15. August 2020

Ego-Radler:innen sind ...

... solche, die auf Gehwegen radeln, obgleich er nicht freigegeben ist, und die das auch noch zu schnell tun und Fußgänger:innen beschimpfen, die ihnen sagen, dass sie das nicht dürfen. 

Der Tagesspiegel in Berlin hat dem Ärger der Zufußgehenden einen ganzen Artikel gewidmet, der leider aber auch nur allgemeine Aufregungen abfragt und dabei oft das Wort "rasen" verwendet. Die Organisation des Verkehrs in unseren Städten kann offensichtlich nur als Gegeneinander betrachtet werden, wo sich jeder über den anderen relativ enthemmt aufregt. Autos schüchtern Radfahrende ein, Radfahrende schüchtern Fußgänger:innen ein. Das Kind, die Alte, der Behinderte stehen am Rand und fragen sich, wo sie eigentlich bleiben.


Stuttgart West, Gehwegradler
Ich bin - wie alle wissen, die mein Blog lesen - gegen dieses elende Gehwegradeln, auch nicht auf ein paar Metern, schon gar nicht aus Bequemlichkeit, weil man nicht durch die Parallelstraße radeln will. Aber es nimmt eben leider zu. Nicht nur, weil mehr Radfahrende unterwegs sind, viele davon Neulinge im Stadtverkehr, sondern auch, weil E-Scooter-Fahrende den Gehweg wie selbstverständlich als ihr Terrain betrachten. Und dann rast auch noch mal kurz ein Auto über einen Gehweg, weil die Fahrbahn zu schmal ist, damit der Gegenverkehr aneinander vorbei kommt.

Offenbar ist Aggressivität und Egoismus derzeit unser Umgangsmodus. Autofahrer hupen Radfahrer an, die vor ihnen radeln, Radfahrerinnen klingeln Fußgänger:innen an, die vor ihnen auf dem Gehweg gehen. Der Radfahrer bölkt mit erhobener Faust hinter dem Autofahrer her, der Fußgänger rüffelt den Radler, der darauf hin "Arschloch" scheit. Nette Umgangsformen haben wir uns angewöhnt, muss ich schon sagen. Einen wüsten "Platz-da!"-Egoismus.

Der Gehweg gehört den Menschen zu Fuß. Dem Argument, dass zu Fuß gehende Menschen, vor allem Kinder und ältere, die vor Stürzen Angst haben, den Gehweg uneingeschränkt für sich haben müssen, ist mit keinem noch so guten Argument zu widersprechen. Radfahrende bringen aber durchaus ihre "guten Gründe" an, warum sie dann doch den Gehweg benutzen. Auf der Fahrbahn sind zu viele Autos, es ist kürzer, man wolle sowieso hundert Meter weiter in einen Hauseingang abbiegen, die Radinfrastruktur ist zu schlecht, es gibt keinen Radweg (Radstreifen), auf dem Radstreifen parken Autos, Autofahrer seien lebensgefährlich für Radfahrende und so weiter.

Epplestraße
Syptomatisch  ist die Gehwegradlerei auf der Epple-Straße in Degerloch. Dabei steht Richtung Albplatz die Bussspur dafür zur Verfügung. Notorisch radeln einige aber vor allem entgegen der Einbahnrichtung auf dem Gehweg vom Albplatz Richtung Rathaus hinunter. Man könnte die Parallelstraße nehmen, aber man ist egoistisch und will keinen Umweg fahren. Meist sind es jeden Morgen und Abend dieselben, und ein Polizeieinsatz würde sich hier mal lohnen. Es sind auch immer dieselben, die dann pampig werden, wenn die Fußgängerin sich wehrt. Denn Leute, die bei einem Unrecht ertappt werden, werden eigentlich immer pampig und aggressiv. (Auch so eine nette Umgangsform, die wir uns angeeignet haben, und über die wir nie nachdenken.) Und ich bin sicher, viele Leser:innen des Blogs (die meistens selber Radfahrer:innen sind) können hier - und das sicherlich sehr aufgeregt und skandalisierend - weitere Stellen in Stuttgart nennen, wo viel zu viele Radler illegal unterwegs sind und Fußgänger:innen extrem stressen. Beispielsweis sonntags auf dem Gehweg entlang der Hofener Straße, die sonntags für Autos gesperrt ist, damit die Radler auf der Fahrbahn fahren und Familien ungestört auf dem Gehweg am Fluss entlang gehen können.

Insbesondere Wochendradler:innen kapieren das nicht. Sie kapieren überhaupt keine Verkehrsverhältnisse, sie sehen keinerlei Verkehrszeichen, und wenn, dann beziehen sie sie nicht auf sich. Sie radeln mit Fußgängerseele auf den Wegen, die sie zu Fuß gehen würden, nicht aber auf denen, die sie mit dem Auto fahren würden. Und im Wochenendmodus sind viele extrem rücksichtslos, nur auf sich konzentriert. Sie klingeln Fußgänger weg, wo sie nicht mal radeln dürften. Sie fahren im Pulk über Fußgängerampeln, obgleich es eine Radlerampel gibt oder sie sich auf der Fahrbahn aufstellen müssten. Sie schlagen sich irgendwie durch (die Fußgänger:innen), weil sie keine Ahnung haben, wie Radfahren auf unseren Straßen geht.
Fahrradstraße Tübinger Straße

Sogar in der Fahrradstraße benutzen überraschend viele Ego-Radler den Gehweg. Ich kann es mir nur mit einer grenzenlosen Bequemlichkeit erklären: reinem Egoismus. Zu faul, auf die Straße zu fahren. Diesen Radler habe ich übrigens (selber zu Fuß) darauf hingewiesen, dass hier die Fahrradstraße ist, und erntete ein ein "F* dich!"

