9. August 2020

Die für Radfahrende riskantesten Stellen in Suttgart

Das Stadtistische Bundesamt hat den Unfallatlas 2019 veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass der Radweg Holzstraße für Radfahrende mit der unfallträchtigste Ort ist. 

Nur drei Stellen sind in Stuttgart rot markiert, was zwischen 4 und 15 Unfälle mit Radbeteiligung bedeutet: Das ist neben dem Radweg Holzstraße der Kreisverkehr Deckerstraße in Cannstatt und der Abschnitt am Rosensteinbunker/ Rosensteinbrücke/ Badstraße. Gelbe Abschnitte (2-3 Unfälle) sehen wir schon öfter.

Besonders viele sieht man in Ostheim. Hier fehlt die Radinfrastruktur fast komplett. Aber auch die Burgstallstraße und die Kaltentaler Abfahrt auf der HRR1 sind unfallträchtig, genauso wie der Wilhelmsplatz in Cannstatt. Auch die Jägerstraße (wo Baustelle ist) und die Hegelstraße sind für Radfahrende offenbar riskant, ganauso wie die Wolframstraße oder die Pragstraße.  Und auch die Tübinger Straße, die Fahrradstraße ist , ist zwischen Cottastraße und Silberburgstraße gelb markiert. Auch auf der Holgartenstraße in dem Abschnitt, wo noch die Autos herumkurven, gab es mindestens zwei Radfunfälle, die der Polizei bekannt wurden.

Mir fällt auf, dass besonders unfallträchtig die Strecken sind, wo viele Radfahrende unerwegs sind, was nicht verwunderlich ist, aber auch dort, wo wir auf Gehweg-Radwegen fahren. Auf der Herzogstraße hingegen, die wir immer für gefährlich halten, weil die einbiegenden Autofahrer:innen nicht de Spur halten, ist offenbar gar kein Unfall passiert. Auch im Schwabtunnel wurden keine Unfälle registiert, hingegen sind mindestens zwei auf der Hasenbergstraße zwischen Hohenzollernstraße und Hohentwielstraße passiert.

Die rot markierten Stellen geben allerdings zu denken: Am

Der Radweg Holzstraße war von Anfang an in unserrer Kritik. Er ist schmal und er wird von der Tiefgarageneinfahrt und zwei weiteren Zufahrten ins Dorotheenviertel gekreuzt. Er stellt den typischen Radweg dar, der gefährlich ist, weil Autofahrende ihn kreuzen, ohne dabei Radfahrende zu sehen. Wir haben in Stuttgart nur knapp 10 km solche Radwege, was vermutlich ein Segen ist. (In Berlin beklagt man bereits den zehnten durch abbiegende Autos getöteten Radfahrer.)  

Am Rosensteinbunker herrscht eh Gedränge, und die parallelen Fußgängerampeln zu den Radampeln verführen zu Falschfahrten, die riskant sind. 
 Der Kreisverkehr Deckerstraße gehört leider auch nicht zu den einfachsten für Autofahrende. Wo sie in Stress geraten, können viele nicht mehr auf Radfahrende achten.

Wer sich die Unfallverteilung in verschiedenen Aspekten anschauen möchte, kann diesen Link benutzen. Ich habe Unfälle mit Radbeteiligung selktiert, aber man kann auch nach anderen Unfällen suchen.

Übrigens hat auch die Zahl der Radfunfälle mit Verletzten zugenommen, so wie die Zahl der Radfahrenden auch. Wir sind noch weit entfernt von der kritischen Masse. Sie ist erreicht, wenn so viele Rafdahrende unterwegs sind, dass Autofahrende jederzeit mit ihnen rechnen. Dann sinkt die Zahl der Unfälle mit Autobeteiligung im Verhältnis zur Zahl der Radfahrenden wieder.

Und übrigens, in Helsinki (Finnland) und in Oslo (Norwegen) sind im vergangenen Jahr gar keine Radfahrende und Fußägnger:innen im Straßenverkehr von Autofahrenden getötet worden. Das berichtet das Luxemburger Wort. Wobei in Finnland das gilt, was bei uns in Stuttgart auch gilt: Tempo 30 in Wohngebieten  undvielfach Tempo 40 auf Hauptverkehrsstraßen. Ich vermute, dass hier wie in Oslo der entscheidend war, dass beide Städte viele Flächen für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen frei gemacht haben, also schlichtweg weniger Autos fahren.


