26. August 2023

Als ob der Radverkehr das Problem wäre

Mit offen Armen empfängt ihn keine Stadt. Wenn er da ist, wird er zähneknirschend irgendwo untergebracht. Am liebsten hätte man ihn nicht. Berlin will Radverkehrsanlagen zurückbauen. Stuttgart halbiert die Fläche einer Hauptradroute für eine Außengastronomie. 

Für einen ernstzunehmenden Individual-Verkehr, der Autofahrten ersetzt, hält man den Radverkehr immer noch nicht - fast immer, wenn von "Verkehr" die Rede ist, ist der Autoverkehr gemeint - und steckt ihn deshalb gern zu den Fußgänger:innen auf die Gehwege. Als ob alle Radfahrten Spazierfahrten wären, als ob nicht längst viele Arbeitswege täglich mit Fahrrädern zurückgelegt würden. Offenbar soll der Radverkehr nichts ändern an der Kräfteverteilung in unserer Verkehrswelt, also der Dominanz des Autos über allem. Obwohl ein starker Radverkehr erheblich dazu beitragen könnte, die Treibhausgasbilanz des Verkehrssektors zu verbessern, versuchen die Autolobbyisten ihn zu problematisieren oder wegzudiskutieren: Radfahrende müssten sich erst mal an die Verkehrsregeln halten und das Fahrrad sei ein Schönwetterfahrzeug. Wenigstens im Winter scheint die alte Verkehrswelt noch in Ordnung, was allerdings ein Irrtum ist. Es hält sich auch der Irrglaube hartnäckig, dass eine Fahrradstraße zum Niedergang des örtlichen Handels führt, weil dafür einige Parkplätze wegfallen.

Am Ladensterben in den Innenstädten und Stadtteilzentren scheinen die Radfahrenden schuld (nicht die hohen Ladenmieten und der schlechte Service), weil sie Autofahrende daran hindern, in die Stadt zu fahren. Nicht problematisch erscheinen die Autos, die wie Wände an den Gehwegen stehen und die fahrend die Fußgänger:innen daran hindern vom Laden auf der einen Straßenseite zum Laden auf der anderen zu gelangen. Und nicht die in Wohnstraßen geparkten Vans und SUVs verstellen den Blick, sondern eine Fahrradgarage. 

Weil die Auto-Fahrbahnen eine so laute Lobby haben, neigen die meisten Städte in Deutschland dazu, für den zunehmenden Radverkehr die Fahrbahn nur geizig oder gar nicht freizuräumen. Lieber verlegt man den Radverkehr in die Bereiche für Fußgänger:innen. Sollen die sich doch untereinander kloppen! Beschweren sich die Fußgänger:innen, bremst man den Radverkehr. So bietet man in Drübeck im Harz den Radfahrenden keinen Radstreifen an, und stoppt sie auf dem Gehweg mit einer Umlaufsperre. Auch in Laim regt sich Protest gegen Radler:innen, weil die Radförderung aufkosten des Raums der Fußgänger:innen geht, denn dem Auto will man keinen Platz wegnehmen. 

Gleichzeitig fahren immer mehr Menschen Fahrrad. Eltern entdecken, dass sich mit Lastenrädern die Kinder und Einkäufe besser transportieren lassen als mit dem Auto, Arbeitnehmer:innen finden es schöner und entspannender vor und nach der Arbeit sich radelnd zu bewegen. Viele erkennen, dass sie mit dem Fahrrad in der Innenstadt schneller sind als mit dem Auto (übrigens auch die Menschen, die politisch gegen das Fahrrad reden und den Autoverkehr beschwören) und weiter rumkommen als zu Fuß. In Stuttgart ist der Radverkehrsanteil am Modal-Split in den letzten Jahren von 8 auf 14 Prozent gestiegen. 

