26. November 2025

Sicherheitsempfinden muss Maßstab für Radwege sein

Das geht aus einer Befragung hervor, deren Ergebnisse die Seite Zukunft Mobilität veröffentlicht und auf die mich Blogleser Werner aufmerksam gemacht hat. 

Die Gestaltung der Radverkehrsanlagen hat einen maßgeblichen Einfluss darauf, ob Menschen das Fahrrad nehmen oder nicht, vor allem auf diejenigen, die noch keine routinierten Radler:innen sind, es aber werden könnten. 

Dabei schätzen Radfahrende und Autofahrende die Situation auf einer Straße ziemlich ähnlich ein. Was uns Radfahrenden unsicher erscheint, erscheint auch Autofahrenden unsicher für uns. Sowohl Radfahrende als auch Autofahrende finden geschützte Radstreifen oder Radwege auf Gehwegniveau sicherer. Nur die Dooringgefahr entlang von Autoabstellstreifen halten Autofahrende für deutlich geringer als Radfahrende (das heißt, sie sind sich dessen kaum bewusst). Daraus folgt auch, dass Menschen, die ihre Alltagswege derzeit noch in Autos zurücklegen, nur dann davon überzeugt werden können, das Fahrrad zu nehmen, wenn sie dort, wo sie gerade fahren, eine sichere Radinfrastruktur sehen und das Gefühl haben, da könnten auch sie stressfrei radeln. Das Potenzial derer, die im Alltag Rad fahren würden, wenn sie keine Angst vor dem Autoverkehr hätten, ist ziemlich groß. 2017 wurde es in einer Studie mit 60 Prozent beziffert. Aber auch, wenn es nur 40 Prozent wären und 20 Prozent auch wirklich machten, wäre das enorm viel. Dafür muss es aber einladende Radverkehrsanlagen auf unseren Straßen geben, die alle als sicher empfinden. 

Der Mischverkehr mit Autos wird durchweg negativ bewertet.

Rotebühlstraße, Fahrbahn: unsicher
Das gilt auch für Nebenstraßen, in denen Tempo 30 angeordnet wurde.  Nur 17 Prozent der Befragten bewerteten sie als eher sicher und nur 4 Prozent als sicher. Alle anderen fanden sie unsicher oder eher unsicher. Fahrradstraßen, in denen noch Autos fahren dürfen, schneiden zwar besser ab, aber Begeisterung klingt anders. 10 Prozent finden sie sicher, 35 Prozent eher sicher. 55 Prozent bewerteten sie als eher unsicher oder unsicher. 

Das Fahrbahnradeln auf Straßen mit Tempo 50 im Mischverkehr schätzen 84 als unsicher oder eher unsicher ein. Gibt es einen Radfahrsteifen, finden es noch 67 unsicher oder eher unsicher. Autofahrende finden die Straße ohne Radfahrstreifen zu 74 Prozent unsicher oder eher unsicher, mit Radstreifen aber schon gar nicht mehr unsicher, sondern nur noch zu 47 Prozent eher unsicher. (Hier noch mal der Link zum Artikel über den Radwegcheck mit den Zahlen im Detail.)

Stresemannstraße, eher unsicher
Je breiter ein Radfahrstreifen ist (3,5 m), desto sicherer fühlen sich Radfahrende darauf. Ist er schmal (2 m), dann fühlen sie sich deutlich unsicherer. Das Sicherheistempfinden erhöht sich aber, wenn er farbig (hier grün) markiert ist. Ist er durch Poller oder Blumenkübel zur Fahrbahn abgegrenzt, erhöht sich das Sicherheitsgefühl noch einmal. Radwege auf Gehwegniveau werden nur dann von Radfahrenden (und übrigens auch von Fußgänger:innen) als sicher empfunden, wenn sie deutlich vom Gehweg getrennt sind, am besten durch einen Grünstreifen.  (Radwege auf Gehwegniveau, über die an vielen Stellen der Autoverkehr abbiegt, wurden nicht abgefragt. Ich fühle mich auf denen nämlich nicht sicher.) 

Wirklich gute Werte wurden nur in Fahrradstraßen ohne Autoverkehr erzielt. 93 Prozent werten eine Fahrradstraße ohne Autoverkehr als sicher (aber wirklich ohne Autoverkehr, nicht so wie bei uns in der Eberhardstraße). Ist in einer deutlich optisch markierten Fahrradstraße der Anliegerverkehr zu Parkplätzen noch erlaubt, der Durchgangsverkehr jedoch wirklich unterbunden, dann finden das auch noch 70 Prozent sicher und nur 3 Prozent unsicher.

