22. Dezember 2022

Warum?

Warum endet der Radstreifen? Warum soll ich mich zwischen die Autos an die Ampel stellen? Ich will doch nur nach rechts auf den Radstreifen abbiegen oder geradeaus über die Kreuzung radeln, wo wieder ein Radstreifen anfängt. 

Wieso kann der Radstreifen nicht vor bis zur Ampel gehen und zwar wie es sich gehört mit eigener Fahrradampel? 

Das ist der Rotebühlplatzmit Blick in Richtung Fritz-Elsas-Straße, die einen fahrbahnbreiten Radfahrstreifen hat (wenn er nicht von Baustellen okkupiert wird). Links sieht man den Treffpunkt Rotebühlplatz. Wir kommen von der Eberhard- oder Tübinger Straße her und fahren mit dem Rad auf einem Radstreifen, der zugleich Busstreifen ist. Dieser Streifen endet in einer Sperrfläche, genau dort, wo wir eigentlich auf eigenem Radstreifen hätten weiterfahren und uns an der Ampel neben den Autos aufstellen können. Aber der Radstreifen ist einfach dicht gemacht worden. Warum? 

Das leuchtet nicht ein und erzeugt letzlich nur regelwidriges Verhalten von Radfahrenden. Man darf ja rechts an Autos vorbeiradeln, die an einer Ampel warten. Automatisch werden Radfahrende auf die Sperrfläche ausweichen, und sinnvollerweise werden sie von dieser Sperrfläche aus bei Grün starten und sich so den Stellungskampf mit der startenden Automasse ersparen. 

Und meine übliche Frage an die Planenden und Ausführenden gilt auch: Würden Sie auf dieser Infrastruktur, die Sie so angelegte haben, ihre elfjährige Tochter radeln lassen? 

Nein. Also warum sieht das hier so aus? Eine Erklärung fällt mir immerhin ein: Da es sich um einen gemeinsamen Bus- und Radstreifen handelt, wollte man wohl dem Busfahrer deutlich machen, dass er sich jetzt auf den Autofahrstreifen einordnen muss. Dem ist dann jeglicher Gedanke an eine vernünftige Lösung für Radfahrende zum Opfer gefallen. 

Übrigens sieht man im Dreierfoto rechts oben auch noch das lustige Schild für Radfahrende (das ich schon 2013 nicht verstanden habe): Obgleich dies eine Fußgängerzone ist, weist die Linienführung auf dem Wegweiser nach rechts auf den Gehweg, so als sollte ich um den Aufzug herum fahren, um dann die Fußgängerampel anzusteuern und die Fahrbahn zu überqueren, oder so ähnlich. Da werden Radfahrende vielleicht dann auch gleich auf dem Gehweg zur Geradeausampel an der Kreuzung vor radeln. 

Warum kann man in Stuttgart nicht liebevoll und freundlich an Radfahrende denken und ihnen gute Lösungen anbieten?

WARUM?




10 Kommentare:

  1. Weil der verantwortliche Verkehrtplaner die Welt außerhalb seines Büros nur aus Windschutzscheibenperspektive sieht

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  2. Bei diesen Konstrukten stellt sich mir auch immer die Frage "Was wollte der Künstler mir damit sagen".
    Anscheinend ist es heute nicht mehr "in" mal vor Ort zu gehen und sich die tatsächliche, reale Situation anzusehen. Es ist auch nicht mehr "in" eine Planung zu erstellen unter Berücksichtigung aller Verkehrsteilnehmer. Irgendwer oder irgendwas wird immer vergessen. Da frage ich mich schon, wozu eigentlich ein Plan.
    Karin

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  3. Natürlich alles andere als fahrradfreundlich geplant. Aber eine mögliche Intention wäre, dass die (hier sicher nicht selten fahrenden) LKW, die rechts zur B27 abbiegen wollen, hier keine Radlerinnen und Radler abräumen sollen. Das Einordnen in einer Reihe mit Motorfahrzeugen wäre hier mein Plan, den Weg via Gehweg würde ich meinen Söhnen empfehlen...

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    1. Der Bus fährt gerade aus, die Lkw halten sich deshalb in Grenzen, weil es eigentlich nur noch eine (später gar keine mehr) Zufahrtsstraße gibt und alle anderen für alle außer Bussen und Taxis verboten sind. Es gab vordem hier einen schmalen Aufstellplatz für Radler:innen, sogar noch optisch getrennt durch einen Bauzaun. Ich sehe dieses Sicherheitsproblem hier nicht, da kenne ich andere Stellen, die gefährlicher sind und per vorgezogenem Radstreifen mit gleichzeitig Grün für Radler:innen und Autofahrende geregelt sind.

