28. April 2022

Fahren macht wütend. Also: cool bleiben!

Warum halten wir - Autofahrende, Radfahrende und zu Fuß Gehende - uns so oft nicht an die Verkehrsregeln? Und warum schimpfen wir so fürchterlich auf andere, die das auch nicht tun? 

Mal eben Halten auf dem Radweg ("Fahr doch außen rum!"), mal eben auf dem Gehweg radeln ("Auf der Straße ist es lebensgefährlich"), mal eben auf einem Radweg gehen ("Scheißradler! Ihr wollt alles für euch!"), wir neigen dazu, eine klare Regel für uns selbst außer Kraft zu setzen, wenn sie uns gerade unbequem ist. 

Allerdings machen wir das hauptsächlich im Straßenverkehr, nicht unbedingt bei den vielfältigen und komplizierten Regeln, denen unser soziales Miteinander unterworfen ist und die wir so verinnerlicht haben, dass sie uns oft nicht einmal mehr bewusst sind. Wir beklauen Freund:innen nicht, wir beleidigen Chef oder Chefin nicht, wir rennen die Oma nicht um. Auch hier gibt es Ausnahmen, aber wenige und das Urteil über Fehlverhalten ist dann einmütig, der Mensch, der soziale Regeln eklatant verletzt, wird isoliert. Beim Fahren gilt das offensichtlich nicht. Die Schrift zur Verkehrssicherheit des DVR gibt dazu eine Antwort: Fahren ist nicht sozial. 
Demnach wird in der Verkehrssoziologie die These vertreten, dass den Regeln des Straßenverkehr eine Untermauerung durch soziale Normen weitgehend fehlt. Die StVO ist in weiten Bereichen nicht wirklich verinnerlicht als Verhaltensnorm. Hingegen ist die Erfahrung gut untermauert, dass man viele Verkehrsregeln solange missachten kann, bis man mal erwischt wird, und wenn die Sanktion als harmlos empfunden wird, dann auch weiterhin. Meine Familie oder mein Freundeskreis wird mich auch nicht dafür verachten oder gar ausstoßen, dass ich ein Knöllchen bekommen habe oder geblitzt worden bin oder Punkte in Flensburg kriege. Zitat S. 10: "Nicht moralische Prinzipien, soziale Rücksichtnahme, interne Kontrollinstanzen also, bestimmen in solchen Situationen unser Handeln, sondern die Angst vor der externen Kontrollinstanz, d.h. vor Polizeikontrollen."

Außerdem können vor allem Autofahrende kaum kommunizieren, was Autofahren zu einer isolierten Tätigkeit macht, ohne sozial verbindliche Verhaltensnormen. Autofahren begünstigt vielmehr egozentrische Verhaltensweisen. Im Auto nehme vor allem ich mich selbst und meine eigenen Gefühle wahr. Von den anderen nehme ich nur technische Signale wahr: Blinker, Bremslicht, Hupe, eine Warnweste, eine über den Lenker gebeugte Gestalt. Was sich die andern in und auf ihren Gefährten denken, weiß ich nicht, kann es nur vermuten, und meistens halte ich es für dumm und falsch, wenn es mich zum Bremsen zwingt.  

Die egozentrische Sicht auf das Verkehrsgeschehen ist auch eine Erklärung dafür, warum Autofahrende und Radfahrende so schnell in Wut geraten. Kaum irgendwo anders verlieren Menschen so vollständig die Selbstbeherrschung wie im Auto, und immer mal wieder auch auf dem Fahrrad. Denn straft ein Autofahrer einen Radfahrer oder ein Radfahrer haut aufs Autodach. Die Wahrnehmung eigener Gefühle, Erwartungen ("Ich habe es eilig, geh mir aus dem Weg!") ist in keiner Weise eingeschränkt, die Wahrnehmung der Gefühle und Erwartungen anderer ("He, fahr mir nicht so dicht auf!") ist dagegen fast vollständig blockiert. Für uns Radfahrende sitzen Autofahrende in Boxen, in die wir kaum hineinschauen können, für Autofahrende kommen Radfahrende plötzlich von irgendwoher und brüllen. Ohne Zweifel haben wir Radfahrende den viel besseren Überblick über das Geschehen auf der Straße, aber auch wir nehmen oft nicht wahr, wie sehr wir Fußgänger:innen erschrecken oder dass ein Kind sich nicht über den Zebrastreifen traut, weil wir da angeradelt kommen. 