Möhringer Landstraße, Vaihingen (eher unsicher)
Die Studie zeigt, wie sehr das subjektive Sicherheitsempfinden von Radfahrenden von der konkreten baulichen Ausgestaltung abhängt. So das Fazit der Macher:innen. Auch wenn es für die objektive Sicherheit egal sein mag, ob der Radfahrstreifen entlang einer Tempo-50-Straße 2 Meter oder 3,5 Meter breit ist, für das Wohlbefinden von Radfahrenden (also ihr subjektives Sicherheitsgefühl) ist es das überhaupt nicht. Und nur dann, wenn Menschen für sich die Möglichkeit sehen, auf ihrem Weg zu Alltagzielen mit dem Fahrrad auch sicher unterwegs zu sein, steigen sie aufs Fahrrad um oder schicken ihre Kinder mit dem Rad zur Schule. Und das erkennen sie nur, wenn sie entlang ihrer Alltagsstrecken eine freundliche und einladende Radinfrastruktur sehen, auf der viele Radler:innen unterwegs sind, die an dem Stau vorbei ziehen, in dem sie selbst gerade stecken. Dann reift die Erkenntnis: Ich könnte doch auch mit Fahrrad fahren. 

Tempo 30 ist keine Radinfrastruktur. Stuttgart, das 70 Prozent der Straßen als Tempo-30-Straßen ausgewiesen hat, muss sich klar machen, dass das keine Radinfrastruktur ist. Denn der Mischverkehr in engen, beidseitig zugeparkten Straßen mit Rechts vor Links wird keineswegs von einer Mehrheit als sicher empfunden. Fahrradstraßen mit Autoverkehr werden zwar mehr beradelt, aber dabei immer noch von der Hälfte der Befragten als nicht sicher empfunden. Routinierte Radler:innen mögen Nebenstraßen als immer noch besser als Hauptstraßen und deshalb als akzeptabel, halbwegs sicher und überschaubar empfinden, aber ihre Kinder lassen sie dort trotzdem nicht alleine radeln. Und alle Vielradler:innen können von Schreckmomenten und beinahe-Zusammenstößen im Tempo-30-Netz erzählen: von einer Autofahrerin, die mir die Vorfahrt nimmt, einem entgegenkommenden Autofahrer, der in einer beidseitig zugeparkten Straße nicht bremst und beinahe meinen Ellbogen touchier oder von einem, der mit dem Auto beim Einbiegen die Kurve so schneidet, dass er mich fast auf den Kühler geladen hätte. Sehen konnte ich ihn nicht, weil die Ecken zugeparkt waren. Und sie (übrigens vermehrt Frauen) erzählen außerdem, dass uns Autofahrer, die wegen uns bremsen mussten, anbrüllen, Schläge androhen, aussteigen, uns hinterherlaufen oder sogar zuschlagen. (Konfliktsituationen im Begegnungsverkehr oder an Kreuzungen hat die Studie ebenfalls nicht abgefragt.)

Kurzum: Den Radverkehr steigert eine Stadt nur dann nennenswert, wenn sie Radstreifen und Radwege anlegt, die als sicher empfunden werden, weil sie den Autoverkehr wirkungsvoll auf Distanz zum Radverkehr halten. Wenn der Radweg immer wieder aufhört, funktioniert das nicht. Das alles tangiert uns routinierte Radfahrende weniger (denn wir radeln ja schon, trotz aller Mängel), aber es betrifft all diejenigen, die Rad fahren würden, wenn sie nicht das Gefühl hätten, es sei auf unseren Straßen lebensgefährlich. Und genau die müsste eine Stadt zu gewinnen trachten, wenn sie den Radverkehr steigern und den Autoverkehr verringern will, ohne drastische Verbote auszusprechen. Wer Autostraßen ausbaut, bekommt Autoverkehr, wer aber Radwege baut, bekommt Radverkehr. 

Nachtrag: Übrigens auch lesenswert die Analyse des NDR über Radwege in Hamburg aber auch ganz Deutschland. 

