17. März 2022

Endlich! Radfahrstreifen statt Schutzstreifen

Die Böblinger Straße in Kaltental bekommt Radfahrstreifen. Dort, wo jetzt der schmale Schutzstreifen liegt, kommen im Sommer sogenannte Pop-up-Radwege bergauf und bergab hin, Parkplätze fallen weg. 

Das ist wirklich eine große Verbesserung für Radfahrende. 

Auf eine radfreundliche Lösung für die Konfliktbereiche entlang der Böblinger Straße warten wir schon lange. Die sogenannten Schutzstreifen sind zehn Jahre alt, führen zu dicht an den geparkten Autos entlang und verführen Autofahrende, zu überholen, obgleich der Platz für den Sicherheitsabstand von 1,5 Metern nicht reicht. Die Überholverbotsschilder haben nur sehr wenig an der Situation der Radfahrenden geändert. 

Vor Ort, also in Kaltental, im Bezirksbeirat Süd und im Gemeinderats-Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik wurde ausgiebig beraten. Nach Darstellung der Verwaltung (und nach unserer eigenen Erfahrung) werden derzeit Radfahrende vor allem ab Waldeck bergauf viel zu oft viel eng überholt. Untersuchungen zeigten, 90 Prozent aller Autofahrenden überholten Radfahrende, obgleich es verboten ist, weil zu eng. Wenn ein Autofahrer mal hinter einem Radler blieb, wurde er von nachfolgenden Autofahrenden oftmals angehupt. Der Überholdruck für Autofahrende ist enorm, nur wenige halten ihm stand. Diese Situation darf nicht so bleiben. 

Zugleich hat die Verwaltung zugesagt zu prüfen, wie der Start der Radfahrenden am Waldeck, wo sie die beiden Fahrbahnen nach rechts überqueren müssen, besser gestaltet werden kann. Zum einen ist der Aufstellplatz viel zu klein, zum anderen die Routenführung über den roten Streifen mit dem Mast in der Mitte nicht mehr zeitgemäß (Siehe: Es passt nicht am Weldeck). Die Verwaltung äußerte Interesse, hier eine "pfiffige" Lösung zu suchen und zu finden. Es geht natürlich auch darum, dass die Radfahrenden schon ein Stück die Böblinger Straße hinaufgeradelt sind, bevor die Autos von unten kommen. So könnte man sogar noch ein paar Parkplätze unten erhalten, weil es keine Überholvorgänge gibt. Ob das so geht oder nicht, wird geklärt. Eine bessere Ampel- und Startphase wäre in jedem Fall nötig, genauso wie ein andere Führung der Radfahrenden nach drüben bergauf. 

Die Diskussion über Parkplätze nahm einen großen Raum ein. Tatsächlich fallen viele Parkplätze weg, auf denen aber gar nicht die Anwohner:innen parken, sondern Lkw, Anhänger, gewerbliche Fahrzeuge udn sehr viele Wohnmobile. Für die Anwohner:innen werden die Parkplätze ausreichen, zumal Beobachtungen ergeben, dass rund 80 Prozent der gemeldeten Autos auf Privatgundstücksflächen (Garagen, oder Grundstücksstellflächen) geparkt werden können. Tatsächlich werden, wenn die Anwohner:innen ihre eigenen Garagen, Hinterhöfe und Grundstücke nutzen, noch sehr viele Straßenrandparkplätze für Lieferverkehr, Sozialdienste, Firmenwagen und Gäste übrig bleiben. Grundsätzlich braucht man viel weniger Straßenrandparkplätze als es auf den ersten Blick immer den Anschein hat. Das hat eine Untersuchung in Darmstadt ergeben, und das sehen wir, wenn Parkplätze für Baumaßnahmen wegfallen. 

Grundsätzlich sollte bei den Beratungen über eine Sanierung des Ortskerns von Kaltental am Dreiecksplätzle intensiver darüber nachgedacht werden, den Autoverkehr, vor allem den Durchgagnsverkehr aus der Böblinger Straße zwischen Waldeck und Schwarzwaldstraße herauszunehmen, denn weder die Stadtbahn, noch die Radfahrenden können woanders fahren, die Leute in Autos aber sehr wohl. Und die Kaltentaler wollen doch eigentlich weniger Verkehr in ihrem Tal. 


12 Kommentare:

  1. Ich kenne die Ecke nur aus "Film und Fernsehen",aber die Aufnahmen sind zum Teil der Horror. Man könnte meinen, es fällt dem Autofahrer der Gasfuß ab, wenn er mal ein paar 100m hinter einem Radfahrer bleiben muss. Ich fahre an solchen Stellen immer so, dass man nicht an mir vorbeikommt (auch außerhalb des Schutzstreifens, Hauptsache weit genug von den Autotüren weg und so, dass keiner mehr überholen kann). Wenn man nicht überholen darf (1,5m und/oder Schild), macht es ja auch nichts, wenn man es rein physikalisch dann auch nicht kann. Bei uns gibt es auch solche Stellen, da habe ich die Stadt auch schon drauf aufmerksam gemacht, dass es nichts bringt einen Schutzstreifen einzurichten, wenn der Rest der Straße dann so breit ist, dass der Sprinter mit seinem Spiegel fast meinen Kopf streift. Da fahre ich konsequent außerhalb des Schutzstreifens und "blockiere" halt die Straße, aber bei 30km/h sollten ja 100m bei 20 km/h nicht zum Abfallen des Gasfusses führen. Nur dieser Hupzwang nervt schon, vor allem die Anwohner.
    Karin

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    1. Liebe Karin, ja, ich radle auch so, dass niemand an mir vorbeikommt, werde aber auch angehupt, und es hat schon mal einen gegeben, der sich einfach Kraft seiner Tonnen an mir vorbeigeschoben hat. Auf dieser Strecke hier haben Radler viel Erfahrung mit dem dem Verhalten von Autofahrenden, aber auch der Polizei gesammelt. Ein Radler, der hier immer wieder fährt, wurde schon von der Polizei bebußt, weil er nicht weit genug rechts radelte und den Autoverkehr behinderte (ganz unabhängig davon, dass Überholen verboten ist). Dass er nicht zahlen musste, musste er sich vor Gericht erstreiten. Es ist also nicht so, dass die Maßnahmen, die wir Radfahrende zum eigenen Schutz ergreifen, nicht zu unserem Nachteil ausgehen und wir im Konfliktfall als Schuldige dastehen und vor Gericht ziehen müssten.