Natürlich offenbart sich in diesem Konflikt die eklatante Schwäche der Aufteilung des Verkehrsraums in unserer Stadt so wie in vielen anderen Städten. Er ist seit jeher zwischen Fußgängern und Autofahrern aufgeteilt (wobei die Autos den meisten Platz bekommen), fürs Fahrrad gibt es nur wenig Raum, Radler:innen werden dazwischen gequetscht, vom Radsteifen auf den Gehwg geschoben oder von Gehwegen auf Fahrbahnen. Manchmal ist der Gehweg freigegeben, wo Stadtplanung und Politik bislang zu faul oder zu ängstlich waren, Radstreifen zu planen und herzustellen, auf denen sich auch radfahrende Familien oder Schulkinder wohlfühlen. Und wenn der Radstreifen dann vor einer Kreuzung oder vor einem Kreisverkehr endet, ist das der Moment, wo die Familie mit Kind die Räder auf den Gehweg lenkt oder die beiden Senioren mit ihren ihren Pedelecs auf dem Gehweg weiterradeln, weil ihnen die Übung im Straßenverkehr fehlt, weil sie sich nicht in den Kreisverkehr trauen, weil sie es nicht aushalten, dass Autofahrer hinter ihnen den Motor röhren lassen und auf eine Überhollücke lauern.

Hegelstraße:Angst vor Autos?
Es hilft aber nichts. Auch wenn wir Radfahrende meinen, jedes Recht darauf zu haben, unsere Infrastruktur als schlecht und gefährlich zu bezeichnen, auf Gehwegen haben wir nichts zu suchen. Und wenn sie freigegeben sind, bestimmt der Fußgänger das Tempo, wir müssen Schrittgeschwindigkeit fahren, Wegbimmeln ist verboten. Und wenn wir den Gehweg wählen, der nicht freigegeben ist, dann müssen wir halt absteigen und schieben. Und wenn wir das nicht tun, und ein Fußgänger macht uns auf unsere Fehlverhalten aufmerksam, dann - verdammt noch mal -  bitten wir um Entschuldigung. Menschen anpampen, die im Recht sind, geht gar nicht.

Da kann auch das agressive Verhalten einiger Autofahrer:innen nicht als Begründung herhalten. Der Fußgänger ist nicht dafür verantwortlich, dass ein Autofahrer mich gerade beim Überholen beinahe mit dem Außenspiegel touchiert hätte. Unsere Wut dürfen wir nicht an die noch langsameren, die Fußgänger, weitergeben. Wir selbst müssen dieses System der Aggressivität durchbrechen und lernen, freundlich zu sein: Miteinander statt Gegeneinander.

Und ja, Radfahrende sind keine besseren Verkehrsteilnehmer. Fußgänger übrigens auch nicht. Ich fuhr kürzlich auf der rechten  Stpur an eine Ampel heran. Zwischen den links bereits haltenden Autos trat eine Fußgängerin hervor  (die zu faul gewesen war, zehn Meter weiter zum Überweg zu gehen) und erschrak heftig, weil ich auf der Fahrbahn kam, wo sie kein Auto hatte kommen sehen. Und sofort schimpfte über die "Scheiß-Radler". Als wir uns dann auf der freigegebenen Gehwegecke (eine Alternative zu ihm gab es nicht) trafen, warf sie mir vor, ich würde auf dem Gehweg radeln. Argumentieren war vergebens, sie befand sich im Hassmodus. der derzeit der einzige Modus zu sein scheint, mit dem wir einander sehen.

Mit meinem Artikel erreiche ich nicht die notorischen Gehwegradler:innen, vor allem nicht die Neulinge im Stuttgarter Radverkehr. Im Grunde ist er vergbens. Und ja, so einen kleinen Ausreißer aus den Verkehrsregeln erlaubt sich jeder Mensch (egal wie er/sie unterwegs ist), und sei es aus Versehen. Wir mache nalle Fehler. Der Straßenverkehr ist kompliziert und fehleranfällig. Auch wir halten uns oft nicht an die Regeln. Auch Fußgänger:innen halten sich teils nicht an die Regeln und werden richtig böse, wenn man sie darauf aufmerksam macht, dass sie beispielsweise nicht auf dem Radweg gehen dürfen. Es gibt keine Guten im Straßenverkehr. Und der Verweis auf die anderen Bösen macht das eigene Verhalten nicht besser.

Es ist auch nicht die Frage, wer wie viele Regeln verletzt (am gefährlichsten ist das, wenn es Autofahrende tun, denn Autos können töten und töten auch), sondern, wie wir in einer wuseligen Stadt eigentlich miteinander umgehen, und ob Geschrei und Aggressivität (vor allem den Langsameren gegenüber) eigentlich die Umgangsform ist, die wir uns alle miteinander wünschen. Ein Zeitungsartikel, der mur die Radfahrenden skandalisiert, ist zwar gut für die Seele der Fußgänger:innen (oder auch nicht, weil er sie nur wieder in den Aufregungs- und Wutmodus versetzt), taugt aber nicht zur Klärung der Konflikte in unseren Städten. Die müssen in leisen Tönen analysiert und dann gelöst werden. Und es führt kein Weg daran vorbei, dass das Auto Platz velieren und das Fahrrad Platz bekommen muss. Und das Gehwege unbedingt vor Fahrzeugen aller Art geschützt werden müssen, auch den stehenden. Dennoch kann die Polizei nicht abfangen, was gesellschaftlich schief läuft. Es sind nämlich alle miteinander wir selbst, die entscheiden, wie wir miteinander umgehen.