 


10 Kommentare:

  1. Eine interessante Studie! Auch die grafische Aufbereitung finde ich gelungen. Allerdings fehlt mir eine Analyse, warum Radfahrende den Mischverkehr als gefährlich einstufen; der Begriff StVO taucht in dem Artikel leider nicht auf. Die Gefahren, welche von den Gefährderinnen und Gefährdern ausgehen, werden als unabänderlich bzw. gottgegeben hingenommen. So wird das Radfahren auf separierten Wegen zwar subjektiv sicherer, aber an den Kreuzungspunkten mit dem MIV objektiv gefährlicher. So wird's jedenfalls nix mit einer Verkehrswende.

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  2. Obwohl ich privat viel mit dem Rad fahre, ist mir trotzdem immer mulmig. Was bei den Verkehrsspezialisten nicht ankommt, sind die ganzen "ist doch nichts passiert"-Momente. Es ist doch etwas passiert, man ist geradeso an einem Unfall vorbeigekommen. Meist weil sich jemand nicht den Verkehrsregeln gemäß verhalten hat, und nicht sorgfältig war. Ich fahre immer auf 150%-Aufmerksamkeit, sonst wäre ich jetzt wohl schon tot. Die Anzahl der gerade noch, durch Vorahnungen und extremer Aufmerksamkeit, vermiedenen Kollisionen (egal ob Rad oder Auto) lässt sich nicht mehr aufzählen. Wenn so etwas einem ungeübten Radfahrer passiert, dann stellt er das Rad in die Ecke und sagt, Radfahren ist mir zu unsicher. Das Problem liegt an der um sich greifenenden Unaufmerksamkeit, der fehlenden Regelkenntnis und der extrem nachlassenden Regeltreue, selbst bei eindeutiger Beschilderung, der Mitverkehrsteilnehmenden. Man könnte auch sagen, des um sich greifenden -ICH!!!!-.
    Smartphonenutzung, Posergehabe und fehlendes fahrerisches Können tun dann zusätzlich ihren Teil dazu.
    Es braucht mehr von der berühmten gegenseitigen Rücksichtnahme. Das ist aber ein gesellschaftliches Problem.
    Karin

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  3. Mischverkehr Auto-Rad wird es in Wohnvierteln natürlich immer geben. Hier kann man gefühlte und echte Sicherheit eigentlich nur durch zwei Maßnahmen deutlich verbessern: weniger (parkende) Autos und langsameres Tempo für fahrende Autos. Warum nicht in allen Nebenstraßen dem Fuß- und Radverkehr Vorrang geben? Michael

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    1. Fußverkehr bitte keinen Vorrang, denn Fußgänger sind oft Spaziergänger die sich der Veranatowortung nicht bewußt sind. Man sieht selbt an Zebrastreifen einige die dort stehen um sich zu unterhalten und dann nach Minuten plötzlich doch queren wollen.
      Abgesehen davon, dass ich von Vorragn für bestimmte Fahrzeugkatherogieen gar nichts halte, denn dann muss diskutiert werden ob das auch bei unübesichtlichen Grundstücksausfahrten und ähnlichem gillt, wo die bauliche Gestaltung nicht dafür geeignet ist.
      ABER: in Wohngebieten nur noch "Blaue Zonen" das sind bei uns bereiche in denen nur auf ausgewiesenen Stellplätzen geparkt werden darf, sonst gilt Halteverbot. Die 5 (8m) Regeln taugt nicht um Sichtbehinderungen bei Knotenpunkten zu vermeiden und wenn aus 5m 2 werden hat noch niemals einer einen Strafzettel bekommen, es sei denn die Müllabfuhr kommt nicht mehr um die Ecke.

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  4. Liebe Christine,

    die 3,5 m Breite für einen Radfahrstreifen werden wir wohl nicht finden. Es gibt recht konkrete Vorgaben zu Mindestbreiten zur Radinfrastruktur, die leider so gut wie immer nur als komplett unverbindlicher Vorschlag angesehen werden. Beim Bild oben am Killesberg parkt kein einziges Auto innerhalb des Parkfeldes, d.h. die Türen und der aussteigende Fahrer blockieren komplett den Radiestreifen. Die wilde Straßenbemalung verhindert es für die Radies, auf die Straße auszuweichen, für mich mehr Stress, als wenn ich auf der Straßen fahren dürfte ohne Radstreifen.
    Wir haben in Stuttgart sogar benutzungspflichtige Radwege mit Gegenverkehr, die nur 1 m breit sind, und da bin ich objektiv (!!) auf der Straße 1000 mal sicherer als auf der "Radinfrastruktur".

