Am Botnanger Sattel sind die Fahrbahn- und Radmarkierungen neu gemacht worden. Eine Sache ist besser, anderes ist nicht gut. Masten stehen uns im Weg
Der Radstreifen aus der Botnanger Straße geradeaus Richtung Botnang wurde entschärft. Hier wichen vorher Autofahrende den Linksabbiegern immer über den Radstreifen aus und lehrten Radfahrende das Fürchten. Jetzt gibt es eine Linksabbiegespur für Autos und die Busspur biegt gut markiert Richtung Kräherwald ab. Aus der Busspur heraus fahren Radler geradeaus weiter (nächstes Foto rechts oben in der Collage). Das ist besser als vorher.
Allerdings stehen uns hier Schilder- und Ampelmasten im Weg.
Für Radfahrende, die von der Radspur auf den Gehweg zum Zweirichtungsradweg nach Botnang geführt werden, steht zuerst ein Straßenneman-Mast (immerhin mit Reflektor) und dann der Ampelmast ziemlich direkt im Weg. (Blogleser Matthias hat mir ein Nachtfoto geschickt). Zwar ist die linke Seite des Gehwegs, also die entlang der Fahrbahn, für Fußgänger:innen und die rechte Seite für Radfahrende, aber dieses Aufteilungsschild steht erst hinter dem Ampelmast. Und ohnehin gehen Fußgänger:innen diesen Weg ungern am Bordstein zu den rasenden Autos, sie bevorzugen die grüne Seite des Gehwegs, sodass man mit dem Fahrrad oft auf den fahrbahnseitigen Streifen ausweicht.Wer von unten aus Botnang hochkommt, muss sich gut auskennen, falls er oder sie geradeaus weiter die Botnanger Straße in den Westen hinunter fahren will.
Dazu muss man nämlich vom linksseitigen Radweg die eine Fahrbahn kreuzen. Ein halb von Laub bedeckter gelber Pfeil auf dem Boden weist darauf hin. Ein weißer wäre vielleicht auch nicht besser sichtbar gewesen, aber er sähe wenigstens nicht wie Umleitung aus. Das bedeutet irgendwie da rüber, also an die Ampel. Und wieder steht der Mast im Weg. Drücker drücken und dann gaaaaaaanz lange, wirklich sehr lange warten. Sehr lange!
Wenn wir Grün kriegen, müssen wir eine neunzig-Grad-Kurve fahren und zwar auf einer engen Verkehrsinsel. Da werden alle mit Lastenfahrrädern und Anänger ziemlich genau zirkeln müssen.
Wir sehen uns dann einer Fahrradampel gegenüber, die am Mast hängt, der im Feld des Radstreifens steht. Man sollte auch das Verkehrzeichen beachten, das an dem Masten hängt, es ragt auf Kopfhöhe in unsere Fahrbahn hinein. Zwar werden wir wegen des Mastens nicht so weit rechts fahren, dass wir es streifen, aber der Mast samt hereinkragendem Schild nimmt dem Radstreifen ein Drittel Platz weg (ich habe eine rote Hilfslinie eingezeichnet). Blogleser Matthias schreibt mir: "Aus Botnang kommend Richtung Stadt kann man den Radweg nur mit einer gespaltenen Persönlichkeit befahren (60% fahren links vom Ampelmast vorbei, die anderen 40% rechts vom Mast und auf der Kreuzung vereinigt man sich dann wieder."Die kreative Lösung: Das Warten an der Fußgänger/Radampel, die Minuten lang für uns Rot ist, das Gewinkel und das zum zweiten Mal an der Radampel Warten, war diesem Radler zu blöd. Er fuhr links um den Ampelmasten herum, sparte sich den Aufstellplatz und fuhr auf dem Radstreifen weiter. Autos kamen gerade in der Tat gar keine. Nicht zu empfehlen, man braucht schon einen sehr guten Überblick über die Verkehrslage, aber es zeigt, dass routinierte Radler:innen solche Bastelarbeiten mit 90-Grad-Winkeln und zwei mal bei Rot warten (nur um geradeaus weiter zu kommen) hassen und umgehen. Eine geeignete und einladende Radinfrastruktur sieht anders aus. Sie fordert nicht zu kreativen Lösungen heraus. Und man versteht sie sofortDie verpeilte Lösung: Dieser Radler, der auch von Bontang herauf kam, hat die Situation nämlich nicht so recht durchschaut. Er fuhr auf dem linksseitigen Gehweg weiter und nahm die Fußängerampel über die Straße Am Kräherwald und stellte sich dann an der Fußgängerampel auf. Und da stand er dann. Er stand sehr lange. Autos fuhren und fuhren, und er stand und stand, insgesamt knapp 4 Minuten (was auch für Fußgänger:innen eine Unverschämtheit ist).So eine Radinfrastruktur ist Pfusch: Schlechte Wegweisung, Masten im Weg, lange Wartezeiten an Ampeln, unklare Streckenführung, scharfe Kurven auf schmalen Verkehrsinseln. Warum zum Teufel gönnt man den Radfahrenden nicht einen eigenen Radstreifen (siehe unten)?