Auto parkt auf Fußgängrfurt und Radstreifen
Dabei haben wir alle für unser Fehlverhalten stets gute Gründe. Besonders oft ist das beim Falschparken der Fall. Hier reicht die Zeitnot als Begründung, zielortnah, aber falsch zu parken. Zur Rede gestellt, werden viele ausfällig. Aber auch Fußgänger:innen, die sonst die Freundlichsten sind, verlieren die Selbstbeherrschung und werden böse, wenn man ihnen sagt, dass sie auf einem Radweg spazieren gehen. 

Wir lassen uns nicht gern bei Fehlern ertappen. Eigentlich wollen wir nämlich alles richtig machen, und wenn wir es nicht tun, dann wollen wir uns wenigstens im Recht fühlen. 

Der Straßenverkehr ist ein hochemotionale Angelegenheit. Und zwar hauptsächlich deshalb, weil wir es uns in unserer Abkapselung und Selbstbezogenheit erlauben, unseren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Wir sind einsam unterwegs und die Sozialkontrolle fehlt, also das, was unsere Emotionen reguliert. (Wer Zeit hat, kann sich zu den nicht sinnvollen und teils verheerenden Emotionen im Straßenverkehr dieses durchaus witzige Video anschauen.) 

Dabei müssen eigentlich nirgends Menschen so sehr miteinander kooperieren wie in einem wuseligen Stadtverkehr. Wir müssen Fehler der anderen ausgleichen, und wir machen selber Fehler, die andere ausgleichen müssen. Wir bräuchten eigentlich Verständnis füreinander. Die meisten Menschen machen genauso wie wir etwas aus einsichtigen Gründen, nur unterstellen wir im Straßenverkehr ihnen meistens etwas Negatives. Uns selbst dagegen unterstellen wir meistens, dass unser Grund gut genug ist, um nach außen vertreten zu können, dass wir jetzt eine Regel verletzen. Dabei sind wir Radfahrenden sind von den Fahrenden die einzigen, die auch mal schnell verbal. mimisch und mit Handzeichen kommunizieren können. Fußgänger:innen hören unsere Stimme und wir hören sie. Nur Autofahrende hören nichts. Sie sehen auch weniger, was zu verheerenden Unfällen beim Ein- und Ausparken oder Rückwärtsfahren führt. 

Fußgänger:innen und Radfahrende gehören im Egoismusgerangel des Straßenverkehrs zu den am meisten Gefährdeten. Daraus leiten wir die Forderung nach besonderer Rücksicht ab. Fußgänge:innen fordern sie von Radfahrenden (ignorieren dabei aber, dass Autos für sie viel gefährlicher sind) und Radfahrende fordern sie von Autofahrenden (merken dabei aber nicht, dass sie wiederum Fußgänger:innen stressen). Autofahrende können das nicht tun, beschweren sich dafür aber darüber, dass wir Radfahrende mit unserer Opferrolle auftrumpfen und uns für was Besseres halten. Kurzum: Wir neigen dazu, unsere eigene Perspektive auf das Verkehrsgeschehen absolut zu setzen. Wir haben Recht, die anderen nicht. Uns Radfahrende gibt man keine gute Radinfrastruktur, also müssen wir halt auf dem Gehweg radeln. Wenn die Autofahrenden sich nicht an die Regeln halten und uns in Gefahr bringen, dann haben wir doch keine andere Wahl, als uns unsere Regeln selber zu machen. Autofahrende finden das Verhalten von Radfahrenden lebensgefährlich und fluchen, weil sie wieder bremsen mussten und einem Radler das Leben gerettet haben, der sie aber dafür noch beschimpft. Fußgänger:innen halten Radfahrende für Flegel, weil sie auf dem Gehweg brettern und dann auch noch unverschämt werden, wenn man sie anschreit, sie sollten hier nicht radeln. 