    Das andere Thema sind die Abgrenzungen: eigentlich ist es "bei Todesstrafe" verboten, einen durchgezogenen Strich zu überfahren, aber bei den Radstreifen muss das ja ständig passieren, so um das KFZ zu parken. Das bedeutet auch, dass z.B. bei Radgegenverkehr das Überfahren des durchgezogenen Strichs objektiv und subjektiv die Radies massiv gefährdet, aber die KFZ gar nicht mitfühlen, was sie gerade gemacht haben, weil sie ja ständig die durchgezogenen Striche überfahren dürfen/müssen.

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    1. Lieber Henry, die Frage, wo sich Radfahrende sicher oder unsicher fühlen, hat, wie wir ja wissen, nicht unbedingt etwas mit objektiver Sicherheit zu tun. Beispielsweise sind ja Radwege hochgefährlich, über die Autos (und Lkw) abbiegen können. Ich fühle mich auf den Radwegen entlang der Heilbronner Straße extrem unsicher und gucke mich jedes Mal angestrengt um, um herauszufinden, ob der Autofahrer vorhat, in die Straße einzubiegen, über die ich fahren muss. Den Radstreifen am Killesberg fand ich nie so stressig, auch wenn er breiter sein könnte. Die Fahrbahn für Autos links daneben ist ja sehr breit, keiner muss eng an mir vorbei fahren. Ich bin ohnehin ein Fan von Radfahrstreifen. Männer, die lieber auf Fahrbahnen radeln, werden nie verstehen, warum sich so viele Menschen da extrem unsicher und gefährdet fühlen. Mit der Vorgabe Mischverkehrsradeln kriegt man Leute nicht aufs Fahrrad, die auch gut Rad statt Auto fahren könnten. Das klappt einfach nicht. Also muss man, wenn man den Radverkehr steigern will, Radinfrastruktur anbieten, die sich sicher anfühlt. Um so eher, je rüder Autofahrende mit Radfahrenden umgehen.

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  5. AK könnte seinen Kommentar unter dem letzten Post einfach hierher kopieren...

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  6. Liebe Christine,

    ich fühle mich auf richtiger Radinfrastruktur auch viel sicherer als beim Gemischtradeln, ABER es muss eine Infrastruktur sein. Bei vielen Raddingen wird eine Sicherheit vorgegaukelt und die KFZ sehen die angeblich vorhandene Radinfrastruktur als Berechtigung zur Selbstjustiz, wenn die Radies auf die Straße ausweichen (mit dem oben gut beschriebenen Programm von blanker Gewalt). Gleichzeitig ist es selbstverständlich, dass die KFZ ohne Not auf der Radinfrastruktur fahren (Gegenrichtungsradweg in der Liststraße als Beispiel) und dort die Radies anfahren. Besonders "witzig" wird es, wenn die Stadt Klemmfixe ablehnt mit der Begründung, das würde den motorisierten Verkehr behindern. Wenn eine Markierung einen nicht fahrbaren Weg angibt, dann ist wohl die Markierung falsch (auch wenn das Zulasten der Länge der ausgewiesen Radwege geht). Die Verwendung eines dicken weißen Striches als absolute Trennung (=absolutes Überholverbot) und gleichzeitig als "Dekomarkierung" bei Radstreifen, die beliebig überfahren werden darf, ist für die meisten KFZ nicht verständlich (siehe auch den Schwabtunnel).