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    2. Via Gehweg ist übrigens verboten, es gibt keine Gehwegfreigabe, soweit ich das sehe. Aber klar, das ist dann hier wieder so eine Stelle, wo Radfahrende zu Pfadfindern werden und sich bequemere und stressfreiere Gehwegstrecken suchen. Die armen Fußgänger:innen dann wieder!

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    3. Kurz vor der Sperrfläche ist im Gehweg rechts eine Absenkung. Die ist an der Stelle garantiert für Radfahrer gedacht. Für Schilder oder wilde Pinseleien hat das viele Engagement und Herzblut dann aber halt leider doch nicht mehr gereicht.
      Ute

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    4. Planung von Menschen, die selbst nicht radeln und deren Expertise die Windschutzscheibenperspektive ist. Die Sperrfläche soll wohl bewirken, dass sich Radler und Autofahrer im Reißverschlussverfahren hintereinander sortieren, damit rechtsabbiegende Autofahrer keine geradeaus wollenden Radfahrer auf gleicher Höhe mehr rechts neben sich haben, die dann "übersehen" werden könnten. Nicht ganz falsch möchte man meinen. Das zwingt aber den Radverkehr in die Defensive (Schulterblick, ggf. anhalten, sich unterordnen, auf das Wohlwollen des nachfolgenden Verkehrs hoffen und sich dann bestenfalls einreihen) und wenn dann etwas passiert, hat der der Radler "nicht aufgepasst".
      In Kopenhagen geht das so: dort werden (Hochbord-)Radwege vor Kreuzungen auf einer Strecke von ca. 2 KFZ-Längen auf Autofahrbahn-Niveau abgesenkt und somit der Autoverkehr (sic!), sofern er rechts abbiegen möchte, zu einem Spurwechsel veranlasst, so dass man sich ebenfalls eine Fläche teilt. Funktioniert dort m. E. gut.
      Der direkte Vergleich beider Lösungen beantwortet vielleicht ich ein Stück weit die Frage nach dem "Warum" des Artikels: Stuttgart ist letztlich nicht bereit, Radverkehr als Teil zur Lösung vieler (urbaner) Probleme zu akzeptieren, man hat einen Ruf als Motor City zu verlieren. Theoretisch mögen "wir" es ja voll drauf haben (Konzepte, Studien, Masterpläne, Bekenntnisse, Versuche...). Aber in der praktischen Umsetzung sieht man vor allem trotziges Festhalten am status quo. Wie kürzlich schon geschrieben: es wäre oft so einfach... Aber nein. Und ich bin mir ziemlich sicher: es liegt nicht am Geld.

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  4. Warum das so ist wie es ist? Einfach nachfragen bei der Stadtverwaltung. Ich denke, Gelbe Karten von einer Gemeinderätin werden sie wohl beantworten. Anschließend hier posten. Meine gelben Karten werden leider nicht mehr beantwortet. Ansonsten werde ich einfach auf der Sperrfläche weiter fahren. Man muss nicht jeden Unsinn den die Verkehrsbehörde sich für Radfahrer ausdenkt mitmachen.

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  5. Ich kann Rainer voll beipflichten. Die Antworten auf die Gelben Karten sind genauso wie die Microsoft Hilfe: Sehr freundlich, aber in der Sache völlig sinnlos. Wir sprechen von ganz banalen verkehrlichen Situationen, für die es bewährte technische Lösungen gibt.

    Zitat aus einer Antwort zur der xten gelben Karte zu einer ganz ähnlichen Situation (die Antwort kam diese Woche) "uns wurde mitgeteilt, dass bereits im Jahre 2019/2020 zur Verbesserung der Situation die durchgezogene und die gestrichelte Linie sowie das Piktogramm angebracht wurden. Eine reine durchgezogene Linie ist in dem Bereich nicht möglich, da der Bus dort seine Haltestelle hat und beim Ausscheren die Linie evtl. tangiert wird.
    Ihre Gelbe Karte wurde an den betroffenen Fachstellen mit der Bitte um Prüfung, ob in dem Bereich weitere Maßnahmen zur Optimierung der Situation erforderlich sind, weitergeleitet.

    Bis dahin bitten wir Sie um etwas Geduld."
    Man wartet halt noch ein paar Jahre und fährt in der Zeit irgendwie über den Gehweg oder wird fast täglich umgenietet von den Rechtsabbiegern. Merke: Nur ein toter Radler ist ein guter Radler.

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  6. es ist einfach:
    sie wollen uns nicht.
    würden sie uns wollen, wäre es so einfach, wie der spritbonus.

    und die, die uns wollen können es nicht.

    sonst gäbe es so was wie den rotebühl- unsinn oder spritbonus nicht.

    karl g. fahr

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