Der Radverkehr geht also nicht mehr weg. Ganz im Gegenteil, er breitet sich immer mehr aus, ganz gleich, ob die die Städte mit dem Ausbau einer Radinfrastruktur hinterherkommen oder nicht. Viele radeln trotzdem. Viele aber kann man aber auch solange vom Radfahren abhalten, wie man die Radinfrastruktur in lückenhaftem Zustand belässt und immer wieder gefährliche oder stressige Stellen einbaut. Dann kann man auch weiter behaupten: Da radelt doch niemand.

Eine Kampfansage an Radfahrer:innen schwingt bei jeder Planung mit, die darauf besteht, dass der Radstreifen so viele Ampelstopps wie der Autofahrstreifen hat, eng an geparkten Autos entlang führt, Fußgänger:innen und Radfahrende zusammen quetscht, Radrouten über mehrzügige Fußängerampeln legt oder den Radstreifen vor dem Kreisverkehr oder einer großen Kreuzung enden lässt. So signalisiert die Radinfrastruktur trotzig: Fühlt euch nicht zu wohl, denkt nur nicht, dass wir euer Vorankommen wirklich erleichtern wollen, und fühlt euch niemals sicher in unserer Autoverkehrswelt. Denn im Grunde wollen wir euch hier nicht haben. Ihr stört die Planungsroutinen und die Entscheiungsroutinen in den politischen Gremien. 

Paradigmenwechsel in einer Gesellschaft sind schwierig und brauchen halt Zeit, könnte man sagen. Allerdings wird beispielsweise der Wechsel von analoger Organisation des Alltags zur digitalen nicht als konfliktträchtig problematisiert, die Verkehrswende aber wird sogar als Kulturkampf beschrieben. Unsere tiefgreifende digitale Transformation erzeugt kaum medienwirksame Emotionen, die Frage Fahrrad oder Auto aber birgt angeblich das Risiko einer gesellschaftlichen Spaltung. Offenbar gerät eine nicht geringe Zahl von Menschen in blanke Panik, sobald sie die gewohnte Autofahrt zur Arbeit oder zum Einkaufen bedroht sieht durch ein Tempolimit, eine Einbahnstraße, einen Radfahrstreifen oder weniger Autoabstellplätze am Straßenrand. Diese Angst, das Auto als Transportkapsel zu verlieren, hat Knoflacher mit einer Sucht verglichen, auch wenn es nicht ganz so simpel ist. Andere sagen, was den US-Amerikanern ihre Schusswaffen sind, seien für uns die Autos. 

Aber auch das ist ein Irrtum. Denn bei der Förderung und Unterstützung des Radverkehrs geht es gar nicht darum, den Leuten ihr Auto wegzunehmen oder ihnen das Autofahren zu verbieten. Es geht nur darum, die Leute vom Zwang zum Autofahren (und den hohen Kosten dafür) zu erlösen, ihnen bessere Alternativen anzubieten und das Radfahren angenehm und sicher zu machen, damit es mehr Leute tun. Das Potenzial derer, die auf ihren Alltagsstrecken, die meist kürzer als 5 km sind, lieber mit dem Fahrrad fahren, liegt bei grob 60 Prozent. Da ein Mensch auf dem Fahrrad wesentlich weniger Platz braucht als ein Mensch in einem Auto, gibt ein starker Radverkehr viel Platz in einer Stadt frei. Zum einen für diejenigen, die mit dem Auto fahren müssen oder unbedingt wollen, vor allem aber für Bäume, Bänke, Spielplätze und florierende Konsumstraßen anstelle heutiger Fahrspuren. Weniger geparkte Autos bedeuten auch eine geringere Erhitzung und deutlich bessere Abkühlung nachts. Mehr Grünflächen kühlen auch an heißen Tagen aktiv, und die Menschen fühlen sich wohler und halten sich mehr draußen auf.