Wie schaffen wir es, cool zu belieben, wenn wir fahren? Wie kommen wir aus unser Fahr-Blase raus? Es ist ein Phänomen, dass Autofahrende immer seltener blinken vor dem Abbiegen, obgleich es sie nur eine Fingerbewegung kostet. Auch wir Radfahrende  strecken nicht gern den Arm raus, um unseren Richtungswechsel anzuzeigen. Allerdings müssen wir dafür den Lenker und die Bremse loslassen und die Balance ändern, es ist eine körperliche Aktion. Doch gerade diese Anzeige, wo ich hinwill, ist für mich das deutlichste Zeichen, dass wir beim Fahren an unser Umfeld denken, das wissen will, wohin ich mich bewegen werde, um sich nach mir zu richten. Das dies (Blinken oder Hand rausstrecken) so oft unterlassen wird, ist wiederum ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich Fahrende in einer Kapsel bewegen und nicht mehr in einem als sozial empfundenen Umfeld, wo man kommuniziert. 

Den Richtungswechsel anzeigen, ist ein erster Schritt, sich sozial zu verhalten. Langsam und gelassen fahren auch. Unser seltsamer Schnelligkeitswahn macht uns egoistisch. In unserer Gesellschaft wird Schnellfahren als lässliche Sünde bewertet oder noch schlimmer: als Heldentat (gerne auch als männliche Tat im jugendlichen Kräftemessen). Da Unfälle sich in der individuellen Lebenserfahrung nur sehr selten ereignen, verhalten wir uns im Straßenverkehr so, als ginge die Wahrscheinlichkeit eines von uns selbst verursachten Unfalls gegen Null. Auch wenn überhöhte Geschwindigkeit die häufigste Unfallursache ist, nehmen sie in der subjektiven Einschätzung Fahrender nur den 4. Platz ein ( DVR S.10). Straßenbau, Fahrbahnen, aber auch die Fahrzeuge - Autos wie schnelle Fahrräder - suggerieren uns gleichzeitig, dass es im Verkehr um nichts anderes geht, als so schnell wie irgend möglich von A nach B zu kommen. Ohnehin bewerten wir Schnelligkeit fast überall - im Beruf, bei unserem Verstand, bei der Mobilität - sehr viel höher als Langsamkeit, Gründlichkeit oder Achtsamkeit. Wir rasen gewissermaßen wahrnehmungslos durch unser Leben (nicht alle, aber viele) und ebenso durch die Straßen unserer Städte oder durch die Wälder und bekommen dafür von unserer eigenen Peer-Group viel Anerkennung. 

Verständnis entwickeln und Fehler verzeihen hilft auch. Zu mehr Coolness beim Fahren kommen wir auch mit einem bewussten Perspektivwechsel und einem Interesse daran, die Situation anderer Verkehrsteilehmer:innen mit anderen Fahrzeugen zu verstehen. Deshalb ist die Bürgermeisterin von Aachen mal Bus gefahren und war erschrocken, wie schwer es für sie war, den Abstand zu einem Radfahrer einzuschätzen. Wir alle gehen zu Fuß, die meisten von uns fahren Fahrrad und Auto und erleben die jeweils anderen Verkehrsarten. Eigentlich müssten wir wissen, wie sich Radfahrende, Fußgänger:innen und Autofahrende fühlen und was sie sehen, was nicht, was sie für riskant halten und was nicht, was sie für Fehler machen. Ich fahre mit dem Auto sehr gelassen hinter Radfahrenden her, weil ich weiß, wie blöd ein drängeliges Auto und unser Schnelligkeitswahn ist. Und wenn Fußgänger:innen wegen zugeparkter Gehwege auf der Fahrbahn gehen, bin ich auch nicht erbost. Ein gestandener hochrangiger Polizist (der viel Rad fährt) sagte kürzlich zu mir, er habe 45 Jahre alt werden müssen, um zu kapieren, wie blödsinnig diese Idee ist, immer überall schnell durchzukommen, er fahre jetzt viel gelassener. 