Übrigens endet der Zeitungssrtikel mit genau der gleichen Empfehlung an Fußgänger:innen, die wir Radfahrenden von der Polizei auch so oft zu hören kriegen: Platz machen und den Mund halten. Sich selber schützen. Das sollte uns Ego-Radler:innen eigentlich beschämen. Es offenbart aber zugleich die tiefe gesellschaftliche Resignation vor der Aggressivität in unserem Umgang miteinander.


Kolbstraße: Radlerampel fehlt
Die Politik hat es in den letzten Jahren weitestgehend versäumt, dem Radverkehr sichere und angenehme Wege anzubieten. Jetzt platzt der Radverkehr aus allen Nähten und flutet auch die Gehwege. Und jetzt knallen die Emotionen auf den Gehwegen und in den Fußgängerzonen aufeinander. Die Leute, die in den Autos sitzen, kriegen davon nichts mit. Die Politik auch nicht. Hauptsache, der Autoverkehr läuft flüssig. Und so eine Pop-up-Bike-Lane wie wir sie gerade auf der Theo haben, begeistert vielleicht uns Radfahrenden, aber nicht die Autofahrer:innen und auch nicht die Fußgänger:innen, denn die erleben, dass viele Radler immer noch auf dem parallelen fregegebenen Gehweg radeln.

Denn die meisten Radfahrenden, die nicht regelmäßig und routiniert weite Strecken durch den Stadtverkehr radeln, checken überhaupt nicht, dass sie keine Fußgänger sind und eigentlich auf die Fahrbahn gehören. Denn dort finden sie nur selten eine verständliche und durchgehende Radinfrastruktur vor. Ich bin der Meinung, dass die Polizei auch Radfahrende kontrollieren muss, aber ich erlebe eben auch auf all meinen Radfahrten, wie wirklich groß die Zahl der Verkehrsverstöße ist, die Autofahrende begehen (Rotlichtfahrten, knappes Überholen, zu schnelles Fahren, Handy am Ohr, nicht achten nauf Radfahrende). Und der Autoverkehr ist für Radfahrende und Fußgänger:innen um ein Vielfaches gefährlicher als der Radvekehr für Fußgänger:innen. Ein disziplinierter Autoverkehr würde das Radlen auf Fahrbahnen enorm erleichtern.

Wir brauchen mehr Frieden auf unseren Straßen. Für alle. Wir müssen alle miteinander lernen, dass Verkehrsregeln gelten, und dass Schnelligkeit nicht das wichtigste Kriterium ist, wenn wir uns durch den Stadtverkehr bewegen. Und dass alles, was langsamer ist als wir selbst, mit unendlicher Rücksicht und Freundlichkeit behandelt werden muss. Das einander die Regeln erklären, darf aber eben nicht den Verkehrsteilnehmenden selbst überlassen bleiben, die Polizei muss die Regeln auch durchsetzen. Dafür sist sie eigentlich da.






28 Kommentare:

  1. Jörg
    schwieriges Thema -- eigentlich ist jeder Stuttgarter Radler ein Ego-Radler. Denn mal Hand auf Herz: Wer fährt auf dem Neckardamm unter 10 km/h? Das ist nur ein Beispiel von den vielen Stellen mit frei gegebenen Gehwegen.
    Die Auffassung "der Fussgänger ist König" auf gemeinsamen Wegen und muss nicht auf einer Seite bleiben und muss eine Radfahrerin nicht vorbeilassen, zu keinem Frieden führen.
    Ich fahre seit Jahrzehenten Rad, die seichten Verbesserungen der Infrastruktur verbessern meine Quote des Regeleinhaltens. In Holland konnte ich Fahrten komplett nach Regeln fahren. Genauso wie ich in Deutschland nach StVO Autofahren kann. Mein Kofferraun gibt mir die Ruhe bei Dränglern eher vom Gas zu gehen als zu beschleunigen.
    Ich würde beim Gehwegradeln differenzieren. Es ist ganz klar so etwas wie ein Symptom. Es ist wie Fiebermessen. Man kann sich an eine Straße stellen und Gehwegradler und Straßenradler zählen. Am Schillerplatz in Vaihingen wird man feststellen: Fieber -- die Straße ist krank, sie sollte in Behandlung.
    Was sagt man zur Gehwegradlerin an der Tübinger? Wenn es ganz ganz wenige in Schritttempo sind -- sei es drum.
    Nur was ist in Krehlstraße Tempo 30 aber mit aggressiven Durchgangsverkehr.
    Wirklich nicht einfach.

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  2. Wie du schreibst, trauen sich viele nicht auf die Fahrbahn, weil der Geschwindigkeitsunterschied zwischen Auto und Fahrrad zu groß ist. Das führt zu Überholdruck, dichtem Auffahren, riskanten Überholmanövern, zu geringem Überholabstand.
    Es gibt eine sehr einfache Maßnahme, wie man die Ursache (den Geschwindigkeitsunterschied) nahezu sofort und deutschlandweit reduzieren kann:
    - aus den 30er Zonen werden 20er Zonen.
    - Höchstgeschwindigkeit innerorts von 50 auf 30.

    Ob wir das jemals erleben werden?

