwägen und begleitet von freilaufenden Kleinkindern die HRR1 in voller Breite blockieren. Warum sieht man eigentlich vergleichbares Verhalten nicht auf der benachbarten B14?

    Ich habe damals die Situation nicht kommentiert, sondern habe lieber zu Trinkflasche und Essen gegriffen, um meinen Energiehaushalt wieder in die Reihe zu bringen.

    Quintessenz für mich aus dieser Beobachtung: Der Ansatz, Fuß- und Radverkehr durch den Schlosspark zu leiten, ist gescheitert. Und es gibt Alternativen. Die B14 ist überaus großzügig geplant. Und selbst wenn sie zeitweise für KFZ gesperrt ist, bricht der KFZ-Verkehr in Stuttgart nicht zusammen. Die HRR1 könnte über die B14 geleitet werden. Wie? Diese Frage geht an die Ortskundigen.

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  9. Die HRR1 als Fahrradhauptroute mit "eigentlicher" Fahrgeschwindigkeit über 34km/h ist per blauem Lolli quasi als shared space ohne Kfz-Verkehr ausgeschildert. Das bremst den schnelleren (Rad-)Verkehr aus. Für Fußgänger ist das ein Gehweg, den sie in voller Breite, in jeder Richtung und in jedem Tempo nutzen dürfen. Sie machen es, weil es ihr gutes Recht ist. Für Radfahrer gilt dagegen das Rechtsfahrgebot, Geschwindigkeitsbegrenzung und Rücksichtnahme gegenüber Fußgängern. Nebeneinanderfahren nur dann, wenn dadurch kein anderer Verkehrsteilnehmer (Fußgänger) behindert wird - die bekannten Einschränkungen eben, die man als untergeordneter Radfahrer in Kauf nehmen muss.

    Die B14 als Kfz-Hauptroute mit Fahrgeschwindigkeit von 40km/h oder 50km/h ist dagegen nicht als Shared Space ausgeschildert. Deshalb dürfen Fußgänger dort nicht die ganze Breite in Anspruch nehmen und den schnelleren Verkehr ausbremsen. In Teilen ist die B14 auch noch als Kraftfahrstraße ausgeschildert, also für Fahrräder, Pedelecs und S-Ebikes gesperrt.

    Das ist inkonsequent und zeigt den momentanen Zwischenstand des Anspruchs "Stuttgart wird auch Fahrradstadt".

    Möglicherweise steckt eine Strategie dahinter, sich den Kfz-Verkehr gerichtlich verbieten zu lassen, indem jahrelang keine deutlich wirksamen Maßnahmen ergriffen werden, um den Kfz-Verkehr in geordneten Bahnen zielstrebig und nachdrücklich einzuschränken, bis die Zielgröße am Modal Mix erreicht ist. (Nebenbei, die Fahrverbote regen mich als persönlich betroffenen Diesel-Fahrer tierisch auf!)

    Gescheitert ist der Ansatz m.E. noch nicht. Leicht provokativ gefragt: Kann man denn schon von einem "Ansatz" reden? Ich interpretiere die derzeitige Situation als einen vorläufigen provisorischen Versuch, die Radfahrer irgendwie nachrangig dazuzumischen, ohne sich einzugestehen, dass für ernsthaften Radverkehr jemand was abgeben muss. Das Provisorium war so lange erträglich, wie kaum ein Radfahrer unterwegs war (6000 Radfahrer an der Zählstelle, was ist das schon, wenn nebendran nach wie vor 80000 Autos fahren).

    Jetzt, wo der Radfahreranteil zaghaft steigt, nehmen die von Dir geschilderten Konflikte erwartungsgemäß zu und es wird offensichtlich, dass es so nicht weitergeht. Wir Laien sind davon überrascht. Die zuständigen Verkehrsplaner haben das als Profis natürlich schon vor Jahren kommen sehen.

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  10. Interessant, wieviel Fachwissen und Kenntnis der Gegebenheiten sich hier versammelt.
    Quintessenz des Ganzen? Es interessiert außer den hier Versammelten keine Sau.

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  11. Wenn Christine davon was aufgreift und in den Gemeinderat trägt,
    wenn die Zühlkes Anregungen in den ADFC mitnehmen und beim Bohren dicker Bretter nutzen,
    wenn Jörg Ideen für das Radforum entwickelt,
    wenn Thijs Rückenwind für den Radentscheid spürt,
    wenn der Zweirat ein Argument aufgreift,
    wenn Du, marmotte27, einen Verbesserungsvorschlag in eine Gelbe Karte einfließen lässt,
    wenn ein Zaungast aus den Behörden ins Grübeln kommt,

    vielleicht zeigt es dann doch ein bisschen Wirkung...

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  12. Obwohl ich an dieser Stelle immer sehr vorsichtig abbiege, hat es mir bei Nässe auch schon einmal das Rad weggezogen und ich konnte einen Sturz nur knapp verhinderrn. Die roten Pflastersteine sind extrem rutschig/gefährlich und ich verstehe nicht, warum der Belag auf der sog. "Radroute" nicht schon längst ersetzt wurde.
    Dem gestürzten Radfahrer wünsche ich eine rasche Genesung.

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  13. Bin an der Stelle schon Mal bei trockenem Wetter ins Schlittern gekommen und konnte das Rad mit knapper Not wieder stabilisieren (Reifenbreite 30 mm). Seither fahr ich so vorsichtig um die Ecke als wären Schienen verlegt.
    Gruß, Gerhard

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