Schützenplatz Stuttgart
Städte, die auf den Radverkehr setzen, prosperieren. Die Fahrradkultur in Kopenhagen bringt der Stadt direkte und indirekte wirtschaftliche Vorteile. Jeder Kilometer, der von einem Menschen auf dem Rad zurückgelegt wird, bringt der Gesellschaft einen Nettogewinn von 0,16 Euro, während jeder mit dem Auto zurückgelegte Kilometer einen Verlust von 0,09 Euro bedeutet. Ersparnisse gibt es auch bei dem (in Dänemark staatlichen) Gesundheitswesen. Kopenhagen beziffert die gesparten Gesundheitskosten auf 71 Millionen Euro. Gesündere Menschen erzeugen außerdem weniger Fehltage bei der Arbeit, Radfahren steigert also die Produktivität. Einsparungen ergeben sich auch aus der geringeren Zahl von Autostaus und geringere Kosten für den Unterhalt der Straßen für Autos. Außerdem entstehen Unternehmen, die Fahrräder entwickeln, ausstatten oder verkaufen. Attraktiv für den Tourismus wird eine Fahrradstadt mit schönen Plätzen für Menschen auch noch. Und in Zeiten des Fachkräftemangels lockt man junge, gut ausgebildete Menschen nicht in eine Stadt voller Autos, sondern in eine Stadt, in der man nicht nur arbeiten, sondern auch gut seine Freizeit verbringen kann. 




 

11 Kommentare:

  1. Zum Ladensterben und "Aldisierung" der Königstr., für den unter anderem ja der Radverkehr seitens CDU und sogenannte Freie Wähler verantwortlich gemacht wird zur Erinnerung. Mit Milaneo und Gerber wurde die Einzelhandelsfläche in Stgt von Ex-Bürgermeister Schuster und seiner Lebensgefährtin von ECE (Betreiber Milaneo) mal um geschwind 25% aufgebläht. 2 Gutachten warnten vor einer Entwicklung wie wir sie jetzt sehen, ein 3. sah dies anders, es wurde von der Wirtschaftsförderung der Stadt erstellt ;-). Die Baustellen von S21 waren da noch das Sahnehäubchen. Der Einzelhandel in Stuttgart wurde von denen kaputt gemacht, die jetzt am lautesten schreien und vom Ladensterben jammern wenn Parkplätze wegfallen. ( https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.einzelhandel-wie-stark-schaden-milaneo-und-gerber-der-city.807f6968-b196-4e85-8bc6-d9d8249574cc.html) .

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  2. "Allerdings wird beispielsweise der Wechsel von analoger Organisation des Alltags zur digitalen nicht als konfliktträchtig problematisiert, die Verkehrswende aber wird sogar als Kulturkampf beschrieben. Unsere tiefgreifende digitale Transformation erzeugt kaum medienwirksame Emotionen, die Frage Fahrrad oder Auto aber birgt angeblich das Risiko einer gesellschaftlichen Spaltung."

    Was ist der Unterschied zwischen beidem? Privater Profit!

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  3. Dänemark ist nun gar kein gutes Beispiel, die sind maximal autofeindlich. Auf den Anschaffungswert werden bis zu 150 % Steuern erhoben - da können sich viele Leute einfach kein Auto leisten und fahren Rad.

    Merçedes Testa Rosa.

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    1. Ich denke doch, im Text wurde gut dargestellt, warum die Dänen gute Gründe haben für hohe Steuern.

      Auch in Deutschland ist ein PKW mit niedrigeren Steuern teuer, weshalb nicht jeder Haushalt einen hat. Bei mir im Haus haben gerade mal die Hälfte mind. Einen PKW, obwohl in jeder Wohnung Menschen sind, die Vollzeit arbeiten gehen.

      Diese Menschen (so wie ich auch) bewegen sich dann viel zu Fuß fort, selbst Einkäufe werden in Tüten nach Hause getragen. Deshalb gilt der Fußverkehr für mich als ernstzunehmende Verkehrsform, die leider auch von Stadtplaner:innen viel zu oft außer acht gelassen wird.

      Wenn tatsächlich fast jeder Haushalt in Deutschland mind. Einen PKW hätte, möchte ich gar nicht wissen, wo wir die alle lassen. Gerade Autofahrende regen sich doch über Staus und die vermeindlich geringe Anzahl an Parkplätzen auf.