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    1. Ich glaube nicht, dass RAdler:innen in Tempo-20-Zonen nur 20 km/h fahren wollen. Müssten sie aber. Man sieht in dem sogenannten shared space in der Tübinger beim Gerber, dass etliche Radler:innen schneller als 20 km/h fahren. Und dass ein Tempolimit nur für Autfahrende gilt, nicht aber Radfarhende, fände ich grenzwertig

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    2. Hm, bisher hast Du nicht angemerkt, dass Du folgendes für grenzwertig hältst: Ein Fußgänger (also auch ein Cityrollerfahrer oder Inlineskater) auf gemeinsamen Geh- und Radweg oder auf Gehweg, der für Radfahrer freigegeben ist, darf schneller als ein Radfahrer sein (trotz schlechterer Bremsen).

      Laut Untersuchungen ist die überwiegende Anzahl der Autofahrer insbesondere beim Abbiegen überfordert damit, den Überblick über das Verkehrsgeschehen zu behalten und ihre (Fahrzeug-)Technik zu bedienen. Für andere Verkehrsteilnehmer bilden sie mit Abstand die größte Unfallursache mit den häufigsten Todesfällen. Warum also nicht die strengsten Geschwindigkeitsbeschränkungen für Autofahrer (ganz unideologisch - ich besitze selbst 2 Autos)?

      Gut, man kann argumentieren, dass (u.a. aus ökologischen Gründen) Fussverkehr absolute Priorität erhalten soll, dann Radverkehr, dann motorisierter Nicht-Individualverkehr, dann MIV. Also entsprechend abgestufte Geschwindigkeitsbeschränkungen, um die Attraktivität entsprechend zu steuern als eine von mehreren Maßnahmen, um den gewünschten Verkehr zu induzieren. Dann erkläre aber bitte, warum die Hauptroute des Radverkehrs mittels Shared Space auf 20 km/h verlangsamt und auf anderen Teilstrecken auf Schrittgeschwindigkeit heruntergebremst wird und die parallel verlaufende Kfz-Route nicht als Shared Space oder als verkehrsberuhigten Bereich ausgewiesen wird.

      Auf Radverkehrs-Nebenstrecken und Wohngebiet-Erschließungswegen und anderen "letzte Meile"-Situationen ist es völlig in Ordnung, wenn Radfahrer auf 20 km/h oder auch Schrittgeschwindigkeit heruntergebremst werden - Nicht aber auf den Hauptrouten, die als Ersatz und Alternative für den vermeidbaren Kfz-Verkehr benötigt werden.

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  3. Zuerst mangelst du an, dass im Kontext von Radfahrenden von Rasen gesprochen wird: "Der Tagesspiegel in Berlin hat dem Ärger der Zufußgehenden einen ganzen Artikel gewidmet, der leider aber auch nur allgemeine Aufregungen abfragt und dabei oft das Wort "rasen" verwendet."

    und dann machst du genau das gleiche im Kontext von Autofahrenden:

    "Und dann rast auch noch mal kurz ein Auto über einen Gehweg, weil die Fahrbahn zu schmal ist, damit der Gegenverkehr aneinander vorbei kommt."

    Wo ist der Unterschied?

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    1. Liebe anonyme Schreiberin (oder bist du ein anonymer Schreibter), stimmt, ich belege hier ganz bewusst den Autofahrer, der mit tempo 30 über einen Gehweg fährt (also dreißig Meter mit den rechten Reifen auf dem Gehweg, weil ihm auf der Fabrhahn ein anderer entgegenkommt) mit dem Wort "rasen", weil er auf dem Gehweg viel zu schnell ist, und weil es dir und anderen Leser:innen auffällt, dass "rasen" gemessen am normalen Tempo auf einem Gehweg verstanden werden muss. Natürlich rast ein Radler, mit zwanzig auf dem Gehweg fährt. Leider wird im Zusammenhang mit Autofahr:innen, die schneller als Schrittgeschwindigkeit in Fußgängerzonen fahren nie das Wort "rasen" verwendet, tut das ein Radfashrer, dann aber doch. Ich mache hier also gerade mal keinen Unterschied zwischen Radfahrenden und Autofahrenden aus Sicht der Fußgängerin

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    2. Klar, mit 30 ist man auf dem Gehweg ein Raser. Wenn ich mit dem Auto bei zu enger Fahrbahn auf den Gehweg ausweiche, mache ich das mit angemessener Geschwindigkeit. Ich hatte an der Stelle im Artikel also eine andere Situation im Kopf, als du sie hier mit Tempo 30 beschreibst.