14 Kommentare:

  1. Tja, da hat mich mein Bauchgefühl nicht getäuscht: Ich fahre seit Jahren niemals die Holzstraße, sondern bewusst und demonstrativ auf der Straße! Da kann OB Kuhn und VM Hermann noch soviel rote Spachtelfarbe auf den Boden schmieren- diese Strecke Holzstraße ist mir zu gefährlich und Unfälle vorprogrammiert. (Zudem liegen jede Menge Glasscherben rum) Sollte mich mal die Polizei deswegen anhalten und ein Ticket verpassen, freue ich mich schon auf die Gerichtsverhandlung. Notfalls gehe ich damit vor den VwGO. Es kann und wird nicht sein, das mich der Staat dazu 'amtlich nötigt', diesen gefährlichen VZ 241-Abschnitt zu benutzen.

    Noch ein Tipp: In Gegenrichtung fahre ich ebenfalls auf der Straße. Benutze dabei die Busspur auf Höhe Breuniger-Parkaus und auf Merdian-Hotel ist die rechte B14-Spur jetzt eine völlig entspannte 'quasi-Pop-up-Lane' bis zum Neckartor. Ich quäle mich nicht mehr durch den Schloßgarten. Bin schon gespannt, wann OB Kuhn Tiefbaumat & Straßenverkehrbehörde dies mit einem Schikane-Schild zu unterbinden versuchen wird.

    Jedem dem es zusagt: Zeigt mehr Präsenz auf der B14! Klaus Schwarz

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    1. Ich fnde ja, auf der B14 gibt es zu viele Ampeln. Und man steht recht lange, weil der Autverkehr da ja nicht sonderlich privilegiert geschaltet ist. Das stört mich eigentlich an der STrecke.

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    2. Vor Gericht sind bei Verstoß gegen das Fahrrad-Fahrbahnverbot ggf direkt mehrere Instanzen einzuplanen, was ggf. mit einigem zeitlich/finanziellen Aufwand verbunden ist.
      http://blog.gardemin.de/amtsgericht-kapituliert-und-spricht-radfahrer-schuldig/
      Autopolizei und Autojustiz egen sich halt mächtig ins Zeug, wenn es um die Verteidigung echter oder auch nur eingebildeter Privilegien der klimakillenden Blechkisten-Gesellschaft geht.
      Alfons Krückmann

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    3. Ich umfahre die Holzstraße ebenfalls, mich stört nachhaltig das hier ein EKZ auf der Hauptradroute errichtet wurde. Ich kaufe dort nichts und boykottiere seitdem auch das Bräuninger Haupthaus. Wird den Eigentümern egal sein, solange die Mehrheit so etwas duldet.

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  2. Achja, der Kreisel an der Deckert Straße. Wenn man da auf dem Rad-/Gehweg von oben kommt und auf der linken Seite in den Kreisel einfährt und dazu noch die Tunneleinfahrten hat, ist das Leben für Radfahrende und Fußgänger gleichermaßen gefährlich. Seit ich da entlang zur Arbeit fahre denke ich mir, was in Leuten vorgeht die sowas planen.

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  3. Ich muss die Autofahrer an der Holzstr mal ein bisschen in Schutz nehmen. Ich bin gestern selbst mit dem Auto in die Tiefgarage beim DoQu gefahren. Wenn man rechts in die Einfahrt zur TG abbiegt versperrt ein Baum und die Bushaltestelle die Sicht auf die Radfahrer welche von rechts kommen. So wie es ist, ist es sehr schlecht geplant und umgesetzt. Kein Wunder, dass es hier so oft zu Konflikten kommmt.

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    1. Das mit dem Baum stimmt, ich sehe als Radlerin immer schon den Kühler des Autos und überlege mir, ob der Fahrer mich sieht. Ich schätze, du hast dich im Auto vorgetastet, bis du Einblick hattest. Wie weit vor muss man denn da mit dem Auto fahren?

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    2. Wie weit? Weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr. Müsste ich nochmals ausprobieren. Ich erinere mich aber, sehr langsam und vorsichtig mich da reingetastet zu haben. War kein gutes Gefühl, keinen guten Blick auf den von rechts (links ist ok) Radverkehr zu haben. Es ist nicht nur der Baum, auch das Wartehäuschen der SSB erschwert den Blick.