Das ist hier übrigens so ähnlich organisisiert wie am Neckator, wenn man vom Schlossgarten her kommt und in die Neckarstaße will. Eine Garadausfahrt über eine Kreuzung, die Autofahrende mit einer Grünphase machen würden, müssen wir über vier Ampeln machen und dabei den kompletten Umlauf für Autos abwarten. Auch hier neigen Radfahrende zu kreativen Lösungen und Missachtung eines Teils der Radlerampeln.
Botnanger Straße umbauen. Eigentlich muss man den Straßenraum der Botnanger Straße zwischen Botnanger Sattel und Botnang neu aufteilen. Die Fahrbahn ist an den schmalen Stellen rund 11 Meter breit. Unten wird die Fahrbahn für die Abwärtsfahrenden (und Linksabbieger) zweispurig und insgesamt breiter, oben für die Aufwärtsfahrer, damit die Rechtsabbieger extra Grün bekommen können. Der Autoverkehr wird hier großzügig flüssig gehalten.
Würde man die beiden Richtungsfahrspuren auf 6 Meter begrenzen, gäbe es für einen Bergaufradstreifen gute 3 Meter Platz. Die Beraufradler:innen könnten dann mit den Autos geradeaus über die Kreuzung auf dem Botnanger Sattel radeln. Bergab könnte man übrigens auch den derzeit 4 Meter breiten Geh-/Radweg verschmälern und auf die Fahrbahn einen Radfahrstreifen legen. Außerdem müsste man in der unteren Kurve den baulichen Mittelsteifen verlegen, Autos hätten dann nur noch eine Spur und müssten hinter den Linksabbiergern warten. Mutet man ihnen natürlich nicht zu. Nur den Radfahrenden mutet man lange Wartezeiten zu. Wenn es den Linksabbieger unbedingt braucht (wegen des Feierabendverkehrs in die Lindpainterstaße), dann könnte man bergauf den Radverkehr auch auf dem Weg neben der Straße leiten, den Weg um die Kurve herum verlängern und die Radfahrenden dann auf einen Radfahrstreifen oder baulich getrennten Radweg bergauf führen.
Alles nicht so einfach, kostet Planungs-Hirnschmalz, das ist mir schon klar. Und Geld kostet es auch. Und nicht nur das, auch der politische Wille müsste da sein, der Bezirksbeirat Botnang müsste das wollen, und dann müsste es der Gemeinderat es auch so wollen. Aber an der Zeit wäre es.
Das sollte sofort geschehen. Der Straßennamen-Schildermast an der Ecke Am Kräherwald und Botnanger Straße muss schnell beseitigt oder aber wenigstens aus der Fahrlinie der Radfahrenden hinaus versetzt werden. Der Ampelmast auf dem schmalen Radstreifen Richtung Stadtmitte muss versetzt oder aber der Radsreifen nach links verlegt werden. So kann das nicht bleiben.
Ich wage aber zu prognostizieren, dass es noch ganz lange so bleibt. Schließlich haben wir auch seit ewig am Waldeck in Kaltental einen Ampelmasten sogar mitten auf dem Radweg stehen. Auch hier müssen Radler vom linksseitigen Radweg nach rechts auf die Fahrbahn gebracht werden. Und auch hier werden Radler:innen kreativ, um diese Zumutung zu umfahren.
Jörg
AntwortenLöschenRadfahren sollte bequem sein. Der Planungsansatz wurde hier nicht verfolgt. Hätte man Radfahrer wie die "Die verpeilte Lösung:" geführt, wäre die Wartezeit viel kürzer. Eine angenehme Aufstellfläche hätte sich dort finden lassen. Wenn der 2 Richtungsradweg den Berg hoch OK ist, kann er auch über die Kreuzung geführt werden.
Jetzt ist die Leistungsfähigket des Knotens gestiegen. Wieder ein Stich gegen die Vekehrswende.
Warum bittet man nicht einfach in der Vorplanungsphase ein paar Radfahrende um Verbesserungsvorschläge?
AntwortenLöschenSo, wie das jetzt ausgeführt wurde, ist's schade um fast jeden ausgegebenen Euro!
MBF
Jörg
AntwortenLöschenDie Geschichte lief ungefähr so. Korrigiert mich bitte. Es gab eine Autospur vom Westen, daneben eine Radspur und die Busspur. Radfahrerende haben sich beschwert das so viele Autos über die Radspur fahren, wenn sie einen wartendem Linksabbieger vorbeifahren.
Jetzt haben die geradeaus Autos eine eigene Spur, die Radfahrer kommen zum Bus. In die Gegenrichtung Botnang - West, wird die bestehende Führung manifestiert.
Gespräche in den Gremien verliefen recht unfruchtbar.
Merke: Radfahrer beschwer dich nicht, sonst kriegen die Autofahrer noch eine Spur dazu.
Entscheidend ist aber, dass diese komische Verkehrsinsel vorher auch schon da war und vorher auch nicht gut war. Das hatte halt mit dem Radstreifen, über den ich mich auch beschwert habe, nichts zu tun. Die jetztige Streckenführung aus Stuttgart West finde ich besser, weil Autofahrende eben nicht mehr ständig die Linksabbieger über den Radstreifen hinweg umfahren.