Königstraße, Radfahren verboten

Wenn ich Auto fahre, habe ich immer Angst, dass ich mal einen Radfahrer nicht sehe, weil ich in die falsche Richtung gucke. Deshalb bin ich nicht jedem Autofahrer böse, der mich nicht heranradeln gesehen hat, und mache langsam. Wenn ich zu Fuß gehe, ärgere ich mich über Gehwegradler, deshalb behandle ich, wenn ich selber auf dem Gehweg radle (wenn es erlaubt ist), Fußgänger:innen sehr mitfühlend und zuvorkommend, fahre langsam, mache mich von hinten freundlich bemerkbar (ich klingle nie, ich rede) und bedanke mich, wenn sie - obgleich sie es nicht müssen - beiseite treten und Kinder an sich raffen. Ich habe es jetzt auch nicht mehr eilig, und wenn ich mich dabei ertappe, dass ich meine, ich müsse schneller vorankommen, dann zügle ich mich, denn: "Wer es eilig hat, muss langsam gehen", sagt ein chinesisches Sprichwort. Wenn ich cool unterwegs bin, sehe ich auch mehr und finde die Radfahrt erlebnisreicher. 

Nur für die Reaktion auf Schreckmomente (Automensch stößt Fahrertür auf, Auto kommt mir auf meiner Spur entgegen) habe ich noch keine mich befriedigende Lösung gefunden, da flackern meine Gefühle dann halt doch sehr hoch. Anderseits weiß ich, dass nicht alle Autofahrenden zu jedem Moment an jeder Ecke den vollen Überblick haben. Genauso wenig wie alle Radfahrende sich dessen bewusst sind, dass sie nicht allein auf dem Radweg unterwegs sind. Und genausowenig wie alle Fußgänger:innen immer hochalert eine Fahrradstraße überqueren, sondern eben auch mal schusselig. Macht nichts, denn morgen mache ich selber einen Fehler, über den sich ein anderer ärgert, weil er oder sie schnell reagieren musste. Und über Paketausfahrer, die auf dem Radstreifen halten, rege ich mich schon lange nicht mehr auf. 

Oft höre ich, dass das Radeln, Autofahren und zu Fuß Gehen in den Niederlanden entspannter sei, weil man mehr auf ein Miteinander setze und weniger auf das Durchsetzen eigener Wegerechte. Allerdings auch, weil Rad-, Auto- und Fußvekehr deutlicher voneinander getrennt seien, sodass man im eigenen Tempo und Modus voran kommt und nur an den Knoten, wo sich alles trifft, in eine Kommunikation eintreten muss. Da haben wir Radfahrenden es auf den häkeligen Strecken schwerer, wir müssen ständig auf andere Verkehrsarten achten. Das ist auch nicht gerade entspannend. 

Es hängt aber doch auch an uns selbst, ob wir einen freundlicheren Umgangston und mehr Gelassenheit im Straßenverkehr hinkriegen. Da hilft es uns allen nichts, wenn wir mit langem Arm auf die anderen zeigen und "Die machen das auch nicht!" sagen, um selber nichts an unserer eigenen Haltung, mit der wir fahren, zu ändern. 

Man kann sich über alles aufregen, man muss es aber nicht. 



18 Kommentare:

  1. Liebe Christine, es war nicht die Bürgermeisterin von Keupen sondern von Aachen (sie heißt Sibylle Keupen).

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  2. Doch, wir kennen das missachten von Anstand und Rücksicht noch aus einem anderen Lebensbereich: den Internet Forum.

    Im Verkehr und im Internet sind wir mit dem Gegenüber nicht persönlich konfrontiert, nehmen ihn als Person nicht wahr.

    Allerdings: wenn ich aus einem forum geworfen werde, weil ich herumpöbele, erzähle ich das nicht rum. Ebenso nicht, wenn ich Ärger bekomme, weil ich mit dem Fahrrad Fußgänger gefährdet habe. Da haben sie Autofahrer eine Sonderrolle, die sind stets die Opfer, auch wenn sie der Rücksichtslosigkeit überführt sind.

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    1. Auch von Ralph Gutschmidt (Name lässt sich nicht mehr eintragen)

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  3. In vielen Bereichen ist das Recht des Stärkeren zumindest nach außen hin geächtet, im Straßenverkehr ist es in Wahrheit Grundprinzip. (In der Wirtschaft übrigens auch, ratet mal, welche Bereiche im Hinblick auf die nötigen Veränderungen die problematischesten sind...).