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    2. Die Polizei weiß auch nicht alles. Da muss man dem Bussgeldbescheid widersprechen. Wie weit rechts muss ich denn fahren, zumindest soweit von den Auttüren weg, dass sie mich beim Öffnen nicht erwischen. Der Streifen scheint ja gerade mal so breit zu sein, wie die Autotüren.
      Man gedenke der Radfahrerin, die Mitschuld bekam, weil sie zu nah an den Autos entlang fuhr und von der Autotür erwischt wurde und schwer verletzt wurde.
      Mir geht Eigenschutz immer vor. Zur Not auch vor Gericht.
      Karin

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    3. "Die Polizei weiß auch nicht alles."
      Und zwar über ihre ureigensten Aufgaben! Und das ist ungeheuerlich.

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  2. wäre es nicht an der Zeit über Fahrbahn für Fahrräder zu reden, satt Fahrradfahrstreifen, oder Schutzstreifen...

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    1. Wir reden überall dort über Fahrbahn für Fahrräder statt nur Radstreifen, wo der Platz dafür da ist. Hier wird den Autofahrenden eine ganze lange Parkstreifenspur weggenommen. Der Radstreifen wird breit.

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  3. Jörg
    Dann schauen wir mal ob die Anwohner Parkplätze für die Sozialdienste, Lieferwägen und andere parkplatzbedürftige frei halten. Auswärtige haben scheinbar wenig Parkrecht Anwohner haben mehr Parkrechter.
    Der pop-up Radweg ist doch wohl nur temporär? Gibt es da Informationen? Muss der Radweg weg wenn zuviel Autos drauf parken? Gibt es da Kriterien? Wir wissen Stau der der ÖPNV beeinträchtigen könnte ist Gift. Ansonsten kenne ich keine Kriterien.
    Das mit kontrollierten Überholung ist ja witzig. Die Power E-Bikes fahren dort knappe 25 km/h der normale Bioradler 10 - 12 km/h, dazwischen ist alles vertreten. Viele Menschen müssen das austüfteln und wie viele Menschen müssen warten, damit 5 bis 10 Anwohnende quasi umsonst parken können?

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    1. Auf dieser Straße gibt es keinen Stau. Der ÖPNV ist davon nicht betroffen. Es geht nur um Parkplätze ja oder nein. Grundsätzlich übrigens hat der fließende Verkehr Vorrang vor dem ruhenden Verkehr, und das könnte ja auch mal für den Radverkehr gelten. Und die Pedelecs fahren bergauf eben auch nicht 25 km/h, sondern zwischen 15 und 29 km/h, das ist dem Autofahrer, der eigentlich 50 km/h fahren könnte, viel zu langsam.

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  4. Ich bin letzten Freitag da wieder mal hochgefahren, schön am linken Ende des Radfahrstreifens, bis ich im Augenwinkel eine Rote Wand sich von hinten nähern sah: ein 40 Tonner fuhr bis auf deutlich unter einem Meter, ich glaube sogar nur 10cm von hinten an meinen Lenker ran. Weil ich nicht unbedingt unter dem LKW liegen wollte, zog ich doch nach rechts und wurde gleich überholt. Nebenbei habe ich den LKW an der nächsten Ampel quasi wieder eingeholt, auch ohne E-Bike.

    Ich freue mich sehr, dass es dort einen richtigen Radweg geben wird. Ich fuhr bis jetzt lieber durchs Elsental, um diese Engstelle zu umfahren.

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  5. "eine "pfiffige" Lösung"

    Bitte nicht, sondern eine vernünftige, gesetzeskonforme und dem Gemeinwohl dienliche.

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  6. Dass der Popup Radweg kommt, ist ein großer Erfolg und lässt hoffen. Eigentlich ist es ja ein Unding, dass eine komplett unfahrbare Infrastruktur 10 Jahr Bestand hatte: es wurden dort "Radschutzstreifen" auf die Straße gepinselt, die beim allerbesten Willen komplett sinnlos waren und die armen Radler dort massiv gefährdeten (weil sie ja eine nicht vorhandene Sicherheit suggerieren - die KFZ Fahrer müssen ja davon ausgehen, dass man dort fahren kann, wenn es extra die Radstreifenmarkierung gibt und nur wir Radler merken dann schmerzhaft, dass es einfach gar nicht geht). Ich hoffe, dass nun endlich auch einmal (und nicht erst in 10 weiteren Jahren) die "Suggestivradspuren" (eigentlich sind es ja Ausparkhilfen) in der Reinsburgstraße entfernt werden, um dort ein sicheres Radeln zu ermöglichen.

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  7. Kalle
    Diese Situation wie in der Böblinger Straße gibt es an vielen anderen Stellen auch. Z. B. in Sonnenberg in der Laustraße zwischen Peregrina- und Heinestraße oder auf der Überführung des Botnanger Sattels im Bereich Geißeichstraße / am Kräherwald. Das auf dem Schutzstreifen zu fahren kommt einem Suizid gleich.

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