Nicht weiter überraschend: Im Winter stürzen Radfahrende häufiger, denn die Radwege sind oftmals nicht geräumt, glatt oder voller Laub. Außerdem ist es länger dunkel, man sieht Hindernisse schlechter.
Die UDV (Unfallforschung der Versicherer) hat die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die sich damit beschäftigt. Stürze ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmenden machen knapp ein Drittel aller Fahrradunfälle aus. Und dieses Verhältnis hat sich in den letzen Zwanzig Jahren verdreifacht. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Infrastruktur und Verkehrsorganisation mit der Zunahme des Radverkehrs nicht Schritt hält. Nach Einschätzung der Polizei ist jeder dritte Alleinunfall auch auf mangelhafte Radinfrastruktur zurückzuführen, die Verunglückten sehen darin sogar die Hauptursache. Es geht um Bordsteinkanten, Straßenschienen, Poller, Masten und Schilder.
Die meisten Stürze passieren zwischen Dezember und Februar (obgleich in der Zeit weniger Menschen Rad fahren).
Das wundert uns nicht, denn wir sehen Laub auf den Radwegen, Pfützen sind gefroren, es liegt Schnee auf ihnen. Radwege sind in Deutschland nie die ersten, die von Schnee befreit und gestreut werden, obgleich Radfahrende auf ihren zwei Rädern für Glätte die Empfindlichsten sind. Klar müssen wir langsamer radeln. Nach Ansicht der Polizei war ein Drittel der Gestürzten für die Situation zu schnell unterwegs, haben zu stark abgebremst oder ein Hindernis zu spät gesehen. Aber auch Schrittgeschwindigkeit schützt nicht vor einem Sturz auf Glatteis oder in Schneematsch, wenn man lenken muss. Für Leute, die Autofahren und kaum Fahrrad, ist es immer leicht, mit erhobenem Zeigefinger darauf hinzuweisen, dass auch wir Radfahrenden mit angepasster Geschwindigkeit fahren sollen. Sie verstehen nie, dass unsere Situation komplizierter ist. Während Autofahrende auf ihren vier Reifen auf glatten, geräumten und gestreuten Straßen in der jeweils angeordneten Höchstgeschwindigkeit vor sich hin fahren können, sehen sich Radfahrende alle paar Meter einer veränderten Lage gegenüber: Bordstein hoch auf den Radweg, Bordstein runter auf den Radstreifen, Radstreifen voller Laub, Schutzstreifen in der Dooringzone parkender Fahrzeuge, Übergang über einen Gehweg, Wurzelaufwerfungen auf dem Radweg, eine gefrorene Pfütze in der Kurve, Poller und Schildermasten in der Fahrlinie. Es braucht allerhöchste Aufmerksamkeit in jeder Sekunde, etwas, was Autofahrende nicht leisten müssen. Und die üblichen Empfehlungen, auf glatten Flächen nicht zu bremsen und nicht zu lenken, sind realitätsfern, denn eine kleine vereiste Pfütze in der Kurve reicht, und die hat man nicht gesehen, weil man auf die anderen Radfahrenden und die Autofahrenden achten musste.Nach Ansicht der UDV sind gut befahrbare Radwege entscheidend für weniger Unfälle. Kommunen seien in der Pflicht, die Radinfrastruktur in Schuss zu halten und von Laub und Schnee zu befreien. "Städte müssen Borde an Übergängen beseitigen und zu Straßenbahnschienen ausreichend Abstand schaffen – wenn nötig unter Aufgabe von Parkflächen oder eigenen Fahrradstraßen im Nebennetz", sagt UDV-Leiterin Zeidler in dem Artikel.
Der saisonale Zustand der Radinfra, oder was hier dafür gilt, ist der Hauptgrund warum ich größtenteils auf der Straße fahre.
AntwortenLöschenIm Winter nicht geräumt oder voll Dreck wenn gerückt wird, im Frühjahr Sommer und Herbst jeweils wochenlang voll Schlamm wenn gesät, geerntet, gepflügt... wird. Dann wiederum voll Laub, oder Kastanien, nach Stürmen voller Äste. wassergebundene Decken während und nach Regen voll Pfützen und Schlamm und Rinnen. Etc.
Wenn ich eh einen Gutteil der Zeit diese Wege nicht nutzen kann, warum soll ich nicht gleich ganz auf sie verzichten. Sorgt für Klarheit.
Diese Klarheit ist vielleicht für dich hilfreich. Was machen wir all den Radfahrenden, die Angst haben, auf der Straße zu fahren, was machen wir Kindern, Lastenfahrrädern mit Kindern, Moblitätseingeschränkte Radfahrende. Die Gruppe der Radfahrenden ist bunt. Wollen wir denen den Zugang zur nachhaltigen Mobilität verwehren oder doch besser ermöglichen, indem wir für gute und sichere Radwege sorgen.
AntwortenLöschenIch habe nirgends gesagt, dass alle dies so machen sollen, nur die Konsequenz, die ich für mich aus den Zuständen ziehe (und recht leicht ziehen kann, da ich in einer eher ländlich/kleinstädtischen Gegend lebe).
LöschenMeine Kinder habe ich seinerzeit auf alle Vor- und Nachteile der Radinfra hingewiesen und im Benutzen der Straße trainiert. So können sie bewusst wählen, wo sie fahren.
Dein Wunsch nach guten und sicheren Radwegen, die wie etwa in den Niederlanden mit spezifischem Material und der gleichen bzw. sogar besseren Priorität wie die Straßen geräumt werden, ehrt dich.
"Es braucht allerhöchste Aufmerksamkeit in jeder Sekunde, etwas, was Autofahrende nicht leisten müssen." - Ich hoffe, Sie sitzen nie am Steuer eines Autos.
AntwortenLöschenEs gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Autofahrende meistens im geistigen Autopilotmodus unterwegs sind, vor allem auf bekannten Strecken. Und sie müssen nie auf Schlaglöcher auf Tempo-50-Strecken oder auf komische HIndernisse achten, auch die eine vereiste Pfütze macht ihnen nichts aus, sie müssen sie gar nicht sehen. Und dass Autofahrende oftmals auch Radfahrende rechts von ihnen nicht sehen (was die Presse immer "übersehen") nennt, ist ja auch bekannt. Sonst würden viele Abbiegeunfälle nicht passieren.
LöschenHi MTR, geh mal weg und troll woanders, du nervst.
Löschen-Tim