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    2. liebe mercedes,
      das ist ein weit verbreitetes missverständnis, das piech und schergen gerne platzieren:
      die mär vom automobil als symbol der sozialen statuszugehörigkeit und virilität. die - im übrigen fehlerhaft beschriebenen - hohen abgaben bilden nur die realen kosten des miv ab, die bei uns externalisiert
      und auf die allgemeinheit angewälzt werden, wie das ifo so gerne feststellt.

      dänen sind deutlich wohlhabender, als wir, haben einen höheren lebensstandard und sind insgesamt glücklicher.
      sie entscheiden sich ganz bewusst für die freiheitsmobilität und gegen eine fortbewegung, die auf verbote, zwang , zerstörung und abhängigkeit angewiesen ist.
      radfahren steht stattdessen für leistungsbereitschaft, wohlstand und freiheit.

      karl g. fahr

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  4. Fairerweise sollte mE darauf hingewiesen werden, dass die im Artikel präferierte - an die Niederlande und an Kopenhagen angelehnte - Methode des Pull ohne push (oder mit nur minimalem push) nicht geeignet ist die für unser Jahrhundert essentiellen Probleme von Klimaerwärmung, Flächenversiegelung, Re-Suburbanisierung und stetig weiter steigenden MIV-Fahrleistungen sowie weiter wachsender Autodichte auch nur ansatzweise zu lösen oder zu mäßigen.
    Das was in den Kernen an Kurzstreckenwegen auf's Rad verlagert wird kommt doppelt und dreifach bei der MIV-Fahrleistung im Stadt-Umlandverkehr wieder oben drauf.
    Siehe Kopenhagen, siehe NL-Randstad (Utrecht, Amsterdam, etc.), siehe in D zB Münster.
    Die Flächensparsamkeit des Radverkehrs (ca. 1zu6 bei Rad vs. MIV) wirkt dabei ähnlich als Treiber für mehr Mittel- und Langstrecken MIV wie Kapazitätserweiterungen von Fahrbahnen (Antistauwirkung des autogerecht separierten Radverkehrs).
    Was hilft?
    Das Prinzip: 'Kein pull ohne push'!
    Kölner Ring kann als Mini-Beispiel dienen, Paris vielleicht in einigen Jahren, Einiges aus der Schweiz, aber ganz sicher nicht die derzeitige anti-ökologische 'pull&pull' Verkehrspolitik der Niederlande, die uns hierzulande von CSU/FDP bis Grüne und von CDU-Strößenreuthers Radentscheiden bis Bundes-ADFC als Vorbild angepriesen wird.
    Neben Münster (Rad auf die dazu geteilten Fußwege abschieben) scheinen auch Städte wie Frankfurt ganz geeignet zu sein um die Entwicklungen nachzuzeichnen.
    Radverkehrssteigerungen entwickelten sich im Wesentlichen unabhängig von der so stark fokussierten separaten Rad-Infrastruktur.
    Sehr starke Steigerungen in den Rad-Boomjahren ab 2005 und insbesondere ab 2010 ohne(!) Änderungen an der auf Mischverkehr ausgerichteten Infrastruktur, dann Umschwenk auf mehr Separation mit paralleler Stagnation der Radverkehrssteigerungen, Reduktion des MIV in den inneren(!) Stadtkernen und starker Ausweitung des MIV auf den ökologisch relevanten längeren Distanzen des Stadt-Umland Verkehrs.
    Wo hat sich eigentlich diese allseits propagierte Hoffnung auf massenhaften Umstieg von Auto auf Rad durch Radwegebau mal eingelöst? Meist war das nur als erste Initialzündung erfolgreich (zB Sevilla von 0 auf 6% mod-Split) oder verpuffte ansonsten regelmässig im Rahmen einer Plateaubildung ohne weitere Steigerungen oder gar Verlagerungen weg vom MIV.
    Auch wenn es zunächst mal kontraintuitiv erscheinen mag:
    Die Radseparation nach NL-Vorbild verdient eindeutig das Etikett 'Autogerecht'.
    Der automobile Teufelskreis kann (neben vielen nicht-infrastrukturellen Maßnahmen) nur gebrochen werden, wenn die Erreichbarkeitsradien des MIV eingeschränkt werden (push) und ggf. parallel die Reisezeiten 'von unten' (5-20km) des Radverkehrs & ÖPNV und 'von oben' (>20KM) des ÖPV (Schiene) verbessert werden (pull).
    5%-max10% der heutigen hiesigen MIV Belastung dürfte dabei auch im Globalmaßstab ökologisch und sozial halbwegs verträglich sein.
    Über die Infrastruktur hinaus sind natürlich auch etliche weitere 'Treiber' des Automobilismus in den Blick zu nehmen (Pfadabhängigkeiten).
    Alfons Krückmann