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  4. Das Problem besteht in der Gesellschaft. Es gibt nur noch ich, ich, ich. Geduld ist nicht gefragt. Wenn man sich mal klar macht, wieviel Zeit man tatsächlich mehr braucht, wenn man mal ein paar Sekunden länger hinter dem Radfahrer/Fußgänger bleibt, dann kann man ziemlich gelassen bleiben.
    Gehweg-RAdfahren ist auch für mich die Pest, nicht nur als Fußgänger sondern auch als Radfahrer und Autofahrer. Es ginge allenthalb einfach und sicherer zu, wenn sich einfach alle an die Verkehrsregeln halten würden. (Dafür wurden sie gemacht).
    Ich habe vorletzte Woche eine Zeitlang damit verbracht, den Gehweg zu beobachten. Breiter Fußweg, daneben ein Radweg auf der Fahrbahn aufgepinselt. Radfahrer (und einzelen E-Scooter) überall, in alle Richtungen, aber nicht gesittet, rücksichtsvoll und langsam, nein volle Kanne. Gehweg? Egal, Hauptsache ich komme schnell voran. Der Hammer war dann ein E-Scooter auf dem aufgepinselten Radweg in Gegenrichtung und an der Stelle läuft der zwischen der Geradeaus und der Rechtsabbiegerspur. (Mein Kommentar: Vol.....sten).
    Die heutige Gesellschaft interessiert Verkehrsregeln nicht mehr. Wozu auch, sie werden ja auch nicht kontrolliert. Ist mal einer von Euch Lesern kontrolliert worden? Fahrzeug egal. Ich bin in 40 Jahren gerade einmal 4mal von der Polizei angehalten worden. Zweimal Alkoholkontrolle, enmal Umfrage (!), einmal zu schnell gewesen. Als Radfahrer? noch NIE! Fußgänger? NIE!
    Ich versuche mich an die Verkehrsregeln zu halten, aber eigentlich könnte ich auch fahren wie ich wollte, weil das Risiko erwischt zu werden, ist äußerst gering.
    Ich teile die Erfahrung mit Christine, dass man angepampt wird, wenn man als Verkehrsteilnehmer etwas zu einem anderen Verkehrsteilnehmer sagt. Ob als Autofahrer zum Radfahrer oder als Fußgänger zum Autofahrer oder Radfahrer, ... Da man aber immer von Mensch zu Mensch agiert, ist es Fahrzeugunabhängig. Das Problem liegt im zwischenmenschlichen und somit in der Gesellschaft. Und dann stellt sich schnell die Frage, warum hat sich die Gesellschaft in diese egoistische Richtung entwickelt und wie kann man das wieder rückgängig machen? Oder kann man es überhaupt wieder rückgängig machen oder müssen wir uns alle mit den Egoisten arrangieren? Egoismus akzeptieren geht meiner Meinung genauso wenig wie Intoleranz akzeptieren. Also weiter wehren und Zurückgepampe und Beledigungen annehmen und zurückspielen "Danke, ebenso!"
    Gruß
    Karin

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    1. Kontrolliert wurde ich in den letzten 25 Jahren auch nicht mehr. Wenn man sich nicht allzu auffällig benimmt passiert in der Regel auch nichts.

      Ich sehe hier in einer anderen Stadt neuerdings vermehrt Schwerpunktkontrollen auf Rotlichtsünder, Geisterrradler, Kontrollen in Fußgängerzone, etc., sowie eine Fahradstaffel.

      Grüße,
      -Anonymous von woanders-

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    2. Liebe Karin, vielen Dank für deine Überlegungen. Bitte erlaube mir eine vorsichtige Anmerkung. Du bist ja auch Teil dieser Gesellschaft, von der du sagst, dass sie keine Geduld mehr aufbringt und sich nicht an die Regeln hält. Die Frage, die ich mir immer stelle, ist: Was tue ich selbst, damit das eintritt, was ich für besser halte, in diesem Fall also mehr Frieden im Straßenverkehr und im Umgang untereiander? Dann muss ich auch einräumen, dass auch ich immer mal wieder die Fassung verliere und einen aggressiven Autofahrer anpampe. Damit verhalte ich mich aber dann eben auch genau so wie große Teile der Gesellschaft sich verhalten. Also bin ich nicht besser. Der Knackpunkt erscheint mir, dass wir weder auf eine ordnende Kraft von oben (Politik, Polizei) setzen, noch auf erzieherischen Tadel, den wir anderen entgegenbringen, sondern allein darauf, dass wir selbst uns so verhalten wie wir gerne möchten, dass sich auc hdie anderen verhalten. Je mehr das tun, desto mehr macht das ja auch Schule. Mehr Frieden im Ungang untereinander kriegt man ja nicht durch Kritik und Vorwürfe hin, sondern nur, in dem man selber friedlich ist und bleibt.

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  5. Jörg
    Immer nur schnell, schnell irgendwo ist das doch der Sinn vom Radfahren, Stadtbahn oder gar S-Bahn fahren. Vor Jahren hatte ich an einem SPD Stand das Gespräch, das die Vertreterin nichts gegen Radfahrer auf dem Gehweg hat, aber bitte langsam. Meinen Wunsch nach Radwegen fand sie nicht gut.
    Wie komme ich als Pendler langsam 10 oder gar 20 km ins Gesschäft? Fahren Autos mit Tempo 30 auf der B10 von Esslingen nach Stuttgart?
    Jetzt sind so viele Radfahrer da, dass man eindlich Flächen von der Fahrbahn kriegen sollte. Das haben einige der empörten Fussgänger noch nicht begriffen. Noch stimmen sie häufig gegen Radfahrmöglichkeiten. Dann muss mit den Radfahrern auf Gehwegen leben.
    Ergänzend, ein Gespräch über Radwegen am CDU-Stand ging damals nicht. Zwei der Herren haben mich an die Grünen verwiesen.

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    1. Finde ich nicht richtig. Ja, wir brauchen Flächen auf der Fahrbahn, aber das berechtigt uns nicht, den Fußgängern ihre Flächen zu nehmen, nur weil wir keine eigenen bekommen. Ich lese immer wieder, das Rad ist in seiner Geschwindigkeit näher am Fußgänger als am Auto. Ist das wirklich so?
      Auf den meisten doppelspurigen Straßen in S herrscht inzwischen Tempo 40. Mit dem Pedelec bin ich auch bergauf etwa halb so schnell unterwegs wie die Autos, wenn sie sich an die 40 halten. Auf dem Gehweg geht der Fußgänger mit sagen wir 4 Kmh. Ich bin auf dem Rad 4-5x schneller unterwegs.
      Wir sind näher am Auto dran als am Fußgänger, darum sollten wir auch konsequent die Fahrbahn nutzen, wo es keinen Radweg gibt. Da sicher mehr PolitikerInnen Auto fahren statt zu Fuß zu gehen, werden wir dann auch von denen wahrgenommen, aber nicht, wenn wir uns auf die Gehwege flüchten. Wir müssen sichtbar sein