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    1. "Macht nichts, denn morgen mache ich selber einen Fehler"
      Genau, und deswegen ist ein System, das Fehler geradezu hervorruft (und die dann tausende Male im Jahr tödlich, zehntausende Male mit schwersten Folgen, enden) so absolut unsinnig.

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  4. Also ehrlich, man kann noch so gelassen sein, irgendwann platzt einem einfach mal der Kragen. Ja es gibt Leute, die machen einen Fehler, OK, aber es gibt viel mehr, die sich einen Dreck um Regeln scheren. Sieht Dir doch mal die ganzen Handydaddler an, ob zu Fuß, auf dem Rad oder im Auto. Die wissen alle, dass es verboten ist (außer Fuß), machen es trotzdem. Das ist pure Ignoranz. Ich habe mir angewöhnt, die anzuhupen und Fußgänger anzuschreien "nach vorne kucken". Es geht mir so auf den Senkel, ständig für die ganzen Vollpf.. um mich rum mitdenken zu müssen. Ich muss in ständiger Alarmstellung sein, damit nichts passiert. Da nehme ich mir auch das Recht raus, denen das lautstark mitzuteilen, sonst ändert sich nichts. Ich will von Autofahrern nicht gemaßregelt werden, wenn ich auf dem Rad unterwegs bin,vor allem nicht nach irgendwelchen mythischen Verkehrsregeln außerhalb der STVO. Ich fahre jeden Tag ins Büro, wegen der Entfernung mit dem Auto. Da draußen fahren 80% rum, die keinerlei Ahnung von Verkehrsregeln haben, mindestens genausoviele, die denken, sie sind alleine auf der Welt. Die Mehrzahl, die da fährt, ist blind oder sieht zumindest nichts. Übrigens man sieht es einem fahrenden Auto an, ob der Fahrer gerade wieder am Handy daddelt. Ich will nicht gelassen sein, wenn ich gerade noch verhindern konnte, dass mich einer rammt, vom Rad holt, anfährt. Die Idioten spielen mit MEINEM LEBEN und ich habe nur eins. Und immer sind dann werden diese Typen auch noch von der Polizei und den Gerichten mit Verständnis überzogen. Nein, mein Geschrei belibt denen dann wenigstens. Und ich habe dann wenigstens etwas von meinem Adrenalinspiegel abgebaut.
    (Schuldigung, aber mir ist gerade einer fast ins Heck gefahren (trotz Warnblinkanlage), weil mein Vordermann mit 40 auf die Autobahn aufgefahren ist und dann das Gaspedal nicht gefunden hat. Ich bin momentan nicht gut auf meine Mitverkehrteilnehmer zu sprechen.)
    Karin

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    1. Es tut mir leid, Karin. Du bist sehr wütend, das sehe ich. Mir geht es ja ähnlich, wenn ich wieder mal fast über den Haufen gefahren worden wäre, und ich habe ja schon eingeräumt, dass ich mich dann auch nicht beherrschen kann. Andererseits nehme ich war, dass andere Verkehrsteilnehmer:innen sich über ein unbedachtes Manöver ärgern, das ich gemacht habe. Ich bin ja auch nicht perfekt, ich mache auch Fehler. Und vermutlich unterstellen mir dann die anderen auch, dass ich bescheuert bin.

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    2. Wenn man sich bemerkbar macht, kann der andere sich immer noch für seinen Fehler entschuldigen. Aber das passiert höchst selten. Ich habe mal einer Dame erklärt, dass sie mir gerade granatenmäßig die Vorfahrt nimmt. Das hat die überhaupt nicht interessiert. Eine Entschuldigung, Fehlanzeige, der Radfahrer muss weichen.
      Karin

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  5. Vielen Dank für den guten Artikel. Mit dem Egoismus im Verkehr ist mir auch schon aufgefallen und ich versuche das zu vermeiden, erwische mich aber selbst immer wieder, egoistisch zu sein. Selbstreflexion ist den meisten Menschen abhanden gekommen.

    Zusätzlich kommt dann noch vielerorts eine maßlose Selbstüberschätzung des eigenen Könnens und der eigenen Abhängigkeit von der Physik hinzu. Und dieses ständige Abzocke brüllen, wenn denn überhaupt mal kontrolliert ist. Man könnte ja fast annehmen, dass die Leute so blöd zum Lesen (Schilder/Verkehrsregeln) sind.