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    1. Radverkehranlagen nützen auch und besonders dem Autoverkehr, das sage ich auch immer wieder. Sie sorgen dafür, dass Fahrräder nicht vor dem Kühler von Autos fahren. Sie nützen aber halt auch, wenn man Menschen, die nicht zwischen Autos radeln wollen, aufs Fahrrad bringen will. Das zeigt Kopenhagen durchaus, finde ich. Mir ist noch nicht eingefallen, wie man das Dilemma vernünftig lösen kann: Wenn Autofahrende langsam und achtsam fahren würden, spräche ja nichts gegen das Fahrbahnradeln. Aber wie bringt man sie dazu? Mit drakonischen Geschwindigkeitskontrollen? Und wie "dratkonisch strafend" wollen wir unseren Staat wirklich haben? Der Schlendrian in Sachen Verkehrsregel-Kontrolle nützt ja auch uns Radfahrenden. Vorerst halte ich es für sinnvoll, möglichst viel sichtbare Radinfrastruktur auf Fahrbahnen zu legen, damit sich noch mehr Leute trauen, Rad zu fahren.

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    2. "Mir ist noch nicht eingefallen, wie man das Dilemma vernünftig lösen kann"

      Dito!

      Was staatliche Repression um Bezug auf Automobilismus angeht:
      eine generelle Aufhebung der Radwegebenutzungspflichten zB wäre ja eben kein Ausdruck eines 'drakonisch strafenden Staates', sondern das genaue Gegenteil, nämlich ein Freiheitsgewinn für Radfahrende und zudem eine tendenzielle Entlastung für Fußgehende.
      Ebenso wären verpflichtende Tempomaten und Abstandshalter in Kfz, die den Autofahrenden die Umwandlung von Verkehrsmittel zur Waffe in weiten Teilen verunmöglichen würden, kein 'strafender Staat', sondern ganz im Gegenteil ein 'fürsorglicher Staat', der sozialverträgliche Inklusion vor die gegenwärtig dominante egozentrisch und chauvinistisch fundierte automobile Gewalt platzieren würde.
      'Drakonische' Geschwindigkeitskontrollen usw. sind mE in der Tat für Radverkehr und Fußverkehr abzulehnen, da i.d.R. unsinnig (keine Fremdgefährdung), aber - analog zu Waffengesetzen in zivilisierten Ländern - für Kfz unbedingt einzufordern.
      Nicht etwa zu Lasten von Freiheit, sondern im Gegenteil zu Gunsten von Freiheit.

      Was den gelegentlichen radverkehrsvereinfachenden 'Schlendrian' der strafenden Exekutive angeht stimme ich bei oberflächlicher Betrachtung zwar zu, aber es gälte ja auch zu berücksichtigen, dass das gegenwärtige Regelwerk im Kern auf Förderung des automobilen Wachstums ausgelegt ist, auch wenn rhetorisch immer wieder gern auf 'Sicherheit vor Flüssigkeit' verwiesen wird?
      Faktisch ist doch bei nüchterner Betrachtung das Gegenteil der Fall:
      immer noch hat die Ausweitung der MIV Erreichbarkeitsradien Vorfahrt vor Ökologie, sozialer Gerechtigkeit, Inklusion und Menschenrecht auf Leben und Gesundheit.
      Oft gilt: wer regelkonform fährt fahrt selbstgefährdend. Ein 'eigentlich' doch unhaltbarer Zustand.
      Ohne die Komponente der 'subjektiven Sicherheit' kleinreden zu wollen drängt sich mir immer stärker der Eindruck auf, dass das zu bearbeitende Kernproblem nicht die räumliche Nähe des metastasierenden Autoverkehrs ist, sondern der Autoverkehr selbst, aber vor dieser mE wissenschaftlich gut begründeten Erkenntnis drücken sich bislang alle Parteien und 'Radlobbys', und gehen stattdessen(!) den nachgewiesen autogerechten Weg von 'lets go dutch'.
      Alfons Krückmann, (leider ohne 'Patentrezept)