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    2. noch eine kleine Ergänzung zum Radfahrer auf dem Gehweg an der Tübinger Strasse.
      Das habe ich auch schon gemacht und das folgendem Grundn:
      Der Besuch des dortigen Fahrradgeschäftes bedingt zwischen den häufig dicht geparkten Autos ein Durchquetschen, was vermieden wird, wenn mann gleich
      nach der Fahrradschleuse an der Feinstrasse auf den Gehweg fährt, oder eben am Zebrastreifen an der Fangelsbach-/ Silberburgstrasse. Auch ist das Zurückkehren
      auf die Strasse nicht eben Einfach, zwischen den Autos hindurch - der Radverkehr hat dort bis zu 40 km/h .

      mfg Tho

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    3. Ralph Gutschmidt16. August 2020 um 15:11

      Ja, Thomas, in der Tübinger wird oft geparkt. Aber gerade bei dem Fahrradladen ist eigentlich Platz. Und der Gehweg ist hier wirklich stark frequentiert. Wenn ich mich mal nicht mehr auf eine Fahrradstraße traue, dann würde ich mir eine andere Fortbewegungsweise suchen.

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  6. "Wir brauchen mehr Frieden auf unseren Straßen."
    Und es ist verdammt nochmal Pflicht und Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen! Was sie nicht tut.

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    1. Wie stellst du es dir vor, dass die Politik für Frieden auf unseren Straßen und in unserem Umgang miteinander herstellt? Mit Polizei und Strafen? Ich fürchte, wir können die Zivilisierung unserer Umgangsformen nicht an irgendwen außer uns selbst delegieren. Wir würden uns ja schön beschweren, wenn die Politik uns vorschreibt, wie wir miteinander umgeheben.

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  7. Tja, ich hatte einen langen Beitrag geschrieben über die systemische Gewalt im Straßenverkehr, der leider durch eine abgebrochene Netzverbindung im Orkus verschwunden ist.

    Ich fasse es nur nochmal kurz zusammen: Ich halte dieses Gerede von der individuellen Verantwortung (hier der Gehwegradler oder -klingler, gilt aber auch für alle anderen Bereiche, wo diese Argumente immer wieder auftauchen) so wie es in C. Lehmanns Blogpost, aber auch in einem Großteil der Kommentare auftaucht, für grundfalsch.
    Die Gewalt ist systemisch, nicht nur, aber auch und besonders im Straßenverkehr, wo das Recht des Stärkeren sogar noch politisch gefördert wird.
    Als Radler schneiden wir uns ins eigene Fleisch, wenn wir das und die Diskriminierung (!), deren Opfer wir sind, nicht tagtäglich denunzieren. Und nein, ich will keine anderen Diskriminierungen relativieren, sie haben dieselbe Ursache, systemische Gewalt!
    Die Politik, und ganz besonders die Grüne Politik muss endlich aufhören, der willfährige Helferhelfer für die Profiteure dieser Gewalt (in diesrm Bereich, wie in allen anderen) zu sein!

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    1. Noch mal die Frage, wie stellst du es dir vor? Was ganz konkret soll die Politik machen, damit es auf unseren Straßen friedlicher zugeht? Ich vermute, du denkt wie ich auch daran, dass man Raser (uner den Autofahrenden) härter bestraft und überhaupt die StVO unter den Verkehrteilnehmer:innen in schweren Fahrzeugen durchsetzt. Dir ist vermutlich klar, dass das nur mit viel Polizei und vielen ernsten Strafen geht. Wie denkst du aber dann, wenn du selber mal zu schnell warst, erwischt wirst und eine saftige Strafe zahlen musst? Die Frage ist doch immer: DAs was ich an Konsequenzen für andere fordere, kann immer auch mich treffen, weil wir eben alle Fehler machen.

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    2. Ich stelle mir vor, dass die Politik klar macht, dass Fußgänger und Radfahrer den KFZ gleichwertige Verkehrsteilnehmer sind. Man hat zudem sehr lange versäumt, den KFZ-Verkehr zu kontrollieren.
      Vielleicht sollte man auch mal damit anfangen mal wieder Verkehrsregeln unter das Volk zu bringen. Ich denke da an eine medienweite Neuauflage des Siebten Sinns. (Für jüngere: das war in grauer Vorzeit so eine Art längere Werbung mit Verkehrsregeln, meistens Samstags/Sonntags(?))
      Es muss ein Bewusstsein geschaffen werden, dass Verkehrsregeln dem Miteinander dienen. Statt Strafen wäre vielleicht auch mal §48 STVO angebracht.
      Das wurde vom ehemaligen Leiter der Verkehrspolizei in Mannheim als probates MIttel zur Erziehung der Poser in Erwägung gezogen. Die Teilnahme ist nämlich verpflichtend, wenn die Behörde es anordnet.
      Das wäre doch mal eine erzieherische Maßnahme.
      Gruß
      Karin
      (Auflösung: §48 STVO = Verkehrsunterricht)

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    3. der "7.Sinn" wurde zu einer Zeit gesendet, als es nur drei empfangbare Programme im Fernsehen gab. Damit war die Zuschauerquote entsprechend hoch.
      Das heutige multimediale Zeitalter ist für sowas ungeeignet, weil man die Zielgruppe über 100 verschiedene Wege erreichen müsste.

      Und Verkehrserziehung gibt es bereits in der Grundschule und spätestens dann wenn man die Fahrerlaubnis erwirbt.
      Das Problem ist eher, dass sich nach den Prüfungen nicht wenige nicht mehr an die Regeln erinnern können oder sich vorsätzlich falsch verhalten.