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  4. Unfallträchtige Markierungen in der Reinsburgstr....schon im Okt. 2019 wurde dankenswerterweise in diesem Forum vor den missverständlichen Markierungen hinter den parkenden Autos in der Reinsburgstr. gewarnt. Ich hoffe, liebe Christiane, du erinnerst dich noch was ich meine.
    Diese Unfallfalle – gemeint ist, dass man diese Markierung hinter den parkenden Autos als Fahrstreifen verstehen kann. Diese Unfallgefahr könnte man mit einigen Eimern schwarzer Farbe in kurzer Zeit ohne viel Aufwand korrigieren.
    Meine Frage: Wieso wird das von behördlicher Seite nicht ernst genommen, bzw. wurde das nicht längst korrigiert??? Wurden die Behörden darüber überhaupt informiert? Wenn ja von wem?
    Ich würde gerne verstehen, was sich die Behörden beim Anbringen dieser Markierung beabsichtigt hatten.

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  5. "Wo sie in Stress geraten, können viele nicht mehr auf Radfahrende achten."
    Und das darf es einfach nicht geben.
    Eine (Rad)verkehrsinfrastruktur, wo menschliche Fehler quasi zwangsläufig zu schweren Unfällen mit verletzlichen Verkehrsteilnehmern fühten, hat den Namen nicht verdient.

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  6. Das ist der Grund, warum ich nicht begeistert von Kreisverkehren bin, und warum ich Radwege (auf Gehwegen) mit Tiefgarageneinfahrten und abbiegenden Autos auch nicht so gut finde. Auch wenn wir in Einzelfällen vielleicht Lösungen finden, wie machen wir es denn ganz generell? Worauf muss die Radpolitik setzen? Auf Radwege, auf Radstreifen, auf Brücken über Kreuzungen, also auf eine Exta-Infrastruktur für Radfahrende oder darauf, dass alle zwischen den Autos radeln (was halt leider viele nicht machen, die fahren dann gar nicht Fahrrad)? Ich persönlich halte viel von Temporeduzierung, allerdings, wo Autos nur 30 km/h fahren dürfen, dürfen Radler:innen auch nicht schneller fahren. Man muss also schon genau überlegen, waa man wo haben will. Einfach ist das nicht. Nach meiner Einschätzung haben wir derzeit zu viel Autoverkehr und es fahren zu viele mit dem Gefühl, möglichst schnell überall durchkommen zu müssen. Und sie achten zu wenig auf die Verkehrsregeln (Das tun allerdings Radfahrende auch nicht.)

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    1. Als eher flotter Radfahrer finde ich Tempo 40 auf ebenen Strecken recht angenehm, um halbwegs flüssig mit dem Verkehr mitzuschwimmen und dabei niemanden groß zu behindern. Bedeutet aber z.B. für die B14: Man muss schon die volle Strecke inkl. Unterführungen auf der Bundesstraße fahren – und erntet dafür viele schräge Blicke aus Auto-Gehäusen. Macht mir nichts, darf man (bis zum/ab dem Neckartor) und ist richtig flott. Aber als Radweg für alle von 8 bis 80 kann das kaum die Lösung sein. Es braucht eine baulich getrennte, sichere Streckenführung auf den goßen Durchgangsstrecken wie HRR1. Mit Ampeln, ja, aber auch mit bevorzugten Ampelschaltungen der HRR1 gegenüber Neben(Auto)Straßen.

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  7. das ist schon lustig: alle aufgeführten stellen, die ich kenne, wurden seit ich in stuttgart wohne neu gemacht, breuninger erst ganz frisch.
    alle in diesem zeitraum amtierenden verwaltungen gaben im jeweilgen bewerbungverfahren an, ganz viel für den radverkehr machen zu wollen.
    es ist einfach: sie können es halt nicht.

    wir brauchen lösungen.
    jetzt.

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  8. Das gleiche Problem haben wir leider in Paderborn und anderen Städten auch. Das Problem ist eher das die Stadt nicht wirklich für Verbesserungen Geld ausgeben will. Für alles andere ist doch immer Geld da nur für so was nicht. Aktuell mitEbikes flüssig im Verkehr mitfahren ist bei uns kaum noch möglich.Gruß aus Paderborn

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