    KaivK

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    1. Es ist weniger eine Frage der Selsbtreflexion. Im sozialen Umfeld zwingt uns die Reaktion der anderen dazu, uns halbwegs anständig zu verhalten und unsere Gefühle zu kontorllieren, wo diese mimische und verbale Reaktion wegfällt, nehmen wir nur noch unsere eigenen Gefühle war, die dann immer größer werden. Ich glaube, so funktioniert das. Um das beim Fahren (oder auf dem Tummelplatz der sozialen Medien) zu verhindern brauchen wir allerdings Selbstreflexion, da hast du absolut Recht.

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  6. Hi, der Link zum Video ist kaputt (fuehrt auf dasfahrradblog statt auf youtube)

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  7. Danke für den Heinweis, habe es repariert.

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  8. Jörg
    Wut ist ein Zeichen von Ohnmacht. Das heißt ganz klar wenn jemand Angst eingejagt wird und diese Person nichts dagegen tun kann ist eine typische Reaktion Wut. Es passiert eben wenn uns die Ordnungsbehörden mit all denjenigen die uns Angst machen alleine lassen. "Es sind ja meist die Anwohner die da falsch parken", "Es sind ja die Leute selber die zu schnell fahren".
    Es passiert auch wenn die Behörden Radfahrer kilometerlang auf Gehwege schicken. Es macht Leuten Angst, sie sind ohnmächtig und werden daraufhin wütend.

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  9. Alle missachten die Regeln- die Einen aus Bequemlichkeit, die Anderen, weil sie überleben wollen. Und ab da gehen die Wege auseinander- 99% der Aggressionen im Straßenverkehr sind dem Autoverkehr und dem autogerechten Städtebau zuzuordnen; alles, was danach kommt, sind nur Symptome.

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  10. Lieber Jörg, lieber Michael, natürlich haben wir alle gute Begründungen für unser Verhalten, und auch wir fühlen uns im Recht, hauptsächlich, weil wir uns als Opfer sehen. Vielleicht ist es wirklich so, dass unsere Regelverstöße reine Notwehr gegen eine gewalttätiges automobiles Verkehrssystem sind. Ich finde nur, wenn wir so denken, ist das Nachdenken darüber, was eigentlich unser eigenes Sozialverhalten im Straßenverkehr ausmacht oder ausmachen könnte, bereits zu Ende. Ich möchte aber für den Gedanken öffnen, dass eine reichhaltigere und auch eher freundliche Kommunikation vielleicht zumindest für Fußgänger:innen die Begegnung mit Radfahrenden angenehmer machen könnte, übrigens auch für mich als Radlerin. Wenn ich zum Beispiel weiß, dass eine Radlerin von der König-Karls-Brücke (dem Radweg) nach rechts die Rampe runter zum Wasen fahren will, weil sie mir das mit ausgestrecktem Arm anzeigt, dann kann ich, wenn ich von unten hoch komme, auf den Radweg einbiegen. Ich muss nicht anhalten und abwarten, wohin die Radlerin nun tatsächlich fährt, ich wüsste es schon vorher. Solche Sachen meine ich halt auch.

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  11. "Solche Sachen meine ich halt auch."
    Auch. Aber keinesfalls zuförderst, oder gar ausschließlich.
    Sonst ist man eben bezüglich des Verkehrs sehr schnell wieder bei der Art von Argumentation, die auch (nicht zuletzt - im Gegenteil - von Seiten der verschmutzenden Unternehmen!) etwa dem Verbraucher aufgrund seiner Konsumgewohnheiten die Hauptverantwortung für die Entstehung und Bekämpfung des Klimawandels zuschieben will. Also dem was George Monbiot so treffend Micro Consumerist Bollocks nennt und man In unserem Fall Micro Road User Bollocks nennen könnte.

    Als jemand, der gerade in den letzten Tagen wieder Opfer der unglaublichsten Attacken (es gibt kein anderes Wort) seitens motorisierter Verkehrsteilnehmer war, habe ich nicht die geringste Geduld mehr mit solchen Argumentationen. Es kann kein richtiges Leben im falschen geben. Punkt!

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