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  5. Jörg
    Die aktuelle Geld und Flächenverteilung ist unfair. Seit Jahrzehnten in denen ich ins Geschäft radel werde ich um meine Steuern betrogen. Der öffentliche Salzstreuer genannt Winterdienst fährt nur auf der Fahrbahn. Die wirklich teueren Ampel mit Verkehrsleitzentrale und 32 Zählstellen pro Knoten, werden aus meinen Steuern finanziert. Das Licht im Heslach Tunnel brennt Tags wenn es hell ist auf unser aller Kosten.
    Selbst wenn wir nur mit 5% Radverkerkehrsanteil rechnen, ist es ein 20stel was den Radfahrenden zusteht. Bekanntlich zahlen Radfahrer mehr Steuren, es wurde fest gestellt das eher die Besser-verdienendenInennen (armes deutsch) radfahren.
    Gehen wir auf die Ziele von 10 oder 20% Radanteil sieht es ganz wild aus.

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  6. Du hast ja so Recht. Wenn die Leute, die Autos fahren, die Kosten tragen würden, müssten sie vermutlich Tausende pro Monat zahlen. Anderseits werden die Straßen im Winter auch deshalb so hastig für Autos geräumt, damit Rettungswagen und Feuerwehr durchkommen. Auch der Lieferverkehr (Post) kommt auch jenen zugute, die keine Autos haben.

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    1. Hallo zusammen,
      in der Formulierung "öffentlicher Salzstreuer" sehe ich entweder einen gewissen Zynismus, oder eine Kritik, die vielleicht auch mal geprüft werden sollte.

      Für mein Gefühl ist der dauernde und sofortige Griff zum Salz eine große Unsitte, die fast so wirkt, als müsse man diesess Zeug jeden Winter, wann immer es möglich oder begründbar ist, auf die Straßen kippen. Ergebnis: eine große, unnötige Schadwirkung an Infrastruktur, Fahrzeugen (aller Art - Kfz wie Fahrräder!), Tieren, Pflanzen usw., weil das Zeug Korrosion und andere Schäden fördert, und manchmal eine Folgegefahr aufbaut, wenn eine eigentlich griffige Schneedecke aufschmilzt und in der Nachtkälte dann zur glatten Eisbahn wird.

      Warum ist Winterdienst keine Vielfalt an Methoden, wie mal wirklich "nur" Räumen und/oder Griffigkeit erhöhen, z.B. auch mit, wie es im Beamtendeutsch heißt, "abstumpfenden Streumaterial"?

      Natürlich gibt es Situationen, wo Salz mindestens ergänzend sinnvoll oder nötig sein kann, wie akuter Eisregen o.ä. - aber selbst da wäre mindestens ergänzend ein reifungserhöhendes Streumittel hilfreich, denn solange das Salz nicht wirkt, bleibt es eben glatt.

      Das ggf. vermeintliche Gefühl, daß Salz-Winterdienst einem die eigene Winterausstattung an jeglichem Fahr- oder Lauf/Schuhwerk erspart oder abnimmt, rächt sich eh meist recht früh, weil oft genau der Übergang von salz- zu unbehandelter Fläche Gefahren birgt.

      Nur mal so als Gedanken - basierend auf Erfahrungen im Stuttgarter Umland...

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