      Grüße,
      -Anonymous von woanders-

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  8. Ich rufe den Geisteradlern, Gehwegradlern, Ampelignorierern öfter mal freundlich was zu. Die Antworten reichen sehr uneinsichtig bis beleidigend.

    Ich finde wir sollten die Falschfahrer vermehrt darauf hinweisen, was sie faslch machen. Kontrollen durch die Polizei reichen nicht, vielmehr muss eine Art gesellschaftlicher Druck ausgeübt werden.
    Ich weiche auch nicht aus, sondern fahre erst recht mittig im Radweg, wenn mir einer auf der falschen Seite entgegen kommt.

    Andererseits müssen dei Kommunen einwandfreie Rechtssicherheit schaffen. Bislang ist ds in meiner Stadt so, dass Verkehrszeichen und Radverkehrsalagen nicht immer nach den aktuellen Regualieren, der StVO und VwV-StVO aufgestellt werden, sondern eher wie gewollt und nicht gekonnt.

    Des Weiteren sind der Schilderwald und die speziellen Defintionen von Radwegen mit/ohne Benutzungpflicht, sowie Gehwegen mit Freigabe nicht jedem Verkehrsteilnehmer klarzumachen. Fahre ich auf einem großen Platz mit VZ239 und "Radfahrer frei" stellen sich mir manchmal Fußgänger in den Weg und wollen mich belehren, fahre ich an demselben Platz auf der Fahrbahn hupen mich KFZ an. Das geht manchmal so wet, das mich mal ein Mopedfahrer links auf den Gehweg verweisen wollte, "ich hätte auf der Fahrbahn nichts zu suchen".

    Man kann den falsch fahrenden Radfahrern eigentlich nur mit Kontrollen und höheren Strafen entgegen wirken. Ich glaube manchmal schon, das die sogar genau wissen, was sie falsch machen, aber denken, "macht ja jetzt jeder so". Nicht wenige werden auch eine Fahrerlaubnis haben.

    Ohne jetzt pauschalisieren zu wollen, fallen mir die Sonntags-Schönwetterradler auf dem Pedelec mitlerweile auch immer mehr auf. Man liest auch vermehrt von Unfällen, wo Senioren auf E-Bike stürzen. Man sollte diese Unfälle mal nach Fehlverhalten aufdröseln. Manchmal steht im Polizeibericht bzw in der Zeitungsmeldung auch nicht die ganze Wahrheit, sondern nur "der Radfahrer trug keinen Helm".

    Grüße,
    Anonymous von woanders

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    1. Ralph Gutschmidt16. August 2020 um 15:23

      Und was genau hast du für ein Problem mit Ampelignorierern?

      Vor zehn Jahren war in Karlsruhe eine Informationsveranstaltung des Tiefbauamts darüber. Seitdem weiß ich, dass das "rot" für Fußgänger und Radfahrer meist gar nicht (sicherheits- oder ampeltechnisch bedingt ist.

      Man lässt Autofahrer bewusst vor völlig freien Kreuzungen halten und erst losfahren, wenn sie auch in einem Rutsch über die darauf folgende Ampel kommen. Das ist für Autofahrer bequem. Dass aber damit auch die Fußgänger und Radfahrer in derselben Richtung völlig sinnlos vor der leeren Kreuzung stehen, kam denen nie in den Sinn.

      Wenn ich also nur aus ideologischen Gründen vor einer roten Ampel stehe, kann ich als Fußgänger, und (selten) sogar als Radfahrer auch bei "rot" queren.

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    2. Ja, nun erklären Sie mir mal, was ich davon halten soll, wenn ich bei "grün" eine Kreuzung überquere und mir dann ein Radfahrer oder Fußgänger von rechts oder links noch quert, weil er egoistisch wie er ist meint, dass seine Ampel nur unsinnigerweise aus ideologischen Gründen rot zeigt, ich also zum bremsen genötigt werde?
      Weil ich so ein netter Mensch bin, bedanke ich mich noch für sein "vorbildliches" Verhalten.

      Wenn ich an jeder Ampel, die mir vollkommen unsinnig oder zu kurz rot zeigt das Rotlicht ignoriere, verlerne ich automatisch die Regelakzeptanz und mache diese Verstöße unbewusst immer häufiger, bis dann die Ampelschaltung irgendwann mal geändert wird und es dann wegen der Routine vollkommen unerwartet zu gefährlichen Situationen kommt.

      Mal ganz davon abgesehen, dass wir auch eine Vorbildfunktion insbesondere vor Kindern haben, denn die laufen garantiert hinterher, wenn die Älteren rüber gehen/fahren.

      Autofahrer kommen auch immer wieder in derartige Situationen, die blöde Ampel ist rot, kein Fahrzeug weit und breit, und man muss warten. Dürfen die dann nach Ihrer Ideologie auch bei Rotlicht fahren oder ist das dann böse?
      Eigentlich können wir uns alle Ampeln, Schilder und Verkehsregeln sparen, es gilt nur noch das Recht der jeweiligen Ideologie.

      Wenn die Ideologie sagt, ich soll links auf den Gehweg fahren, weil das wechseln auf die richtige Seite 20m mehr Weg und eine ggf. rote Ampel mehr bedeutet, haben gefälligst alle andern Platz zu machen oder wie? Merken Sie eigentlich ihren eigenen Egoismus nicht?

