Das sagt niemand. Googelt man, dann wird der Satz nur böse ironisch verwendet und meint das Gegenteil. Gut, okay, lieben muss man die Leute nicht wegen des Verkehrsmittels, das sie wählen. Niemand liebt Autofahrende oder Fußgänger:innen.
Wenn man aber googelt, "Ich hasse Radfahrer", dann kriegt man 2.600 Treffer. "Ich hasse Fußgänger" ergibt 60 Treffer und "Ich hasse Autofahrer" kommt auf 1.100. Gehasst ist schnell. Vor allem die Menschen, die mit dem Fahrrad fahren. Warum das so ist, habe ich schon 2017 mal versucht zu erklären. Abgesehen davon, dass wir für Autofahrende und Fußgänger:innen immer noch ein störendes Element der Freiheit darstellen, verstehe ich den Ärger auf uns aber auch, wenn - wie auf dem Foto - wieder mal Radler auf dem Gehweg an mir vorbeizischen. Anderseits scheint der Ärger über Autos, die über Gehwege fahren oder dort parken, ziemlich klein zu sein. Niemand verallgemeinert dieses Verhalten zu einem "Ich hasse Autofahrer, die halten sich ja an keine Regeln."
Der Straßenverkehr provoziert Ärger, hauptsächlich deshalb, weil wir in ihm als Einzelne und auf uns selbst reduzierte Menschen unterwegs sind, und uns Wutausbrüche erlauben. Auch wenn sich Autofahrende über Radfahrende gerne ärgern, ärgern sie sich doch noch mehr über aggressive Autofahrende, vor allem die hinter ihnen, die zu dicht auffahren und drängeln. An Radfahrenden ärgert sie eine gewissen flinke Unberechenbarkeit, sie tauchen plötzlich auf und wechseln plötzlich die Richtung. An Fußgänger:innen ärgert sie, so wie Radfahrende auch, dass sie mit dem Handy vor er Nase über die Fahrwege schusseln. Radfahrende ärgern sich über drängelnde Autofahrende, über enges Überholen und die Vereinnahmung ihres Fahrraums durch stehende oder parkende Autos. Fußgänger:innen ärgern sich darüber, wenn Autofahrende und Radfahrende am Zebrastreifen nicht zuvorkommend halten und auf Gehwegen und an Gehwegecken parken, das allerdings nicht sonderlich stark. Dafür ärgern sie sich richtig, wenn Radfahrende auf Gehwegen an ihnen vorbeifahren, und sie finden es immer viel zu schnell.
Aus dem Maß des Ärgers kann man aber nicht schließen, dass Radfahrende mehr Regelverstöße begehen als Autofahrende oder zu Fuß Gehende. Sie werden nur unterschiedlich bewertet. Über Fußgänger:innen oder Autofahrende schreibt und kommentiert man nicht so gehässig, wie über Menschen, die das Fahrrad für ihre Alltagswege nutzen.
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