Löschen@ MBF: Ja, so könnte und sollte die Verwaltung das machen. Verbesserungsvorschläge einholen und mit Ansprechpartnern zusammenarbeiten, die sich auskennen. Das wäre professionell. Eine Verwaltung, die sich an Verwaltungsvorschriften hält, macht das auch. Sehr bedauerlich, dass sich Stuttgart immer noch dagegen sträubt.
AntwortenLöschenIch kenne eine Verwaltung, die Öffentlichkeitsarbeit betreibt, aus Winnenden, z.B. aktuell gestern Abend die Veranstaltung zur "Radtangente Ost", zu der es Vorabinformationen der Stadtverwaltung gab, zu der ADFC, andere Verbände und normale Bürger Anregungen eingebracht haben, zu der der Planungsstand auf der Homepage der Stadt zum Download bereitgestellt wurde. Zur Vorbereitung der Sitzung von Stadtverwaltung und Planungsbüro mit der Öffentlichkeit wurde auch schon dem beauftragten Planungsbüro ins Lastenheft/Pflichtenheft geschrieben, dass die Planung den Verwaltungsvorschriften, der ERA und den Musterlösungen der AGFK entsprechen soll. Auf so einer Grundlage (https://www.winnenden.de/site/Winnenden_Responsive/get/params_E-1345848226/19153690/WI65_Vorstellung_2021-12-21.pdf) kann man dann zielstrebig und lösungsorientiert zusammenarbeiten. Der Istzustand ist ähnlich gruselig wie in Stuttgart - selbst der Oberbürgermeister gibt zu, dass er an bestimmten Stellen die Verkehrsregeln missachtet, weil die Radverkehrsanlagen offensichtlich unbenutzbar realisiert sind. Aber nach und nach werden Verbesserungen geplant und in ein paar Jahren dann hoffentlich umgesetzt.
In den Verwaltungsvorschriften und in den Technischen Regelwerken für die Verwaltung steht so einiges drin zum Lichtraumprofil der Verkehrsräume des Radverkehrs (ERA 2010 Seite 16), in das nichts reinragen darf. Da steht einiges drin zu den Radien (Seite 17). Da steht einiges drin, wie und so Ampelmasten aufgestellt werden müssen (0,25m zusätzlicher Sicherheitsraum: Abstand von Gebäuden, Einfriedungen, Baumscheiben, Verkehrseinrichtungen und sonstigen Einbauten, RASt 2006 Seite 28).
Da steht so einiges drin zum Planungsprozess, u.a. dass bei der Planung fachkundige und interessierte Bürger einbezogen werden sollen (ERA 2010 Seite 9-12).
Es ist schon krass, wie viel Mühe und Kreativität die städtische Genehmigungsbehörde in Stuttgart (das Amt für öffentliche Ordnung als Verkehrsbehörde) darauf verwendet, in -zig Details, Punkt für Punkt von den einschlägigen Vorschriften und Musterlösungen abzuweichen und den Radverkehr zu behindern, zu verlangsamen und gefährlich zu machen. Statt Altlasten zu beseitigen (Kreuzung am Rosensteinbunker als weiteres prominentes Beispiel neben dem Waldeck) baut Stuttgart wider besseren Wissens immer weiter neue Radverkehrs-Behinderungs-Infrastruktur. Die Autolobby hat Stuttgart offensichtlich noch fest in eisernem (Würge-)Griff.
Jörg
LöschenGut das Du die Stellen aufzählst wo unsere Ämter sich nicht an die Regeln halten. Gleichzeitig werden diese Ämter nicht müde unsere Bürgervorschläge zu verweigern, weil es angeblich gegen die Vorschrift verstößt. Sie liefern bei der Ablehnung nicht mal die betreffende Verschrift.
Christine, wirst Du nicht gelegentlich mit Vorwürfen konfrontiert, wo Auto-Fanatiker eifersüchtig darauf sind, dass "so viel" für den Radverkehr getan wird und der Kfz-Verkehr zu kurz käme?
AntwortenLöschenWas würden diese Autoverkehrs-Verfechter wohl sagen, wenn Ampelmasten auf "ihre" Fahrbahn gestellt werden, wenn Verkehrsschilder in ihren Weg gestellt werden, wenn man mitten auf der Kreuzung auf Vekehrsinseln Zwischenhalt machen muss, wenn man im Schritttempo zwischen engen Umlaufsperren und Pollern durchzirkeln muss und die Straßen so schmal gemacht werden, dass Transporter und LKWs nicht aneinander vorbei kommen und auf normalen Kreuzungen zum Abbiegen vor- und zurücksetzen müssen. (Darauf spiele ich an: Ich habe am Montag ein vollverkleidetes Liegefahrrad beobachtet, das um eine rechte-Winkel-Abzweigung vom Neckardamm nicht herunterkam...)
Es gibt in der Tat Autofahrer:innen, die mir erklären, für den Radverkehr sie jetzt genug getan worden, man müsse eine Verkehrsgerechtigkeit herstellen. Denen erzähle ich dann immer was.
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