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  7. Was diese 'Studie' bzw. Fotoumfrage eines privatwirtschaftlichen 'Startups' allerdings komplett verschweigt:
    Das Kriterium 'Sicherheit' und/oder 'subjektive Sicherheit' spielt bei der Verkehrsmittelwahl entgegen vieler Kampagnen zur autogerechten Radverkehrsförderung keinesfalls(!) die Hauptrolle.
    Stattdessen dominieren klar Reisezeit, Komfort, Transportfähigkeit, etc.
    Die Fokussierung auf 'subjektive Sicherheit' führt in der Praxis dann in der Regel zu einer Verschlechterung ausgerechnet der tatsächlich zentralen Punkte der Verkehrsmittelwahl-Entscheidung bei gleichzeitiger Verbesserung der Bedingungen für den MIV (Reisezeit). Ein shift genau in die verkehrte Richtung.
    Aus ökologischer bzw. Klimaschutz-Perspektive wäre doch zu fragen, ob das noch zeitgemäß ist.
    Die Länder/Regionen, die auf Separationsmethode mit Erhöhung einer 'subjektiven Sicherheit' setzen, haben denn auch allesamt deutliche Steigerungen beim Autoverkehr zu verbuchen.
    Nicht im Kurzstrecken-Binnenverkehr, sondern im besonders fatalen Mittel- und Langstrecken Autoverkehr, sowie übrigens auch bei der Autodichte.
    Aber ich will hier nicht die länglichen Kommentare, die ich unter dem letzten Artikel vom 24.11. gesetzt hatte wiederholen.
    -> https://dasfahrradblog.blogspot.com/2025/11/hauptradroute-2-mit-kompromissmangeln.html#comment-form
    Zwei kurze Bemerkungen noch:
    Das Fazit von
    "Wer Autostraßen ausbaut, bekommt Autoverkehr, wer aber Radwege baut, bekommt Radverkehr. "
    klingt griffig, ist aber so in der Realität nicht haltbar und müsste wie folgt formuliert werden:
    "Wer Autostraßen ausbaut, bekommt Autoverkehr, wer den Radverkehr von den Fahrbahnen wegsepariert, bekommt neben u.U. höherem 'Radverkehrsanteil' einen zusätzlich induzierten Autoverkehr auf den längeren Distanzen und wandelt das bislang allgemeine Fahrbahnnetz sukzessive um in ein reines Autonetz."
    Ja o.k. klingt nicht mehr 'griffig'.
    Ein weiterer Effekt wird in solchen 'Studien' aus dem StartUp Umfeld der Radentscheidbewegung gern mal übersehen:
    Die Autobahnisierung des Straßennetzes nebst Verlagerung der Kurzstrecken auf flächensparsame Nebenwegelchen stabilisiert langfristig die weiteren Steigerungsraten beim MIV und Straßengüterverkehr gerade für den Fall eines steigenden Radverkehrs.
    Es gilt nämlich in der Praxis auch folgender Satz:
    Sobald der Radverkehr auf ein Niveau ansteigt, das den Autoverkehr zu behindern droht (push-Faktor), werden separate Radwege gebaut um die 'Leistungsfähigkeit' des MIV hoch zu halten.
    Aus Klima- und Umweltperspektive allerdings ist das Gegenteil vonnöten:
    der motorisierte Straßenverkehr muss eingedämmt werden, statt stetig weiter mit Autobahnen, Umgehungsstraßen, systematischer Verdrängung des Radverkehrs von den Fahrbahnen zusätzlich attraktiviert zu werden.
    Ich möchte die Teilrelevanz subjektiver Sicherheit gar nicht kleinreden, aber die autogerechte maximale Überbetonung dieses ferner-liefen-Kriteriums verzerrt das Gesamtbild der Folgewirkungen von Infrastruktur bis zur Unkenntlichkeit. Wenn nicht das Gesamt von Infrastruktur-Folgewirkungen in den Blick genommen wird, landen wir allzuleicht bei J.W.v.Goethes 'Zauberlehrling' Problematik.
    Alfons Krückmann

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  8. Kleine Ergänzung zur verlinkten "lesenswerten" "Analyse" des seit Jahrzehnten Pro-Auto agitierenden NDR aus dem VW-Bundesland:
    Nach der 'Pflicht', in der der Anteil an (Fahrbahnverboten durch) Radwegebau zum Gradmesser von Verkehrswende hergenommen wird, kommt die "Kür", in der dann Klartext präsentiert wird:
    "In Niedersachsen und Schleswig-Holstein kann man immerhin an gut der Hälfte der überregionalen Straßen mit dem Rad fahren."
    Wir haben uns also zu merken:

    auf allen Straßen ohne Radweg kann man nicht mit dem Rad fahren.

    Immerhin führt das ehrlich vor Augen worum es in Wirklichkeit längst geht:
    die vollständige Autobahnisierung des gesamten überregional relevanten Straßennetzes.
    Dass an keiner einzigen Stelle, wie es ja zwingend geboten wäre, die Entwicklung des MIV und Straßengüterverkehrs als Kriterium für Erfolg oder Misserfolg von 'Verkehrswende' hergenommen wird, sondern die 'Radwegekilometer' verbindet den VW-NDR interessanterweise mit großen Teilen der 'Radverkehrslobby'.
    Die vollkommene Absurdität dieses falschen Messwertes fällt kaum noch jemandem überhaupt auf, ist es doch seit den 'Radentscheiden' allgemein üblich geworden.
    Wenn das so weitergeht messen wir wohl demnächst die Raumtemperatur in Ampere.
    Alfons Krückmann

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