      Wir können uns gerne über Ampelphasen wie 5-Sekunden-Grün für Radfahrer/Fußgänger oder sog. Bettelampeln unterhalten, aber rot bleibt für mich in der Regel eine Aufforderung stehen zu bleiben und brav zu warten und grün heißt fahren unter Beobachtung des übrigen Verkehrsaufkommens.

      Grüße,
      -Anonymous von woanders-

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    3. Lieber Ralph,
      wenn Du als Radfahrer jetzt anfängt Teile der StVO aus "ideologischen Gründen" nicht zu beachten müsstest DU das auch anderen Verkehrsteilnehmern erlauben?
      Das ist, mit Verlaub, eine der unsinnigsten Argumentationen die ich seit langem gehört habe!
      Grüsse,
      Flo

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    4. Ich stimme Flo absolut zu, was "lästige" Ampeln angeht. Ich bekenne mich, da bin ich "typisch deutsch" (Zitat einer französischen Freundin).

      Nun gibt es aber auch Beispiele, wo die Infrastruktur so gestaltet wurde, dass das Einhalten der Verkehrsregeln gefährlich ist. An solchen Stellen zeigt sich die Verantwortung von Gemeinderäten und Verwaltung: sie müssen sich eben auch an die Verwaltungsvorschriften halten als Mindestanforderung. (Beispiel ist eine Ampel, die den geradeaus fahrenden linksseitig angeordneten Radverkehr den links abbiegenden Kfz-Verkehr kreuzen lässt.)

      Und zwar auch wenn es ihrer jeweiligen Ideologie widerspricht. Das richte ich ausdrücklich an alle - auch Christine ist nicht frei davon.

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    5. Weisse mir nach, wo ich ideologisch argumentiere und welcher Ideologie ich anhänge, ansonsten ist das eine unbewiesene Behauptung. Und falls du den Radstreifen auf der Wilhelmstraße Richtung Wilhemsplatz meinst, den bekämpfe ich, seit es ihn gibt.

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    6. Gerne.

      1. Beispiel Beleuchtung: die ist nach ERA vorgeschrieben bei Hauptradverbindungen. Du sprichst Dich aber dagegen aus, wenn die Strecke durch den Wald führt - unabhängig von Untersuchungen, ob blaues LED-Licht Insekten stört.

      2. Beispiel: Du sprichst Dich auch auf Hauptrouten teilweise gegen Asphaltierung aus zugunsten Umweltschutz aber gegen Sicherheit und Vorschriften in ERA.

      3. Beispiel: Du sprichst Dich für eine generelle Verkehrsberuhigung und Entschleunigung im gesamten Kessel aus, obwohl es laut ERA für die Hauptradrouten Entwurfs-Mindestgeschwindigkeiten gibt. Radfahren als Alternative zu Auto und Öffis für Pendler mit ihrem Bedarf an zügigem Durchkommen steht bei Dir hinten an. Das steht im Gegensatz zur ERA, die ab bestimmtem Verkehrsaufkommen eine getrennte Führung der Verkehrsströme fordert. So lange die HRR1 durch den Schlossgarten geführt wird, sind laut ERA Fußgänger auf dieser Route nicht zulässig.

      Die entsprechenden Blogbeiträge kann ich bei Gelegenheit noch raussuchen. Momentan bin ich etwas in Eile, sorry.

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  9. "Noch mal die Frage, wie stellst du es dir vor? Was ganz konkret soll die Politik machen, damit es auf unseren Straßen friedlicher zugeht? Ich vermute, du denkt wie ich auch daran, dass man Raser (uner den Autofahrenden) härter bestraft und überhaupt die StVO unter den Verkehrteilnehmer:innen in schweren Fahrzeugen durchsetzt. Dir ist vermutlich klar, dass das nur mit viel Polizei und vielen ernsten Strafen geht. Wie denkst du aber dann, wenn du selber mal zu schnell warst, erwischt wirst und eine saftige Strafe zahlen musst? Die Frage ist doch immer: DAs was ich an Konsequenzen für andere fordere, kann immer auch mich treffen, weil wir eben alle Fehler machen."

    Wie ich mir das vorstelle?
    Dass die Politik aufhört, so völlig eindeutig nur für den motorisierten Verkehr zu handeln, zu denken und zu planen. Alle zwei Tage bringst du hierfür ein haarsträubendes Beispiel nach dem Anderen.
    Das Durchsetzen der Regeln ist dahinter völlig zweitrangig. Wie du schreibst, passieren Fehler jedem (mit allerdings um Größenordnungen anderen Konsequenzen bei Motorisierten), das muss im Design bereits miteinbezogen sein. Ist bei uns so gut wie nie der Fall, im Gegenteil sehr Vieles im aktuellen "Design" potenziert Gefahrenquellen geradezu. Daher die schlimmen Konsequenzen und die große Unsicherheit und noch mehr motorisierter Verkehr.

    Das vom Kopf auf die Füße stellen muss aber auch in unseren Köpfen endlich beginnen. Seitenweise Kommentare hier, die zeigen, dass auch die Radler, du mit eingesschlossen, die systemische Gewalt verinnerlicht haben.
    Und das ist nirgendwo besser als bei uns, die Niederlande haben die motorisierte Gewalt nur besser kanalisiert.
    Das ist aber eine Grundsatzfrage, wie ich in meiner leider verlorengegangen Ausführung zur systemischen Gewalt dargestellt habe. Was soll eine auf den (grundfalschen, menschenwidrigen) Prinzipien des Individualismus, des Egoismus, des Rechts des Stärkeren, der Gewalt aufgebaute Gesellschaft Anderes hervorbringen, als ein ebensolches Verkehrssystem? Das war den Grünen in ihter Anfangszeit wichtig, heute nicht mehr.

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